Wirnt von Grafenberg: Ein Moralist?


Seminararbeit, 2008

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historischer Kontext
2.1 Wirnt von Grafenberg
2.2 Realitäten und Mentalitäten im 13. Jahrhundert

3 Der Wigalois Wirnts von Grafenberg
3.1 Moralische Belehrungen/ Verhaltensregeln im Wigalois
3.2 Lebensregeln/ Spruchweisheiten im Wigalois
3.3 Zeitklagen/ Gesellschaftskritik im Wigalois
3.4 Religion und religiöses im Wigalois

4 Intention und Wirkabsicht des Wigalois

5 Schlussbetrachtung

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„… mînen sin will ich wenden an ein ander, und wizzet daz,

diu wirt von mir erriten baz. …“[1]

„… Ich will mich nun einer anderen

[Geschichte] zuwenden, die ich, seid dessen gewiss,

besser treffen werde. …“[2]

Beinahe ganz am Ende der umfangreichen Wigalois-Erzählung erhalten wir vom Autor des Werkes Wirnt von Grafenberg diese Information, die nicht so recht in das Bild passen will, welches man sich beim oberflächlichen Lesen vom Dichter denken könnte. Mit etwas ungelenk wirkenden Worten liest man da von unvollendetem und unausgereiftem Kunstverstand (V. 46, 63) und dem Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit, zumindest die Dichtkunst anbelangend (V. 11632 f., 11664) vernimmt aber mit einiger Verwunderung, dass er sich schon bald an einer neuen Geschichte versuchen wolle, die er sicherlich besser bewerkstelligen werde. Bei genauem Hinsehen finden sich dann aber doch noch mehr Belege, die einer anderen Deutung Raum geben könnten. Betrachtet man die Äußerungen Wirnts bezüglich seiner kunst am Anfang seiner Erzählung und den umfangreichen Kommentarapparat innerhalb der Geschichte selbst, entsteht hier eher der Eindruck, dass wir es mit einer selbstsicheren, vielleicht sogar etwas anmaßenden Persönlichkeit zu tun haben. Er stattet sich (und seinen fiktiven Helden) mit einer idealen, beispielhaften Tugendhaftigkeit aus, postuliert eine umfassende religiöse Gelehrtheit und versieht sich mit einem profunden Schatz an Alltagswissen. Alles zusammen teilt er dem Zuhörer bzw. Leser in oberlehrerhafter Manier mit und empfiehlt es ihm plattitüdenhaft zur Nachahmung.

Grundlage dieser Betrachtungsweise soll eine Untersuchung der vielfältigen Erzählerkommentare, der allgegenwärtigen Zeitklagen und der Tugend- und Morallehren des Werkes bilden. Einer kurzen historischen Einordnung, der soziokulturellen und gesellschaftlichen Zustände der damaligen Zeit, folgt eine Darstellung der Realitäten und Mentalitäten, wie wir sie im 13. Jahrhundert vorfinden. Der weitere Verlauf der Arbeit beschäftigt sich primär mit den unterschiedlichen Erzählerkommentaren und fokussiert vor allem auf die Bereiche Lebenswelt, Moraldidaxe und Religion. Anhand dieser Untersuchung soll sich der Frage nach Wirnt von Grafenberg, dem Moralisten genähert, aber auch versucht werden einen neuen, zusätzlichen Aspekt bei der Betrachtung des Autors und seiner Wirkabsicht herauszuarbeiten und zur Diskussion zu stellen.

2 Historischer Kontext

Wenn hier im Rahmen dieses Kapitels von historischer Einordnung gesprochen wird, ist nicht damit gemeint, sich an der Diskussion um den Entstehungszeitpunkt des Werkes zu beteiligen. Mit diesem Thema haben sich zahlreiche Forschergenerationen bereits beschäftigt und sind zu keinem eindeutigen und allseits anerkannten Ergebnis gekommen. Die wohl umfangreichste Untersuchung zu diesem Thema lieferte Friedrich Neumann, der in seiner Arbeit „Wann verfasste Wirnt den `Wigalois´“[3] die Entstehung des Werkes auf das erste Viertel des 13. Jahrhunderts legte. Diese ungefähre Datierung soll auch als Grundlage dieser Arbeit reichen und wird nicht weiter in Frage gestellt. Die hier voran stehende zeitliche Einordnung soll vielmehr dazu dienen, historische Tatsachen, politische Zusammenhänge sowie gesellschaftliche, soziale und geistige Strömungen des 12. Jahrhunderts darzustellen, soweit sie als gesichert und anerkannt anzunehmen sind und in den Bezugsrahmen des vorliegenden Themas passen. Des Weiteren soll versucht werden einen kurzen Abriss über den derzeitigen Stand der Forschung in Hinblick auf die historische Gestalt Wirnts von Grafenberg zu geben.

2.1 Wirnt von Grafenberg

Über den Autor `Wirnt von Grafenberg´ ist nach dem heutigem Stand der Forschung lediglich soviel bekannt, dass angenommen wird, er habe um und nach 1200 gelebt und er stamme wahrscheinlich aus dem oberfränkischen Ort Gräfenberg, welcher ca. 80 km nordöstlich von Nürnberg liegt. Es liegen keinerlei Zeugnisse, Urkunden oder Chroniken vor, die auf seine wahre Existenz hindeuten; der Nachwelt ist Wirnt von Grafenberg nur als der Verfasser des Wigalois bekannt, was wiederum auf Verweisen beruht, die dichtende Zeitgenossen und Kenner des `Wigalois´ bzw. des Wirnts in ihre Werke einfließen ließen[4] und von den drei direkten Eigennennungen des Dichters innerhalb seines Romans.[5] Neben diesen direkten und damit für jeden sichtbaren Verweisen auf den historischen Wirnt, die uns diese Selbstnennungen geben, sind für die Forschung hauptsächlich noch werkimmanente, jedoch weniger augenscheinliche Anzeichen von Bedeutung, um Wirnt von Grafenberg einen realen `Sitz im Leben´ zuzusprechen. Vorrangig seien hier die Andeutungen zu nennen, welche Wirnt uns über die Quelle seiner Dichtung macht; an drei Stellen[6] im Roman gibt er an, seine Erzählung aus der mündlichen Überlieferung eines Knappen gearbeitet zu haben.

Im Gegensatz zu der älteren Forschung, die noch von einer „romanischen Vorlage“ des Wigalois ausging, zweifelt man mittlerweile nicht mehr an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage.[7] Dies scheint umso glaubwürdiger, da eine direkte schriftliche Vorlage nicht erhalten ist. Forscher wie Max WEHRLI[8] und Elisabeth LIENERT[9] sehen zwar auffällige Ähnlichkeiten zu möglichen schriftlichen Quellen und Vorlagen (wie etwa den „Le Bel Inconnu“ von Renault de Beaujeu), weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass die entsprechenden Textstellen im Einzelnen doch sehr stark von der Vorlage abweichen. In Zusammenhang mit anderen `Anleihen´, „...die aus deutschen Quellen, vor allem Hartmann und Wolfram, stammen oder – mindestes die lehrhaften Einschübe – unverkennbar vom deutschen Dichter selber herrühren...“[10] ergibt sich somit das Bild eines realen und eigenständig agierenden Dichters mit umfangreichen Literaturkenntnissen.[11] Unstrittig, bei allen Forschern, scheint hierbei die Kenntnis des ganzen „Parzivals“ zu sein; weiterhin dürften ihm auch jegliche Arten von Spielmannsepik, Spruchdichtung und Minnesang bekannt gewesen sein. Hans Joachim SCHIEWER bemerkt zudem, dass auch „…von einem Publikum [ausgegangen werden kann], dass […] literarisch gebildet war…“.[12]

2.2 Realitäten und Mentalitäten im 13. Jahrhundert

Wie bereits angedeutet, soll hier kein neuer Bestimmungsversuch der Entstehungszeit des Werkes versucht werden, weswegen wir uns an die ungefähre Datierung der überwiegenden Forscher-Mehrheit halten, welche zwischen 1210 und 1220 liegt. Ebenso wenig soll sich hier an der Beantwortung der „…Frage nach dem Dienstherrn, dem Mäzen und dem Publikum…“[13] versucht werden. Fest steht aber wohl unstrittig, dass der Autor mit seinem Werk weltlich, gesellschaftlich, sozial und politisch zur Zeit der staufischen Herrschaft[14] im Deutschen Reich lebte bzw. und um mit den Worten von Max Wehrli zu sprechen zur „…ritterlich-höfischen Dichtung der Stauferzeit…“[15] zuzuordnen sei. So verschieden diverse Forscher die Literaturepoche im 12. und 13. Jahrhundert auch benennen und bewerten mögen[16], einig scheinen sich alle darin zu sein, dass die Literatur in dieser Zeit einen Wandel durchmacht, der sich vor allem darin zeigt, dass vermehrt gesellschaftlich-reale, staatlich-politische und weltlich-historische Gegenwarten in die Dichtung eingedrungen sind.[17]

Von diesen Realitäten können wir uns anhand historischer Forschungen (Fakten) ein recht genaues Bild machen, so dass wir hier in der Lage sein sollten, grundlegende Strukturen zu erkennen, die auf die mittelalterliche Realitätssicht rekurrieren und aus denen sich ein Gesamtbild der Denk- und Anschauungsweise in Hinblick auf Geschichte, Religion, Staat und Gesellschaft und auch die Eigenwahrnehmung bzw. die unbewusst erfolgende Weltwahrnehmung, ja bis hin zur Weltprägung ergibt. Gerade in den allgegenwärtigen Erzählkommentaren erkennen wir am ehesten die vielfältigen Denk- und Anschauungsweisen, die den „…Einbruch der historischen Gegenwart in den Roman…[widerspiegeln und]…die Erzählung mit geistlicher und weltlicher Sittenlehre und allgemeiner Zeitklage [durchziehen]…“.[18] Das hatte seinen Grund auch wohl darin, dass vermehrt Laien in den Literaturbetrieb eindrangen. Vor Mitte des 12. Jahrhunderts war die literarische Tätigkeit fast ausschließlich den Geistlichen und Mönchen in den Kloster- und Domschulen vorbehalten. Mit zunehmendem Einfluss von weltlichen Fürsten (als Gönner und Auftraggeber) wurde Literatur nun, statt alleinig in der lateinischen Schrift- und Bildungssprache, auch in deutscher Alltagssprache verfasst und dargeboten.[19]

Im Folgenden wollen wir nun versuchen, eine grobe Übersicht nachzuzeichnen, die uns soziale und politische Wahrheiten und Realitäten des alltägliche Lebens im Mittelalter und damit die gesellschaftliche Ordnung zur Zeit um 1200 n. Chr. näher bringt und aus der sich eine bestimmte Weltsicht ergibt, welche wir dann auch stellenweise im Wigalois immer wieder antreffen.

Das weltliche und politische Leben im Mittelalter aus der sich eine bestimmte ideale gesellschaftliche Ordnung ableitet ist, so kann man oftmals lesen, geprägt von einer festgelegten Ungleichheit der Menschen, die gerade von den Geistlichen jener Zeit als gottgewollt und naturgegeben und somit relativ undurchlässig bezeichnet wurde. Dieser Ordogedanke kommt aus dem geistlichen und kirchlichen Umfeld und verschafft der überlieferten platonischen Dreiteilung in Lehrstand, Wehrstand und Nährstand normative Geltung und fixiert eine ideale berufsständige Gliederung der Gesellschaft in Klerus, Adel und Bauern.[20]

So viel zur Theorie; weitaus näher an der Realität der mittelalterlichen Feudalgesellschaft bewegt sich die Gesellschaftsordnung, eingeteilt nach Freiheit und Unfreiheit bzw. Grundherrschaft und Dienst- oder Lehnsrecht, welche man sich gut nach Art einer Pyramide vorstellen kann. Danach verleiht der, an der Spitze stehende König, Rechte (Lehen), die ihrerseits wieder weiter verliehen werden können. Eine ständische Untergliederung findet sich auch in diesem Gesellschaftsabbild, doch sind die Grenzen zwischen den Ständen nicht mehr so starr und bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts zweifellos durchlässiger als man gemeinhin annimmt. Damit geht auch eine soziale Mobilität einher, die in der Idealgruppierung (s. o.) nicht vorkommen sollte, tatsächlich aber „… keineswegs so selten [war], wie die normativen Quellen vermuten lassen …“.[21]

An dieser Stelle sei ein erster Verweis auf den Wigalois erlaubt, in dem es (innerhalb eines Erzählerkommentars) ab Vers 2317 an darum geht, dass in der damaligen Zeit (Entstehungszeit) sehr zum Leidwesen des Autors viel zu schnell und zu häufig davon gebrauch gemacht werde, Standesgrenzen aufzuheben und es Personen zu gestatten aufzusteigen, die seiner Meinung nach nicht dafür geeignet seien. Wirnt von Grafenberg

benutzt dafür das Beispiel des Ritterstandes und beklagt, dass das alte idealisierte (geburtsmäßige) Standesrecht zu durchlässig geworden sei und auch dass es von Seiten der Obrigkeit aufgeweicht würde, in der Art dass z. B. auch „untaugliche“ Personen zum Ritter erhoben würden:

„… swer vil kûme wære kneht,

der wil nu rîter werden;

[…] got müeze si vellen

die dem immer swert gegeben

der daz rîterlîche leben

niht behalten künne,

und der von sînem künne,

niht dar zuo sî geborn!

daz alte reht hab wir verlorn.

daz was ê guot, sô man seit;…“[22]

„… Wer damals mit Not zum Knappen taugte,

der will heute Ritter werden;

[…] Gott möge diese zu Fall bringen,

die je die Ritterwürde dem verliehen haben,

der den ritterlichen Stand

nicht bewahren kann

und der von seiner Familie her

nicht für diesen durch Geburt bestimmt ist!

Das alte (Standes-)Recht mögen wir verloren haben.

Das war früher angesehen, wie man erzählt …“[23]

Hier scheint es das Anliegen des Autors zu sein, dem Zuhörer/ Leser mitzuteilen, dass die gesellschaftliche Grundordnung im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts zwar theoretisch und literarisch noch so sein sollte, wie sie der Ordogedanke vorschreibt, die soziale Mobilität tatsächlich und real aber bereits sehr stark ausgeprägt ist.

Neben dieser kurz skizzierten Gesellschaftsordnung auf dem sozialen Sektor lassen sich in der historischen Forschung noch weitere Realitäten finden, die auf den mittelalterlichen Menschen und seine Anschauungen (Mentalitäten) Auswirkung gehabt haben dürften.

Bereits etwa seit Mitte des 12. Jh. wurde die mobile Herrschaftspraxis des Hofes verstärkt zugunsten von ortsfesten Regierungssitzen aufgegeben. Die zentrale und persönlich ausgeübte Herrschaftsinstanz des Fürsten machte beim Festwerden der Höfe u. a. Platz für einen größeren Verwaltungsapparat und eine ständige Hofgesellschaft, die dann auch entsprechende höfische Lebensformen ausbildete. Die nun feste Hofverwaltung bildete zusätzliche Ämter aus, denen jeweils wieder bestimmtes Personal zugeordnet wurde. So kam es einerseits zu einer starken Zunahme der sog. „Ministerialen“, denen die verschiedensten Hofämter übertragen wurden und die dann mit ihren Familien ständig am Hof lebten und so einen Großteil der Hofgesellschaft ausmachten. Neben der großen Gruppe der Geistlichen, die als gebildete Schicht immer schon nah am Herrscher agierte und einen starken Einfluss auf die Entwicklung christlicher Moralvorstellungen und Tugenden am Hofe hatte, hielten sich nun in wechselnder Zahl und Zeiträumen auch adelige Gäste am Hof auf, die sich aus dem ganzen Herrschaftsbereich einfanden. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass dies eben jener Kreis ist, der das Publikum der mittelalterlichen Autoren ausmacht. Zwar sind wenig historische Quellen verfügbar, doch anhand z. B. der bayrischen Hofordnung vom Jahr 1294[24] oder von Zeugenlisten ausgestellter Urkunden jener Zeit, geht man davon aus, dass sich die Zahl der Menschen, die ständig am Hof gelebt haben bzw. am literarischen Leben teilgenommen haben auf 20 bis 25 Personen bezifferte; ein Vielfaches mehr bei festlichen Anlässen oder Versammlungen. Hier am Hof ist es also, wo sich ideale höfische Geselligkeitsformen herausbildeten, die dann auch literarisch verarbeitet und verbreitet worden sind. So sind etwa dem höfischen Ritterideal, welches durch Erziehung (zuht) erreicht wird und u. a. vorsieht, nach Ehre (êre) zu streben, Maß zu halten (mâze), treu (triuwe), freigiebig (milte), beständig/ fest (stæte) und freundlich (güete) zu sein, noch verschiedene weitere Wertvorstellungen zugeordnet. Diese stammen vornehmlich aus dem Umfeld der christlichen Lehre und sind eng mit den Kardinaltugenden Mäßigung (Bescheidenheit = mâze), Tapferkeit (manheit), Gerechtigkeit und Klugheit/ Verständigkeit (gewizzen) verknüpft. Ebenfalls aus kirchlichem/ religiösem Umfeld entstammen viele der kleineren Zeitklagen und die umfassende Weltklage, die eindeutig auch auf die Sieben Todsünden[25] anspielen. Diese doch sehr stark christlich geprägte und idealisierte Weltsicht, die vorrangig den Adel und den Herrschaftshof und damit auch die damalige ´Literaturszene` betraf, macht auch vor dem Wigalois nicht halt und zeigt auf, welch großen Einfluss die christliche Religion auf die Lebensführung des Einzelnen hatte. Sie vermittelt aber auch die Macht der Kirche, wenn es darum geht phantastischem Wunderglauben entgegenzuwirken, dem damals noch große Teile der mittelalterlichen Bevölkerung anhangen. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn wir im `Wigalois´ Wirnts erfahren, dass der Held zu Beginn seiner Abenteuer noch einen phantastischen Zaubergürtel besitzt, der Stärke und Weisheit verleiht (V. 329ff.) und nur mit dessen Hilfe auch Gawein im Kampf überwunden werden konnte (V. 562ff.) Bei seinen nachfolgenden Abenteuern wird dieser Gürtel mit keinem Wort mehr erwähnt; der Held verlässt sich stillschweigend auf ihn, seine eigene Kraft und auf Gottes Beistand. Erst nach dem Kampf mit dem Drachen wird der Gürtel erneut thematisiert – er wird ihm nämlich von einer hinterhältigen Frau geraubt während er bewusstlos ist (V. 5349ff.). Wigalois beklagt den Verlust des Gürtels insgeheim (V. 5993f.), ersetzt aber im gleichen Atemzug das Prinzip des hilfreichen Zaubergürtels mit dem des absoluten Gottvertrauens, nach dem er, der für eine gerechte Sache und für die Liebe streitet, mit Gottes Hilfe siegreich sein wird (V. 5997 – 6016). Spätestens jetzt ist Wigalois wirklich der vollkommene Held, der miles chrstianus, der ohne Wunder- und Zauberutensilien in Kreuzzug-Manier auch gegen heidnische (Roaz) und real-existente Gegner (Namur-Feldzug) ins Feld ziehen kann.

[...]


[1] Wirnt von Gravenberg: Wigalois: Text der Ausgabe von J. M. N. Kapteyn. Übers. und erl. v. Sabine und Ulrich Seelbach. Berlin und New York: Walter de Gruyter Verlag, 2005, V. 11693ff.

[2] Ebd.; V. 11693ff.

[3] Vgl. Friedrich Neumann: Wann verfasste Wirnt den `Wigalois´? In: ZfdA 93, 1964, S. 31 - 61.

[4] Zu Selbst- und Fremdnennungen siehe auch: Hans Joachim Ziegeler: Wirnt von Grafenberg. In: Verfasserlexikon. 2. Aufl. Bd. 10 (1999), Sp. 1252 – 1267.

[5] Wigalois [Anm. 1], V. 141, 5755 und 10576.

[6] Wigalois [Anm. 1], V. 131f., 595f., 11686f.

[7] Vgl. Christoph Cormeau: Wigalois und Diu Crône. Zwei Kapitel zur Gattungsgeschichte des nachklassischen Aventiureromans. München 1977 (=MTU 57) S. 68 – 105.

[8] Wehrli, Max: Formen mittelalterlicher Erzählung: Aufsätze. Zürich und Freiburg. Atlantis Verlag. 1969. S. 223 – 241.

[9] Lienert, Elisabeth: Zur Pragmatik höfischen Erzählens. Erzähler und Erzählkommentare in Wirnts von Grafenberg Wigalois. In: Archiv. Zeitschrift für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Bd. 234 (1997). S. 263 – 275.

[10] s. Max Wehrli [Anm. 7], S. 224.

[11] Vgl. Markus Wennerhold: Späte mittelhochdeutsche Artusromane. „Lanzelet“, „Wigalois“, „Daniel von dem blühenden Tal“, „Diu Crone“. Bilanz der Forschung 1960 – 2000. In: Würzburger Beiträge zur Deutschen Philologie. Hrsg. von Horst Brunner. Würzburg: Königshausen und Neumann, 2005. S.74 – 127.

[12] Schiewer, Hans Jochen: Prädestination und Fiktionalität in Wirnts „Wigalois“. In: Fiktionalität im Artusroman. 3. Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft in Berlin vom 13. – 15. Februar 1992. Hrsg. von Volker Mertens und Friedrich Wolfzettel. Tübingen: Niemeyer Verlag, 1993. S. 146 – 159.

[13] Wirnt von Gravenberg: Wigalois: Text der Ausgabe von J. M. N. Kapteyn. Übers. und erl. v. Sabine und Ulrich Seelbach. Berlin und New York: Walter de Gruyter Verlag, 2005. S. 270 ff

[14] Mit „Stauferzeit“ wird allgemein der Zeitraum von 1138 (Wahl des Staufers Konrad III zum König) bis 1245 (Absetzung Friedrich II) bzw. 1254 (Tod Konrads IV) bezeichnet.

[15] Wehrli, Max: Geschichte der deutschen Literatur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, 1980. S. 237 ff

[16] Vgl. hierzu: Weddige, Hilpert: Einführung in die germanistische Mediävistik. 2., durchges. Aufl. München: Beck Verlag, 1992. S. 187 ff.

[17] Vgl. Bumke, Joachim: Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter. 2. Aufl. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1993. S. 207 ff.

[18] s. Schiewer [Anm. 11] S. 155

[19] Vgl. Bumke [Anm. 16], S.37

[20] Vgl. Schwob, Anton: Grundzüge des mittelalterlichen Weltbildes: Geschichte, Religion, Gesellschaft. In: Ältere deutsche Literatur. Eine Einführung. Hrsg. v. Alfred Ebenbauer u. Petra Krämer. Wien: Literas Universitätsverlag, 1990, S. 25 – 42. S. 36.

[21] Ebd. S. 40

[22] Wigalois [Anm 1], V. 2333 ff.

[23] Ebd.; V. 2333 ff.

[24] Vgl. Bumke [Anm. 16], S.32

[25] Die sieben Todsünden: Hochmut, Geiz, Völlerei, Zorn, Wollust, Neid, Trägheit

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Wirnt von Grafenberg: Ein Moralist?
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Institut für Literaturwissenschaft )
Veranstaltung
Wirnt von Gravenberc: Wigalois
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
28
Katalognummer
V148298
ISBN (eBook)
9783640587087
ISBN (Buch)
9783640587476
Dateigröße
606 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirnt, Grafenberg, Moralist
Arbeit zitieren
Peter Golde (Autor:in), 2008, Wirnt von Grafenberg: Ein Moralist?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148298

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