Zirkuläre Fragen als konstruktivistische Lehr- Lernmethode innerhalb der Erwachsenenbildung

Unter dem besonderen Aspekt der (interkulturellen) Kommunikation/Kompetenz


Hausarbeit, 2009

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffe und erkenntnistheoretische Einordnung
2.1. Kommunikation (Watzlawick)
2.2. Interkulturelle Kommunikation, interkulturelle Kompetenz (Fischer/Arnold/Siebert)
2.3. Systemischer Konstruktivismus (K. Reich)

3. Eingrenzung
3.1. Der Beziehungsaspekt (Watzlawick)
3.2. Interkulturelles Missverständnis (R.Arnold)
3.3. Reflexionsfähigkeit/Metakommunikation (Watzlawick)

4. Methode der Zirkulären Fragen (K. Reich)
4.1. Darstellung
4.2. Quellen
4.3. Begründung

5. Gemeinsame Schnittmengen der Methode und der (interkulturellen) kommunikativen Anforderungen
5.1. Tabelle

6. Ergebnisse
6.1. Das universelle Prinzip der Kreisförmigkeit
6.2. Mögliche Anwendungen und Methodenkombinationen
6.3. Abgeleitete Anforderungen an die Lehrer und Lerner

7. Literaturverzeichnis

„Die Regeln der menschlichen Kommunikation «erklären» nichts, sie sind vielmehr evident durch ihr Sosein, sind ihre eigene beste Erklärung - ähnlich wie die Primzahlen sind, aber nichts im eigentlichen Sinn erklären“ (Watzlawick u.a.2000, S.44).

1. Einleitung

Es waren nicht Überlegungen von allgemeiner Natur hinsichtlich spezieller Methoden innerhalb des Systems der Erwachsenenbildung, sondern Betrachtungen über die menschliche Kommunikation als solche und über die interkulturelle Kommunikation im Besonderen, welche mich zu diesem Thema führten.

Das Auffinden von zirkulären Kommunikationsstrukturen und letztendlich die systemische Betrachtungsweise der Kommunikation waren dabei die ausschlaggebenden Aspekte.

Es lag nahe die drei Ebenen der (interkulturellen) Kommunikation/Kompetenz mit der Methode der Triadischen Fragen (K. Reich) zu verbinden und eine bestimmte Nähe (Übereinstimmung) der Zirkularität innerhalb der Methode mit der allgemeinen Auffassung von Zirkulartät innerhalb der Kommunikation zu vermuten.

Den Ausgangspunkt meiner Arbeit bildete das zirkuläre Kommunikationsmodell des systemischen Konstruktivismus im Unterschied zu einem linearen, kausalen Ursache/Wirkungsmodell.

Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Betrachtung der Methode der zirkulären Fragen hinsichtlich ihres Einsatzes innerhalb der Erwachsenenbildung. Dabei lag der wesentliche Gesichtspunkt in der Überprüfung dieser Methode auf ihre Tauglichkeit im Bereich der (interkulturellen) Kommunikation/Kompetenz. Triadische Fragen als Initiator bzw. Träger von Metakommunikation.

Metakommunikation wird dabei verstanden als «therapeutische» Kategorie zur erfolgreichen Gestaltung und Bearbeitung von Kommunikationsprozessen. Meine weitere Vorgehensweise war ähnlich den Verfahren in der darstellenden Geometrie, ich platzierte die verschiedenen Aussagen der Bereiche; Methode und (interkulturelle) Kommunikation/Kompetenz übereinander und gewann auf diese Weise eine Art Schnittmenge. Diese Schnittmenge zeichnet sich dadurch aus, dass alle Elemente in ihrem Aufbau ähnliche Strukturen und Parameter besitzen. Die Bestandteile sind also zueinander ähnlich.

Als Ergebnis meiner Arbeit leitete ich von der obigen Schnittmenge deren Metakompetenz und die eventuellen Einsatzmöglichkeiten dieser Methode für den Bereich der Erwachsenenbildung ab.

Ein grundlegendes Problem meiner Arbeit ist die vorgegebene Begrenztheit, tiefschürfenden Auslegungen sind dadurch Grenzen gesetzt.

2. Begriffe und erkenntnistheoretische Einordnung

2.1. Kommunikation (Watzlawick)

Für den Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat jede Botschaft eine Beziehungs- und eine Inhaltsebene (Vgl. Watzlawick u.a.2000, S.53ff). ähnlich argumentiert auch der Sprachforscher Friedmann Schulz von Thun in seinem «Vier-Ohren- Modell» (Vgl. von Thun 1981, S. 44 ff). Kommunikation wird also als mehrschichtig bzw. komplex betrachtet.

Aus systemischer Sicht verlaufen menschliche Kommunikationsprozesse für Watzlawick nicht geradlinig sondern kreisförmig. „Während es bei linearen, progressiven Kausalketten durchaus sinnvoll ist, von Anfang und Ende der Kette zu sprechen, sind diese Begriffe in Systemen mit Rückkopplung bedeutungslos. Ein Kreis hat weder Anfang noch Ende“ (Watzlawick u.a.2000, S. 47).

Ein weiterer interessanter Gesichtspunkt ist sein Axiom, das man nicht nicht kommunizieren kann, bedeutet es doch das jedes Verhalten mit Kommunikation gleichgesetzt werden kann, inklusive Körpersprache und paralinguistische Phänomene (Vgl. Watzlawick u.a.2000, S.51ff).

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf ein weiters für meine Arbeit relevanten Axioms von Watzlawick hinweisen, auf die Unterteilung der menschlichen Kommunikation in digitale und analoge Modalitäten. Vereinfacht bedeutetet es, Worte sind digital, nonverbale Kommunikation ist analog. Analoge Kommunikation findet häufig auf der Beziehungsebene statt. (Watzlawick u.a.2000, S.68).

2.2. Interkulturelle Kommunikation, interkulturelle Kompetenz

(Fischer/Arnold/Siebert)

Ohne in die Kulturtheorie einsteigen zu müssen, möchte ich interkulturelle Kommunikation in Anlehnung an V. Fischers Untersuchungen, als Fähigkeiten zur Reflexion bezüglich der eigenen kulturellen Identität und als Handlungskompetenz in kulturellen Überschneidungssituationen bezeichnen. Dabei steht natürlich an vorderster Stelle eine sprachliche Kooperationsbereitschaft da Bedeutungen oft ausgehandelt werden müssen.

V. Fischer unterscheidet dabei drei Ebenen: die Ich-, Wir- und die Sach- und Organisationsebene. Alle drei sind eingebettet in globale Zusammenhänge.

Im Laufe ihrer Untersuchung kam V. Fischer zu der Feststellung, dass unterschiedliche Begriffe in der Fachliteratur hinsichtlich der interkulturellen Kommunikation und Kompetenz existieren, z.B. Begriffe wie: interkulturelle Kommunikationskompetenz, interkulturelle Handlungskompetenz, interkulturelle Effektivität, intercultural awareness oder auch interkulturelles Management. [Vgl. V. Fischer, Stand 20.01.2009].

Ein weiterer Autor auf diesem Gebiet ist R. Arnold. In seinem Buch über die interkulturelle Berufspädagogik bezieht er sich auf vier Leitbegriffe: interkulturelle Selbstreflexion, Berufs- und oder Handlungsfeldorientierung, technologische Reife und Lebensweltorientierung. Damit beschreibt er die Kompetenzbereiche in diesem Segment. Bei dem Vergleich mit den obigen Aussagen von V. Fischer findet sich eine weitgehende Überseinstimmung (Vgl. Arnold 1991, S. 11 ff).

Ich habe mich deshalb entschieden für meine Arbeit den Begriff (interkulturelle) Kommunikation/Kompetenz zu verwenden. Die Klammern um das Wort interkulturell beziehen sich dabei auf den Aspekt von R. Arnold/H. Siebert, die ein «Interkulturelles Lernen» als Paradigma für kommunikative Bildungsarbeit generelle betrachten, bedingt durch die Individualität der Deutungsmuster (Vgl. Arnold u.a. 2006, S. 10 ff).

Für K. Reich sind die Konsequenzen aus den neueren Erkenntnistheorien “... die Einsicht in die prinzipielle konstruktive Basis unseres Erkennens und die Aufgabe von geschlossenen, abbildenden, ganzheitlichen Weltbildern.“

(K. Reich, 2005, S. 119). Damit erfolgt eine Stärkung der Beobachterposition. Die daraus abgeleiteten drei Beobachtungsperspektiven lauten: Konstruktion, Rekonstruktion und Dekonstruktion (K. Reich, 2005, S. 119 ff).

Nach obiger konstruktivistischer Sichtweise folgt nun die systemische:

„In Beziehungen gelten keine eindeutigen und strikten Kausalbezüge, die linear ein Verhalten festlegen oder Kommunikation beschreiben können. Das Verhalten eines jeden Elements in einem zirkulären System ist durch

Rückkopplung bedingt“ (K. Reich, 2002, S. 298). Hier findet sich die Aussage von Watzlawick über die Rückkopplung in Systemen wieder. Ein weiteres wesentliches Moment ist der Ansatz an der Beziehungsebene. „Kernstück der systemisch- konstruktivistischen Pädagogik ist die Unterscheidung einer Inhalts- von einer Beziehungsebene. Dabei sehen wir die Notwendigkeit, pädagogische Arbeit immer auch auf die Beziehungsebene zu reflektieren und sich damit dem Thema der menschlichen Kommunikation umfassend zu stellen“ (K. Reich, 2005, S. IX-X).

K. Reich distanzierte sich zu Anfang von den klassischen Theorien von Luhmann und Maturana dahingehend, dass er den Begriff „menschliche Wesen als Kulturwesen“ einbringt. Er schreibt: „Kybernetik, Systemtheorien und biologisch- kognitive Ansätze vernachlässigen die Kultur aus der Spezifik ihrer Blickwinkel von vorneherein“ (K. Reich, 1997, S. VIII,). 2005 mit seiner 5. Auflage relativiert er seine Sichtweise, indem er allgemein von der Pädagogik als Spezialisierung auf den kulturellen Blick spricht und zu den Klassikern bemerkt er lediglich sie bewusst auszuklammern (K. Reich, 2005, S. VIII ff,). Im Fazit steht außer Frage, dass Reich dem kulturellen Kontext in seiner Arbeit große Bedeutung beimisst indem er sagt “Der hier vertretene Konstruktivismus ist vor dem Hintergrund, das Lernen immer in einem kulturellen Kontext geschieht, ein notwendig kulturell orientierter“ (K. Reich, 2006, S.76).

3. Eingrenzung

3.1. Der Beziehungsaspekt (Watzlawick)

Unter dem obigen Punkt wurde bereits auf den Beziehungsaspekt als Kernstück der systemisch- konstruktivistischen Pädagogik hingewiesen, jetzt noch eine Verstärkung von P. Watzlawick dazu. „Jede Kommunikation hat einen Inhalts­und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersten bestimmt und daher eine Metakommunikation ist“ (Watzlawick u.a.2000, S.56). Watzlawick setzt den Inhaltsaspekt mit Daten gleich dabei wird die Art wie sie aufzufassen sind über den Beziehungsaspekt angewiesen (Vgl. Watzlawick u.a.2000, S.55). Ein weiterer Aspekt ist das Axiom von Watzlawick über die Interpunktion. „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt“ (Watzlawick u.a.2000, S.61). Die Kommunikationsabläufe von Sender und Empfänger werden von ihnen selbst unterschiedlich gegliedert (interpunktiert), es folgt damit eine Interpretation die das eigene Verhalten nur als Reaktion auf das andere interpretiert. Die Ursachen für eigene Reaktionen werden dadurch dem Gegenüber zugeordnet. Für die Methode der zirkulären Fragen ist der Beziehungsaspekt in zwei Richtungen von Bedeutung. Er ist das Kernstück der Beobachtungen und er dient andererseits auch zur Klärung der Beobachtungsverhältnisse. Die Beziehung des Beobachters zu seinen eigenen Beobachtungen (Vgl. Pfeffer, 2001, S.47).

3.2. Interkulturelles Missverständnis (R.Arnold)

In seiner Strukturanalyse interkultureller Missverständnisse, unterteilt R. Arnold den kommunikativen Prozess in 5 Stufen mit entsprechenden Rückkopplungskreisen. Dabei konfiguriert er zwei kulturelle Kontexte, sprich zwei Menschen die sich interkulturell begegnen.

Stufe 0- ist die kommunikative Handlung, eine von zwei Menschen erlebte und durch ihre Handlung gestaltete Situation.

Stufe 1- die Interaktion wird zur zentralen Bedeutung, beim Aushandeln konsensfähiger Situationsdefinintionen setzt der «schismatische» Prozess ein.

Es erfolgt eine unterschiedliche Bewertung bzw. Interpretierung der Ausgangssituation. Der Grund liegt im unterschiedlichen kulturellen Orientierungswissen. An dieser Stelle wird der Prozesscharakter der interkulturellen Kommunikation hervorgehoben. Es kommt zu weiteren Stufen. Stufe 2- Identifikation korrespondierender Handlungsziele, die Beteiligten greifen zu den «nahe liegenden» Reaktionszielen aus ihrem kulturellen Kontext.

Stufe 3-die Beteiligten antzipieren die von ihnen erwarteten Handlungsfolgen, Stufe 4- die Beteiligten reagieren entsprechend und erschaffen damit eine neue kommunikative Handlungssituation die wiederum interpretiert und bewertet wird. (Vgl. Arnold, 1991, S. 32 ff).

Nach Arnold u.a. ist, neben den allgemeinen Kommunikationsproblemen die „interkulturelle Verständigung zusätzlich durch die Unbewußtheit der eigenen sozialisatorischen Vorprägungen gekennzeichnet...“ (Vgl. Arnold u.a. 2006, S. 142) an dieser Stelle lässt sich auch der «schismatische» Prozess (Stufe 1) verorten.

Auch Watzlawick betrachtet internationale Beziehungen als Rückkopplungskreise (Vgl. Watzlawick u.a.2000, S. 32). Es ist nun interessant seine fünf Axiome der Metakommunikation, vier wurden bereits erwähnt, nach Aussagen zu der interkulturellen Kommunikation zu untersuchen.

Genannt wurden bereits: Man kann nicht nicht kommunizieren, Botschaften haben Inhalts und Beziehungsaspekte, das Axiom über die Interpunktion von Kommunikationsprozessen, das Axiom über die analoge und digitale Form der Kommunikation und das fünfte wäre, das hier noch zu zitierende, über die Verhältnismäßigkeit von Kommunikationsabläufen. Es lautet: „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob, die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht“ (Watzlawick u.a.2000, S.70).

Stellt man nun den Betrachter auf die Seite des Missverständnisses lassen sich aus den obigen Axiomen folgende Aussagen ableiten:

„Komplementäre Beziehungen beruhen auf gesellschaftlichen oder kulturellen Kontexten“(Watzlawicku.a.2000, S. 69).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Zirkuläre Fragen als konstruktivistische Lehr- Lernmethode innerhalb der Erwachsenenbildung
Untertitel
Unter dem besonderen Aspekt der (interkulturellen) Kommunikation/Kompetenz
Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau  (Distance & International Studies Centre)
Veranstaltung
postgradualer Masterstudiengang
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V146814
ISBN (eBook)
9783640577576
ISBN (Buch)
9783640577477
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Autopoiesis, Interkulturelle Kommunikation, Interkulturelles Missverständnis, Reflexion, Metakommunikation, Systemischer Konstruktivismus, Systemische Methoden, Beziehungsaspekt
Arbeit zitieren
Joerg Sydow (Autor:in), 2009, Zirkuläre Fragen als konstruktivistische Lehr- Lernmethode innerhalb der Erwachsenenbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146814

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