Das Kreuz - Symbol des Leides, Symbol der Hoffnung

Ausführlicher Unterrichtsentwurf im Fach Ev. Religion für eine 9. Klasse


Unterrichtsentwurf, 2010

21 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Lehr- und Lernvoraussetzungen
1.1 Situation der Klasse
1.2 Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler / elementare Zugänge
1.3 Persönlicher Bezug zur Thematik

2 Sachanalyse
2.1 Symbolik des Kreuzes
2.2 Das Kreuz im biblischen Zeugnis / elementare Strukturen
2.3 Die Kugellagermethode

3 Didaktische Entscheidungen
3.1 Elementare Wahrheiten und Erfahrungen
3.2 Bezug zur Symboldidaktik
3.3 Einbettung der Stunde im Gesamtkonzept
3.4 Bezug zum Bildungsplan
3.5 Auflistung der Unterrichtsziele

4 Methodische Analyse

5 Unterrichtsskizze

6 Literaturverzeichnis

Anhang

1 Lehr- und Lernvoraussetzungen

1.1 Situation der Klasse

Der evangelische Teil der Klasse 9b setzt sich aus 22 Schülerinnen und Schülern zusammen, wobei die 14 Schüler den 8 Schülerinnen zahlenmäßig überlegen sind.

Fast die ganze Klasse ist getauft und konfirmiert. Nur eine Schülerin ist in keiner Kirche Mitglied und auch weder getauft noch konfirmiert. Zwei weitere Schüler sind getauft, aber nicht konfirmiert. Erwähnenswert ist das kirchliche Engagement zweier Schülerinnen, die durch einen motivierenden Konfirmandenunterricht zur Mitarbeit im Kindergottesdienst ihrer Kirchengegemeinde angeregt wurden und diesen nun mitgestalten.

Vor allem diese zwei Mädchen sowie zwei Jungen sind die „Leistungsträger" im Fach Religion. Sie beteiligen sich in der Regel am Unterricht und bringen Diskussionen und Unterrichtsgespräche voran. Etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler, vor allem eine Gruppe von Jungen mit Migrationshintergrund, verhalten sich oft zurückhaltend und still. Ich versuche sie durch produktive und aktive Unterrichtsformen sowie direkte Ansprachen ins Unterrichtsgeschehen einzubinden. Dabei stellt sich heraus, dass die meisten mitdenken und sich nur nicht aktiv beteiligen. Den gleichen Eindruck machen vier Jugendliche, die am Anfang durch ihr extrem provozierendes Verhalten sowohl mir, als auch Klassenkameraden gegenüber aufgefallen sind. Diese Schülerinnen und Schüler beeinflussen gelegentlich auch ihre Nebensitzer und stiften eine Unruhe, die das Unterrichten für mich, sowie die Klasse insgesamt, erschweren. Das äußert sich auch in den zahlreichen Einträgen und Bemerkungen vieler Lehrer, die das Klassenbuch der Klasse durchziehen. Im Gespräch mit anderen Fachlehrern der Klasse wird deutlich, dass der Unterrichtsalltag in der Klasse nicht nur durch Störungen, sondern auch durch ein auffallend niedriges Leistungsniveau und entsprechend schlechte Noten gekennzeichnet ist. Voraussichtlich werden etwa zehn Schülerinnen bzw. Schüler der Klasse dieses Schuljahr nicht „schaffen".

Die ersten Unterrichtswochen in der Klasse empfand ich oft als Kampf. Durch persönliche Gespräche, das Umsetzen einzelner Schülerinnen und Schüler oder andere pädagogische Maßnahmen, aber auch durch gezieltes Lob habe ich versucht, ein arbeitsfreundliches Unterrichtsklima zu fördern, welches für einen guten (Religions-)Unterricht unerlässlich ist. Außerdem gibt es ein festes Ritual zu Beginn des Unterrichts, welches die Schülerinnen und Schüler selbst ausgesucht haben und gestalten. Dazu haben sie ein Andachts- und Gebetsbuch erstellt, aus welchem am Anfang des Unterrichts immer ein kurzer Input (Psalm, Gebet, Kurzgeschichte, Meditation) vorgelesen wird. Dieser bleibt unkommentiert stehen und kann in einer Schweigeminute innerlich verarbeitet werden. Die Schülerinnen und Schüler wollen dieses Ritual unbedingt beibehalten und lassen sich in der Regel darauf ein. Gelegentlich fällt es ihnen schwer, die Schweigeminute durchzuhalten oder sich wirklich ruhig auf das gelegentlich schlecht Vorgelesene zu konzentrieren.

Mit Blick auf die Lage zu Beginn des Schuljahres haben sich das Unterrichtsklima und das Verhältnis von mir zu den Schülerinnen und Schülern sehr verbessert. Ich fühle mich inzwischen sehr wohl in der Klasse und habe zu den meisten Schülerinnen und Schülern eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Was ich sehr schätze an der Klasse ist, dass viele Jugendliche bereit sind, ihre Meinung offen und ehrlich darzulegen.

1.2 Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler / elementare Zugänge

Laut PIAGET sind Jugendliche ab etwa 11 Jahren in der Lage, abstrakt zu denken. Die Schülerinnen und Schüler können demnach begreifen, dass es neben ihrer Realität noch andere Realitäten gibt. Die Adoleszenten stellen Fragen nach der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Daseins. Sie sind in der Lage, hypothetische Bilder der eigenen Person zu entwerfen und können auch die Perspektiven anderer übernehmen (vgl. ZIMBARDO/GERRING 2004, 456).

FOWLER knüpft an PIAGETS so genannte Stufe des formal-operationalen Denkens an und beschreibt den Glauben von Jugendlichen ab der Pubertät als „synthetisch-konventionell". Synthetisch, weil eine Verknüpfung von Sinnglaube, der persönlichen Identität und ihrer Werteordnung stattfinden kann. Wird Gott als personal signifikant begriffen, kann diese Vorstellung Jugendliche tief beeindrucken, so FOWLER. Trotzdem ist der Glaube in dieser Stufe ein „stillschweigendes System", denn der Mensch fühlt sich emotional an seine Werte und Normen gebunden, hinterfragt sie allerdings nicht. Grundsätzlich werden Werte und Normen sehr stark von der Autorität einzelner Bezugspersonen oder Glaubensgemeinschaften geprägt.

In Bezug zu Symbolen sind Jugendliche in der Lage, diese in ihre Tiefe und Mehrdeutigkeit zu erfassen. Ihr Symbolverständnis wird daher als „mehrdimensional" bezeichnet. Die anschließende Stufe wird als „symbol - kritisch" bezeichnet, Jugendliche oder junge Erwachsene (nach Fowler ab ca. 16 Jahren) können Symbole jetzt in Begriffe übersetzen. Nach Fowler findet in dieser Stufe auch eine Entmythologisierung (z.B. von Glaubenssaussage oder Symbolen) statt (vgl. GROM 2000).

Konkret für die vorliegende Thematik bedeutet das, dass Schülerinnen und Schüler in diesem Alter mit mehreren Bedeutungen des Kreuzes konfrontiert werden können und dass sie in der Lage sind, die Kreuzsymbolik in ihrer Mehrschichtigkeit zu erfassen.

Weitere elementare Zugänge sehe ich darin, Kreuzessymbole aus dem Alltag der Jugendlichen aufzugreifen bzw. sie dahingehend zu befragen. Gerade in der Adoleszenz greifen manche Jugendliche zu Symbolen, um ihre Gruppenzugehörigkeit auszudrücken (z.B. wenn sich Satanisten auf dem Kopf stehende Kreuze umhängen oder sich rechtsradikale Gruppen Symbolen des Nationalsozialismus bedienen, wie z. B. Abwandlungen des Hakenkreuzes). Außerdem bietet das Kreuz als Todessymbol einen Anknüpfungspunkt, denn die Schülerinnen und Schüler haben sich in der vorherigen Stunde mit Traueranzeigen beschäftigt und dort das Kreuz auch schon wahrgenommen.

1.3 Persönlicher Bezug zur Thematik

Das Kreuz Christi wurde für mich erst bedeutsam, nachdem ich mich in persönlicher Weise damit auseinanderzusetzen begonnen habe. Vor allem beim Bibelstudium, aber auch während der Karwoche wird mir immer wieder deutlich, welche elementare Wahrheit und Bedeutung der Kreuzestodes Jesu und seine Auferstehung für mein Leben und die Hoffnung über mein Leben hinaus beinhaltet. Ich sehe darin etwas Wesentliches, denn das Kreuz mit alledem, was vorher und nachher passiert ist, bildet den Grundstock des Christentums. Ich möchte meinen persönlichen Bezug zur Thematik mit einem Liedauszug von „Ich seh das Kreuz" von Brian Doerksen verdeutlichen:

,,Du littest und starbst, hast für uns bezahlt. Du hast uns gezeigt, was groß zu sein heißt. Durch Dich wird der Plan des Vaters erfüllt. Der Weg ist jetzt frei, und wir werden auferstehen und ewig leben, weil Du für uns starbst."

2 Sachanalyse

2.1 Symbolik des Kreuzes

Symbole sind Gegenstände oder Sinnbilder, denen eine bestimmte Bedeutung zugesprochen wird, die über das eigentliche Zeichen hinaus auf andere Ebenen verweist.

Das Kreuz wird in Knaurs Lexikon der Symbole als das universellste unter den einfachen Symbolen, das keinesfalls auf den christlichen Bereich beschränkt bleibt, bezeichnet. Das Kreuz taucht in sehr vielen unterschiedlichen Kontexten auf (z.B. in Bauplänen von Tempeln und Kirchen, in Weltbilddarstellungen vieler Kulturen usw.).[1]Es symbolisiert u. a. das All, die Himmelsrichtungen, die Gottheit und die Jahreszeiten und findet sich in den ältesten Kulturen als verbreitetes Ornament und Heilssymbol wieder.[2]

In der heutigen Zeit kursiert das Kreuz mit seinen vielen Kreuzvarianten und unterschiedlichen Aussagen z.B. auch in esoterischen Gruppen. Dort wird es verwendet, weil man sich damit auf „alte Weisheit" beruft. Die Kreuzsymbolik im christlichen Kontext bezieht sich auf das Hinrichtungswerkzeug Christi, welches als Instrument exzessiver Grausamkeit zum Symbol des ewigen Lebens wurde.[3]

Der Tod am Kreuz war zur Zeit Jesu eine weit verbreitete und oft eingesetzte Todesstrafe der römischen Besatzungsmacht für ihre politischen Gegner. Allerdings galt diese Art von Strafe als so erniedrigend, dass römische Bürger selbst damit nicht bestraft werden durften.[4]Die Tatsache, dass der Kreuzestod eine derart schimpfliche Art der Hinrichtung war, führte dazu, dass das Kreuz in Europa nur zögernd anerkannt wurde. Erst Jahre später in der Romanik wurde es als Symbol des Triumphes über den Tod akzeptiert.[5]Dahin wirkte die paulinische Kreuzestheologie, die den paradoxen Zusammenhang von Tod und Leben, Schmach und Verherrlichung Christi am Kreuz herausstellt. Heute steht für viele Menschen jedoch der Leidensaspekt des Kreuzes im Vordergrund. Das Kreuz als Symbol des menschlichen Leidens und Todes und gleichzeitig als Heilssymbol verursacht umso mehr eine Herausforderung und Zumutung des Glaubens.[6]

Diesem Wort sich öffnen heißt sich einlassen auf den, der am Kreuz hängt und der nach Paulus unsere einzige Hoffnung ist.[7]

[...]


[1]Vgl. BIEDERMANN (2004): Knaurs Lexikon der Symbole, S. 608 f.

[2]Vgl. SCHÜTZ (1988): Praktisches Lexikon der Spiritualität, S. 731 f.

[3]Vgl. BIEDERMANN (2004): Knaurs Lexikon der Symbole, S. 608 f.

[4]Vgl. KREMER (1985): Das Evangelium von Jesu Tod und Auferstehung, 13 f.

[5]Vgl. BIEDERMANN (2004): Knaurs Lexikon der Symbol, S. 608 f.

[6]Vgl. SCHÜTZ (1988): Praktisches Lexikon der Spiritualität, S. 731f.

[7]SCHÜTZ (1988): Praktisches Lexikon der Spiritualität, S. 732.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Kreuz - Symbol des Leides, Symbol der Hoffnung
Untertitel
Ausführlicher Unterrichtsentwurf im Fach Ev. Religion für eine 9. Klasse
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
1,5
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V147857
ISBN (eBook)
9783640627301
ISBN (Buch)
9783640627264
Dateigröße
1629 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreuz, Symbol, Leides, Symbol, Hoffnung, Ausführlicher, Unterrichtsentwurf, Fach, Religion, Klasse
Arbeit zitieren
Juliane Schäfer (Autor:in), 2010, Das Kreuz - Symbol des Leides, Symbol der Hoffnung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147857

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