Die Erziehung Ottos III. in Hinblick auf seinen Lehrer Bernward von Hildesheim


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Herkunft Ottos III. und Bildung seiner Vorfahren

3. AuBere Umstande in der Kindheit und fruhen Jugend Ottos III.

4. Allgemeine Aussagen zu Ottos III. Erziehung bei seinen ersten 6 Lehrern Hoico und Bernward

5. Ottos Lehrer Bernward von Hildesheim als Personlichkeit
5.1 Am Hof des Konigs
5.2 Das Verhaltnis zwischen Otto III. und seinem Lehrer Bernward

6. Ottos schulische Erziehung am Hof und seine Erziehung zum Konig
6.1. Lernumgebung
6.2 Hofische Etikette und Inhalte der Schulbildung
6.3 Erziehung zum Konig

7. Fazit

8. Bibliographie

1. Einleitung

Otto III. wird von vielen Seiten als „einer der erstaunlichsten und ungewohnlichsten Herrscher des Mittelalters‘1 gesehen. Schon kurz nach seinem Tode wurde er als „Die Wunder der Welt“ (Mirabilia mundi) bezeichnet. Denn „Otto III. war der erste hochgebildete Kaiser des Mittelalters.2 Erst mit Friedrich II. von Hohenstaufen sollte ihm im Hochmittelalter ein Nachfolger erwachsen.“3 Wird diese besondere Eigenschaft Ottos III. erfasst, stellen sich folgende Fragen: Was beinhaltete Ottos herausragende Bildung? Wer waren die Lehrer und Erzieher, die Otto III. zu dieser hohen Bildung verhalfen? Was machte seine Bildung so herausragend gegenuber anderen Herrschern oder gebildeten adeligen Zeitgenossen? Und auch: Wie wirkte sich diese Bildung auf seine Herrschaft aus?

Zu den Erziehern Ottos „gehorte der sachsische Graf Hoico; der sachsische Grafensohn und spatere Bischof von Hildesheim, Bernward; der spatere Kanzler O[tto]s III. und Erzbischof von Koln, Heribert; wahrscheinlich auch der Grieche Johannes Philagathos“.4 Laut Althoff sind auch Adalbert von Prag und Nilus zu seinen Lehrern zu zahlen.5 So ist Otto III. von sehr vielen gebildeten und seinerzeit bedeutenden Menschen umgeben gewesen, die ihn sicherlich in seiner Denk- und Lebensweise gepragt haben.

Als wichtigster Lehrer und Erzieher in seiner Kindheit und fruhen Jugend gilt Bernward von Hildesheim,6 der 987 als „umfassend gebildeter Zogling der Hildesheimer Domschule“ 7, an den Hof des siebenjahrigen Konigs geholt worden ist8.

Ziel dieser Arbeit ist es, Ottos Erziehung vor allem mit Bezug auf seinen Lehrer Bernward von Hildesheim naher zu beleuchten. Dabei wird der Versuch unternommen, die oben gestellten Fragen innerhalb dieses gesteckten Rahmens zu beantworten. Dazu werden zunachst Bereiche wie Ottos Herkunft und Kindheit thematisiert; zudem werden die Inhalte seiner ersten Erziehung bei Graf Hoico und schlieBlich die Lehrinhalte und -umstande seiner geistigen Ausbildung bei Bernward erortert. AuBerdem wird auf die Person Bernwards von Hildesheim und dessen Beziehung zum Konigskind eingegangen.

2. Herkunft Ottos III. und Bildung seiner Vorfahren

Otto stammt von dem aus Thuringen stammenden Adelsgeschlecht der Liudolfinger ab und ist der Sohn Ottos II. und Theophanus.9 Otto II. hatte 973 nach dem Tode Ottos des GroBen die Herrschaft im Reich10 ubernommen11 und heiratete 972 Theophanu, die Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimikes.12 Neben Otto bekam das Paar weitere drei Kinder - allesamt Madchen.13 Otto II. starb 983 in Rom als sein Sohn drei Jahre alt war.14 Was die Bildung der Ottonen anbelangt, auBert Eickhoff uber Otto den GroBen, dass dieser „wie im Hochadel ublich, keine literarische Bildung genossen“ hatte, aber als Erwachsener verschiedene Sprachen gelernt hatte, namlich die Lateinische, Slavische und Romanische.15 Fur seinen Sohn Otto II. habe er jedoch mehr Bildung verlangt, sodass dieser spater uber groBe „Sachkunde und lateinische Eloquenz“ verfugte und an Literatur sehr interessiert war.16 Laut Eickhoff war auch in Theophanus „heimische[r] Hofkultur [...] literarische Bildung kein Vorrecht der Geistlichkeit“ und sie lieB ihrem Sohn Otto III. eine umfassende Bildung zukommen.17

3. AuBere Umstande in der Kindheit und fruhen Jugend Ottos III.

Otto III wurde „jenseits der Maas im Kohlenwald“18 bei Kleve im Jahre 980 geboren.19 Im Mai des Jahres 983 wurde Otto auf einer Reichsversammlung in Verona im Alter von drei Jahren von den Fursten des deutschen und italienischen Reichsteils zum Konig gewahlt.20 Die Kronung erfolgte rasch nach der Wahl zum Konig und bedingt durch den Tod Ottos II.21 Die Tatsache eines so jungen offiziellen Konigs brachte viele Umstande und Probleme mit sich, so „war der neue Konig zwar da, aber seine Unmundigkeit offnete inneren und auBeren Gefahren Tur und Tor, als sich die Kunde vom Tod des Kaisers verbreitete.“22 Nachdem der Erzbischof Warin von Koln - in dessen Obhut sich Otto befand - davon erfahren hatte, ubergab er „das Kind samt der Kronungsinsignien dem abgesetzten Bayernherzog Heinrich II. (dem »Zanker«); dieser war durch seinen Vater Heinrich, einen Bruder Ottos I., ein Vetter des verstorbenen Ottos II. und beanspruchte als dessen nachster mannlicher Verwandter die Regentschaft fur den minderjahrigen O. III.“23 Jedoch habe ihm ein Teil seiner Anhanger bei seiner beabsichtigen Konigswahl die Gefolgschaft verweigert, und letzten Endes musste sich Heinrich „auch militarisch unter Druck geraten“ - unterwerfen „und ubergab den Konigsknaben Theophanu“, welche dann die Regentschaft fur ihren Sohn ubernahm.24 In dieser brenzligen Lage bewahrte sich vor allem das Bundnis Ottos mit der Reichskirche, indem dessen

„vornehmster Vertreter, der Erzbischof und Erzkapellan Willigis von Mainz, die konigstreuen Anhanger von Adel und Klerus um sich versammelte, um das Recht des gekronten und also rechtmaBigen Konigs zu verteidigen.“25

So wurde Otto als Konig anerkannt und „da der Konig auch als Kind nicht ersetzbar war, sprach man fur ihn, urteilte fur ihn und fuhrte ihn das Schwert. Das kam in den Konigsurkunden deutlich zum Ausdruck.“26 In seiner Kindheit ubernahmen Ottos Mutter Theophanu, und nach deren Tod am 15. Juni 991, seine GroBmutter „die damals schon uber sechzigjahrige Kaiserin Adelheid die Regierungsgeschafte fur ihren Enkel“27.

Laut Eickhoff war bereits Ottos gesamte Kindheit durch seinen gesellschaftlichen Status bestimmt: „Selbst in der rauen Jahreszeit konnte er nicht, wie seine Schwestern, in die schutzende Obhut eines der liudolfingischen Klosterstifte gegeben werden“.28 Otto wurde einer intensiven Schulbildung und Vorbereitung fur seine spatere Regierungszeit unterzogen, und reiste daher bestandig mit dem Hof und seinen Lehrern durch das Reich:29

„In den ersten Jahren reiste er in der Kindersanfte oder im Wagen, im Arm der Amme oder auch seiner Mutter, unter den Fittichen eines Beschutzers und Warters wie des Getreuen Nacilinus.“30

Nach Vollendung seines 14. Lebensjahres war Otto II. bereits Ende September 994 bei einem Hoftag zu Solingen wehrhaft und damit regierungsfahig gemacht worden.31

4. Allgemeine Aussagen zu Ottos III. Erziehung bei seinen ersten Lehrern Hoico und Bernward

Generell konnen uber die Erziehung Ottos III. nur Vermutungen aufgestellt werden, wie Eickhoff betont, da nur wenig uberliefert worden ist.32 Allerdings konne durch das Wissen uber die Lehrer Ottos III. und uber Methoden und Programme von Domschulen auf dessen Bildung geschlossen werden.33 Bekannt ist vor allem die Reichweite von seiner Bildung:

„Die Bildung, die Otto durch Verfugungen seiner Mutter und des Erzkapellans erhielt, war nicht nur von ungewohnlicher, sondern einmaliger Weite und Tiefe unter den weltlichen Standesgenossen“34.

Ottos Ausbildung umfasste im Grunde zwei Erziehungen: „Die erste Erziehung des Furstenkindes sollte in die Lebensweise des Adels [...] einfuhren“35, wahrend die zweite Erziehung als grundliche Schulausbildung und Vorbereitung auf die hofischen und zeremoniellen Aufgaben des Konigs anzusehen ist36.

„Als erster Erzieher Ottos III. wird ein sachsischer Graf Hoico erwahnt.“37 Dieser sollte Otto - laut Eickhoff - mit den Lebensweise des Adels und den Regionen des Reiches vertraut machen. Otto sollte vorort, „an der slavischen Grenzfront und in der Heimat seines Geschlechts, im ostlichen Niedersachsen 38, die Haupter und Lebensweise des Adels“ kennenlernen und ihnen deren „Zugehorigkeit zu diesem Kernland der Konigsmacht“ vorleben.39 Auf diese Weise sollte der junge Konig mit den „kraftigsten Quellen der Konigsmacht“ vertraut gemacht, und „unter dem Hochadel Sachsens, Thuringens und Rheinfrankens40 heimisch“ werden, um spater letztendlich das Reich wirkungsvoll regieren zu konnen.41 Auch fur das Erlernen der Jagd und des Kampfes soll Hoico Ottos Lehrer gewesen sein.42

Ottos geistige und hofische Erziehung war vor allem Aufgabe Bernwards von Hildesheim. Im Jahr 987 oder 988 wurde Bernward von Hildesheim von Theophanu zum Erzieher ihres Sohnes berufen;43 er wird als der Mensch angesehen, der zur Erziehung Ottos III. in hohem MaBe beitrug. Von Althoff wird Bernward als der „eigentliche“ Lehrer Ottos eingeschatzt.44

5. Ottos Lehrer Bernward von Hildesheim als Personlichkeit

Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022)45, einer der „bedeutendsten Bischofe der Ottonenzeit“46, entstammte einem sachsischen Adelsgeschlecht und besaB eine vielseitige theoretische und praktische Begabung47, die sich auch während seines Unterrichts in der Hildesheimer Domschule, die er etwa um 970-975 besuchte48, zeigte:

[...]


1 ALTHOFF Gerd, Vormundschaft, Erzieher, Lehrer - Einflusse auf Otto III. in: Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kolner Schnutgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin, Band II, hg. von Anton VON EUW und Peter SCHREINER, Koln 1991. S. 277.

2 Vgl. URL: http://www.rheindrache.de/ottonen.htm, 07.08.2007.

3 Historische Commission bei der konigl. Akademie der Wissenschaften, Artikel „Otto III. (HRR)“, Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887) S. 611, einsehbar unter URL: http://mdz.bibbvb.de/digbib/lexika/adb/images/adb024/@ebtlink?target=idmatch (entityref,adb0240613), 09.08.07.

4 GORICH, Knut, Artikel „Kaiser Otto III.“, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 6 (1993) S. 1352-1353, ohne Seiten-/Spaltenzahlen einsehbar unter URL: http://www.mgh- bibliothek.de/bibliothek/, 11.08.07.

5 Vgl. ALTHOFF, S. 288.

6 Vgl. ebd. 281.

7 BEUMANN, Helmut, Die Ottonen, Stuttgart 1987, S. 137.

8 Die Lebensbeschreibung der Bischofe Bernward und Godehard von Hildesheim, nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae, ubersetzt von Hermann HUFFER, Berlin 1858, S. 7.

9 SCHREIBER, Karl-Heinz, Genealogie Mittelalter. Mittelalterliche Genealogie im Deutschen Reich bis zum Ende der Staufer. Materialsammlung. Stichwort „Liudolfinger“ unter dem Artikel „Ottonen“, (entnommen aus dem Lexikon des Mittelalters 6 (1993) Sp.

1588), einsehbar unter URL: http://www.genealogiemittelalter.de/liudolfinger_ottonen/ liudolfinger_dynastie/liudolfinger.html, 12.08.07.

10 Vgl. BRUCKMULLER, Ernst und Peter HARTMANN (Hg.), Putzger. Historischer Weltatlas, Berlin 2001, S. 58/59.

11 Vgl. SCHUFFELS, Hans Jakob, Bernward von Hildesheim. Eine biographische Skizze, in: Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen, hg. von Michael BRANDT und Arne EGGEBRECHT, Hildesheim 1993, S. 30.

12 Vgl. STRUVE, Tilman, Artikel „O. II.“, Lexikon des Mittelalters 6 (1993) Sp. 1567.

13 Vgl. STRUVE, Tilman, Artikel „O. III.“, Lexikon des Mittelalters 6 (1993) Sp. 1568.

14 Vgl. GORICH, unter URL: http://www.mgh-bibliothek.de/bibliothek/, 11.08.07.

15 EICKHOFF, Ekkehard, Theophanu und der Konig. Otto III. und seine Welt, Stuttgart 1996, S. 249.

16 Vgl. ebd, S. 249/250.

17 EICKHOFF, S. 250.

18 Ebd., S. 272.

19 Vgl. STRUVE, Artikel „O. II.“, Sp. 1567.

20 GORICH, Artikel „Kaiser Otto III.“, unter URL: http://www.mgh-bibliothek.de/bibliothek/, 11.08.07.

21 Vgl. ebd.

22 FLECKENSTEIN, Josef, Das Kaiserhaus der Ottonen, in: Bernward von Hildesheim und das

23 Zeitalter der Ottonen, hg. von Michael BRANDT und Arne EGGEBRECHT, Hildesheim 1993,

24 Vgl. GORICH, unter URL: http://www.mgh-bibliothek.de/bibliothek/, 11.08.07. Ebd.

25 Ebd.

26 EICKHOFF, S. 154/155.

27 GORICH, unter URL: http://www.mgh-bibliothek.de/bibliothek/, 11.08.07.

28 EICKHOFF, S. 155.

29 Vgl. ebd. S. 149 ff. und 249-258.

30 Ebd.

31 BEUMANN, S. 137.

32 Vgl. EICKHOFF, S. 249.

33 Vgl. ebd.

34 Ebd.

35 EICKHOFF, S. 250.

36 Vgl. ebd. S. 250 f.

37 ALTHOFF, S. 281.

38 Vgl. BRUCKMULLER/ HARTMANN, Weltatlas, S. 58/59.

39 EICKHOFF S. 250.

40 Vgl. BRUCKMULLER/ HARTMANN, Weltatlas, S. 58/59.

41 EICKHOFF S. 250.

42 Vgl. ebd. S. 268 f.

43 Vgl. SCHUFFELS, S. 30.

44 Vgl. ALTHOFF, S. 281.

45 Vgl. GOETTING, Hans, Das Bistum Hildesheim. Die Hildesheimer Bischofe von 815 bis 1221 (1227), Berlin 1984, S. 171.

46 Vgl. SCHUFFELS, S. 29.

47 Vgl. ebd., S. 29/30.

48 GOETTING, S. 171

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Erziehung Ottos III. in Hinblick auf seinen Lehrer Bernward von Hildesheim
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Kaiserin Theophanu
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V148688
ISBN (eBook)
9783640592722
ISBN (Buch)
9783640592937
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
18-seitige Seminararbeit
Schlagworte
Erziehung, Ottos, Hinblick, Lehrer, Bernward, Hildesheim
Arbeit zitieren
Christina Gieseler (Autor:in), 2007, Die Erziehung Ottos III. in Hinblick auf seinen Lehrer Bernward von Hildesheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148688

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