Musik im Seminar

Didaktisches Konzept zum Einsatz und Verwendung von Musik im Seminarkreislauf für ein Ein- oder Zweitageseminar


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

25 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorüberlegungen zum Seminar
2.1. Die Zielgruppe
2.2. Ziel des Seminars
2.3. Angewendete Methoden
2.4. Verwendete Medien

3. Konzept anhand der Phasen des Seminarkreislaufs
3.1. Der Einstieg
3.1.1. Musikvorschlag
3.2. Die Anwärmphase
3.2.1. Musikvorschlag
3.3. Die Orientierungsphase
3.3.1. Ziele der Übungen
3.3.2. Theoretischer Hintergrund
3.3.3. Methodik
3.4. Die Bearbeitungs-/ Inputphase
3.5. Die Bearbeitungs-/ Vertiefungsphase
3.5.1. „Rücken an Rücken“
3.5.2. Musikvorschlag
3.5.3. „Stern im Vokalkreis“
3.5.4. Musikvorschlag
3.5.5. Den Rhythmus aufbauen
3.5.6. Bolero
3.5.7. Musikvorschlag
3.5.8. Loop- Impro
3.5.9. Musikvorschlag
3.6. Die Ergebnissicherung
3.6.1. Ergebnis-Sicherungs-Blues
3.7. Evaluation/ Abschluß
3.7.1. Abschlußritual
3.7.2. Musikvorschlag

4. „Nix ist privat, aber alles sichtbar“

5. Schlusswort und Erkenntnisse aus der Fortbildung

6. Literaturverzeichnis

7. Glossar

8. Blitzlicht- Definition/ Abbildungen

1. Einleitung

Musik gibt einem Seminar die besondere Note.

Sie dient der Entspannung, der Aktivierung und Konzentration und unterstützt kreative Lernprozesse.

Im Seminar eingesetzt kann sie die inhaltliche und methodische Planung rhythmisieren, akzentuieren und unterstützen.

Das Lernen gestaltet sich angenehmer und effektiver.

Bei verhaltensorientierten Themen und Seminaren fördert sorgfältig ausgewählte Musik den Transfer von der Kognitionsebene auf die Verhaltensebene.

Musik kann helfen, um

- auf eine Phase oder ein Thema einzustimmen,
- das Seminar, Prozesse, Themen oder Phasen abzurunden oder abzuschließen,
- Pausen zu beleben,
- Entspannung zu bewirken und Streß abzubauen,
- Energie aufzubauen und müde gewordene Gruppen zu erfrischen,
- assoziatives Denken zu erleichtern,
- Inhalte zu präsentieren oder in Form von Lernkonzerten einprägsamer zu machen,
- neben dem visuellen Kanal auch dem auditiven Kanal Beachtung zu schenken,
- die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen,
- Glück zu empfinden,
- die auditive Lernumgebung durch Musik und Beachtung der Qualität der eigenen Stimme bewusster gestalten.

Musik bewirkt beim Lernenden einen Zustand der schwebenden Aufmerksamkeit, der gehirnphysiologisch als Alpha - Zustand und psychologisch als angenehmer Entspannungszustand wahrgenommen wird.

Wir alle kennen diesen Zustand - zum Beispiel kurz nach dem Aufwachen am Morgen oder kurz vor dem Einschlafen.

Körperliche Ruhe geht mit geistiger Wachheit einher und bildet somit eine gute Basis für Lernen ohne Stress. Im Alpha- Zustand ist der Langzeitspeicher des Gedächtnisses für die Engrammierung und das Abrufen von Gedächtnisinhalten besonders offen.

(vgl. Wagner, 1993, S.18 ff.)

Diese Zustände eignen sich, um Lehrinhalte zu vermitteln (Lernkonzert/Integration) oder um der Gruppe einen sanften Seminareinstieg, sei es ganz zu Beginn oder nach einer Mittagspause zu ermöglichen (centering).

Musik wirkt vor allem über den Rhythmus und das Tempo. Sie beeinflusst Herzschlag und Atemrhythmus, das limbische System und wirkt damit auf die tiefen Schichten der Persönlichkeit im Bereich des Verhaltens, der Gestimmtheit und der Gefühle.

Daher bietet Musik als Handwerkszeug zusätzliche, feinstoffliche Gestaltungsmöglichkeiten.

Das Erarbeiten und Vortragen vielfältiger Rhythmussequenzen erfordert sowohl stimmlichen als auch Ganzkörpereinsatz und soll, neben dem freudvollen

Gruppenerlebnis, besonders das Selbstbewusstsein und die Selbstwahrnehmung durch Selbstüberwindung stärken. Da sich dieses Konzept an Trainer richtet, liegt das Augenmerk auch immer auf der Selbstpräsentation und der Erweiterung des eigenen Handlungsspielraums. Darauf gehe ich in Kapitel 4. „Nix ist privat aber alles sichtbar“ unter Berücksichtigung des Johari- Fensters genauer ein.

Wissenschaftliche Institute wie das der Ludwig- Maximilians- Universität, München unter der Leitung von Professor Pöppel befassen sich mit den Auswirkungen von musikalischer Erfahrung auf das Gehirn. Gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Professor Lorenz Welker konnte Professor Pöppel in einer Studie nachweisen, daß Musik einen großen Einfluß auf das Zeitmanagement im Gehirn, auf die Psyche und auf die Selbstwahrnehmung hat.

Musiker nahmen emotionale Botschaften - kommuniziert durch Gesichtsausdrücke anderer Menschen, feine Abstufungen der Sprachintonation oder Musik - tiefer, intensiver und differenzierter wahr als Nichtmusiker. Während der Studie konnten sie sich außerdem über einen längeren Zeitraum besser konzentrieren und ihre Aufmerksamkeit auf ein Detail lenken.

Meine über 20jährige Erfahrung als Musikerin in verschiedenen Orchestern hat mir überdies gezeigt, daß Musik international verstanden wird, Sprachbarrieren

überwindet, Gemeinsamkeit im Sinne einer emotionalen Verbundenheit schafft und daß gemeinsames Musizieren Respekt füreinander fördert.

Die Werte meiner Arbeit als Trainerin sind „radikaler Respekt“ und ein „kleines Stück Frieden“.

Damit richte ich mich auch an jene, deren innere Widerstände besonders gegen klassische Musik sie bisher von einer intensiveren Auseinandersetzung abhielten, denn gemäß dem Satz: „Man muß kennen was man nicht mag“ bleibt es letzten Endes jedem selbst überlassen, die vorgeschlagenen Stücke und Methoden für sich zu nutzen.

2. Vorüberlegungen zum Seminar

2.1. Die Zielgruppe

Dieses Konzept richtet sich an Multiplikatoren, Trainer, Dozenten und Leiter von Mitarbeiterfortbildungen verschiedener Organisationen wie beispielsweise VHS, Bildungswerk verd.i oder die Organisation für Erwachsenenbildung, Hannover.

2.2. Ziele des Seminars

Viele Menschen schätzen sich selbst als unmusikalisch ein. Eines meiner Ziele ist es, den Teilnehmern Lust und Freude an „schwerer“ Musik (zum Beispiel Gustav Mahler) zu vermitteln und ihnen damit zu größerer innerer Freiheit und einem größerem Selbstbewußtsein in Bezug auf eigene Musikauswahl zu verhelfen.

Dieses Konzept bietet einige leicht nachvollziehbare Übungen und eine Reihe von Musikvorschlägen an.

Einige Übungen beziehen die Stimme mit ein. Auf spielerische Art können die TN ihre Stimme einsetzen, was bei regelmäßigem Üben zur Vergrößerung des Stimmvolumens und einer besseren Kontrolle der Stimmführung führt.

2.3. Angewendete Methoden

Das Thema dieses Seminars ist bereits von sich aus emotional. Es ruft Emotionen hervor, ob man nun über sie spricht oder sie hört- jeder kennt Musik, liebt die eine Stilrichtung und hasst vielleicht sogar eine andere.

Es kann also nicht darum gehen, Diskussionen, basierend auf individuellen Erfahrungen, anzufachen, sondern das Medium Musik als Mittel zum Zweck so sachlich darzustellen, daß eine sichere - vor allem nicht bedrohliche - Annäherung an das Thema und die damit verbundenen Emotionen stattfinden kann.

Ein Eingehen auf die Bedürfnisse der Teilnehmer, hier vereinfacht aufgeteilt in die vier verschiedenen Lerntypen nach D.A. Kolb, soll so gewährleistet werden.

Lehrinhalte und deren Nutzen und wissenschaftliche Ausführungen über die Wirkung von Musik und Musikproduzieren auf das menschliche Gehirn werden als Vortrag für die strukturiert und kognitiven Lernformen der „Converger“ und der „Assimilatoren“ verständlich gemacht; erfahrungsorientierte, praktische Übungen werden die Lerntypen „Diverger“ und „Akkomodator“ sofort ansprechen.

(vgl. Janz, 2009, S. 232/233)

Durch die Mischung aus konkreten Erfahrungen, aktivem Experimentieren, reflektierender Beobachtung und strukturierten Gesprächen von hoher Qualität soll eine für jeden Lerntyp günstige Umgebung geschaffen werden.

Denn: „Je gesünder die psychosoziale Ebene der Gruppe ist, je mehr der/die einzelne seinen/ ihren anerkannten und akzeptierten Platz hat, der honoriert wird, desto mehr wird die Gruppe auf der Sachebene leisten können, vor allem qualitativ.“ (vgl. Braune- Krickau, 2000)

2.4. Verwendete Medien

Zusätzlich zu den bekannten Medien wie Flipchart, Pinnwand, Moderationskarten und peripheren Stimuli, die helfen, Theorien, Übungsanleitungen und Erwartungsabfragen zu bündeln und zu visualisieren, sind beim verstärkten Einsatz von Musik natürlich auditive Medien wie CD-Player notwendig.

Die ausgewählten Musikstücke müssen bei der GEMA vor Stattfinden des Seminars angemeldet werden und per Rechnung lizenziert werden.

Zum Mitschnitt von der Gruppe selbst erstellter Rhythmusloops eignen sich Laptops mit einem Aufnahmeprogramm (z.B. PowerBook/ Programm: garage band), ein Mikrofon und ein Metronom.

3. Konzept

anhand der Phasen des Seminarkreislaufs (Abbildung S. 23)

3.1. Der Einstieg

dient dem körperlichen und geistigen Ankommen. Erste Kontakte werden zwischen den nach und nach eintreffenden Seminarteilnehmern geknüpft.

Während dieser ersten Viertelstunde vor dem eigentlichen Beginn läuft bereits Musik.

Diese soll einerseits eine angenehme Atmosphäre schaffen, andererseits die Teilnehmer (TN) bewußt und unbewußt anregen und den Fokus auf das Thema lenken. Man hat ein gemeinsames Thema, über das man diskutieren kann, ohne einander näher zu kennen.

3.1.1 Musikvorschlag:

J.S. Bach: Brandenburgische Konzerte

German Brass: Bach 300

3.2. Die Anwärmphase

beinhaltet das erste offizielle Kennenlernen. Den Beginn kennzeichnet das Ausschalten der Musik.

Die Seminarleitung (SL) begrüßt alle Anwesenden, stellt sich und das Thema vor.

Hier besteht die Möglichkeit, Neugier und Einsicht für das Thema zu wecken, gleichzeitig kann der SL eine Einschätzung über Wichtigkeit, Relevanz und Komplexität schaffen. Die wichtigsten organisatorischen Fragen werden an dieser Stelle des Seminars geklärt, zum Beispiel die Anrede „Du“ oder „Sie“, sodaß ein äußerer Rahmen geschaffen wird. Eine Rollenklärung und eine Vereinbarung über die Verteilung der Verantwortlichkeiten gehören ebenfalls in diese Phase.

(vgl. Straub/ Brachinger- Franke, 2001, S. 89)

Bei firmeninternen Treffen ist eine ausführliche Vorstellung nicht nötig, hier eignet

sich beispielsweise die Ein- Punkt- Abfrage und eine darauf folgende Runde, in der die Positionen der einzelnen Punkte hinterfragt werden.

Die TN sind mitten im Thema und haben hier auch die Gelegenheit, ihre Wünsche und Erwartungen zu formulieren, die währenddessen von der SL stichpunktartig auf Moderationskarten festgehalten werden und am Ende der Runde für alle sichtbar an ein Flipchart angebracht werden.

Sind die TN einander noch unbekannt, eignen sich verschiedene Methoden der Vorstellung, hier drei Beispiele:

- Die SL geht mit gutem Beispiel voran, nennt ihren Namen und fügt einen prägnanten Satz hinzu („Ich bin Nerissa und liebe Händel- Opern“). Der Nächste wiederholt das Vorhergesagte und fügt seine eigene Vorstellung hinzu.
- Freies Assoziieren mittels ausgelegter Bilder/Fotos
- Mit der Fragestellung „Wer bin ich, wo komme ich her, was erwarte/erhoffe ich mir von diesem Seminar, wo will ich noch hin“ gehen die TN für 15 min zu zweit an einen ruhigen Ort und stellen den Partner dann vor.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Musik im Seminar
Untertitel
Didaktisches Konzept zum Einsatz und Verwendung von Musik im Seminarkreislauf für ein Ein- oder Zweitageseminar
Hochschule
Hochschule Hannover  (Bildungswerk verd.i, Bildungsverein Hannover, Fachhochschule Hannover)
Veranstaltung
Seminar Train the Trainer (T3)
Autor
Jahr
2010
Seiten
25
Katalognummer
V147977
ISBN (eBook)
9783640579549
ISBN (Buch)
9783640578917
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Methoden für Lehrer, aktives Lernkonzert, aktivierung, Lerntools, Stimmtraining, sicher auftreten, Souveränität, Gruppenprozesse, Wertschätzung, Lampenfieber, Trainerkompetenzen, Train-the-trainer, Übungen, Spiele, Emotional-motivationale Veränderungen, Einstieg, Orientierungsphase, Aufwärmphase, Vertiefungsphase, Abschluss und Evaluation, Erfolg
Arbeit zitieren
Nerissa Deninger (Autor:in), 2010, Musik im Seminar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147977

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