Marktversagen im umweltökonomischen Kontext


Seminararbeit, 2007

66 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

II. TABELLENVERZEICHNIS

III. ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG
1.1. Problemstellung
1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit

2. THEORIE DES MARKTVERSAGENS
2.1. Öffentliche Güter
2.1.1. Ausschluss- und Rivalitätsprinzip
2.1.2. Ineffizienz und Free Rider - Problem
2.1.5. Knappheit
2.2. Externalitäten
2.3. Open access resources
2.4. Ausschließbare und nichtrivalisierende Güter
2.5. Fehlende Märkte
2.6. Staatliche Eingriffsmöglichkeiten bei Externalitäten
2.6.1. Internalisierung mittels Steuern beziehungsweise Subventionen
2.6.2. Verhandlungen
2.6.3. Schädigungsrechte (Zertifikate)

3. MARKTVERSAGEN UND ABIOTISCHE RESSOURCEN .
3.1. Nicht-erneuerbare Rohstoffe
3.1.1. Fossile Brennstoffe
3.1.1.1. Externalitäten
3.1.1.2. User Costs
3.1.2. Mineralstoffe
3.1.3. Wasser
3.1.4. Preise als Indikator für Knappheit?!
3.2. Beständige Rohstoffe
3.2.1. Ricardian land
3.2.2. Sonnenenergie

4. MARKTVERSARGEN UND BIOTISCHE RESSOURCEN .
4.1. Renewable resource stocks and flows
4.1.1. Maximierung des Profits
4.1.2. Berücksichtigung von Investitionen - Kapitalwert
4.2. Funds and Services
4.3. Die natürliche Dividende aus erneuerbaren Ressourcen
4.4. Waste absorption capacity

5. FAZIT UND SCHLUSSFOLGERUNGEN

VI. LITERATURVERZEICHNIS

II. Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1.: Einteilung von Gütern bezüglich Ausschluss- und Rivalitätsprinzip

Tabelle 2.2.: Systematisierung externer Effekte

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1.: Öffentliche Güter und Ineffizienzen

Abbildung 2.2.: Externe Effekte am Beispiel der Stahlindustrie

Abbildung 2.3.: Open access resources und „tragedy of the commons“

Abbildung 3.1.: Optimale Extraktion von fossilen Brennstoffen bei Abwesen­heit von Knappheit und Marktversagen

Abbildung 3.2.: Optimale Extraktion von fossilen Brennstoffen mit nega­tiven Externalitäten

Abbildung 3.3.: Optimale Extraktion von fossilen Brennstoffen bei

Ressourcenknappheit und negativen Externalitäten

Abbildung 3.4.: Die Preiselastizität von Wasser

Abbildung 4.1.: Sustainable yield curve und catch-per-unit-effort curves

Abbildung 4.2.: Maximierung des jährlichen Gewinns aus erneuerbaren

Ressourcen

Abbildung 4.3.: Optimales Erntelevel unter Berücksichtigung von unter­

Abbildung 4.4.: Natürliche Dividende

Abbildung 4.5.: Waste absorption capacity

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

In letzter Zeit haben die Anstrengungen um internationale Vereinbarungen zum Schutz der Umwelt an Bedeutung gewonnen. Die Konferenz der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 war mit über 15.000 Delegierten aus insgesamt 178 Staaten und 115 teilnehmenden Staats- und Regierungschef eine der größten internationalen Konferenzen. Die Abschluss-Deklaration (Rio- Deklaration) macht deutlich, dass es sich nicht nur um eine Umweltkonferenz gehandelt hat, sondern eine Verknüpfung zwischen der ökologischen und sozialen Dimension von Entwicklung erreicht werden sollte. In einer Reihe darauf folgender Konferenzen wurde seit dem über die Minderung der Emission von Treibhausgasen auf internationaler Ebene verhandelt. In diesem Zusammenhang wurde in Kyoto auf der dritten Vertragsstaaten-Konferenz der Klimakonvention der Vereinten Nationen am 11. Dezember 1997 das so genannte Kyoto-Protokoll einstimmig verabschiedet. Es sieht vor, dass die Industrieländer ihre Treibhausgasemissionen in der Periode 2008 bis 2012 in der Summe um 5,2 % gegenüber dem Niveau von 1990 reduzieren.[1]

Es stellt sich somit die Frage, inwieweit durch staatliches Handeln diese Ziele erreicht werden können. Einen Grund für staatliches Handeln stellt dabei das Marktversagen dar. Unter bestimmten Bedingungen kann der Markt zu pareto-ineffizienten Lösungen führen, die Eingriffe des Staates bedingen. Dabei ist neben einer detaillierten Darstellung der Theorie des Marktversagens wichtig, genauer auf die spezifischen ökonomischen Bedingungen abiotischer und biotischer Güter beziehungsweise Ressourcen einzugehen.

1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die ökonomischen Gründe für Marktversagen darzulegen. Dabei wird insbesondere darauf geachtet, dass spezielle umweltökonomische Bedingungen reflektiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unter Kapitel zwei zunächst detailliert auf die theoretischen Gründe für das Versagen von Märkten eingegangen. Dabei werden insbesondere positive und negative externe Effekte sowie die Problematik öffentlicher Güter analysiert. Darüber hinaus erfolgt eine Darstellung der mit Open access resources, ausschließbaren und

nichtrivalisierenden Gütern sowie fehlenden Märkten verbundenen ökonomischen Schwierigkeiten. Abgeschlossen wird dieses Kapital mit einer Darstellung der Eingriffsmöglichkeiten des Staates beim Vorliegen von Externalitäten.

Gegenstand des dritten Kapitels ist die Auseinandersetzung mit den ökonomischen Schwierigkeiten, die sich bei abiotischen Rohstoffen ergeben. Besonders Augenmerk wird dabei auf die Verknappung nichterneuerbarer Ressourcen und deren Auswirkungen auf die Preise gelegt. Zu den einmalig vorhandenen Rohstoffen zählen unter anderem fossile Brennstoffe, Mineralstoffe, Wasser. Des Weiteren befasst sich das Kapitel mit beständigen Rohstoffen wie Ricardian land und Sonnenenergie. Die sich aus dem Verbrauch der abiotischen Ressourcen ergebenden Externalitäten stehen dabei im Mittelpunkt der Betrachtung.

Das vierte Kapitel fokussiert die potentiellen Marktfehler von biotischen Ressourcen. Dabei werden erneuerbare stock and flow Ressourcen zunächst für einen geschlossenen Markt, also mit nur einem Eigentümer der Zugang zu der Ressource hat, sowie für einen offenen Markt analysiert. Im Anschluss daran wird eine weitere Kategorie der biotischen Ressourcen, die funds and services, betrachtet. Hierbei wird insbesondere auf die waste absorption capacity eingegangen.

2. Theorie des Marktversagens

2.1. Öffentliche Güter

2.1.1. Ausschluss- und Rivalitätsprinzip

Ein öffentliches Gut hat zwei Merkmale: 1.) Nicht-Ausschließbarkeit und 2.) Nicht-Rivalität im Konsum. Ein Gut zeichnet sich durch Nicht-Rivalität im Konsum aus, wenn der Konsum einer Einheit dieses Gutes sich nicht negativ auf den Konsum dieses Gutes durch einen Dritten auswirkt. Nicht-Ausschließbarkeit bedeutet, dass sich kein Wirtschaftssubjekt von dem Konsum des betreffenden Gutes ausschließen lässt. Private Güter dagegen besitzen die Eigenschaften der Ausschließbarkeit und Rivalität im Konsum. Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über verschiedene Arten von Gütern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.1.: Einteilung von Gütern bezüglich Ausschluss- und Rivalitätsprinzip Quelle: Daly / Farley (2004), S. 160

Die Begriffe Ausschließbarkeit und Rivalität werden im Folgenden detailliert dargestellt, da so die Abgrenzung zwischen privaten und öffentlichen Gütern deutlich wird.[2]

Ein ausschließbares Gut liegt dann vor, wenn eine Person oder eine Gemeinschaft konkrete Eigentumsrechte an diesem Gut geltend machen kann. Existieren diese Eigentumsrechte nicht, so ist eine effiziente Allokation über Marktmechanismen nicht möglich. Der Grund hierfür ist offensichtlich: Kann kein Marktteilnehmer vom Konsum ausgeschlossen werden, so wird kein Produzent dieses öffentliche Gut herstellen, da er keinen Gewinn damit machen kann. Können Konsumenten ein gut konsumieren unabhängig davon, ob sie dafür bezahlen oder nicht, so werden sie als rational und eigennützig handelnden Wirtschafts subjekte kein Geld für dieses Gut ausgeben. Zahlreiche Umweltgüter sind öffentliche Güter und es wird aus der obigen Argumentation deutlich, weshalb keine privaten Produzenten für die Güter existieren. Viele öffentliche Güter werden wie aufgezeigt nicht von Menschen sondern von der Natur produziert. Ein in der einschlägigen Fachliteratur oft genanntes Beispiel bilden „Fische“. Die Investition in dieses öffentliche Gut stellt die Entscheidung dar, einen kleinen Fisch nicht zu fangen sondern ihn weiter wachsen zu lassen. Die Kosten dieser Investition sind Opportunitätskosten: der Erlös, der durch den Verkauf des kleinen Fisches erzielt werden könnte. Das Problem, das hier auftritt, ist die Unsicherheit der Zukunft. Entscheidet sich ein Fischer dafür, einen kleinen Fisch wachsen zu lassen - der Fischer investiert also- so ist nicht sicher, ob nicht ein anderer Fischer später den großen Fisch fangen und verkaufen wird. Und wer investiert schon, wenn sich diese Investition später für ihn nicht definitiv bezahlbar macht?[3] Aus diesem kurzen Beispiel wird offensichtlich, welche ökonomischen Probleme mit öffentlichen Gütern verbunden sind.

Das zweite Merkmal von öffentlichen Gütern ist die Nicht-Rivalität im Konsum. Rivalität im Konsum bedeutet, dass durch den Konsum einer Einheit des Gutes durch ein Wirtschaftssubjekt, der Konsum der gleichen Einheit durch ein anderes Wirtschaftssubjekt beeinflusst wird. Typische konkurrierende Güter sind aus der oben dargstellten Tabelle ersichtlich. Ergänzend können hier die Ozonschicht, das weltweite Klima und Sonnentage als Güter genannten werden, bei denen Nicht-Rivalität im Konsum vorliegt. Güter, die Nicht-Rivalität als Eigenschaft besitzen, können aufgrund der folgenden Argumentation nicht effizient durch Marktmechanismen verteilt werden. Bei privaten Gütern erfolgt der Konsum eines Gutes bis zu dem Zeitpunkt bei dem der Preis für das Gut gleich dem Grenznutzen für dieses Gut ist. Während der Preis für ein Gut definitionsgemäß größer als Null ist, sind die Grenzkosten für Nutzung einer zusätzlichen Einheit bei nicht-rivalen Gütern gleich null. Daher wird ein Markt keine effiziente Allokation eines Gutes mit der Eigenschaft der Nicht-Rivalität im Konsum erzielen können. Bei einem Gut muss Rivalität im Konsum vorliegen, um eine effiziente Allokation am Markt zu erreichen. [4] Aufgrund der genannten Merkmale versagen Marktmechanismen bei der effizienten Verteilung von öffentlichen Gütern. Es ist daher zu analysieren, wie staatliche Institutionen und Mechanismen hier korrigierend eingreifen können.

2.1.2. Ineffizienz und Free Rider - Problem

Wie im vorausgegangenen Gliederungspunkt herausgestellt wurde, manifestieren die Nicht-Rivalität im Konsum und die Nicht- Ausschließbarkeit die Existenz von öffentlichen Gütern. Die folgende Abbildung verdeutlicht am Beispiel der ökologischen Vielfalt den Zusammenhang zwischen öffentlichen Gütern und auftretenden Ineffizienzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1.: Öffentliche Güter und Ineffizienzen Quelle: Tietenberg (1996), S. 53

In dieser Abbildung werden die Nachfragekurven für ökologische Vielfalt dargestellt, die sich aus den Präferenzen der Konsumenten A und B ergeben. Da der Konsument A bereit ist, für ökologische Vielfalt mehr zu bezahlen als B, liegt seine Nachfragekurve über der von B. Die Marktnachfrage ergibt sich aus der vertikalen Addition der individuellen Nachfragekurven (DA und DB) von A und B. Die vertikale Addition ist notwendig, da jede Person gleichzeitig die gleiche Menge an ökologischer Vielfalt konsumieren kann. Dies ist der Unterschied zu der Marktnachfrage-Kurve eines teilbaren Gutes, die sich aus der horizontalen Addition der individuellen

Nachfragekurven ergibt. Die konstanten Grenzkosten (MC) werden durch die MC-Kurve repräsentiert. Es stellt sich nun die Frage, was das effiziente Niveau von ökologischer Vielfalt darstellt? Eine effiziente Verteilung maximiert die Nettorente. Die Nettorente ergibt sich aus der Fläche zwischen der Marktnachfrage-Kurve und der Grenzkostenkurve. Die Menge an ökologischer Vielfalt, die die Nettorente maximiert, liegt bei Q*. Dort schneidet die Marktnachfragekurve die Grenzkostenkurve. Aber wird diese Netto­Rente auch wirklich erreicht? Angenommen, Person A tritt zuerst auf den Markt. Sie wird soviel konsumieren, dass ihre individuelle Netto­Rente maximiert wird. Die Menge, die sie konsumiert, ist qb. Jetzt erscheint Person B auf dem Markt und konsumiert die Menge, die sich aus der Differenz zwischen qa und qb ergibt, da die Menge qb bereits von Person B konsumiert wurde. Diese Differenz maximiert die Netto-Rente von Person A. Diese sich ergebende Verteilung ist nicht effizient, da sie geringer ist als die sich aus der Grenzkostenkurve und der Marktnachfragekurve ergebende Menge von Q*. Es wird also zu wenig von dem öffentlichen Gut ökologische Vielfalt konsumiert. Daher stellt sich die Frage, warum im Zusammenhang mit öffentlichen Gütern Ineffizienzen entstehen? Die Antwort liefert hier das aus der englischsprachigen Literatur als „Free Rider - Problem“ bekannte Phänomen, das im Folgenden näher dargestellt werden soll.[5]

Aufgrund der Tatsache, dass ein Marktteilnehmer vom Konsum eines öffentlichen Gutes nicht ausgeschlossen werden kann, hat dieser den Anreiz, seine tatsächlichen Präferenzen bezüglich dieses Gutes zu verbergen. Der rational und eigennützig handelnde Marktteilnehmer weiß, dass er vom Konsum des öffentlichen Gutes bei dessen Bereitstellung nicht ausgeschlossen werden kann und gibt seine Zahlungsbereitschaft für dieses Gut nicht oder nicht in korrekter Höhe an, sondern lässt andere Marktteilnehmer ihre Nachfrage und damit Zahlungsbereitschaft äußern und konsumiert dann einfach das Gut mit. Er verhält sich somit als Trittbrettfahrer.[6] Dieses Phänomen wird im Folgenden anhand eines Beispiels konkretisiert. Angenommen eine öffentliche Körperschaft erbittet eine freiwillige Spende für die Errichtung eines öffentlichen Parks in der Nachbarschaft des Marktteilnehmers Z. Z steht somit vor der Frage, ob und wenn ja wie viel er bereit ist, für diesen Park zu spenden. Nach der neoklassischen Sichtweise hat Z das Ziel, seinen individuellen Nutzen zu maximieren. Er entscheidet sich dafür, dass er zwischen dem Park und der Zahlung von 500 € indifferent ist und den Park bei Kosten von unter 500 € präferiert. Der Marktteilnehmer nimmt an, dass sich die Größe des Parks um ein Zehntausendstel verringert, wenn er auf die Spende verzichtet und die anderen Marktteilnehmer bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Er präferiert also einen Park, der nur 99,99 % der geplanten Ausgangsgröße besitzt und er nicht für ihn zu bezahlen hat gegenüber einem Park mit Ausgangsgröße und seinem Beitrag von 500 €. Dagegen ergibt sich ein Problem bei folgender Annahme. Dem Marktteilnehmer ist der Park 500 € wert und andere verzichten dagegen auf Ihren Beitrag. Daraus ergibt sich, dass der Park erheblich kleiner ausfällt und Z nicht mehr bereit ist, 500 € zu zahlen. Aus dieser Sicht ist es nutzenmaximierend, dass Z auf seinen Beitrag für den Park vollständig verzichtet und dagegen auf die Zahlungsbereitschaft der anderen 9.999 Marktteilnehmer vertraut. Sollten sich alle 9.999 Marktteilnehmer so wie Z verhalten, wird der geplante Park nicht gebaut und alle Marktteilnehmer stellen sich schlechter als wenn sie einen Beitrag geleistet hätten. Dieses Phänomen ist als Free-Rider Effekt bekannt.[7]

Um den Zusammenhang zwischen den bei öffentlichen Gütern auftretenden Ineffizienzen und dem Free-Rider Problem auch analytisch zu unterstreichen, wird im Folgenden nochmals auf das obige Beispiel des Markts für ökologische Vielfalt eingegangen. Das effiziente Marktgleichgewicht für öffentliche Güter erfordert verschiedene Preise für jeden Konsumenten (A und B). In der dargestellten Grafik wird Konsument A der Preis Pa und Konsumnet B der Preis Pb berechnet. Bei diesen gegebenen Preisen Pa und Pb maximiert die sich ergebende Verteilung die Netto-Rente von A und B. Weiter würde der daraus resultierende Ertrag das Angebot des öffentlichen Gutes finanzieren. (MC x Q*= Pb x Q* + Pa x Q*). Obwohl somit ein effizientes Preissystem besteht, ist es sehr schwierig, es zu implementieren. Das effiziente Preissystem macht unterschiedliche Preise für A und B erforderlich. Da jedoch weder A noch B vom Konsum des öffentlichen Gutes ausgeschlossen werden kann, besitzen sie keinen Anreiz, ihre tatsächliche Zahlungsbereitschaft zu äußern. Daher weiß der Produzent nicht, welche Preise er zu setzen hat. Diese Tatsache verdeutlicht den Zusammenhang zwischen dem „Free Rider - Problem“ und Ineffizienzen.[8]

2.1.5. Knappheit

Einige der knappsten und wesentlichsten Ressourcen sind öffentliche Güter. Ein gutes Beispiel, um die Problematik der Knappheit öffentlicher Güter zu konkretisieren, sind die eng mit einander verbundenen Güter Wissen und Information. Wenn Information ein privates Gut ist, wird es nicht effizient verteilt und wenn es ein öffentliches Gut ist, wird es vom Markt nicht in ausreichender Form produziert. Dabei wird Wissen als auch Information zunächst eine Zeit lang durch Patente geschützt. Dieser patentierte Schutz neuer Erkenntnisse ist ein wesentlicher Grund für den wachstumsfördernden technischen Fortschritt. Nach dem Ablauf der Patente sind das Wissen und die Information für alle Wirtschaftssubjekte nutzbar und damit öffentliche Güter. Weshalb es dennoch notwendig ist, diesen Ablauf kritisch zu hinterfragen, zeigt die folgende Argumentation. Die Schaffung von Wissen führt zu gesellschaftlichen Opportunitätskosten. Es existiert nur eine begrenzte Anzahl von Laboren, Forschern und Geld, um neues Wissen zu kreieren. Werden diese Ressourcen für ein Ziel verwendet, so steht es für andere Aufgaben nicht mehr zur Verfügung. Werden Innovationen nur mit Ziel verfolgt, besonders hohe Erträge zu erzielen, so stehen sie für die Schaffung öffentlicher Güter nicht mehr zur Verfügung. So investieren die Pharmaunternehmen hohe Summen in die Entwicklung von Medikamenten zur Bekämpfung nicht übertragbarer Krankheiten. Auf der anderen Seite ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, gerade übertragbare Krankheiten zu bekämpfen. Dies stellt ein öffentliches Gut dar. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Bekämpfung der Tuberkulose. Die Tatsache, dass kranke Personen in nicht ausreichendem Maße behandelt wurden, hat dazu geführt, dass diese Krankheit in den 80er Jahren wieder in großem Maße aufgetaucht ist und enorme öffentliche Gelder verschlungen hat. Dabei betrifft Tuberkulose zumeist die armen Bevölkerungsteile eines Landes und eben dies verursacht eine zu geringe Investition der Pharmaunternehmen in neue Medikamente zu deren Bekämpfung. Auch wenn die Pharmaunternehmen neue Medikamente gegen übertragbare Krankheiten erzeugen, so haben sie auf diese Neuentwicklungen Patente, die ihren Preis für den Konsumenten erhöhen. Da die überwiegende Zahl von Forschern in privaten Unternehmen beschäftigt ist, forschen Sie auch zumeist an Produkten, die sich profitabel verkaufen lassen. Die sozialen Kosten, die durch Krankheiten wie Tuberkulose entstehen, ziehen sie dabei nicht in Betracht. Eine Lösungsmöglichkeit könnte sein, dass Forscher mit dem gleichen Gehalt auch für öffentliche Institutionen arbeiten. Das sich aus ihrer Forschung ergebende Wissen könnte öffentlich genutzt werden und die Allokation dieser öffentlichen Güter wäre effizient im neoklassischen Sinne. Ist ein Markt bei der Produktion von privaten Marktgütern sehr effizient, bei der Produktion öffentlicher Güter allerdings sehr langsam, so entsteht eine Knappheit öffentlicher Güter.[9] Dies stellt einen weiteren Grund für das Marktversagen in Bezug auf die effiziente Bereitstellung und Allokation von öffentlichen Gütern dar.

2.2. Externalitäten

Externalitäten bilden eine weitere Ursache von Marktversagen. Diese wurden von Pigou bereits 1920 folgendermaßen definiert: „Eine Person A leistet einer zweiten Person B gegen Bezahlung einen Dienst, und verschafft zugleich anderen Personen Vor- und Nachteilen, die so geartet sind, dass den begünstigten Parteien keine Zahlung auferlegt oder von Seiten der geschädigten Parteien keine Kompensation erzwungen werden kann.“[10] Was hier auf Personen bezogen ist, kann natürlich auch auf das Verhältnis zwischen jeder anderen Art von Wirtschaftssubjekten - Unternehmen und Haushalte[11] - übertragen werden. Eine Systematisierung externer Effekte bietet die folgende Abbildung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.2.: Systematisierung externer Effekte Quelle: Feess (1995), S. 11

Ein Beispiel, dass die Problematik illustriert, ist der Konflikt um den Bau einer dritten Startbahn des Mascot Airport in Sydney, die im Jahr 1994 fertig gestellt wurde. Auf der einen Seite hat dieser Bau dazu geführt, dass mehr Reisende starten und landen können und dass der Staat über Start- und Landegebühren zusätzliche Einnahmen genieren konnte. Eine Verbesserung der Reisebedingungen gerade für Geschäftsleute und Urlauber konnte erreicht werden, wodurch die Attraktivität des Flughafens gesteigert wurde. Auf der anderen Seite hat die dritte Landebahn dazu geführt, dass die Menschen, die in der Umgebung des Flughafens lebten, durch Lärm und Abgase belastet wurden. Diese Verschlechterung ihrer Nutzenfunktion wurde durch den Flughafenbetreiber oder die Airlines monetär nicht kompensiert.[12]

Anhand eines weiteren typischen Beispiels für Externalitäten soll im Folgenden die ökonomische Problematik von Externalitäten mathematisch und grafisch erläutert werden. Es wird dabei angenommen, dass eine Fabrik Stahl herstellt und in Folge dessen gesundheitsschädliche Abgase emittiert. Sowohl das Gas als auch der produzierte Stahl führen zu einer Verbindung zwischen der Firma und den in der Umgebung lebenden Menschen. Allerdings stellt der Stahl keine Externalität dar, da die Menschen bereit sind, für diesen zu zahlen und die Fabrik bekommt somit eine monetäre Kompensation für ihr produziertes Gut. Auf der anderen Seite wirkt sich das Abgas, das bei der Produktion des Stahls entsteht, negativ auf die Nutzenfunktion der benachbarten Haushalte aus. Krankheiten und Unwohlsein können die Folge sein. Hierfür erhalten die Haushalte von der Fabrik allerdings keinerlei monetäre Kompensation. Das Abgas wird als Externalität bezeichnet, da es nicht bepreist und die Verschlechterung der Nutzenfunktion der Haushalte nicht kompensiert wird.

Anhand der folgenden Grafik sollen die mit der Produktion von Stahl einhergehenden externen Effekte verdeutlicht werden.[13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Vgl. Wiesmeth (2003), S. 8-19

[2] Vgl. Common / Stagl (2005), S. 325-326

[3] Vgl. Daly / Farley (2004), S. 157-158

[4] Vgl. Daly / Farley (2004), S. 159

[5] Vgl. Tietenberg (1996), S. 51-53

[6] Vgl. Common / Stagl (2005), 326

[7] Vgl. Daly / Farley (2004), S. 170

[8] Vgl. Tietenberg (1996), S. 54

[9] Vgl. Daly / Farley (2004), S. 171-174

[10] Feess (1995), S. 9

[11] Vgl. Arentzen (2000), S. 3.534

[12] Vgl. Thampapillai (2002), S. 42

[13] Vgl. Tietenberg (1996), S. 47

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Marktversagen im umweltökonomischen Kontext
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Internationale Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsentwicklung)
Veranstaltung
Environmental Economics
Note
1,0
Autoren
Jahr
2007
Seiten
66
Katalognummer
V147362
ISBN (eBook)
9783640569045
ISBN (Buch)
9783640569281
Dateigröße
1148 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marktversagen, Kontext
Arbeit zitieren
Diplom-Handelslehrer S. Siegler (Autor:in)B. Bilgmann (Autor:in)K. Schölzel (Autor:in), 2007, Marktversagen im umweltökonomischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147362

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