Die Gralsburg in Albrechts "Jüngerem Titurel". Deutung einer Metapher


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Name und geographische Lage der Burg
2.1 Der Name Munsalvaeshe
2.2 Die geographische Lage – Terre de Salvaesche

3. Das Äußere des Tempels
3.1 Das Fundament
3.2 Die Türme

4. Das Innere des Tempels
4.1 Die Dreigliedrigkeit des Innenbereiches
4.1.1 Die untere Zone - Das künstliche Meer
4. 1. 2 Die mittlere Zone – Der künstliche Garten
4.1.3 Die obere Zone – Der künstliche Himmel
4.1.4 Zwischenfazit
4.2 Die Kapellen und das Allerheiligste
4.3 Die Bedeutung des Tempelbaus – Das himmlische Jerusalem

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Der Graltempel ist zweckgesetzt, und es ist ohne weiteres einsichtig, daß

dann jene Details besonders in den Vordergrund treten, die seinem vom Zweck her bestimmten Einsatz gerecht werden.“1

Albrecht liefert uns mit seiner Beschreibung des Gralstempels die einzige architektonische Beschreibung des zum Gral gehörigen Heiligtums in der deutschen Literatur des Mittelalters. Und so ist es auch nicht verwunderlich, daß viele Wissenschaftler sich in ihren Arbeiten zum einen mit der Frage auseinandergesetzt haben, inwie weit der Tempel des Heiligen Gral einer tatsächlichen, architektonischen Realität entsprach. Wieder andere dagegen, versuchten zu klären, ob und, wenn dies zu bejahen ist, wie die von Albrecht beschriebene Tempelanlage zu einer Realität gemacht werden können.

So interessant und unterhaltsam diese Ausführungen im Einzelnen auch sein mögen, wird sich diese Arbeit dennoch jenseits dieser eher kunstgeschichtlichen oder architektonischen Fragestellungen bewegen.

Im Zentrum dieses Aufsatzes steht also der Gralstempel als literarische Idee, als Metapher, deren Bedeutung sich über die einzelnen Komponenten der Beschreibung erschließen und zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügen läßt. Dabei spielen intertextuelle Beziehungen eine ebenso große Rolle wie Aussagen des Autors selbst. Obwohl die Fragestellung primär auf den Gralstempel als solchen abhebt, darf jedoch keineswegs die geographische Lage des Heiligtums vernachlässigt werden.

Deswegen wird ein kurzes Kapitel über die Lage des Gralstempels voranstehen, gefolgt von Abschnitten, die ihr Augenmerk auf spezielle Fragen richten: zum einen soll die Zahlensymbolik des Grastempels untersucht werden, daraufhin müssen die im Tempel verwendeten Materialen einer Untersuchung in Bezug auf ihren allegorischen Gehalt unterzogen werden, darüber hinaus dürfen einige wichtige Aspekte der Tiersymbolik nicht vernachlässigt werden. Zudem muß das Verhältnis der Teile zum Ganzen beleuchtet werden. Daneben muß gefragt werden, in welchem Verhältnis die Tempelbeschreibung als Ganzes oder auch nur Teile davon Teil einer literarischen Tradition sind, die es zu beleuchten gilt.

Um dies erreichen zu können, wird sich die Arbeit vom Äußeren des Gralstempels in das Innere vorarbeiten, wobei keine der oben genannten Komponenten einzeln betrachtet werden soll. Vielmehr muß bereits in den Anfängen das Zusammenspiel der Einzelteile Betrachtung finden.

Daraufhin soll eine Sythese der einzelnen Funde versucht werden, bevor kurz die Frage nach möglichen Vorbildern, realen als auch literarisch-theologischen, gestellt werden soll. Denn obwohl, wie bereits ausgeführt worden ist, der Gralstempel in diesem Aufsatz hauptsächlich als literarische Idee betrachtet werden soll – und sich damit die Frage nach intertextuellen sowie den literarisch-tehologischen Bezügen stellt -, ist jedoch auch nicht auszuschließen, daß Albrecht verschiedene reale Bauwerke als Inspiration gedient haben könnten.

Zitiert wird nach der Ausgabe von Wolf (im Text gekennzeichnet mit W sowie der Verszeile).

2. Name und geographische Lage der Burg

2.1 Der Name Munsalvaeshe

Während noch für die alte Germanistik die Herleitung von „salvaeshe“ aus dem Lateinischen außer Frage stand, führte die Übersetzung Munsalvaeshes mit Wildenberg zu weitgreifenden Diskussionen, denn die eine wie auch die andere Deutung ist linguistisch möglich.2 Dagegen läßt sich zunächst und vor allem inhaltlich argumentieren: So räumt bereits Iselin in Hinsicht auf die „Wildenberg“-Übersetzung ein, daß jene zwar „sprachlich möglich, aber in Hinsicht auf den Sinn ganz unwahrscheinlich“3 sei. Am ausführlichsten hat sich wohl Herbert Kolb mit der Frage der Namensgebung beschäftigt.4 Er kommt zu dem Schluß, die Übersetzung stehe im Widerspruch zu sprachlichen und sachlichen Gegebenheiten und werde der Besonderheit dieses allem entrückten Ortes in keiner Weise gerecht.5

Zweifelsohne kann man also für diese Arbeit den Ausführungen A. Schulzes folgen, wenn er formuliert:

„Die Burg des Grals Munsalvaesche ist deutlich als munt-salvaigne, der Berg des Heils, oder nach der Deutung im Jüngeren Titurel als mont-salvance, der behalten berg, bezeichnet.“6

2.2 Die geographische Lage – Terre de Salvaesche

Die Kontroverse, die sich schon an dem Namen Munsalvaeshe entzündet hatte, findet sich auch in diesem Falle.

Obwohl Salvaesche hier eindeutig ein Substantiv ist und daher alles für eine Übersetzung als „and des Heils“ spricht, ist oft versucht worden, diese Gruppe als „wildes Land“ zu übersetzen.7 Dies würde, zumindest in Albrechts Falle, von der Beschreibung des die Gralsburg umgebenen Waldes getragen: Dieser Wald dehnt sich 60 Meilen um die Gralsburg aus. Im Gegensatz zum Parsival, in dem niemand diesen Wald betreten durfte, ist ein Eindringen im Jüngeren Titurel schlicht und ergreifend unmöglich.

Allerdings wird die „Terre de salvaesche“ von Albrecht auch durch „Salvaterre“ aufgelöst und dies wiederum kann niemals „Wildland“ bedeuten.8 Munsalvaesche muß man sich inmitten der Terre de Salvaesche denken. Dies entspricht dem Motiv des locus secretus: ein idealer Ort ist umgeben von einer unwegbaren Wildnis als natürliche Barriere. Diese Beschreibung läßt unvermittelt an mittelalterliche Beschreibungen des Paradieses denken; die wichtigsten Punkte wiederholen sich hier: das Paradies liegt an einem unzugänglichen Ort, wer es erreichen will, muß diverse Hindernisse überwinden und nur Auserwählte gelangen dorthin.

Auch hier kann also der pointierten Aussage Schulzes gefolgt werden:

„Der die Burg umgebende Wald, das Gralgebiet, ist ein von den Templeisen behüteter Bannforst, den Niemand ungestraft und unangefochten betreten darf.“9

Die ersten Argumente dafür, daß in der Gralsburg mehr Idee als Realität zu sehen ist, und erste Hinweise darauf, auf welche Besonderheiten der nachfolgenden Beschreibung zu achten sein wird, ergeben sich also bereits aus dieser Analyse der Namen sowie der Umgebung.

[...]


1 Zatloukal (1978) : S. 169

2 Iselin (1909) : S. 103

3 Iselin (1909) : S. 103

4 Kolb (1963)

5 Kolb (1963) : S. 98f

6 Schulz (San Marte) (1857) : 392

7 Ebersold (1988) : S. 24

8 Ebersold (1988) : S. 22

9 Schulz (San Marte) (1857) : 392

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Gralsburg in Albrechts "Jüngerem Titurel". Deutung einer Metapher
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V147536
ISBN (eBook)
9783640584031
ISBN (Buch)
9783640583768
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gral, Wolfram, Zahlensymbolik, Raumsymbolik, Deutung
Arbeit zitieren
MA Sylvia Meyer (Autor:in), 2008, Die Gralsburg in Albrechts "Jüngerem Titurel". Deutung einer Metapher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147536

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