Gesunde Einsatzkräfte im Rettungsdienst - GERD© - Projekt mit Zukunft

Entwicklung einer Unterrichtskonzeption zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Rettungsassistentenausbildung


Projektarbeit, 2010

55 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbetrachtung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Problembetrachtung
1.1 Handlungsbedarf im Rettungsdienst
1.2 Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben im Rettungsdienst
1.3 Rettungsassistentengesetz
1.4 Rettungsassistent als Beruf
1.5 Rettungsassistent in der Ausbildung

2. Handlungsbedarf für Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Ausbildung der Rettungsassistenten - Fragestellung zum Projekt

3. Thema und Zielsetzung des Projektes

4. Gesundheitspolitische Relevanz des Projektes
4.1 Demographischer Wandel und Gesundheitspolitik in Deutschland
4.2 Gesundheitsziele: eine Relevanzprüfung für das Projekt „GERD“
4.3 Rettungsassistenz im 21. Jahrhundert

5. Stand der Forschung und Entwicklung in der Praxis
5.1 Stand der Forschung in der theoretischen Ausbildung der Rettungsassistenten
5.2 Stand der Forschung und Entwicklung im Rettungswesen

6. Einschätzung der Realisierbarkeit und Strategien zur Akzeptanzsicherung

7. Durchführung
7.1 Phase 1: Vorbereitung
7.2 Phase 2: Erstellung des Unterrichtskonzeptes
7.3 Phase 3: Vorstellung des Unterrichtskonzeptes
7.4 Phase 4: Evaluation

8. Zeitplanung

9. Finanzplanung

10. Erwartbare Ergebnisse

11. Übertragbarkeit

12. Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Vorbetrachtung

„Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Zahl älterer Mitarbeiter – auch im Rettungsdienst – sind die Arbeitgeber, aber auch die Mitarbeiter selbst gefordert, die psychische und physische Gesundheit der Rettungsdienstmitarbeiter zu erhalten“ (Gebhardt, Klußmann, Maßbeck, Topp & Steinberg 2006, S. 126). Die Themen der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention sind keine Bestandteile in der Ausbildung zum Rettungsassistenten nach § 3 des Rettungsassistentengesetzes (RettAssG). Im vorliegenden Projektentwurf „Entwicklung einer Unterrichtskonzeption zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Rettungsassistentenausbildung“ wird die Notwendigkeit, die Bedeutung und die Umsetzbarkeit des Themas „ G esunde E insatzkräfte im R ettungs D ienst - GERD - Projekt mit Zukunft“ aufgezeigt.

Über die Arbeitsgemeinschaft Rettungsassistentenschulen Deutschland (AGRD), den Berufsverband für den Rettungsdienst e.V. (BVRD) und dem Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) kann zukünftig eine Verbreitung auf Bundesebene erfolgen.

Als Schulleiter einer Rettungsdienstschule, Lehrrettungsassistent und Hauptbrandmeister einer Berufsfeuerwehr bin ich in der Ausbildung von Rettungsassistenten sowie in der Ausbildung von Feuerwehrleuten tätig. In beiden Bereichen sieht der Lehrplan keine Ausbildungsinhalte für Gesundheitsprävention und Gesundheitsförderung vor.

Magdeburg, im Juni 2009 Heiko Schumann

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Unterrichts- und Anleitungsplanung

Abb. 2 Bundesweite Personalstruktur im Rettungsdienst

Abb. 3 Finanzplanung

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Übergewicht nach BMI – Arbeitszeitmodelle

Tab. 2 Vergleich der Arbeitszeitmodelle

Tab. 3 Zeitplanung – Konzeption: Gesunde Einsatzkräfte im Rettungsdienst – GERD – Projekt mit Zukunft

Tab. 4 Phasenmodell Projektkonzeption

Tab. 5 Unterrichtskonzeption Grobplanung 40 UE

Tab. 6 Unterrichtskonzeption: Lernziele / Gesundheits- förderung und Gesundheitsprävention

Tab. 7 Theoretische / Praktische Unterrichtsplanung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problembetrachtung

1.1 Handlungsbedarf im Rettungsdienst

Der Rettungsdienst in der Bundesrepublik Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung und gehört damit zu den öffentlichen Gütern. „Der Arbeitsalltag in der Notfallrettung ist geprägt durch die Einwirkung physischer Belastungen, wie sie in dieser Intensität in anderen Berufen kaum vorkommt“ (Mühlen, Hesse & Haupt 2005, S.176).

Stadler (2000) berichtet über die Folgen von Belastungen, die sowohl eine geringere Qualität der Arbeit, der Leistungsfähigkeit, des Wohlbefinden, gesundheitlichen Beeinträchtigung und auch des Burnout aufzeigen. Erste Ansätze der Veränderung in der Betrachtung rettungsdienstlicher Arbeit traten mit dem Zugunglück von Eschede 1999 ein. Die Forschungsgebiete von Organisationsentwicklung und Organisationsklimaforschung rückten in den Focus der Fachöffentlichkeit. „In Gruppen mit einer günstigeren Ressourcenausstattung sind gesündere Einsatzkräfte mit höheren Verbundenheiten anzutreffen“ (Hering 2009, S. XIII). Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesministerium des Inneren (BMI) beauftragten die Magdeburger Forschungsgruppe um Frau Professor Beerlage und Herrn T. Hering im Zeitraum 2006 bis 2009 mit dem Projekt zu „Organisationsprofile, Gesundheit und Engagement im Einsatzwesen“. Die Arbeit des Rettungsfachpersonals ist gekennzeichnet durch Zeit- bzw. Leistungsdruck, Erleben von schwerwiegenden oder tödlichen Verletzungen und Erkrankungen, Nachtschichten, Misserfolg und fehlendes Feedback (Bengel 2004). Tägliche hohe Anforderungen und belastende Arbeitsbedingungen nehmen Einfluss auf die Gesundheit, die psychische Stabilität und die Arbeitszufriedenheit. Die Belastungen werden von den Einzelnen unterschiedlich gut verarbeitet. Längerfristige hohe Belastungen können zu körperlichen und psychischen Symptomen bis zur Berufsaufgabe führen. Belastungsfaktoren im Rettungsdienst werden in der Aufgabenstruktur, der Arbeitsumgebung, den technischen und psychologischen Anforderungen, dem Arbeitsaufkommen, dem Zeitmanagement, den Mehrfachbelastungen sowie in den Rollen- und Interaktionsstrukturen der Organisationsstruktur gesehen (Bengel 2004). Einsatzkräfte im Rettungsdienst sind häufig Extremsituationen schweren Erkrankungen oder Verletzungen ausgesetzt von denen ein Einfluss auf Gesundheitsvariablen wie Burnout und psychisches Wohlbefinden angenommen werden kann (Hering & Beerlage 2004). In den Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit wird die Bedeutung der Arbeitszufriedenheit als hoch eingeschätzt (Lasogga & Gasch 2007). Bei einer Befragung unter Rettungsdienstmitarbeiten äußerten sich 79 Prozent kritisch zu ihrer Arbeitssituation und forderten eine bessere Aufklärung ihres Berufsbildes in der Öffentlichkeit und gegenüber der Ärzteschaft (Teegen & Yasui 2000). Ein weiteres Kriterium für die Arbeitszufriedenheit stellt die Beteiligung an Entscheidungen dar. Eine fehlende Partizipation führt zu Unzufriedenheit, Fehlbeanspruchungen am Arbeitsplatz mit Folgeerscheinungen (Badelt 2002). In der Arbeits- und Organisationspsychologie diskutiert man eine Vielzahl von Einzelindikatoren als Ressourcen für die organisationale Gesundheit. Als Ressourcen werden der Handlungs- und Tätigkeitsspielraum, die Entwicklung einer Aufgabenorientierung (Ulich 2001), die Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit (Schüpach & Zölch 2003) die soziale Beziehung und die soziale Unterstützung gesehen (Bamberg, Ducki, & Metz 1998). In einer Untersuchung von Runggaldier wird die durchschnittliche Verweildauer der Berufsausübung mit 10,5 Jahre angeben. Berufserwartungen korrelieren oft nicht mit der Berufswirklichkeit (Runggaldier 1997). Unterschiedliche Faktoren können die Erholung (z.B. Freizeit) und die Belastung (z.B. schweres Heben) beeinflussen. Bei übermäßiger Belastung und kurzer Regeneration reicht die Zeit nicht aus, um Beanspruchungen zu kompensieren. Nach Oppolzer führt dies zu einer Beeinträchtigung und Störung der Gesundheit (Oppolzer 1993). In Deutschland arbeiten 9,2 Prozent aller Arbeitnehmer regelmäßig oder ständig in der Nacht (Seifert 2005). Körperfunktionen unterliegen so, entgegen dem Biorhythmus, einem tagesperiodischen Wechsel. Diese werden so gesteuert, dass zwischen der Leistungsbereitschaft am Tage (ergotrope Phase) und der Erholungsbereitschaft in der Nacht (trophotrope Phase) ein ständiger Wechsel stattfindet. Ein Arbeiten gegen den Biorhythmus gegen die ,,Innere Uhr" (Body Clock) stellt eine zusätzliche Belastung dar, die mit zusätzlicher Anstrengung kompensiert werden muss. Eine Desynchronisation der Zeitstruktur führt nach arbeitsmedizinischen und arbeitswissenschaftlichen Forschung zu erheblichen gesundheitliche Risiken (Priester 1994). Folgen der ungünstigen Arbeitszeitbedingungen sind unter anderem Kreislaufstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen, Fehlernährung und Übergewicht (Beermann 2008). Gebardt et al. (2006) befragten 2004 382 Rettungsdienstmitarbeiter mittels eines standardisierten Fragebogens zu Arbeitsbelastungen. Bei einer Rücklaufquote von 53 % gaben 39,1 % Nackenschmerzen, 32,7 % Schulterschmerzen, 48 % Rückenschmerzen und 24,8 % Knieschmerzen an.

In der vorliegenden Arbeit wird anhand von Forschungsergebnissen herausgestellt, wie frühzeitige Interventionen zur Gesundheitsrisikominderung im Einsatzwesen des Rettungsdienstes beitragen. Die Altenpflege (AltPflG) 2003, die Krankenpflege (KrPflG) 2004, die Physiotherapeuten 2003 und die Ergotherapeuten (Rahmenrichtlinie des Landes Sachsen Anhalt) 2009 implementieren die Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in ihrer Ausbildung. Der konzeptionelle Focus wird dabei auf eine Kompetenzerweiterung für die Gruppe der Patienten gelegt (Storsberg, Neumann & Neiheiser 2006).

1.2 Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) im Rettungsdienst

Der Rettungsdienst ist eine kommunale Aufgabe, er wird durch 16 Rettungsdienstgesetze der Länder an die Landkreise oder kreisfreien Städte übertragen. Diese nehmen in den seltensten Fällen diese Aufgabe allein wahr, sondern übertragen diese Aufgabe an Dritte (Gebhardt et al. 2006). Zu den beteiligten Organisationen im Rettungsdienst gehören das Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter Samariter Bund (ASB), Johanniter Unfall Hilfe (JUH), Malteser Hilfsdienst (MHD), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Feuerwehren, Polizei, Bundeswehr und private gewerbliche Anbieter (Kurtenbach, Gorgass & Raps 1997).

1.3 Rettungsassistentengesetz

Das Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten, vom 10. Juli 1989, ist als Rettungsassistentengesetz (RettAssG) veröffentlicht. Es wurde zuletzt durch Artikel 8 der Sechsten Zuständigkeitsanpassungs-Verordnung vom 21. September 1997 geändert (Kurtenbach 2005) und blickt auf eine lange geschichtliche Entwicklung zurück. Der Reformprozess der präklinischen Versorgung im deutschen Gesundheitswesen erfolgte auf Druck von Ärzten, Medien, Organisationen, Interessengruppen. Am Ende stand ein grundlegender Umbau von Unfallrettung und Krankentransport (Kessler 2008). Der 1973 eingebrachte Entwurf eines Gesetzes der Bundesregierung über den Beruf des Rettungssanitäters und Rettungssanitäterin scheiterte aus Gründen der Finanzierung an der parlamentarischen Zustimmung (Kurtenbach et al. 1997). Demgegenüber traten das Rettungsassistentengesetz und die Ausbildung- und Prüfungsverordnung für Rettungsassistenten 1989 in Kraft. Das Ausbildungsziel wird in § 3RettAssG definiert. In Hinblick auf die zu vermittelnden Lernfelder besteht zwar eine bundeseinheitliche Regelung, eine weitere Definition der Lerninhalte erfolgt nicht.

Die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND) setzt sich für den Wandel vom ehrenamtlichen Verletztentransport zur professionellen Vor-Ort-Versorgung mit Arztbeteiligung ein (Kessler 2008). Im Rettungsassistentengesetz heißt es hierzu: „Von einer zeitlichen und sachlichen Zuordnung der Ausbildungsinhalte auf bestimmte Abschnitte der Ausbildung bzw. einer Festlegung der Reihenfolge für die Vermittlung der einzelnen Fächer wurde im Interesse einer größeren Organisations- und Dispositionsfreiheit der Schulen abgesehen. Es ist Aufgabe der Schulleitung ein Curriculum zu erstellen“ (Kurtenbach et al. 1997, S.123).

1.4 Rettungsassistent als Beruf

„Das Berufsbild des Rettungsassistenten (RA) ist noch sehr jung und ringt daher noch um den gebührenden Stellenwert“ (Kühn, Luxem & Runggaldier 2007, S. 663). Rettungsassistenten kommen in der Notfallrettung und dem Krankentransport zum Einsatz. Der Rettungsassistent ist innerhalb seiner Rolle verschiedenen Anforderungen ausgesetzt. Die Erwartungen verschiedener Bezugspersonen oder Personen miteinander sind oftmals unvereinbar z.B. Rettungsassistent und Notarzt oder Rettungsassistent und Geschäftsführer (Kühn et al. 2007). Die Arbeit des RA erfordert psychische und physische Höchstleistungen zu Zeiten, in denen der Körper sich üblicherweise erholt. Der Schichtdienst stellt nicht nur für den menschlichen Körper, sondern auch für die Familie und Partnerschaft eine erhebliche Belastung dar (Kühn et al. 2007).

1.5 Rettungsassistent in der Ausbildung

Die Berufsausbildung für Rettungsassistenten erfolgt nach dem Rettungsassistentengesetz von 1989 an staatlich anerkannten Schulen für Rettungsassistenten (Lutomsky & Flake 2006). Eine Ausbildung zum Rettungsassistenten ist laut RettAssG nach § 4 und § 8 Absatz 2 und 3 möglich in Verbindung mit § 7 RettAssG (Kurtenbach et al. 1997). Der Lehrgang nach § 4 umfasst die schulische theoretische und praktische Regelausbildung § 8 Absatz 2 und 3 definiert Ergänzungslehrgänge mit der Möglichkeit auf Verkürzung des Lehrganges. Der § 7 beschreibt die praktische Ausbildungszeit an staatlich anerkannten Lehrrettungswachen nach bestandener staatlicher Prüfung (Kurtenbach et al. 1997). Das Ausbildungssystem ist bis heute uneinheitlich und die Vergleichbarkeit einzelner Ausbildungsgänge nicht immer gewährleistet. Um eine größere Organisations- und Dispositionsfreiheit der Rettungsdienstschulen zu erreichen, wurde darauf verzichtet die Ausbildungsinhalte zur RettAssAPrV zeitlich und sachlich einzelnen Ausbildungsabschnitten zu zuordnen (Kühn et al. 2007). „Diese vom Gesetzgeber bewusst vage gehaltene Ordnung führt zu einem bundesweit uneinheitlichen Ausbildungsniveau, für die Ausbildung zum Rettungsassistenten gibt es verschiedene Möglichkeiten“ (Kühn et al. 2007, S. 674). Die nachfolgende Übersicht (A – D) gibt Auskunft zu unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten in Abhängigkeit der Vorerfahrungen.

A. Rettungsassistent „Vollzeitform“ Ausbildung nach § 4 und § 7 Ret tAssG

- Regelausbildung 2 Jahre

1. Ausbildungsjahr nach § 4 RettAssG mindestens 1200 Stunden, 780 theoretische und 420 praktische Ausbildung in Vollzeit über 12 Monate und staatlicher Abschlussprüfung am Ende des 1. Ausbildungsjahres.
2. Ausbildungsjahr nach § 7 umfasst mindestens 1600 Stunden praktische Tätigkeit im Rettungsdienst auf einer Lehrrettungswache und dauert in Vollzeitform zwölf Monate (Kurtenbach et al. 1997, Lutomsky et al. 2006).

B. Rettungsassistent verkürzter Ausbildungsgang nach § 8 Abs. 2 Ret tAssG

„Die zuständige Behörde hat auf Antrag eine nach den von Bund / Länderaus-schuss „Rettungswesen“ am 20. September 1977 beschlossen „Grundsätzen des Personals im Rettungsdienst“ (520 Stunden Programm) erfolgreich abgeschlossene Ausbildung als Rettungssanitäter in vollem Umfang auf den Lehrgang nach § 4 anzurechnen. Eine nach Abschluss der in Satz 1 genannten Ausbildung abgeleisteten Tätigkeit im Rettungsdienst ist im Umfang ihrer Gleichwertigkeit auf die praktische Tätigkeit nach § 7 anzurechnen“ (Kurtenbach et al. 1997, S. 109).

- Ergänzungslehrgang für Rettungssanitäter

1. Theoretisch praktische Ausbildung von 680 Stunden.
2. Ausbildungsjahr nach § 7 umfasst mindestens 1600 Stunden praktische Tätigkeit im Rettungsdienst auf einer Lehrrettungswache und dauert in Vollzeitform zwölf Monate (Kurtenbach et al. 1997, Lutomsky et al. 2006, Kühn et al. 2007). Hierbei besteht die Möglichkeit der Anrechenbarkeit von Rettungsdienststunden. Bei der Berechnung der Stunden für die Tätigkeit im Rettungsdienst kommt es auf die Zeit der Antragstellung nach Beendigung der Ausbildung zum Rettungssanitäter an (Kurtenbach et al. 1997).

C. Rettungsassistent verkürzter Ausbildungsgang nach § 8 Abs. 3 Ret tAssG

Krankenschwestern, Krankenpfleger, Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger sind auch ohne Teilnahme an einen Lehrgang nach § 4 zur staatlichen Prüfung zu zulassen, wenn sie an einem Ergänzungslehrgang teilgenommen haben (Kurtenbach et al. 1997).

1. Theoretisch praktische Ausbildung von 300 Stunden.
2. Nach § 7 umfasst die praktische Ausbildung mindestens 1600 Stunden praktische Tätigkeit im Rettungsdienst auf einer Lehrrettungswache und dauert in Vollzeitform zwölf Monate (Kurtenbach et al. 1997, Lutomsky et al. 2006, Kühn et al. 2007).

D. Rettungsassistent verkürzter Ausbildungsgang nach § 8 Abs. 4 Ret tAssG

Soldaten der Bundeswehr, Polizeivollzugsbeamte des Bundesgrenzschutzes oder der Polizei eines Landes, die an einer dem Rettungssanitäter vergleichbaren Ausbildung teilgenommen haben, wird der Lehrgang nach § 4 RettAssG auf Antrag verkürzt (Kurtenbach et al. 1997, Lutomsky et al. 2006, Kühn et al. 2007).

1. Theoretisch praktische Ausbildung von 600 Stunden.
2. Nach § 7 umfasst die praktische Ausbildung mindestens 1600 Stunden praktische Tätigkeit im Rettungsdienst auf einer Lehrrettungswache und dauert in Vollzeitform zwölf Monate (Kurtenbach et al. 1997, Lutomsky et al. 2006, Kühn et al. 2007).

Die hier aufgeführten Lernfelder am Beispiel der Ausbildung zum Rettungsassistent „Vollzeitform“ nach § 4 RettAssG Anlage 1 RettAssAPrV zeigen die bestehenden Schwerpunkte der Ausbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Handlungsbedarf für Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Ausbildung der Rettungsassistenten – Fragestellung zum Projekt

Den Beruf des Rettungsassistenten zeichnet ein facettenreiches Anforderungs- und Kompetenzprofil aus. Der Rettungsassistent wird mit wechselnden Arbeitsbedingungen und Arbeitsanforderungen, mit Ungewissheit und Warten auf einen Einsatz, schnellstmöglicher Entscheidungsfindung, speziellen Arbeitsgefahren konfrontiert. Allgemein ausgedrückt stellt der Beruf des Rettungsassistenten diesen vor komplexe psychische und physische Anforderungs- und Belastungsstrukturen (Kühn et al. 2007). Der Anspruch „Gesundheitsförderung und Prävention“ zu etablieren, gelingt bisher sowohl auf den Kontext der Patienten bezogen unzureichend als auch wie unter Punkt 1. nachzuvollziehen, im Ausbildungscurriculum als verbindliches Lernfeld nicht. In der Altenpflege wurden Patienten bezogen Ausbildungsinhalte zur „Gesundheitsförderung und Prävention“ entwickelt und zur Einführung in das Altenpflegegesetz (AltPflG) empfohlen. Die entwickelte Unterrichtskonzeption sowie die Unterrichts- und Anleitungsplanung stellt hier eine Empfehlungen dar und ist als Anregungen für den Umgang der ausgebildeten Altenpfleger und –pflegerinnen mit dem Klientel zu verstehen (Heringshausen & Matscheko 2004).

Um eine Gesundheitsförderung und Prävention auch langfristig für das Rettungsfachpersonal im Sinne einer Verhaltenssensibilisierung und Verhältnisänderung zu Gesundheitszielen zu ermöglichen sind andere Wege zu beschreiten.

Einem Auszug aus der 1986 veröffentlichten „Ottawa-Charta“ der WHO zum Thema Gesundheitsförderung folgend zielt Gesundheit: „auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen„ (WHO 1986). Die Projektidee einer Lernfeldergänzung oder -erweiterung für das sich in der Ausbildung zum Rettungsassistenten befindlichen Fachpersonal, ist vor diesem Hintergrund eine ernstzunehmende und dringend benötigte Kompetenzerhöhung. Es ist der Frage nachzugehen, welche Inhalte für eine Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention geeignet scheinen, eine langfristig wirkende Verhaltenssensibilisierung und Verhältnisänderung bezogen auf die eigene Gesundheit zu ermöglichen.

3. Thema und Zielsetzung des Projektes

Im Mittelpunkt des Projektes steht die Entwicklung einer Unterrichtskonzeption für Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Ausbildung der Rettungsassistenten auf Landes- und Bundesebene. Das Ziel der Projektarbeit besteht darin, exemplarisch an zwei doppelten Unterrichtseinheiten (2 x 90 min) die Entwicklung und Implementierung einer Unterrichtskonzeption zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Ausbildung der Rettungsassistenten zu verdeutlichen. Aufgrund der unterschiedlichen Ausbildungsformen zum Rettungsassistenten erfolgt die Beschränkung auf die Rettungsassistenten Regelausbildung (2 jährige Ausbildung). Das Vorhaben hat zum Ziel, Rettungsassistenten in der Ausbildung konkrete Hilfen an die Hand zu geben, um organisationsspezifische Konstellationen (Organisationsprofile) zu erkennen sowie zu erlernen, Stressoren vorzubeugen, Ressourcen zu analysieren und zu verändern.

Das kurzfristige Ziel ist die Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien für die theoretische und praktische Ausbildung in den Schulen des Rettungsdienstes. Die Unterrichtskonzeption wird auf der Grundlage der Lehrtheoretischen Didaktik (Hamburger Modell), ist die Weiterentwicklung des Berliner Modells oder Berliner Didaktik, entwickelt und verfolgt die Umsetzung von kognitiven, affektiven und psychomotorischen Lernzielen (Schulz 1980). Anhand einer Unterrichts- und Anleitungsplanung wird der fachtheoretische und fachpraktische Unterricht entwickelt (vgl. Abb.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Unterrichts- und Anleitungsplanung

Quelle: Eigendarstellung

Als mittelfristiges Ziel erfolgt die Anwendung der Unterrichtskonzepte zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention z.B. im Rahmen der Berufskunde bis zur gesetzlichen Verankerung. Die Implementierung der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention als ein Bestandteil der RettAssAPrV und des RettAssG in der Ausbildung der Rettungsassistenten ist als langfristiges, übergeordnetes Ziel mit Zukunftsoptionen zu betrachten. Durch die Verhältnisprävention und der daraus resultierenden Verhaltensprävention im Umgang mit Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention wird sowohl kurzfristig als auch mittel- und langfristig für alle Beteiligten eine Verbesserung des Gesundheitszustandes zu erwarten sein. Dies stellt einen Entwicklungsprozess dar, der genau da beginnen sollte, wo der so genannte Nachwuchs der Einsatzkräfte im Rettungsdienst seinen Einstieg in den Berufsalltag hat. Hieraus ergibt sich für die zukünftige Ausbildung der Rettungsassistenten die verstärkte Notwendigkeit in die Bereiche der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention zunehmend zu investieren. In Hinblick auf die stetig ansteigende Arbeitsbelastung soll das Projekt „ G esunde E insatzkräfte im R ettungs D ienst – GERD – Projekt mit Zukunft“ Zukunftswege aufzeigen, die die eigene Gesundheit erhalten und fördern.

4. Gesundheitspolitische Relevanz des Projektes

4.1 Demographischer Wandel und Gesundheitspolitik in Deutschland

Horst Köhler 2008 im Forum des Bundespräsidenten zum demographischen

Wandel: „Der demographische Wandel wird unsere Gesellschaft und unser Miteinander verändern. Welche vielfältigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche das mit sich bringt, beginnen wir in Deutschland gerade erst richtig zu erfassen. (…) Die Herausforderungen früh zu erkennen und Probleme offen zu benennen, ist der beste Weg, sie zu lösen“. Bis zum Jahr 2050 werden in der Bundesrepublik Deutschland, unter der Annahme einer konstanten Geburtenrate, eines moderaten Anstiegs der Lebenserwartungen und eines Wanderungssaldos von 100000 Personen, ca. 14 Millionen Menschen weniger leben als heute (Statistisches Bundesamt 2006), gleichzeitig lässt die demographische Entwicklung erwarten, dass der Anteil der älteren Bevölkerung deutlich ansteigt. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung wird durch den demographischen Wandel die Zahl der heute über Achtzigjährigen von 3,7 Mio. auf fast 6 Mio. 2020 ansteigen (Bertelsmann Stiftung 2008). Selbstverständlich ist die demografische Entwicklung für unser Versorgungssystem sehr bedeutungsvoll. Gebhardt et al. (2006) bezeichnet das Rettungsdienstfachpersonal als besonders exponierte Gruppe für physische und psychische Belastungen. Vor diesem Hintergrund wird die Tätigkeit im Rettungsdienst unter arbeitswissenschaftlichen Aspekten erfasst und analysiert (Gebhardt et al. 2006). Der Bedarf nach notfallmedizinischer Leistung unterliegt einer ständigen Veränderung, als Folge berufspolitischer Interessen und des demographischen Wandels wie die Zunahme älterer Menschen (vgl. gestiegene Lebenserwartung), das quantitative Missverhältnis zwischen „Alten“ und „Jungen“, Mortalitätsreduktion, steigende Lebenserwartung, sinkende Geburtenzahlen und gesellschaftliche Einflüsse. Sinkende oder gleich bleibend niedrige Geburtenzahlen bei steigender Lebenserwartung führen zur Alterung der Bevölkerung mit Bevölkerungsrückgang. Das Ergebnis ist ein unausgewogener Altersaufbau (Kühn et al. 2007). Marktwirtschaft, Wettbewerbsprinzip, Ressourcenbegrenzung und Kostenreduktion führen zu einer Veränderung in der Versorgungslandschaft. Ressourcenoptimierung und steigende Anforderung zeigen eine Kompression des Leistungsgeschehens und fordern eine passendere Qualifizierung und Professionalisierung der Beschäftigten im Rettungsdienst.

Hier knüpft das Projekt „ G esunde E insatzkräfte im R ettungs D ienst – GERD – Projekt mit Zukunft“ mit dem Focus auf die zukünftigen Einsatzkräfte an.

4.2 Gesundheitsziele: eine Relevanzprüfung für das Projekt „GERD“

„Gesundheitspolitik umfasst die Formulierung von Zahlen, die politische Auseinandersetzung um diese, die Wahl der geeigneten Instrumente und Maßnahmen sowie deren Anwendung und Überprüfung“ (Schwartz, Kickbusch & Wismar 2003, S. 229).

[...]

Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Gesunde Einsatzkräfte im Rettungsdienst - GERD© - Projekt mit Zukunft
Untertitel
Entwicklung einer Unterrichtskonzeption zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in der Rettungsassistentenausbildung
Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg
Veranstaltung
Organisationsentwicklung / Gestaltungsmöglichkeiten durch innovative Projekte
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
55
Katalognummer
V148416
ISBN (eBook)
9783640626335
ISBN (Buch)
9783640626922
Dateigröße
635 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Literaturverzeichnis: 52 Einträge
Schlagworte
Rettungsdienst, Gesundheit, Gesundheitsförderung, Gesundheitsprävention, Gesundheitspolitik, Projektarbeit, Organisationsentwicklung, Unterrichtskonzeption, Ausbildung, Rettungsassistenten, demographischer Wandel, Gesundheitsziele, Mitarbeiterzufriedenheit, Arbeits- und Organisationpsychologie, Projektkonzeption, Gesunde Einsatzkräfte
Arbeit zitieren
Heiko Schumann (Autor:in), 2010, Gesunde Einsatzkräfte im Rettungsdienst - GERD© - Projekt mit Zukunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148416

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