Intertextualität im postmodernen Film Kill Bill


Seminararbeit, 2009

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Intertextualitat
1.1. Ansatze nach Julia Kristeva, Gerard Genette und Roland Barthes
1.2. Intertextuelle Phanomene und ihre Funktionen

2. Der postmoderne Film
2.1. Merkmale des postmodernen Films
2.2. Kill Bill ist ein postmoderner Film

3. Intertextuelle Bezuge in Kill Bill
3.1. Chronologische Strukturen
3.2. Asthetisierung von Gewalt
3.3. Genreplay und Genderplay
3.4. Musik als Storyvorgabe
3.5. Der intertextuelle Hohepunkt in der Szene „Von Angesicht zu Angesicht“

4. Fazit

5. Literatur und Quellenverzeichnis

Einleitung

In der Proseminararbeit „Intertextualitat in Tarantinos postmodernen Film Kill Bill“, stehen vor allem die intertextuellen Bezuge im Vordergrund. Zuerst folgt eine theoretische Skizzierung des Begriffs der Intertextualitat. Im ersten Kapitel dieser Arbeit werden deshalb die Ansatze nach Kristeva, Genette und Barthes vorgestellt, des Weiteren folgen intertextuelle Phanomene und ihre Funktionen. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit soll geklart werden, was ein postmoderner Film ist und was diesen ausmacht. Hier werden vor allem die Merkmale eines postmodernen Films genauer betrachtet. AuBerdem soll der Frage nachgegangen werden, warum Kill Bill ein postmoderner Film ist.

Im zweiten Teil der Arbeit, wurden Thesen aufgestellt, die dann mit Hilfe der Filme und ausgewahlter Literatur, versucht wurden zu klaren.

Der rote Faden aus Blut, der sich durch den Gesamtfilm zieht, kennzeichnet viele intertextuelle Bezuge, die nicht alle in dieser Arbeit geklart werden sollen und konnen, sondern nur einige wenige, werden bewusst herausgesucht und naher betrachtet.

Weitere Fragen, die in der Arbeit geklart werden sollen, sind:

- Mussen alle intertextuellen Bezuge erkannt werden, um die Handlung zu verstehen?
- Welche Wirkung soll beim Leser/Zuschauer erzeugt werden?
- Welche Funktionen nehmen die intertextuellen Bezuge ein?

Zunachst muss der Versuch unternommen werden, den Begriff „Intertextualitat“ genug wissenschaftlich und umfassend zu klaren, um spater naher auf die eben dargestellten Fragen eingehen zu konnen.

1. Intertextualitat

Untersucht man den Begriff naher, wird schnell deutlich, dass es hierbei um das Verhaltnis verschiedener Texte untereinander geht. Die Bezuge zwischen den Texten werden dabei genau untersucht, wobei nicht jeder Text fur sich alleine steht, sondern im Kontext anderer Texte. Dies kann in der Form eines Dialoges stattfinden, in Form von Stilkopien und Persiflagen, oder auch durch offengelegte Zitate. Die Verwendungsbereiche des Begriffs in der Linguistik, liegen insbesondere in der Untersuchung zwischen den Texten einer Textsorte und spezieller, in der direkten oder indirekten Bezugnahme auf Pratexte. Pratexte[1] konnen als Anspielung, Motto, Parodie oder Montage von Textbausteinen ausgedruckt werden. Die zitierende Textwiedergabe, das Plagiat, ist ein weiteres Merkmal der Intertextualitat[2]. Die Reichweite des Begriffs ist jedoch noch immer umstritten, einige sehen darin ein charakteristisches Moment aller Texte, andere verwenden den Begriff ausschlieBlich in literaturwissenschaftlichen Zusammenhangen. Als Grundlage dient die „Intertextualitatstheorie“, fuhrt zuruck auf Julia Kristeva, Gerard Genette und Roland Barthes, deren verschiedene Ansatze im nachsten Abschnitt naher betrachtet werden sollen. Die Intertextualitatstheorie beschreibt den Bezug von vor allem literarischen Texten auf andere Texte als Eigenschaft, auBerdem werden die Bezuge zwischen diesen einzelnen Texten untersucht.[3]

1.1. Ansatze nach Julia Kristeva, Gerard Genette und Roland Barthes

Der Begriff Intertextualitat wurde in den spaten sechziger Jahren von Julia Kristeva gepragt, indem sie das Dialogizitatsmodell von Michail Bachtinsauf[4] den textuellen Status von Literatur im Ganzen ubertrug.[5]

Kristeva greift das Konzept Bachtins auf, verandert es aber wesentlich. Sie sieht den Text als Bild, welches aus vielen Mosaikstucken, den Zitaten, besteht. Der Text von dem hier die Rede ist, muss kein geschriebener Text sein, auch kulturelle Phanomene sollen miteinbezogen werden. Der Inhalt ist somit nicht fest umrissen, sondern lasst Platz fur Interpretationen. Deshalb kann die Bedeutung eines Textes nicht mehr nur von einem Autor in den Text hineingelegt werden, sie wird erst von der Interpretation hervorgebracht. Infolgedessen entsteht im intertextuellen Prozess eine unendliche Transformation.[6]

Kristeva definiert den Begriff der Intertextualitat wie folgt:

„Nous appellerons Intertextualite cette inter- action textuelle qui se produit a l’interieur d’un seul texte. Pour le sujet connaissant, l’intertextualite est une notion qui sera l’indice de la fagon dont un texte lit l’histoire et s’insere en elle.” [7]

Die Franzosin auBert darin die Vorstellung, dass die Geschichte und die Gesellschaft als Text verstanden und gelesen werden. Intertextualitat ist ein Prozess, bei dem es Uberlagerungen, ZusammenstoBe und Uberschneidungen gibt, somit als ein Aufeinandertreffen von Texten verstanden wird[8]. Daher ist die Intertextualitat nicht auf den Bereich der literarischen Texte beschrankt, sondern schafft Raum fur mehrere Moglichkeiten. Der Unterschied zu Bachtins Modell ist, dass Kristeva dem Text eine bedeutungsproduzierende Selbstandigkeit zuspricht.[9] Diese Selbstandigkeit lost sich von dem Konzept eines abgeschlossenen Werkes, einer Gestaltungsabsicht des Autors und von der Idee einer dialogischen Kommunikation[10].

Der Ansatz des Intertextualitatsbegriffes von Kristeva, beinhaltet also das Beziehungsgeflecht zwischen den Texten untereinander, bei dem die Bedeutung eines Textes erst durch die Interpretation der Leser hervorgebracht wird, wodurch ein unendlicher Prozess der Tranformation stattfindet.

Eine differenzierte und besonders einflussreiche Darstellung zeigt Gerard Genette in seinem Werk Palimpseste. Dort versucht Genette in einem funfteiligen Konzept, verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen Texten zu beschreiben. Als Transtextualitat bezeichnet er, die Gesamtheit von verschiedenen Diskursen, an denen alle Texte teilhaben. AuBerdem unterscheidet er funf weitere Beziehungen, die jeweils bestimmte Aspekte oder Funktionen von intertextueller bzw. transtextueller Beziehungen aufweisen, die da waren: Die Intertextualtitat, die Paratextualitat, die Metatextualitat. Die Architextualitat und die Hypertextualitat[11]. Die Intertextualitat selbst, wird hier als die effektive Prasenz eines Textes in einem anderen betrachtet und zwar in Form von Zitaten, Plagiaten oder Anspielungen. Die Paratextualitat bezeichnet den Text, der eindeutig eingerahmt wird, das heiBt, Titel, Untertitel, Vorworte, Nachworte, FuBnoten, Gattungszuweisungen oder auch Pratexte, wie Entwurfe und Skizzen zu Werken. Die Metatextualitat sind Kommentare, welche vor allem die Literaturkritik betreffen und somit wesenlich kritischer Natur sind. Die Architextualitat ist eng verwandt mit der Paratextualitat. Allerdings geht es hier vielmehr um Gattungszuweisungen. Die Hypertextualitat behandelt die Uberlagerung von Texten. Bei der Hypertextualitat ist ein zweiter Text, ohne den ersten Text nicht denkbar. [12] (Vgl. Kill Bill Vol2. und Kill Bill Vol.1)

Der franzosische Literaturkritiker Roland Barthes, auBerte in seinem Werk Der Tod des Autors: „Der Text ist ein Gewebe von Zitaten aus unterschiedlichen Statten der Kultur. (...)Ein Text ist aus vielfaltigen Schriften zusammengesetzt, die verschiedenen Kulturen entstammen und miteinander in Dialog treten, sich parodieren, einander in Frage stellen. Es gibt aber einen Ort, an dem diese Vielfalt zusammentrifft und dieser Ort ist nicht der Autor, sondern der Leser. “[13]

In Uber mich selbst schreibt er: „Der Inter-Text ist nicht unbedingt ein Feld von Einflussen; vielmehr eine Musik von Figuren, Metaphern, Wort- Gedanken; es ist der Signifikant als Sirene.“[14]

Ahnlich wie Kristeva wird auch hier der Text, als Gewebe von Zitaten gesehen. Die Intertextualitat ist somit ein weitumfassender Begriff, der viele verschiedene, interessante Ansatze aufweist. Im folgenden Abschnitt werden die intertextuellen Phanomene und deren Funktion aufgezeigt, um Texte auf intertextuelle Merkmale besser untersuchen zu konnen.

1.2. Intertextuelle Phanomene und ihre Funktionen

Die intertextuelle Phanomene, wie z.B. das Zitat oder die Ubersetzung, sind nicht auf Literatur beschrankt, die intertextuelle Bezugnahme in literarischen Texten hat auch immer eine asthetis]che Funktion. Dadurch wird ein Text zum Kunstwerk. Zitate, Anspielungen, Plagiate werden nach folgenden Kriterien voneinander unterschieden:

- Durch die Makierung, die deutlich erkennbar im Text, Zitate oder andere Phanomene markiert,

- durch die Modifikation, die Pratextausschnitte modifiziert,
- durch die Strukturalitat, die den gesamten Text betrifft bzw. die strukturellen Eigenschaften des Textes betrifft,
- durch die Kommunikativitat und
- durch die Dialogizitat.[15]

Welche Funktionen hat die Intertextualitat? Was wollen Autoren bewusst und durch den Einsatz intertextueller Bezuge beim Leser bewirken?

Die Funktionen von Intertextualitat reichen von Figurencharaktersierung, Beschreibung, Kommentierung von Erzahlinhalten und Antizipation, bis hin zur Dramatisierung eines Textes und der Erzeugung von Komik.

[...]


[1] Bezugtext eines Zitats oder anderer Formen

[2] Vgl. BuBmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft3, Stuttgart, 2002, S. 317.

[3] Vgl. http://www.horn-netz.de/seminare/postmoderne/folien-lola5-intertextualitaetstheorie.pdf S. 2.

[4] Russischer Literaturwissenschaftler und Philosoph

[5] Vgl. Broich, Ulrich; Pfister, Manfred: Intertextualitat. Formen, Funktionen, anglisitische Fallstudien, Kempten/ Allgau, S. 1.

[6] Vgl. ebd. S. 6 ff.

[7] Ebd. S. 7.

[8] Vgl. ebd. S. 8 ff.

[9] Vgl. http://www.horn-netz.de/seminare/postmoderne/folien-lola5-intertextualitaetstheorie.pdf S. 6.

[10] Vgl. ebd. S. 7.

[11] Vgl. http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-

bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/i/referenz/21850///cache/961564fa8e/

[12] Vgl. http://www.hyperkommunikation.ch/lexikon/intertextualitaet.htm

[13] Lauer, Gerhard; Martinez, Matias; Winko, Simone(Hrsg): Roland Barthes. Der Tod des Autors, in: Texte zur Theorie der Autorschaft, Stuttgart, 2000, S. 119 f.

[14] Barthes, Roland: Uber mich selbst, 1978, S. 158.

[15] Vgl. http://www.fernuni-hagen.de/EUROL/termini/welcome.html?page=/EUROL/termini/5420.htm

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Intertextualität im postmodernen Film Kill Bill
Hochschule
Universität Bayreuth
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V148111
ISBN (eBook)
9783640590711
ISBN (Buch)
9783640590940
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Intertextualität, Kill Bill, postmoderner Film, Germanistik, Intertextualität in Filmen
Arbeit zitieren
Kristin Roßbach (Autor:in), 2009, Intertextualität im postmodernen Film Kill Bill, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148111

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