Metalepsen und mise en abyme in der Erzählung Die Unendliche Geschichte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erzählstruktur
2.1 Kommunikationsmodell
2.1.1 Realer Kontext
2.1.2 Imaginärer Kontext
2.2 Die narrativen Ebenen

3. Grenzüberschreitung
3.1 Erzählebenen
3.2 Metafiktion
3.3 Spezialfall - mise en abyme

4. Fazit

5. Literatur- und Quellenverzeichnis

Grafik - Kommunikationsmodell

Grafik - Erzählebenen

1. Einleitung

„Die unendliche Geschichte“, veröffentlicht 1979, ist in 26 Kapitel unterteilt, an deren Beginn jeweils eine von Roswitha Quadflieg verzierte Initiale in alphabetischer Reihenfolge steht, mit der das jeweils erste Wort auch beginnt. In den meisten Ausgaben sind die Binnen- und Rahmenhandlung durch farbige Schrift (grün und rot) gekennzeichnet. Durch diese farbliche Kennzeichnung werden zudem die zwei verschiedenen Handlungsräume - Phantäsien und die Menschenwelt - voneinander abgegrenzt. „Die unendliche Geschichte“ wurde in über 40 Sprachen übersetzt und erhielt mehrere Preise. In den Jahren 1982 bis 1984 wurde sie von Wolfgang Petersen verfilmt. In filmischer Form gibt es auch einen zweiten und dritten Teil, welche jedoch nicht auf dem Buch basieren und von denen sich Michael Ende auch distanzierte. Des Weiteren gibt es Adaptionen in Form eines Hörspiels, eines Balletts, eines Theaterstückes und einer Oper.

„Die unendliche Geschichte“1 erzählt von einem zehn- bzw. elfjährigen Jungen, Bastian Balthasar Bux, der von zu Hause wegläuft, da er sich von seinem Vater unverstanden fühlt und in der Schule nur gehänselt wird. Im Antiquariat von Karl Konrad Koreander stiehlt Bastian ein Buch - „Die unendliche Geschichte“. Er zieht sich damit auf den Schulspeicher zurück und beginnt sie zu lesen.

„Die unendliche Geschichte“ erzählt vom Land Phantäsien, das in großer Gefahr schwebt, da es vom 'Nichts' verschlungen wird. Die , Kindliche Kaiserin’, die Herrscherin Phantäsiens, schickt den Jäger Atreju los, um herauszufinden, wie Phantäsien gerettet werden kann und woher das 'Nichts' kommt. Beim Lesen dieses Buches, identifiziert sich Bastian mehr und mehr mit den Figuren, vor allem mit dem Held Atreju, da er genauso mutig und heldenhaft sein möchte. Atrejus Suche führt ihn durch viele Länder Phantäsiens und schließlich zum ,Südlichen Orakel’, wo Atreju durch drei verschiedene Tore gehen muss, um zur ’Uyuläla’ zu gelangen, welche ihm eine Antwort auf die Frage der ,Kindlichen Kaiserin’ geben kann. Von ihr erfährt er, dass einzig ein Menschenkind Phantäsien retten könnte, indem es der ,Kindlichen Kaiserin’ einen neuen Namen gibt, da Phantäsien eine fiktive Welt ist, die einzig durch die Fantasie der Menschen Bestand haben kann. Die wachsende Fantasielosigkeit der Menschen ist der Auslöser für das , Nichts’, was nun Phantäsien bedroht. Bastian wünscht sich, er könnte den Phantäsiern helfen, denn er wüsste einen Namen.

Atreju berichtet der ,Kindlichen Kaiserin’, was er erfahren hat, doch diese gibt zu erkennen, dass sie die Lösung bereits wusste. Die Reise Atrejus war lediglich dazu gedacht, dass dieses Menschenkind erkennt, dass es gesucht wird. Bastian fühlt sich angesprochen, will es aber nicht glauben - schließlich liest er nur ein Buch. Dennoch fühlt er sich persönlich angesprochen, als Atreju sagt: „Er will ganz einfach nicht. Es liegt ihm nichts an dir und an Phantäsien. Wir sind ihm gleichgültig.“, und reagiert entsetzt: „Nein! Nein!“ [...] „das dürft ihr nicht glauben! Das ist es bestimmt nicht! Ach bitte, bitte denkt nicht so etwas von mir! [...]“2. Bastian scheint zu verstehen, dass er der Retter Phantäsiens ist, aber schämt sich, so wie er ist, vor der ,Kindlichen Kaiserin’ und Atreju zu erscheinen. Die ,Kindliche Kaiserin’ muss also feststellen, dass sie das Menschenkind auf diese Weise nicht überzeugen kann und macht sich auf die Reise zum ,Alten vom Wandernden Berge’, der einzige, der noch die Möglichkeit hat dem Menschenkind klar zu machen, dass es als Retter auserkoren ist. Dort angekommen, muss die ,Kindliche Kaiserin’ auf einer Leiter aus Buchstaben in das Gebäude des ,Alten vom Wandernden Berge’ hinaufsteigen. Die Sprossen dieser Leiter raten ihr umzukehren, da mit dem Aufeinandertreffen dieser beiden Menschen das Ende und der Anfang aufeinandertreffen, was verboten ist:

„KEHR UM KEHR UM GEH FORT GEH FORT ZU KEINER ZEIT AN KEINEM ORT DARFST DU MICH TREFFEN LASS ES SEIN [...]

BEGEGNEST DU MIR ALTEM MANN GESCHIEHT WAS NICHT GESCHEHEN KANN DER ANFANG SUCHT DAS ENDE AUF [...]

DEM LEBEN IST VERBOTEN

SICH SELBST ZU SEHN IM TOTEN [...]3

Im Innern des Gebäudes sieht sie das Buch „Die unendliche Geschichte“ und einen alten Mann, der in dieses Buch schreibt. Hier zeigt sich „Die unendliche Geschichte“ für Bastian als Verdoppelte, als Buch im Buch. Die ,Kindliche Kaiserin’ erklärt dem ,Alten vom Wandernden Berge’ ihren Konflikt und bittet ihn um Hilfe. Die einzige Möglichkeit, den Retter nach Phantäsien zu holen, ist es, ihm deutlich zu machen, dass dies seine eigene Geschichte ist. Und so beginnt der ,Alte vom Wandernden Berge’ „Die unendliche Geschichte“ neu zu erzählen und zu schreiben. Phantäsien entpuppt sich hier nun als Geschichte, die in einem Buch aufgeschrieben steht (vom Chronisten Phantäsiens) und zugleich von einem Jungen gelesen wird.

Bastian, der zuerst noch Atreju und seine Abenteuer begeistert lesend mitverfolgte, erkennt nun, dass er der Retter Phantäsiens ist. In diesem Moment beginnt er den neuen Namen für die ,Kindliche Kaiserin’ - ,Mondenkind’ - laut zu rufen. Kurze Zeit später befindet er sich in absoluter Dunkelheit, er hört lediglich die Stimme von Mondenkind. Nun ist er in Phantäsien und wird damit auf einmal selbst zum Protagonisten der ,unendlichen Geschichte’. Mondenkind schenkt ihm ein Samenkorn, welches zu treiben anfängt und neue Samenkörner auswirft, sodass ein Wald von Lichtpflanzen entsteht und Bastian Mondenkind nun auch sehen kann. Sie überreicht ihm ihr Zeichen Auryn, was ihre Macht über ganz Phantäsien, seine Naturgesetze und dessen Bewohner darstellt, und ihn nun zu ihrem Stellvertreter macht. In diesem Moment beginnt für Bastian eine lange Reise, in der er Phantäsien und auch sein eigenes Selbst nach seinen Vorstellungen und Wünschen umgestalten kann. Auf dieser Reise durch Phantäsien und seine eigene Fantasie verändert sich Bastians Selbst und er durchläuft eine Entwicklung, in der die Zunahme der Erfüllung seiner Wünsche der Abnahme der Erinnerungen an seine Identität und Vergangenheit gegenübersteht. Am Ende dieses Prozesses steht der völlige Identitätsverlust Bastians und somit die Unmöglichkeit in die Menschenwelt zurückzukehren. Mit Hilfe des Auryns, Atrejus und Fuchurs gelingt ihm dennoch die Rückkehr zu seinem Vater und Herrn Koreanders Buchladen.

Die vorliegende Hausarbeit analysiert „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende hinsichtlich der enthaltenen Erzählebenenwechsel und einem damit verbundenen Wechsel der Wirklichkeitsebenen. Dies bedingt eine Analyse der vorherrschenden Erzählstruktur, die grundlegend durch die Existenz einer Rahmen- und einer Binnenhandlung determiniert wird und durch ein besonderes Kommunikationsmodell gerahmt wird. Des Weiteren ist speziell das narrative Element der mise en abyme zu untersuchen, welches nicht nur als inhaltlicher Aspekt der Geschichte auftaucht, sondern in der speziellen Form des Buch-im-Buch zudem strukturbildend auf die Erzählung einwirkt und aus diesem Grunde eines der Leitthemen der 'unendlichen Geschichte' darstellt.

„Alle diese Spiele bezeugen durch die Intensität ihrer Wirkungen die Bedeutung der Grenze, die sie mit allen Mitteln und selbst um den Preis der Unglaubwürdigkeit überschreiten möchten [...].“4

2. Erzählstruktur

Die Analyse der Erzählstruktur der ,unendlichen Geschichte’ wird einerseits anhand der vorherrschenden Kommunikationssituationen und andererseits hinsichtlich der Erzählebenen der Diegese vorgenommen. Diese Ebenen werden durch ein ihnen übergeordnetes Kommunikationsmodell5 eingebettet und hierarchisiert. Dieses Modell ist wiederum in verschiedene Ebenen unterteilt, wobei zunächst der reale, fiktionsexterne Kontext und folgend der imaginäre, fiktionsinterne Kontext, welcher eine Besonderheit der Diegese in sich trägt, zu betrachten sind. Des Weiteren werden die Erzählebenen6 7 im Hinblick auf ihre Funktion und ihre Beschaffenheit sowie die hieraus entstehende Ordnung der Narration analysiert.

2.1 Kommunikationsmodell

„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende weist ein besonderes Kommunikationsmodell auf. Dieses bildet die Grundlage der Vermittlung der erzählten Welt und zeichnet sich insbesondere durch die Wiederholungsbeziehung der allgemeinen, fiktionsexternen Kommunikationsstruktur (realer Kontext) innerhalb der fiktionsinternen Welt (imaginärer Kontext), also der Lese-Situation, als eine für diese Diegese spezielle Struktur aus.

2.1.1 Realer Kontext

Dieser Kontext bildet den äußersten Rahmen der Erzählung der ,unendlichen Geschichte’ und ist nicht Teil der Fiktion. Der reale Kontext umfasst die Kommunikationssituationen zwischen der Position des realen Autors und der des realen Lesers, welche jeweils als historisch existente Personen einzustufen sind, die einerseits die Entstehung der Erzählung und andererseits deren Rezeption zu einer real konkreten, historischen Situation zu verantworten haben. In Zusammenhang mit der ,unendlichen Geschichte’ wandelt sich die Bedeutung bzw. der Modellcharakter des realen Kontextes von einem allgemeingültigen Konstrukt einer beliebigen Erzählung zu einem für diese Geschichte spezifischen Element der Struktur, da er eine Voraussetzung für den imaginären Kontext darstellt und sich durch ihn erst die Möglichkeit der Wiederholung äußerer Merkmale und der Lesesituation im Innern der (hier vorliegenden) Geschichte ergeben.

Weiterhin ist hier auf das Element des Paratextes einzugehen, welches ebenso einen Teil des äußersten Vermittlerkonstrukts bildet. Mit diesem Begriff sind alle äußeren Erscheinungsmerkmale des Buches „Die unendliche Geschichte“, wie der kupferfarbene, leicht schimmernde Einband und das Symbol der zwei gegenteilig gemusterten Schlangen, die sich in den Schwanz beißen, zu bezeichnen. Weiterhin sind alle textuellen Elemente, wie der Titel und die Nennung des realen Autors innerhalb des Buches betroffen, die keinen Teil der Erzählung darstellen. Diese Elemente sind mit der Erzählung insofern verbunden, dass sie ein Fiktionssignal für die (fiktive) Erzählung sind. Sie haben für den Leser somit informative Funktion und bereiten ihn auf die folgende Erzählung, die Teil des imaginären Kontextes ist, vor.

2.1.2 Imaginärer Kontext

„Die Tatsache, daß wir in einer realen Kommunikationssituation Sätze äußern können, [...] [die] bloß die ikonische Repräsentation von Sätzen aus einer anderen Kommunikationssituation und damit Pseudo-Sätze sind, ermöglicht schließlich auch die Existenz rein imaginärer Sätze innerhalb der Kommunikation. [...] Die ikonisch repräsentierten imaginären Sätze des fiktionalen Werkes bedeuten insofern eine eigene Welt und zugleich ihre eigene Kommunikationssituation.“8

Der imaginäre Kontext wird vom realen Kontext eingerahmt und ist Fiktion, er umfasst demnach alles, was Teil der erzählten Welt ist. Hiermit verbunden ist die Existenz zweier fiktiver Positionen bzw. Vermittlungsinstanzen, die als Repräsentanten des realen Autors und des realen Lesers dienen, da diese nur fiktionsextern Gültigkeit besitzen. Einerseits ist hier der fiktive Erzähler und andererseits der fiktive Leser zu nennen. Diese Positionen sind notwendig, da der Verfasser der Erzählung, Michael Ende, nicht mit der erzählenden, also narrativen, hier unbestimmten Instanz identisch ist und sich diese Form der Erzählung nicht an einen bestimmten Adressaten richten kann.

Neben diesen konventionellen Positionen weist der imaginäre Kontext jedoch eine Besonderheit auf, indem sich das gesamte Kommunikationsmodell der ,unendlichen Geschichte’ in der Weise wiederholt, dass die Hauptfigur, Bastian Balthasar Bux, sich in der gleichen Situation befindet wie der reale Leser. Er besetzt gewissermaßen dessen Position, als er beginnt „Die unendliche Geschichte“ zu lesen. Innerhalb des imaginären Kontextes findet also eine Lese-Situation statt, die die gleichen Positionen wie die Lesesituation des realen Kontextes aufweist. Demnach existiert ein realer Autor, der jedoch nicht weiter benannt wird und ein realer Leser, dessen Position von Bastian eingenommen wird. Um diesen Vorgang zu komplettieren, müssen also auch hier fiktive Repräsentanten für den realen Autor und den Leser, also Bastian, eingesetzt werden. Diese sind der fiktive Erzähler, der „Die unendliche

Geschichte“ erzählt, die Bastian liest, und der fiktive Leser an den dieser Erzähler sich richtet. Dieser Leser ist zunächst ein unbestimmter Adressat, was sich jedoch im Verlauf der Geschichte ändert und später erläutert werden wird. Zusammengefasst ergibt sich folgende Konstellation: imaginär-realer Kontext, imaginär-realer Autor, imaginär-realer Leser (Bastian) - imaginär-imaginärer Kontext, imaginär-fiktiver Erzähler, imaginär-fiktiver Leser. Durch diese Konstruktion entstehen zwei Rezeptionsebenen, eine reale und eine fiktive, wobei die fiktive einen Teil der realen Rezeption darstellt. Diese Konstruktion ist als 'Buch- im-Buch' zu benennen und ist ein spezielles, narratives Konstrukt, dessen Bedeutung und Funktion im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit noch erläutert wird.

2.2 Die narrativen Ebenen

Die „[...] Theorie der narrativen Ebenen [ist] nur eine Systematisierung des traditionellen Begriffes der „Schachtelung“ [...]“10, welcher angeblich eine unzureichende Erklärung für die narrative Schwelle zwischen zwei oder mehreren Diegesen darstellt. „[...] man [gelangt] von einer Diegese zur nächsten nur durch eine Erzählung [...], die in der ersten situiert ist und die zweite produziert.“11 „Die unendliche Geschichte“ weist ein typisches Erzählebenenmodell nach Genette auf, welches jedoch durch die besondere Konstruktion der Kommunikationssituationen und dem Motiv des Buch-im-Buch in (geringem) Grade verändert wird.9

Zunächst wird die Rahmenhandlung auf erster Ebene durch einen extradiegetisch- heterodiegetischen Erzähler, in diesem Fall einer unbestimmten narrativen Instanz, präsentiert. Diese erzählt die als intradiegetisch zu klassifizierende Geschichte von Bastian Balthasar Bux. Zu Beginn wird dargestellt, wie Bastian das Buch „Die unendliche Geschichte“ in der Buchhandlung von Herrn Koreander stiehlt und sich damit auf den Schulspeicher zurückzieht. Bastian beginnt die Geschichte zu lesen und somit erfährt der reale Leser nun die Geschichte Phantäsiens. Ab dem Moment der Lektüre Bastians wird man mit einem weiteren Erzähler und einer weiteren Erzählsituation, einer zweiten Ebene konfrontiert.

Diese ersten beiden Erzählungen erfolgen nicht zu unterschiedlichen Zeiten (oder Orten), da wir lediglich das lesen, was auch Bastian liest. Trotzdem liegt hierbei schon ein Erzählebenenwechsel vor: „Jedes Ereignis, von dem in einer Erzählung erzählt wird, liegt auf der nächsthöheren diegetischen Ebene zu der, auf der der hervorbringende narrative Akt dieser Erzählung angesiedelt ist.“12

Durch den Akt des Lesens auf Ebene der Rahmenerzählung wird eine Binnengeschichte, die ein intradiegetisches Ereignis darstellt, eröffnet. Die Erzählinstanz13 dieser zweiten Ebene und sozusagen zweiten 'unendlichen Geschichte' bleibt wiederum unbestimmt und ist demzufolge intradiegetisch-heterodiegetischer Art.

In dem Fall der zweiten Ebene liegt weiterhin eine Spiegelung, in der Form einer Verdoppelung der ,unendlichen Geschichte’ vor. Um diese Wiederholungsbeziehung einer Erzählung zu erzeugen, ist es notwendig, dass ein „[...] erzähllogische[r] Ebenenwechsel zwischen spiegelndem und gespiegeltem Erzählteil [...] (intradiegetisch spiegelt extradiegetisch) [...]“14 stattfindet. Die von der intradiegetisch-heterodiegetischen Instanz erzählten Ereignisse der Binnengeschichte befinden sich somit auf einer weiteren Stufe und eröffnen eine dritte Ebene. Diese ist nach Werner Wolf als ,hypodiegetisch’15 und nach Genette als ,metadiegetisch’16 zu benennen. Genette unterscheidet dabei drei verschiedene Funktions-Typen der metadiegetischen Erzählung, die explikative Funktion, die ein unmittelbares Kausalverhältnis zwischen der Metadiegese und der Diegese darstellt, die thematische Funktion und die Funktion der Zerstreuung oder des Hinauszögerns. In der ,unendlichen Geschichte’ liegt der zweite Typ, die thematische Funktion vor.

Auch Matias Martinez und Michael Scheffel unterscheiden in der ,Erzähltheorie’ verschiedene Formen der Verknüpfung von Rahmen- und Binnengeschichte, sie beziehen sich dabei weitestgehend auf Lämmert und dessen Terminologie. Sie unterscheiden dabei die additive Verknüpfung, die bloße Reihung von Geschichten, die korrelative Form und die konsekutive oder kausale Form, die erklären soll ,wie es kam’ und mit der explikativen Funktion von Genette übereinstimmt.17 In der ,unendlichen Geschichte’ liegt die „[...] korrelative Form der Verknüpfung im Sinne einer Ähnlichkeits- und/ oder Kontrastbeziehung zwischen den beiden Erzählungen vor“18. Verschiedene Handlungsstränge der Geschichte sind ihrem Thema nach innerlich auf die gesamte Erzählung abgestimmt. Die Begebenheiten der Rahmen- und Binnenhandlung werden von Anfang an in Kontrast zueinandergestellt, wodurch eine gegenseitige Akzentuierung und Vertiefung eintritt.

[...]


1 Alle folgenden Zitate sind entnommen aus: Ende, Michael: Die unendliche Geschichte, Thienemann Verlag, Stuttgart, ©1979 (Keine Jahreszahl der Ausgabe vorhanden), im weiteren Verlauf angegeben als: DuG: Kapitel (in römischen Zahlen), Seitenzahl.

2 DuG: XI, 171.

3 DuG: XII, 182.

4 Genette (1998): 168.

5 s. S. 26 Grafik - Kommunikationsmodell

6 s. S. 27 Grafik - Erzählebenen

7 Anm. d. Verf.: Auf das Element des Paratextes wird in 3.3 Spezialfall - mise en abyme, noch einmal eingegangen.

8 Scheffel (1997): 37f..

9 Anm. d. Verf.: Im folgenden Verlauf werde ich weitestgehend die Terminologie Genettes verwenden, jedoch der Vollständigkeit halber auch weitere Begriffe von Martinez/ Scheffel und Wolf anbringen.

10 Genette (1998): 248.

11 Ebd.

12 Ebd.: 163.

13 Anm. d. Verf.: Der Erzähler ist in diesem Fall keine Person, sondern das Buch „Die unendliche Geschichte“ übernimmt diese Funktion.

14 Scheffel (1997): 54

15 Vgl. Wolf (1993): 100.

16 Vgl. Genette (1998): 165.

17 Vgl.: Martinez/ Scheffel (2002): 78 .

16 Ebd.: 78f..

17 Vgl.: Martinez/ Scheffel (2002): 78 .

18 Ebd.: 78f..

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Metalepsen und mise en abyme in der Erzählung Die Unendliche Geschichte
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien)
Veranstaltung
Poetik des Medienwechsels: Künstler-Narrationen und Kunst-Reflexionen
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
28
Katalognummer
V146756
ISBN (eBook)
9783640576869
ISBN (Buch)
9783640576654
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zu der Hauptseminararbeit gehören zwei Grafiken. Zum einen die Darstellung der Erzählebenen in der Unendlichen Geschichte als Grafik, und zum anderen das Kommunikationsmodell der Unendlichen Geschichte. Beide Grafiken werden in der Arbeit verwendet und erklärt.
Schlagworte
Michael Ende, Erzählebenen, Genette, Kommunikationsmodell, Buch im Buch
Arbeit zitieren
M.A. Ulrike Hammer (Autor:in), 2006, Metalepsen und mise en abyme in der Erzählung Die Unendliche Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146756

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