Der Erzbischof Wichmann von Magdeburg und seine Siedlungspolitik in dem Gebiet rechts der Elbe


Seminararbeit, 2004

20 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Vorwort

2. Zur Person Wichmann von Magdeburg

3. Die Siedlungspolitik des Wichmann von Magdeburg
3.1. Die Besiedlung des Land Jüterbog
3.2. Der östliche Siedlungsvorstoß bis zum Land Dahme
3.3. Der nordöstliche Siedlungsvorstoß bis auf den Barnim

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Seit dem 11.Jahrhundert kam es in Mitteleuropa zu einer entscheidenden Veränderung der bestehenden Verhältnisse. Die Steigerung der Produktivität, die Trennung der gewerblichen von der agrarischen Produktion, der Bevölkerungszuwachs und die zunehmende Geld-Ware-Wirtschaft förderten einerseits die vermehrte Entstehung und Entwicklung von Städten und dem "städtischen Bürgertum", andererseits eine teilweise Modifizierung der Herrschafts- und Hörigkeitsverhältnisse ("Stadtluft macht frei") und der damit verbundenen Mobilität von Teilen der Bevölkerung. Im Zuge der einsetzenden Ostexpansion ergab sich vor allem für die unteren Gesellschaftsschichten die Möglichkeit, ihre rechtliche und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Zudem kam es, bedingt durch andauernde Streitigkeiten der Deutschen Könige mit dem Papsttum und dem Fehlen einer starken königlichen Zentralgewalt im Deutschen Reich, zum Erstarken der regionalen Fürstengewalten, die nun immer mehr versuchten, sich der Königsgewalt gegenüber zu behaupten. Die Ostexpansion, welche Sache der einzelnen Landesherren war, bot ihnen die Möglichkeit, ihr Einflussgebiet zu vergrößern. Ihre Überlegenheit gegenüber den slawischen Nachbarn begünstigte diese Entwicklung. Östlich der Elbe und Saale waren an diesem Prozess vor allem die Askanier, Welfen und Wettiner als weltliche Fürsten, aber auch geistliche Landherren, wie die Erzbischöfe von Magdeburg, beteiligt. Einer der letztgenannten, der Erzbischof Wichmann von Magdeburg und seine Expansions- und Siedlungspolitik soll in dieser Arbeit näher beschrieben werden. Obwohl Wichmann auch eine bedeutende Rolle in der Reichspolitik gespielt hat, wird dieses weitgehend unbeachtet bleiben, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

Das Bistum Magdeburg, ursprünglich als Missionserzbistum für die slawischen Gebiete östlich der Elbe und Saale gegründet, hatte schon seit Otto dem Großen eine ranghohe Grenzposition inne.

In dieser Arbeit soll die Art und Weise der Expansions- und Siedlungspolitik Wichmanns, teilweise auch im Zusammenhang mit der seiner unmittelbaren Nachbarn, den Askaniern und den Wettinern, dargestellt werden. Außerdem wird versucht, anhand der vorliegenden Quellen und Literatur den Umfang seines Vorstoßes zu rekonstruieren.

2. Zur Person Wichmann von Magdeburg

Der spätere Erzbischof Wichmann von Magdeburg stammte aus dem Hause der Grafen von Seeburg. Diese, benannt nach ihrem südöstlich von Eisleben und westlich von Magdeburg gelegenen Stammsitz Seeburg, besaßen dort, sowie an der Ybbs, einem Nebenfluss der Donau in Niederösterreich umfangreiche Besitzungen. Wichmann war, zusammen mit seinem Neffen Konrad der Letzte seines Geschlechts[1]. Seine Mutter Mathilde, Schwester von Konrad dem Großen († 1157), Markgraf zu Meißen und der Lausitz, stammte aus dem Hause der Wettiner.

Zwar ist das Geburtsjahr Wichmann unbekannt, eine Urkunde von 1155 besagt, 1116 habe er sich in frühester Kindheit befunden, und so muss es kurz vor 1116 liegen.[2] Als Geburtstag käme der Namenstag des Heiligen Lambert (17. Sept.) in Betracht, den er sehr verehrte.[3]

Über seine frühen Jahre ist sehr wenig bekannt. Vermutlich absolvierte er den üblichen Bildungsweg, der für die Bekleidung eines hohen geistlichen Amtes notwendig war. Seine erste Ausbildung fand in Halberstadt statt.[4]

1136 wurde Wichmann Domherr und 1146 Dompropst zu Halberstadt. Schon drei Jahre später erhob man ihn zum Bischof zu Naumburg. Schon hier sammelte er erste Erfahrungen im Siedlungswesen: niederländischen Bauern, die unter seinem Vorgänger Udo ins Bistum gekommen waren, verbriefte er 1152 ihre Rechte.[5]

Seit dieser Zeit war Wichmann mit dem am 4.März 1152 in Frankfurt am Main zum Deutschen König erhobenen Friedrich I, genannt Barbarossa, eng verbunden. Dieser hatte Wichmann vermutlich während seiner Zeit (1149-1152) am Hofe Konrads III. kennen und schätzen gelernt und protegierte später den intelligenten und weitsichtigen Geistlichen.[6]

Vermutlich hatte der Abt Arnold des Klosters Berge, der mutmaßliche Verfasser der Annalista Saxo, Friedrich auf Wichmann aufmerksam gemacht.

Als Mitte Januar 1152 der Magdeburger Erzbischof Friedrich starb, intervenierte Friedrich Barbarossa bei der Wahl des Nachfolgers und setzte gegen den Willen eines Teils der Magdeburger Domherren, die den Dompropst Gerhard als Nachfolger nominiert hatten, die

Wahl Wichmanns zu Erzbischof von Magdeburg durch[7] und erteilte diesem die Regalien.[8] Dies erregt den Unmut des Papstes. Zum einen war ein Übergang eines Bischofs in ein anderes Bistum nicht üblich und Ausnahmen mussten vom Papst abgesegnet werden. Zum anderen hatte sich der weltliche Herrscher in die geistliche Investitur eingemischt. So verbot Papst Eugen III dem Magdeburger Domkapitel den Umgang mit dem „Eindringling“[9]. Die Auseinandersetzungen zogen sich hin, bis 1154 der neue Papst Anastasius IV das Pallium[10] an Wichmann aushändigte.

Neben vielen Verdiensten Wichmanns in der Reichspolitik hatte er in der Folgezeit das Erzstift Magdeburg weit nach Osten und von dort aus nach Nordosten ausdehnen können.[11]

In den zur Magdeburger Kirchenprovinz gehörenden Bistümern Havelberg und Brandenburg waren die Bischofstühle zwar besetzt. Deren Inhaber hatten ihren Ämtern jedoch bis Mitte des 12.Jahrhunderts nicht nachkommen können, da diese in „heidnischem“ Land lagen. Erst nach der Eroberung der entsprechenden Gebiete wurden die kirchlichen Verhältnisse neu geregelt. So konnte Wichmann 1161 das Bistum Brandenburg in Archidiakonate einteilen. 1170 weihte er die Domkirche zu Havelberg.

Seine bedeutendste Erwerbung östlich der Elbe war das Land Jüterbog, vermutlich um 1157. Dazu kamen einige kleinere Gebiete, in denen die magdeburgische Herrschaft auf Dauer keinen Bestand hatte.

Im Rahmen seiner Rolle als Kolonisator nahm er an Kriegszügen teil, welche die Eroberung der Gebiete bewirkte, welche er in seine Herrschaft einband. Dafür regte er die Gründung zahlreicher Klöster und Abteien an, damit diese seine Siedlungspolitik unterstützten. Durch die gezielte Anwerbung und Ansiedlung auswärtiger Kolonisten und die Förderung von Ortsgründungen steigerte er die Wirtschaftlichkeit der neuerworbenen Gebiete.

Wichmann von Magdeburg war offensichtlich ein intelligenter und sehr diplomatischer Mensch, der neben seiner Aufgabe als Erzbischof und Kolonisator auch Kunst und Kultur liebte und auch förderte. Aber auch körperlichen Genüssen war er wohl nicht abgeneigt, denn wird in späteren Jahren eine starke Beleibtheit überliefert. Gottfried von Viterbo beschreibt ihn außerdem als „heiteres Wesen“[12] Am 24. oder 25.August 1192 starb Wichmann auf seinem Hof zu Könnern (südlich von Bernburg) und wurde im Dom von Magdeburg beigesetzt.

3. Die Siedlungspolitik des Wichmann von Magdeburg

Die Amtszeit Wichmanns als Erzbischof fällt mit einer Phase verstärkten Landesausbaus, sowohl innerhalb des Reichsterritoriums als auch in den ostelbischen slawischen Gebieten zusammen. Hier gab es endlose, dünn besiedelte Waldgebiete, die durch planmäßige Neubesiedlung (unter Einbeziehung der slawischen Bevölkerung) urbar und wirtschaftlicher gemacht wurden. Natürlich bedeutete dies eine zwangsweise Christianisierung der slawischen Bewohner.

Wie oben schon erwähnt, wurde er schon als Naumburger Bischof mit Siedlungsfragen konfrontiert. Wichmann fügte im Laufe seiner Amtszeit auch westlich der Elbe zahlreiche Gebiete dem Erzstift Magdeburg hinzu, so übertrug er z.B. den Stammsitz seiner Familie, Seeburg. Auf die anderen linkselbischen Erwerbungen soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Sein Hauptaugenmerk lag jedoch auf den ostelbischen Gebieten. Hier trafen die Expansionsbestrebungen mehrerer Landesfürsten aufeinander. Dies waren zum einen der Askanier Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark, welcher ausgehend von der Zauche und der Brandenburg, östlich nach Spandau und von dort nach nordöstlich expandierte (sein Enkel Albrecht II kam um 1214 bis Oderberg) und störte damit den nördlichen Vorstoß des Magdeburgers. Später kam es zu Interessenskonflikten mit den Wettinern, die, ausgehend von der Lausitz, sich ebenfalls nach Norden ausdehnten. Es kann vermutet werden, dass alle drei den Ostseezugang als Ziel hatten.[13]

Obwohl sie eigentlich Konkurrenten waren, gab es zeitweilige Bündnisse, sofern es ihren persönlichen Interessen entsprach. So halfen Wichmann und andere sächsische Fürsten dem Askanier bei der Rückeroberung der Brandenburg. Diese hatte ihm der christliche Slawenfürst Pribislav-Heinrich vererbt. Jedoch erhob auch der in der Köpenicker Burg ansässige wendische Fürst Jaxa (Jazco) Erbanspruch auf die Brandenburg und besetzte diese.[14]

Am 11.Juni 1157 wurde sie zurück erobert. Kurz darauf nahm Wichmann gemeinsam mit Albrecht, Heinrich dem Löwen und Hartwig von Bremen am Heerzug Friedrich I gegen den polnischen Großfürst Boleslaw IV teil. Dieser unterwarf sich im Spätsommer unweit von Posen dem Kaiser. In dieser Zeit erwarb Wichmann das Land Jüterbog. (siehe 3.1.)

[...]


[1] Bei Claude ist von einem Bruder namens Konrad die Rede, während Springer einen Neffen Konrad benennt.

[2] Springer 1992, S. 2

[3] Springer 1992, S.2. Heilige Lambertus: geboren nach 625 oder 640, gestorben 705/6. Er war Schüler und Nachfolger des 672 ermordeten Bischof von Maastricht. Er missionierte nach 685 in Brabant (heidnische Toxadren) und wurde vom fränkischen Adligen ermordet und in Maastricht begraben. Sachs/Badstübner/Neumann 1988, S. 233

[4] Ehlers 1992, S.21

[5] Claude 1975, S. 88

[6] Ehlers 1992, S.21

[7] Wichmann taucht das erste Mal in einer Urkunde vom 1.August 1154 als Erzbischof von Magdeburg auf. Claude 1975, S.80

[8] Weltliche Herrschaftsrechte, mit denen der deutschen König die geistlichen Fürsten des Reiches ausstattete.

[9] Springer 1992, S.3

[10] Abzeichen der erzbischöflichen Würde.

[11] Das Territorium des Erzbistum Magdeburg war nicht identisch mit dem des Erzstiftes. Keine der von Wichmann östlich der Elbe erworbenen Besitztümer befand sich im Sprengel des Erzbistums. Siehe Springer 1992, S. 7

[12] Springer 1992, S. 18

[13] vgl. Springer 1992, S.8 und 16,

[14] vgl. Heinrich von Antwerpen

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der Erzbischof Wichmann von Magdeburg und seine Siedlungspolitik in dem Gebiet rechts der Elbe
Hochschule
Universität Potsdam  (Hist)
Veranstaltung
Der Erzbischof Wichmann von Magdeburg
Note
3,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V147205
ISBN (eBook)
9783640579785
ISBN (Buch)
9783640580378
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erzbischof, Wichmann von Magdeburg, Ostexpansion, Erzbistum Magdeburg
Arbeit zitieren
Ulrike Wanderer (Autor:in), 2004, Der Erzbischof Wichmann von Magdeburg und seine Siedlungspolitik in dem Gebiet rechts der Elbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147205

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