Hartmann von Aue: Iwein - Welche Bedeutung hat der Brunnen für den Text?


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Beschreibung und Symbolik des Brunnens
2.1. Die Beschreibung des Brunnens im Werk
2.2. Zur Symbolik des Brunnens

3. Besondere Beziehungen zwischen Iwein und dem Brunnen
3.1.Ort des Kampfes
3.2.Ort des Gelingens (sozialer Aufstieg)

4. Die Bedeutung des Brunnens für das Gesamtwerk
4.1. Die Funktion des Brunnens für die Handlung
4.2. Der Brunnen als Ort der Anderwelt

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hartmann von Aue und sein Artusroman „Iwein“, welcher im Mittelalter entstanden ist, besaß aller Wahrscheinlichkeit nach einen relativ hohen Bekanntheitsgrad. Dies belegen die 15 vollständig erhaltenen Handschriften[1]. Im Rahmen meines besuchten gleichnamigen Seminars, will ich mich näher mit diesem Werk auseinandersetzen. In meiner Hausarbeit werde ich mich mit der Brunnenthematik beschäftigen. Welche Stellung nimmt der Ort des Brunnens im Werk ein? Welche Funktion hat dieser Ort sowohl für den gesamten Handlungsverlauf als auch für Iwein persönlich? Um dieser zentralen Fragestellung nachgehen zu können, muss zuerst einmal die Beschreibung des Ortes - also der Quelle - untersucht und gedeutet werden. Dies bildet zugleich die Grundlage, um die Funktionen des Brunnens für Iwein, aber auch für die Handlung zu bestimmen. Die Deutung des Brunnens für das Gesamtwerk soll den Abschluss eines groben Gesamtüberblicks darstellen. Dabei sollen ausgewählte Textpassagen des Primärtextes aus Hartmanns Iwein die Grundlage meiner Gesamtbetrachtung bilden. In der Forschung wurde bisher dem Löwen mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zugesprochen als dem Brunnen beziehungsweise der Quelle. Daher ist es aus meiner Sicht notwendig, die Stellung des Brunnens in Hartmanns Iwein zu untersuchen und diese dadurch von der Stellung anderer Akteure wie zum Beispiel dem Löwen abzugrenzen.

2. Zur Beschreibung und Symbolik des Brunnens

2.1. Die Beschreibung des Brunnens im Werk

In diesem Abschnitt soll die Beschreibung des Brunnens untersucht werden. Wie stellt der Autor dem Leser diesen Ort vor? Ausgehend von dieser Fragestellung soll dabei das Ziel sein, dem Ort Brunnen Eigenschaften zuzuordnen, welche sich wiederum aus den Beschreibungen durch die Akteure im Werk ergeben.

Auf der Suche nach Aventiure trifft Kalogrenant, gemäß seiner Erzählung, auf einen Waldmenschen. Als Kalogrenant ihm sein Anliegen beteuert, weist ihm der Waldmensch auf eine Quelle hin. Hier kommt es zu einer ersten Beschreibung des Brunnens.

wil du den lip wägen, sone darftu niht me vrägen. (Iwein 551-552) Dieser Hinweis des Waldmenschen deutet die Bedrohung an, die Kalogrenant an der Quelle erwarten wird. Denn sein Leben aufs Spiel zu setzen bedeutet Gefahr, was wiederum als primäre Eigenschaft der Quelle bezeichnet werden kann. Kurz darauf beginnt nun der Waldmensch mit der Schilderung des Ortes, also der eigentlichen visuellen Beschreibung.

dä stät capelle bi:

diu ist schöne und aber cleine.

Kalt und vil reine

ist der selbe brunne:

in rüeret regen noch sunne,

nochn trüebent in die winde.

des schirmet im ein linde,

daz nie man schöner gesach:

diu is sin schate und sin dach. (Iwein 566-574)

Diese Beschreibung der Brunnenumgebung steht in deutlicher Opposition zu der oben genannten Eigenschaft der Gefahr. Denn die Kapelle, welche mit den Adjektiven klein aber schön umschrieben wird, spricht durchaus für eine friedliche Umgebung. Im Zentrum dieser friedlichen Umgebung tritt nun die Quelle zum Vorschein, welche sich geschützt durch eine mächtige Linde jeglichen Natureinflüssen entzieht. Sie wird als kalt und klar beschrieben. Somit bekommt sie dadurch zusätzlich neben der Eigenschaft der Gefahr einen geheimnisvollen Charakter[2]. Nach der visuellen Beschreibung folgt vom Waldmann zum Ende seiner Ausführungen die konkrete Handlungsanweisung für Kalogrenant.

ez hanget von einem aste von golde ein becke her abe: jane wwn ich niht da ziemen habe dehein bezzer golt danne ez si. diu keten dä ez hanget bi, diu ist uf silber geslagen. wil du danne niht verzagen, sone tuo dem becke niht me, giuz uf den stein der dä ste dä mite des brunnen ein teil: (Iwein 586-595)

Dies ist gleichzeitig das Ende des Dialogs zwischen dem Waldmensch und Kalogrenant. Bei der Betrachtung dieses Textauszuges fällt auf, dass die Folge, welche mit dem Begießen des Steins verbunden ist, völlig offengelassen wird. Dadurch wird die geheimnisvolle Gefahr, die dem Ort offensichtlich innewohnt, noch zusätzlich Kraft verliehen.

Zusammenfassend lässt sich der Ort Brunnen durch zwei Eigenschaften beschreiben. Die Gefahr und das Geheimnisvolle sind die jeweiligen Kriterien, die in der weiteren Betrachtung zu Grunde gelegt werden müssen.

2.2. Zur Symbolik des Brunnens

In diesem Abschnitt soll der Brunnen im Hinblick seiner symbolischen Bedeutung untersucht werden. Wie skizziert die Wissenschaft die Symbolik des Brunnens? Und können wir aus dieser Skizze hilfreiche Hinweise entnehmen, die uns nutzen, um die Stellung des Brunnens im Werk näher zu bestimmen. Im Lexikon ist die Symbolik des Brunnens wie folgt beschrieben:

„Brunnen, steht symbolisch in Zusammenhang mit dem Wasser, zugleich jedoch mit der Tiefe des Geheimnisses und dem Zugang zu verborgenen Quellen“[3] [...].

Wenn der Brunnen laut dieser Symbolbeschreibung, für die Tiefe des Geheimnisses und dem Zugang zu verborgenen Quellen steht. So könnte Hartmann den Brunnen ausgewählt haben, um dem Rezipienten symbolisch darauf hinzuweisen, dass der Brunnen nicht Hauptgegenstand der Aventiure ist, sondern dass er der Zugang, also die Tür oder die Fassade ist, hinter der sich geheimnisvolle Dinge verbergen. Diese Symbolik, welche sowohl für den Leser als auch für Iwein äquivalent ist, gibt einen ersten Anhaltspunkt für die Stellung des Brunnens im Roman. Die folgenden Kapitel werden Aufschluss darüber geben, ob die eben aus der wissenschaftlichen Symboldeutung gewonnene These sich aufrecht erhalten lässt.

[...]


[1] Vgl. Th. Cramer, 2001 S. 159.

[2] In der Forschung gibt es Vertreter, die der Linde einen „rechtlichen Charakter“ zuschreiben. Dies wird begründet durch die Tatsache, dass in einigen Gegenden Deutschlands unter einer Linde „dörfliches Recht gesprochen“ wurde. Siehe hierzu Mertens, S. 986.

[3] Vgl. M. Oestereicher-Mollwo, 1990, S. 31.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Hartmann von Aue: Iwein - Welche Bedeutung hat der Brunnen für den Text?
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V147264
ISBN (eBook)
9783640569946
ISBN (Buch)
9783640570188
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hartmann, Iwein, Welche, Bedeutung, Brunnen, Text
Arbeit zitieren
Sebastian Ganßauge (Autor:in), 2009, Hartmann von Aue: Iwein - Welche Bedeutung hat der Brunnen für den Text?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147264

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