Eine neue Interpretation zu Panofskys Thesen über die kausale Beziehung zwischen der gotischen Architektur und Scholastik


Hausarbeit, 2010

16 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Die zwei Kernthesen
2.1. Die erste These
2.2. Die zweite These

3. Die Beziehung zwischen Kunststil und Denkgewohnheit als Supervenienzbeziehung
3.1. Supervenienzbegriff
3.2. Eine Interpretation von Panofskys Thesen
3.3. Die Probleme

4. Abschluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Studie zielt darauf ab, Panofskys Thesen über die kausale Beziehung zwischen der Denkgewohnheit und dem Kunststil, die in seinem Buch Gotische Architektur und Scholastik verdeutlicht wurde, sprachanalytisch zu interpretieren. Im oben genannten Buch versucht Panofsky, aufzuzeigen, dass es eine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen der Scholastik und der gotischen Architektur gibt. Die zentrale Frage für die Studie ist, was das eigentlich bedeutet, dass eine Denkgewohnheit die Entstehung eines Kunststils oder einen Kunststilwechsel verursacht. Die bisherige Kritik an Panofskys These basierte auf den historischen Wahrheiten. Die Untersuchung der Bedeutung der kausalen Beziehung ist im Prinzip kein Thema für den Kunsthistoriker. Aber die kunsthistorische Untersuchung reicht nicht aus, um die Bedeutung von Panofskys These verstehen zu können.

Daher wird in dieser Studie vorgeschlagen, die Beziehung zwischen dem Kunststil und der Denkgewohnheit als die Supervenienzbeziehung, die seit langem im Bereich der Philosophie der Geistes viel diskutiert wurde, zu betrachten. Meine drei Thesen dabei sind:

a) Die Beziehung zwischen den Kunststilen und den Denkgewohnheiten ist als eine

Supervenienzbeziehung zu betrachten. D.h. die Kunststile K supervenieren über den

Denkgewohnheiten D.

b) Die kausale Beziehung zwischen der Scholastik und der gotischen Architektur ist als die

Supervenienzbeziehung zwischen einem Kunststil G und einer Denkgewohnheit S zu

verstehen.

c) Die Beziehung zwischen K und D als der Supervenienzbeziehung ist die allgemeingültige

Relation.

Meine Untersuchung im Vergleich zu den kunsthistorischen Untersuchungen bezieht sich auf die innere Logik von Panofskys These. Mit dieser sprachanalytischen Untersuchung wird zuerst die Bedeutung von Panofskys umstrittener These deutlich werden. Und seine Hauptthese wird mithilfe des Supervenienzbegriffs verallgemeinert werden. Darüber hinaus wird herausgestellt werden, worin die Grenze seiner Position liegt, indem die Probleme, die bei der stark reduktionistischen Interpretation der Supervenienzbeziehung zwischen den mentalen Eigenschaften und den physischen Eigenschaften - z.B. bei Jaegwon Kim – auftreten , erörtert werden.

Im nächsten Kapitel werden die zwei Kernthesen behandelt, die in den Kapiteln 1 und 2 des Buches Gotische Architektur und Scholastik verdeutlicht wurden. Diese zwei Thesen sind für die Studie wichtiger als die anderen, weil es bei diesen Thesen nicht um die historische, sondern um die logische Wahrheit geht. Ich werde den logischen Zusammenhang dieser zwei Thesen analysieren und die Thesen sprachanalytisch interpretieren, um einen festen Standpunkt für Panofskys Untersuchungsweise zu gewinnen. Im dritten Kapitel wird Panofskys These über die kausale Beziehung zwischen der Scholastik und der gotischen Architektur durch die Supervenienzbeziehung analysiert werden. Und ich versuche, zu argumentieren, dass die Beziehung zwischen den Kunststilen und den Denkgewohnheiten die allgemeine Beziehung werden kann und dass sie für die Grundlage der Idee von Panofskys Ikonologie eine wichtige Rolle spielen kann. Am Ende der Studie wird erörtert, worin die Grenze von Panofskys Position liegt.

2. Die zwei Kernthesen

2.1. Die erste These

Im ersten Kapitel beschäftigt sich Panofsky mit der These, dass die zwei verschiedenen Strömungen, die Scholastik und die Gotik, sich zeitlich parallel entwickelt haben. Die zeitliche Einteilung der Scholastik in Früh-, Hoch- und Spätphase spiegelt sich in der Entfaltung des gotischen Kunststiles wider. Für die weitere Diskussion zitiere ich Panofsky.

a) Die karolingische Renaissance der Künste vollzog sich zeitgleich mit dem Wirken des Philosophen Johannes Scotus (dieser lebte um 810-877).
b) So waren Geburtsort und –stunde der Frühscholastik identisch mit denjenigen der frühgotischen Architektur im Projekt des Abtes Suger für die Kirche Saint-Denis. Denn sowohl die neue Denkweise als auch die neue Bauweise (Opus Francigenum) breiteten sich von einem Gebiet aus, das von einem Kreis mit einem Radius von etwa 150 Kilometern um Paris umschlossen wird – obwohl der neue Stil, wie Suger über seine Werkleute berichtet, »von vielen Meistern aus verschiedenen Ländern« geschaffen wurde und er sich sehr bald zu einer wirklich internationalen Bewegung entwickelte.
c) Man nimmt allgemein an, dass die Hochscholastik mit der Wende zum 13. Jahrhundert von hier ihren Ausgang nahm, genau zu dem Zeitpunkt, als die Hochscholastik in Chartres und Soissons ihre ersten Triumphe feierte.
d) Die besonderen Merkmale, welche die Hoch- von der Frühscholastik unterscheiden, stehen in auffälliger Analogie zu jenen, welche die Hochgotik und die Frühgotik trennen.[1]

Die Frage, die für meine Studie die entscheidende Rolle spielt, ist nicht, ob die oben zitierten Aussagen Panofsky den historischen Wahrheiten entsprechen. Vielmehr frage ich, was das eigentlich bedeutet, dass sich die karolingische Renaissance der Künste zeitgleich mit dem Wirken des Philosophen Johanes Scotus vollzog und ob es richtig ist, dass es eine analogische Beziehung zwischen der Früh- und Hochgotik sowie der Früh- und Hochscholastik steht. Ich untersuche also nicht die historischen Wahrheiten, die sich tatsächlich ereigneten, sondern die Bedeutung des Satzes.

Die erste These: Die Scholastik und die gotische Architektur haben sich zeitlich parallel

entwickelt.

2.2. Die zweite These

Die erste Kernthese des zweiten Kapitels lautet, dass es in der Zeit zwischen 1130/40 und etwa 1270 eine kausale Beziehung zwischen der gotischen Architektur und der Scholastik gab.

Im Gegensatz zu einer bloßen Parallelentwicklung handelt es sich bei dem Zusammenhang,

den ich meine, um eine wirkliche Beziehung zwischen Ursache und Wirkung.[2]

Aber wie ist diese kausale Beziehung zwischen der gotischer Architektur und Scholastik möglich? Panofsky antwortet darauf, indem er den Begriff ´Denkgewohnheit(mental habit)´ in die Diskussion mit einbezieht. Der Begriff ´Denkgewohnheit´, den Panofsky meint, ist als »Prinzip, das das Handeln regelt«, zu verstehen.[3] Nach Panofsky besaß die Scholastik das Bildungsmonopol im oben genannten Zeitraum und sie bildete eine Denkgewohnheit, welche die ganze Epoche prägte. Aber ihre Wirkung war so stark, dass sie auch auf andere Bereiche - besonders auf die Architektur - eine Wirkung ausübte. Deswegen wurde die Denkgewohnheit von den Architekten in der Architektur zum Ausdruck gebracht.

[...]


[1]. Panofsky (1989), S. 9-10.

[2]. Ebd., S. 18.

[3]. Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Eine neue Interpretation zu Panofskys Thesen über die kausale Beziehung zwischen der gotischen Architektur und Scholastik
Hochschule
Universität Bremen
Note
2.0
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V147481
ISBN (eBook)
9783640582525
ISBN (Buch)
9783640582358
Dateigröße
444 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Studie zielt darauf ab, Panofskys Thesen über die kausale Beziehung zwischen der Denkgewohnheit und dem Kunststil, die in seinem Buch Gotische Architektur und Scholastik verdeutlicht wurde, sprachanalytisch zu interpretieren.
Schlagworte
Panofsky
Arbeit zitieren
Nam-Ho Kim (Autor:in), 2010, Eine neue Interpretation zu Panofskys Thesen über die kausale Beziehung zwischen der gotischen Architektur und Scholastik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147481

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