Migrationskriminalität


Hausarbeit, 2008

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Zentrale Definitionen
2.1 Der Migrationsbegriff
2.2 Wer ist Ausländer?
2.3 Die Gruppe der Aussiedler

3. Analyse der PKS
3.1 Allgemeine Tendenzen der PKS 2006
3.2 Alters- und Geschlechtsstruktur der deutschen und nichtdeutschen
Tatverdächtigen im Vergleich
3.3 Nichtdeutsche Tatverdächtige bei ausgewählten Delikten
3.4 Staatsangehörigkeiten nichtdeutscher Tatverdächtiger
3.5 Tatortgrößen

4. Erklärungsansätze und Theorien zur Kriminalität von Ausländern
4.1 Kulturkonflikttheorie
4.2 Anomietheorie
4.3 Labeling Aproach
4.4.Arthefaktthese

5. Die Kriminalität von Aussiedlern
5.1 Deliktstruktur von Aussiedlerkriminalität
5.2 Herkunftsländer der tatverdächtigen Aussiedler
5.3 Tatverdächtige Aussiedler nach Geschlecht und Alter

6. Kriminalität junger Ausländer
6.1 Auswertung statistischer Daten
6.2 Analyse des Berichts der KFN und Deutungsansätze

7. Organisierte Kriminalität
7.1 Statistischer Überblick
7.2 Staatsangehörigkeiten der Verdächtigen
7.3 OK Gruppierungen

8. Fazit und Präventionsmaßnahmen

Anhang

Literatur

1. Einleitung

Der Begriff „Migrationskriminalität“ nimmt in der Bundesrepublik Deutschland seit längerer Zeit eine zentrale Stellung ein. In Politik, Wissenschaft und der Öffentlichkeit spielt die Kriminalität von Ausländern in Entscheidungen und Publikationen eine Rolle, die das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern durchaus beeinflusst. Immer wieder werden Straftaten Nichtdeutscher von Politikern und Medien in den Blickpunkt der Allgemeinheit gerückt, um auf Probleme der Integration in der BRD aufmerksam zu machen. Kriminelle Ausländer werden eng mit einer gescheiterten Integrationspolitik assoziiert. Auch in der Wissenschaft wird das Phänomen der Ausländerkriminalität seit geraumer Zeit genau untersucht. So gingen Aufträge der politischen Entscheidungsträger an kriminologische Forschungsgruppen, beispielsweise in Bayern.[1] Spätestens mit Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs in den 50er Jahren kann man Deutschland als Ein- bzw. Zuwanderungsland bezeichnen. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erfassten Deutschland mehrere Ströme von Einwanderungen. Die letzten großen „Schübe“ erreichten die BRD nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und den Folgen des Balkankrieges in den 90er Jahren.[2] Mittlerweile muss sich der gesamte europäische Raum auf Zuwanderungsströme vor allem aus Asien und Afrika einstellen.

Deutschlandweit leben zurzeit 82.437.995 Menschen. Hiervon stellen die ausländischen Einwohner mit 7.289.149 einen Anteil von 8,8% an der Gesamtbevölkerung. Berlin stellt mit 13,7% den größten, und Sachsen – Anhalt mit 1,9%, den geringsten Prozentsatz an ausländischen Einwohnern.[3] An den Zahlen lässt sich schon jetzt sehen, dass auch in der Kriminalitätsbelastung der einzelnen Bundesländer Unterschiede bestehen.

Diese Arbeit soll sich mit dem Problem der Kriminalität von Migranten in Deutschland befassen. Hierfür werden verschiedene Aspekte beleuchtet, die mittels der Auswertung der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und Erklärungsansätzen in der kriminologischen Forschung analysiert werden. Außerdem wird im Laufe der Arbeit auch auf das Problem der Organisierten Kriminalität (OK) eingegangen, welches eng mit nichtdeutschen Straftätern verwoben ist. Zudem wird auch die Gruppe der „Spätaussiedler“ betrachtet, die ebenso unter die Migranten fallen.

2. Zentrale Definitionen

Im folgenden Abschnitt werden Begriffe definiert, die für den Bereich der Migrationskriminalität als wichtig erachtet werden.

2.1 Der Migrationsbegriff

Das Wort „Migration“ entspringt dem lateinischen Wort „migratio“ und kann mit „Wanderung“ oder „Auswanderung“ übersetzt werden. In der Soziologie steht diese Bezeichnung für alle Prozesse räumlicher Bewegungen von Individuen, Gruppen, Völkern, oder Volksteilen. Eingeschlossen sind Binnen-, Ein-, Auswanderung, Umsiedlung, Vertreibung, Flucht, und Verbannung. Die mit Migration einhergehenden demographischen, kulturellen, sozial- und berufsstrukturellen Wandlungen und Merkmale von durch Einwanderer geprägten Gesellschaften, wie z.B. den USA, bewirkten auch Veränderungen von nationalen und internationalen Machtverhältnissen.[4] Motive, die Heimat zu verlassen, können äußerst vielfältig sein. Oft stehen sie in Verbindung mit Entwurzelung im Ausgangsland: mit politischer Verfolgung, Krieg, wirtschaftlichen Problemen, etc. Neben diesen „Push“ - können auch „Pull“ - Faktoren, wie Rechtssicherheit und Perspektiven des Aufnahmelandes als Erklärung von Migration dienen.[5] Politikwissenschaftler sehen in den weltweiten Migrationsbewegungen eine globale Herausforderung bzw. Sicherheitsvoraussetzung.[6] Genau dieses Sicherheitsrisiko kann durch das Problem der illegalen Migration erklärt werden. Eben im Bereich der OK stellt die Schleusung etc. einen großen Bereich der kriminellen Aktivitäten dar.

2.2 Wer ist Ausländer?

Nach § 2. Abs. 1 AufenthG ist Ausländer jeder, der nicht Deutscher nach Artikel 116 Abs. 1 GG ist. Außerdem gibt es Ausländer, die Freizügigkeit genießen (Unionsbürger und ihre freizügigkeitsberechtigten Familienangehörigen), sowie Ausländer, die einen Aufenthaltstitel haben, wie Studenten, Selbstständige und Touristen.[7] Eine weitere Gruppe Nichtdeutscher sind die Asylbewerber. Laut Artikel 16a GG besitzen politisch Verfolgte Asylrecht. Genauere Informationen zum Asylrecht sind dem GG zu entnehmen. Gegen das Ausländer- bzw. Asylverfahrensgesetz verstoßen Deutsche im Regelfall selten. Die Gesetzesverstöße in diesen Fällen sind in § 47 AuslG und dem Asylverfahrensgestz aufgelistet.[8]

2.3 Die Gruppe der Aussiedler

Diese Einwanderer aus den ehemaligen Staaten UdssR, CSFR, Jugoslawien, sowie aus Polen, Rumänien und Ungarn, welche einen Großteil der Spätaussiedler bilden, sind per Status schon kurz nach der Einreise deutsche Staatsangehörige. Aussiedler, die nach dem 31.12.1991 in die BRD eingereist sind, bezeichnet man als „Spätaussiedler“.[9] In Artikel 116 GG ist die Rolle der Spätaussiedler festgelegt. Spätaussiedler sind deutschstämmige Personen, die bereits 40 Jahre oder länger im Ausland gelebt haben oder als Kinder von Aussiedlern in ihrem Herkunftsland aufgewachsen sind. Wie alle Migrantengruppen teilen sie die physischen, psychischen und sozialen Belastungen der Migration.[10] Seit 1990 bis Ende 2005 haben 2,48 Mio. Spätaussiedler einschließlich der Angehörigen die BRD betreten. Wegen der deutschen Staatsangehörigkeit lässt sich in den polizeilichen Kriminalstatistiken wenig zur Kriminalität der Spätaussiedler sagen. Allerdings könnte man den Anstieg der Straftaten Deutscher mit den Spätaussiedlern in Verbindung bringen.

3. Analyse der PKS

Im anschließenden Kapitel soll nun anhand der aktuellen PKS des Jahres 2006 der Anteil der Ausländer an Straftaten in der BRD dargestellt und analysiert werden. Für eine Untersuchung der Deliktsstruktur dient in diesem Fall die PKS Bayerns von 2005.

3.1 Allgemeine Tendenzen der PKS 2006

Auch im Jahre 2006 ist der langfristige Trend des Rückgangs von Straftaten in Deutschland zu erkennen. So wurden 2006 insgesamt 6.304.223 Fälle erfasst, was 1,4% weniger Fälle als im Vorjahr bedeutet. Ebenso sank die Häufigkeitszahl von 8.337 (1993) aktuell auf 7.647.[11] Die Kriminalitätsverteilung in der BRD sieht die größte Zahl in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Des Weiteren ist in Deutschland ein Nord- Süd- und ein Ost- West- Gefälle der registrierten Straftaten festzustellen. Was die Städte betrifft, liegt Berlin mit 469.797 registrierten Straftaten vor Hamburg und Köln. Die PKS merkt allerdings an, dass das Anzeigeverhalten und die Deliktstruktur sich in den Städten unterscheiden können. Die Bevölkerungsstruktur und Tätermobilität sind unterschiedlich. Bei der Berechnung der Häufigkeitszahlen sind nur die amtlich gemeldete Wohnbevölkerung, nicht Pendler, Touristen etc. berücksichtigt, deren Zahl von Stadt zu Stadt erheblich differiert.[12] Auch die Aufklärungsquote ist die höchste in der Geschichte der PKS.

3.2 Alters- und Geschlechtsstruktur der deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen im Vergleich

Eben wie bei vielen Bereichen der PKS 2006 lässt sich ein Rückgang der Tatverdächtigen (TV) erfassen. 2006 wurden 3.492.933 Fälle aufgeklärt und damit 2.283.127 Tatverdächtige registriert, das sind 30.009 weniger als 2005.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Tabelle lässt sich erkennen, dass sowohl bei den Deutschen als auch bei den Nichtdeutschen die Zahl der Tatverdächtigen insgesamt zurückgeht. Bei den Nichtdeutschen sogar um 3,2% im Vergleich zu 2005. Außerdem ist festzustellen, dass die Anteile männlicher Erwachsener bei den nichtdeutschen TV höher sind, als bei deutschen. Hingegen weisen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden die deutschen Männer mehr TV auf. Allerdings muss man beachten, dass die tatsächliche Belastung von hier lebenden Nichtdeutschen im Vergleich zu den Deutschen aus Gründen, des doppelten Dunkelfeldes in Bevölkerungs- und Kriminalstatistik, des hohen Anteils ausländerspezifischer Delikte und der Unterschiede in der Alters-, Geschlechts- und Sozialstruktur nur schwer zu ermitteln ist.[13] Für die Veränderungen bei den jungen Menschen sind auf lange Zeit demographische Einflüsse ein möglicher Erklärungsansatz. Die extra aufgeführte Kategorie der Jungerwachsenen zeigt auch bei den Nichtdeutschen (13,1%) eine höhere Belastung, als die der Deutschen (11,8%).

Analysiert man die Lage in den einzelnen Bundesländern, so gibt es in Nordrhein- Westfalen, Bayern, Baden- Württemberg, Berlin und Niedersachsen die meisten Tatverdächtigen insgesamt. Allerdings fallen von der Altersstruktur vor allem die ostdeutschen Bundesländer ins Auge.[14] Zudem ist bei allen Statistiken auffällig, dass die weiblichen TV eine viel geringere Rolle spielen.

3.3 Nichtdeutsche Tatverdächtige bei ausgewählten Delikten

Für die Untersuchung von Delikten, die von Nichtdeutschen begangen wurden, dient hier die PKS von Bayern 2005. Allerdings können sich auf Bundesebene oder in anderen Ländern die Zahlen von diesen unterscheiden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die hier ausgewählten Delikte zeigen, dass es zwischen 2004 und 2005 doch extreme Verschiebungen gibt. So ist vor allem im Bereich des Verstoßes gegen das AufenthG und das AsylVfG ein massiver Rückgang festzumachen. Ebenso gibt es Rückgänge beim einfachen Diebstahl, der Gewaltdelikte, Urkundenfälschung und Betrug.

[...]


[1] Steffen, W.: Ausländerkriminalität in Bayern, S.8.

[2] Baier/Pfeiffer: Gewalttätigkeit bei deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen, S.3.

[3] Statistisches Bundesamt http://www.statistik-portal.de/Statistik-Portal/de_jb01_jahrtab2.asp.

[4] Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 24, S. 839ff.

[5] Oberloher, F.: Schleusungskriminalität und umfassende Sicherheit, S. 14 f..

[6] Woyke, W.: Handwörterbuch Internationale Politik, S.270 ff..

[7] BKA: Zweiter periodischer Sicherheitsbericht, S. 408.

[8] Steffen, W.: Ausländerkriminalität in Bayern, S. 18 ff.

[9] Luff, J.: Kriminalität von Aussiedlern, S.12.

[10] Baier/Pfeiffer: Gewalttätigkeit bei deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen, S. 3.

[11] PKS, S. 14

[12] PKS 2006, S. 17 ff.

[13] PKS 2006, S.28 f.

[14] PKS 2006, S.31.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Migrationskriminalität
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Juristische Fakultät)
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
23
Katalognummer
V149199
ISBN (eBook)
9783640602704
ISBN (Buch)
9783640601943
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migrationskriminalität
Arbeit zitieren
Florian Endres (Autor:in), 2008, Migrationskriminalität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149199

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