Deutschland im Bombenkrieg

Die strategische Luftoffensive gegen Deutschland


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung und Quellenlage

2. Kurze Geschichte des Luftkriegs
2.1 Die Ursprünge des strategischen Luft- & Bombenkrieges 2.2 Die Luftschlacht um England

3. Terror gegen den Terror? Der Weg in das „Moral Bombing“
3.1 Der Bombenkrieg gegen Deutschland
3.2 Chronologie der Zerstörungen & Augenzeugenberichte

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturangaben & Bildnachweis

1. Einleitung und Quellenlage

Die hier vorliegende Hausarbeit, geschrieben im Rahmen des Proseminars: Kriegsende 1945: Erinnerungen, Wahrnehmungen und Ereignisse, beschäftigt sich mit dem Themenkomplex des Luftkrieges während der ganzen Phase des zweiten Weltkrieges. Besonderes Augenmerk wird dabei des Bombenkrieges gegen Deutschland beigemessen. Somit bildet das Vorgehen der Alliierten gegen Deutschland und die stattfindende Zerstörung zahlreicher deutscher Städte und die Erlebnisse der Menschen den Schwerpunkt dieser Arbeit.

Die Thematik in den Vordergrund brachte das umstrittene aber auch gelobte Buch: „Der Brand – Deutschland im Bombenkrieg 1940-45“ von Jörg Friedrich. Dieses löste eine erneute Auseinandersetzung mit dem Vergangenen aus und warf die Frage nach einem neuen Umgang mit der Thematik auf. War es legitim, das Hitler-Regime mit dem Terror der Bomben zu bekämpfen? Im Grunde geht es aber um die simple Frage: „Wie böse dürfen die Guten werden, wenn sie gegen das Böse antreten?“[1]

Oft wird die Phrase: „Terror gegen den Terror“ benutzt wenn es um den Bombenkrieg gegen Deutschland geht. Vor allem die Berichte über die zivilen Opfer und deren mutwillige Bombardierungen unterstützen diese These. In dieser Arbeit wird nun versucht zu analysieren und aufzuzeigen wie und in welchem Ausmaß das Bombardement stattfand und ob es gerechtfertigt ist von einem Terrorakt oder gar einem Kriegsverbrechen zu sprechen. Zu dem wird auf die Ursprünge des Luftkrieges eingegangen und dessen Entwicklung am Beispiel der Luftschlacht um England portraitiert.

Die Arbeit schließt ab mit einem Bilanz ziehenden Fazit zu den Folgen des Krieges und des Zerstörungsgrades, als auch mit der schwierigen Auseinandersetzung mit den Themen der Schuld und der Anschuldigung des Bombenkrieges als Kriegsverbrechen.

2. Geschichte des Luftkrieges

2.1 Die Ursprünge des strategischen Luft- & Bombenkrieges

„…Wir haben schwere Tage hinter uns durch die Bombenangriffe. Uns ging es wieder gut, aber es sind wieder 1000 Menschen ums Leben gekommen und ebenso viele Verletzte, ungefähr 120 000 Obdachlose. Sie können sich kein Bild machen von dem Jammer und der Not, wenn die Menschen vor ihren paar Habseligkeiten sitzen, die eben nur das nackte Leben gerettet haben. Selbst, wenn es einem nicht persönlich betrifft, so tut es einem bitter weh in der Seele, wenn man dies alles mit ansieht.“[2]

Das vorliegende Zitat aus einer Wochenendausgabe einer rheinischen Zeitung zeigt das Bild das der Bombenkrieg gezeichnet hat recht deutlich. Doch wie kam es dazu? Wie verlief die Entwicklung von dem furchtbaren und strategisch falschem Stellungs- und Frontenkrieg der Jahre 1914-1918 bis hin zu den durch das Bombardement entfachten „Feuerstürmen“ in Hamburg und anderen deutschen Städten rund 25 Jahre später? Ab wann wurde Luftkrieg strategisch? Ab wann wurde er Terror?

Die allererste Bombe in der Geschichte wurde am 1. November 1911 abgeworfen, ungefähr acht Jahre nachdem zum ersten Mal ein Luftfahrzeug abgehoben war. Ein italienischer Pilot, Leutnant Giulio Cavotti, warf die Bombe, ein Produkt dänischer Entwicklung, nahe der libyschen Tripolis auf aufständische Araber ab. Diese wehrten sich gegen die damaligen italienischen Kolonialtruppen.[3]

Erst langsam drang die Wirksamkeit der Bombe bis nach Europa durch und in den aufkommenden Kolonialstreitigkeiten und den internationalen Spannungen wurde sie als neue wirksame Waffe gefeiert.

Die Engländer waren viel stärker von der Wirkungsweise der Bomben beeindruckt als es die Kriegsgewöhnten Deutschen waren und somit suchten sie ihr Heil im Angriff mit der Bombe, als der besten Verteidigung.[4]

Dies geschah nun auch im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung und den schnellen Fortschritten in der Technik. Dennoch war die Technik, Bomben gezielt abzuwerfen, erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ausreichend und treffsicher.

Doch auch schon damals erkannte man, dass mit dieser Waffe, das Leben der unschuldigen Zivilisten gefährdet sein könnte. Als „Terror“ wurden seit damals Bombardements definiert, die nicht-militärischen Zielen galten oder im Verhältnis zu hohe Opfer unter den Zivilisten in Kauf nahmen oder anstrebten.[5]

Jedoch scheiterten Gespräche um bindende Verträge am Widerstand der neuen Luftmächte. Keiner wollte sich die Blöße geben und die gewaltige Bombenwaffe aus der Hand nehmen lassen. Entgegen dem für die Kriegsführung verbindlichem Regelwerk der Haager Landkriegsordnung, betrachteten die Luftkrieger aller Seiten die Zivilbevölkerung als ein legitimes, legales Objekt der militärischen Maßnahmen.[6] Eine Schonung der Zivilisten war zwar vorgesehen, aber dies war nur eine schwache Hemmung angesichts der folgenden Bombardierungen.

Die Franzosen wie die Deutschen, glaubten an den taktischen Wert von Bombern zur Unterstützung des Heeres. Jedoch hatten die Deutschen aufgrund ihrer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg Enttäuschungen eingefahren und hatten in ihrer Planung die Konzeption strategischer Bombenangriffe praktisch aufgegeben.[7] Während des Ersten Weltkrieges gewann der Luftkrieg erstmals in der Geschichte ein eigenes Gewicht, wobei er in erster Linie an der Westfront konzentriert war. Ein Bombardement britischer Städte begann 1915, zuerst mit Zeppelinen, ab 1917 ging man dann zu Angriffen mit Großbombern über.[8]

Die deutschen Angriffe auf die britischen Städte während des Ersten Weltkrieges forderten rund 1600 Tote Zivilisten, aber sie vermochten die Moral nicht nennenswert zu beeinträchtigen. Auf deutscher Seite fielen ca. 729 Zivilisten den alliierten Bomben zum Opfer, auch hier kam es noch nicht zu einer nennenswerten Beeinträchtigung von Moral und der Industrieproduktion.[9]

Natürlich wurden dabei die Angriffe der gegnerischen Nation jeweils als Rechtfertigung für weitere Angriffe auf militärische und z.T auch zivile Ziele genommen. Obwohl die Zivilbevölkerung nicht zu den Hauptzielen zählte, betrachtete man es doch auf beiden Seiten als willkommenen Nebeneffekt, der den Druck auf das Militär erhöhte und der auch anfing an der Moral der Bevölkerung zu rütteln.

Schon damals begann man den Bombenkrieg als Merkmal moderner Kriegsführung anzusehen. Der Luftkrieg sollte nun den Krieg hinter die Front, ins Land des Feindes bringen und dort wichtige Ziele angreifen. Also wurde auch der Arbeiter im Hinterland zum Feind erklärt, als auch die ganze Bevölkerung. Man ging davon aus, wenn man die Moral durch die Bomben brechen würde, könnte dies dazu führen das die Industrie zusammenbricht und somit auch die Front.

So erahnte bereits 1921 der italienische General und Theoretiker des totalen Krieges, Giulio Douhet:

„Menschheit und Zivilisation mögen sich abwenden, aber jetzt sind alle Bürger Soldaten und dem Grauen des Krieges ausgesetzt!“[10]

Es ging vor allem auch um ein Umdenken über die militärische Zukunft. Nach dem Weltkrieg 1914-18 sollte sich das Gemetzel an der belgisch-französischen Grenze, der Grabenkampf und Stellungskrieg, nicht mehr wiederholen. Die militärische Stärke beruhte nicht mehr länger auf den Fähigkeiten der Soldaten, sondern auf der Kraft der Industrie, ihnen bessere und zahlreichere Waffen zu liefern.[11]

Am bekanntesten galt damals unter anderem die Bombardierung der nordspanischen Kleinstadt Guernica durch die deutsche Legion Condor am 26.April 1937. Bis heute sind sich viele Historiker uneinig, ob der Angriff von vornherein die Vernichtung der Stadt zum Ziel hatte, oder ob die widrigen Wetterverhältnisse und die mangelhafte Navigation zu diesem Desaster führten. Rund 300 Menschen fanden den Tod, etwa 75% der Stadt wurden zerstört.[12]

Der Stabschef der Legion Condor und der spätere Generalfeldmarschall Wolfram von Richthofen, schrieb später in sein Tagebuch:

[...]


[1] Kucklick Christoph, Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S. 7

[2] Frau J.B aus Lichterade am 23.3.1943 in: Tageszeitung: Rundschau am Sonntag, Kölnische & Bonner Rundschau; Ausgabe vom 14.November 1982, Wochenend-Journal, Nr. 46, Titelseite

[3] Kucklick Christoph, Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S. 12

[4] Kucklick Christoph, Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S. 13

[5] Kucklick, Christoph: Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S.16

[6] Krause Michael: Flucht vor dem Bombenkrieg, Droste Verlag, Düsseldorf, 1997, S.22

[7] Hart, Liddell: Geschichte des zweiten Weltkrieges: Kapitel 33: Die strategische Luftoffensive gegen Deutschland; Fourier Verlag GmbH, Wiesbaden 1970, S. 737

[8] Neitzel Sönke: Die deutschen Luftangriffe auf feindliche Städte im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in historicum.net[26.8.2005] URL: http://www.bombenkrieg.historicum.net

[9] ebd.

[10] Kucklick, Christoph: Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S. 15

[11] Friedrich, Jörg: Der Brand – Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945,List Verlag, Berlin 2004, S. 67

[12] Kucklick, Christoph: Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland; GEO Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, S. 16

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Deutschland im Bombenkrieg
Untertitel
Die strategische Luftoffensive gegen Deutschland
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Kriegsende 1945 - Ereignisse, Wahrnehmung, Erinnerung
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V149365
ISBN (eBook)
9783640602889
ISBN (Buch)
9783640602353
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bombenkrieg, Luftkrieg, Moral Bombing, 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Feuersbrunst, Luftschlacht um England, Deutschland, Dresden
Arbeit zitieren
Rafael Malaczynski (Autor:in), 2005, Deutschland im Bombenkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149365

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