Überprüfung des Fortuna - Begriffes in Dantes "Convivio" mit Heranziehung des Verständnisses von Fortuna bei Boethius als Quelle


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe

Einleitung
Einführung in das Thema
Problemstellung

Hauptteil
1. Tradition und Entwicklung der Fortuna in der Antike
2. Der Begriff der Fortuna bei Boethius
2.1 Der Begriff der Fortuna bei Dante

Schluss
Erörterung der anfangs der Arbeit erstellten Fragestellung auf der Grundlage der im Hauptteil erzielten Befunde

Quellenangabe

Einleitung

Einführung in das Thema und Problemstellung

Der Schicksalsbegriff beinhaltet Probleme, die einen wesentlichen Bestandteil der Philosophiegeschichte ausmachen.

Wie entscheidet sich das Schicksal (Fortuna) einige Menschen in die Katastrophe zu stürzen, während andere unverdienterweise mit Reichtümern ausgestattet zum höchsten Ruhm gelangen? Was nützen einem der Gebrauch von Vernunft und Einsicht, wenn ein sittliches Handeln keine gerechte Strafe und Belohung erhält? Nimmt in einer durch die göttliche Vorsehung geordneten Welt, das Schicksal einen höheren Rang ein als die Ordnung Gottes? Oder ist Gott selbst ungerecht, indem er Menschen nach seinem Gutdünken bestraft oder belohnt ohne auf ihr Handeln näher einzugehen?

Vor Dante Alighieri haben sich auch andere Philosophen mit diesem Problem befasst. Für Dantes Fortunabild waren dabei hauptsächlich die Quellen der christlichen Interpretationen von Augustinus und Boethius, die Lehren der großen Scholastiker Albertus Magnus und Thomas von Aquin maßgebend.[1] [2] [3]

Während Augustinus für die Schicksalsgöttin der Heiden keinen Raum in der christlichen Lehre sieht und die Fortuna in das Reich der Dämonen versetzt, verhalf Boethius in der Consolatio philosophiae der Gestalt der antiken Glücksgöttin zu frischem Leben um sie schließlich ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Albertus Magnus und sein Schüler Thomas von Aquin gewinnen ihre Fortuna-Konzeption in der Auseinandersetzung mit Aristoteles und versuchen dabei eine Synthese zwischen christlicher Theologie und aristotelischer Metaphysik zu finden. Damit verschafften sie Dante den Zugang zu den philosophischen Systemen griechischer Tradition.

Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass das von Boethius erzeugte ambivalente Bild einer christlichen Fortuna zur Grundlage für den mittelalterlichen Fortuna-Begriff wurde, sondern vor allem auch, weil sich Dante in seiner Diskussion auf die philosophische Quelle des Boethius beruft und einige Aspekte seiner Argumentation mit ihm teilt , soll in dieser Arbeit die Herangehensweisen an das Problem der Fortuna dieser beiden Autoren auf ihre gegenseitige Beziehung überprüft werden.

Hauptteil

1. Tradition und Entwicklung der Fortuna in der Antike

Um eine Vorstellung von der Fortuna zu gewinnen, welche Dante in seinen Werken Das Gastmahl und Die göttliche Komödie behandelt, erfolgt zuerst eine knappe Zusammenfassung der langen und variationsreichen Entwicklungsgeschichte der Göttin Fortuna.

Die etymologische Bedeutung des Begriffes Fortuna kann man aus dem Zusammenhang der Figur Fors-Fortuna und dem Verb ferre ableiten, im Sinne von "das Kommende" und "das Geschickte". Fors, "blinder Zufall" und "Schicksalsgöttin", wird in der Verbindung mit Fortuna zu einem Synonym für günstige Schickung und Glücksgöttin.[4] Die erstgeborene Tochter des Jupiter, Fortuna Primigentia, war von weitreichender Bedeutung, sowohl als Muttergottheit wie als Orakel. Sie war die Göttin des Glücks, der Fruchtbarkeit und des guten Gelingens. Obwohl die Fortuna in all ihren Eigenschaften und Spezialisierungen für jeden eine andere, wie man sie gerade gebrauchte, war, entsprach der römischen Vorstellung einheitlich der vorwiegend Glück bringende Charakter der Fortuna.[5] Durch das Ruder, mit welchem das Schiff ebenso wie menschliche Schicksale und die sublunare Welt regiert werden, wird die Schicksalsgöttin als Herrscherin gekennzeichnet.

Mit der Kugel symbolisiert sie ihr wankelmütiges Wesen.

Tiefe und Wirkung gewinnt die Fortuna erst in ihrer Verbindung mit der griechischen Göttin Tyche, mit der sie im Hellenismus zu einer fest verbundenen Einheit zusammenwächst.[6] Im Griechischen bedeutet Tyche "die aus der Ferne sicher Treffende", die unabänderliche Macht blinden Zufalls, von der man nicht sicher weiß, ob sie von dem Willen eines Gottes oder von eigener Willkür gelenkt wird. Ihr Wesen entspricht dem einer unberechenbaren, blind waltenden Kraft und nicht dem einer wohlwollend gewährenden Göttin wie der alt-römischen Fortuna. Ihre Kraft bestimmt sowohl Geschicke der Städte und Völker als auch des einzelnen Menschen. Mit dem Verlust der Glaubwürdigkeit alter Götter, wuchs das Ansehen der Tyche- Fortuna. Dieses Ansehen wurde so bedeutend, dass die breite und unwissende Masse in eine immer größere Abhängigkeit von der unberechenbaren, oft übel wollenden Schicksalsmacht geriet, gegen die jeder Widerstand von vornherein als aussichtslos galt.

Die andauernde Verehrung des einfachen Volkes an seine Glücks- und Schicksalsgöttin wurde zu einem schweren Problem für die junge christliche Kirche. Diese konnte jedoch weder die Existenz der Fortuna bestreiten noch den Glauben an sie zerstören, so dass sie versuchen musste den Charakter dieser Glücks- und Schicksalsgöttin umzuformen, neu zu deuten und ihr den richtigen Platz in der göttlichen Weltordnung anzuweisen. Die Vorstellung einer Göttin als Herrin über das menschliche Schicksal war unvereinbar mit dem Glauben an einen allwaltenden, allwissenden und gütigen Gott. Es gelang unter Anderen Boethius die alten Vorstellungen von der unzuverlässigen, selbstherrlichen und boshaften Fortuna mit der christlichen Konzeption des göttlichen Vorwissens und der Willensfreiheit zu verschmelzen.[7]

2. Der Begriff der Fortuna bei Boethius

Es ist mit dem Aspekt der Fortuna bemerkenswert unter welchen Umständen das Werk von Boethius zustandekam. Er hat sein Werk Consolatio Philosophiae als zum Tode Verurteilter im Gefängnis geschrieben und unternimmt darin den Versuch innerlich mit einem Schicksal (fatum)[8] fertig zu werden, das äußerlich unabwendbar ist. Die fiktive Gestalt des "Boethius" hat nach einem ungewöhnlich reichen Leben mit einem Schlag die Unbeständigkeit des Glückes (Fortuna) erfahren und leidet nun durch die Höhe des Sturzes an Verwirrtheit seines Geistes. Die personifizierte Philosophie sucht ihn als "Seelenärztin" in seiner "Höhle"[9] auf und versucht nach bestimmtem Plan den Geist des "Kranken" zu heilen. Schon relativ am Anfang ihrer "Heilung" postuliert sie, dass das Glück (Fortuna) in seiner Veränderlichkeit beständig ist und dass sich somit das Glück (Fortuna) ihm gegenüber nicht gewandelt habe. Die Fortuna hat ihren variablen Charakter nicht abgelegt: sie schmeichelt und lockt mit falscher Glückseligkeit, sie treibt ihr Spiel mit den Menschen und achtet nicht auf deren Klagen.[10] Statt nur zu schauen, was vor den Augen liegt, sollte man den Ausgang der Dinge ermessen und mit Gleichmut ertragen, was innerhalb des Bereiches des Glückes geschieht.[11]

[...]


[1] Siehe Erläuterungen von Meyer-Landrut, E., Fortuna in Dantes "Divina Commedia", Rheinfelden 1987, Seite 14. Wird im Folgenden als "Meyer-Landrut, E., Fortuna in Dantes "Divina Commedia" angegeben.

[2] Siehe Meyer-Landrut, E., Fortuna in Dantes "Divina Commedia, Seite 12 - 23.

[3] Dante Aligheri, Das Gastmahl, Imbach, R. (Hrsg.), Hamburg 2004, Seite XXXV.

[4] Herzog-Hauser, G., "Tyche und Fortuna", in: Mras, K., Wiener Studien. Zeitschrift für klassische Philologie, Vaduz 1965, Band 61 und 62. S.156ff. Wird im Folgenden angegeben als: "Herzog-Hauser, G., "Tyche und Fortuna"". Ausführliche Darlegung der etymologischen Bedeutungen von "Fortuna".

[5] Siehe Meyer-Landrut, E., Fortuna in Dantes "Divina Commedia, Seite 6.

Durch den Glück bringenden Charakter sind ihre Attribute im Allgemeinen auch Glücks- und Machtsymbole wie das Füllhorn, Ähren und Modius (Fruchtmaß).

[6] Herzog-Hauser, G., "Tyche und Fortuna", S.156f.

[7] Siehe Meyer-Landrut, E., Fortuna in Dantes "Divina Commedia, Seite 12 - 23.

[8] Der Begriff des Fatums, dem Schicksal, ist für Boethius identisch mit Fortuna.

[9] Platons Höhlengleichnis.

[10] Boethius, Consolatio philosophiae, Gegenschatz, E., Gigon, O. (Hrsg.), Düsseldorf / Zürich 2004. Im

[11] folgendem wird nur noch mit Buchzahl, Metrum und Vers angegeben.

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Details

Titel
Überprüfung des Fortuna - Begriffes in Dantes "Convivio" mit Heranziehung des Verständnisses von Fortuna bei Boethius als Quelle
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Veranstaltung
Italienische Philosophie von Dante bis Bruno
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V147283
ISBN (eBook)
9783640571598
ISBN (Buch)
9783640571758
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fortuna, Begriffes, Dantes, Convivio, Heranziehung, Verständnisses, Fortuna, Boethius, Quelle
Arbeit zitieren
Ferda Cav (Autor:in), 2006, Überprüfung des Fortuna - Begriffes in Dantes "Convivio" mit Heranziehung des Verständnisses von Fortuna bei Boethius als Quelle , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147283

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