Elisabeth Thible - Die erste Passagierin einer Montgolfière


Fachbuch, 2010

12 Seiten


Leseprobe


Die erste Frau, die in einer Montgolfière in die Luft abhob, war die französische Opernsängerin Élisabeth Thible, nach anderer Schreibweise auch Tible. Als Montgolfière bezeichnet man einen Heißluftballon, den die französischen Brüder Joseph Michel Montgolfière (1740-1810) und Jacques Étienne Montgolfière (1745-1799) erfunden hatten.

Der erste erfolgreiche Versuch der Brüder Montgolfière mit einem Ballon, der mit erhitzter Luft aufsteigen konnte, erfolgte im Dezember 1782 in deren Heimatort Annonay. Am 4. Juni 1783 ließen sie in Annonay einen verbesserten Ballon aus Leinwand, der mit Papier abgedichtet war, aufsteigen. Daraufhin lud sie der König zu einer Demonstration in Paris ein.

Vom Schloss Versailles aus startete am 19. September 1783 vor den Augen von König Ludwig XVI. (1754-1793) und Königin Marie Antoinette (1755-1793) erstmals eine Mont- golfière mit drei tierischen Passagieren: nämlich einem Ham- mel, einem Hahn und einer Ente. Nach diesem gelungenen Experiment gab der König die Erlaubnis für einen Aufstieg mit Menschen.

Der erste Flug einer Montgolfière mit menschlichen Insassen erfolgte am 21. November 1783. An jenem Tag hoben der Physiker Jean-Francois Pilâtre de Rozier und der Offizier Francois d’Arlandes mit einem Heißluftballon ab und landeten nach 25-minütigem Flug wohlbehalten auf der Butte aux Cailles. Ursprünglich hatte man Sträflinge als Versuchspersonen vorgesehen, was aber verworfen wurde.

Am 19. Januar 1784 fand der einzige Flug von Joseph Montgolfiére als Pilot statt. Diese zwölf Minuten währende Fahrt mit zusätzlich sechs Passagieren an Bord endete

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Erster Aufstieg einer Montgolfière am 4. Juni 1783 Bild: Reproduktion eines alten Gemäldes

dramatisch, weil der Heißluftballon riss und schwelte. Alle sieben Insassen blieben unverletzt. Einer der sechs Passagiere war Graf Jean-Baptiste de Laurencin (1740-1812) gewesen. Bei den Vorbereitungen für einen weiteren Flug mit einer Montgolfiére wollte der Pilot Fleurant, von Beruf Schiffsmaler, ursprünglich mit Jean-Baptiste de Laurencin als Passagier starten. Doch der Adlige hatte bei seinem ersten Flug mit einem Heißluftballon „kalte Füße“ bekommen und Élisabeth Thible seinen Platz überlassen.

Der geschichtsträchtige erste Flug einer Frau an Bord einer Montgolfière erfolgte am 4. Juni 1794 in Lyon (Frankreich). Anlässlich des Besuches von König Gustav III. von Schweden (1746-1792) in Lyon taufte man den Heißluftballon auf den Namen „La Gustave“.

Bei diesem spektakulären Flug stieg die Montgolfière bis in eine geschätzte Höhe von mehr als 2.700 Metern - nach anderen Angaben nur rund 1.500 Meter - und flog etwa vier Kilometer weit. Die Flugreise von Monsieur Fleurant und der aus Lyon stammenden Opernsängerin Élisabeth Thible dau- erte 45 Minuten.

Während des Fluges war Élisabeth Thible als Minerva verkleidet und schmetterte Arien aus der damals sehr beliebten Oper „La Belle Arsène“ des französischen Komponisten Pierre-Alexandre Monsigny (1729-1817). Minerva war eine italische, vor allem bei den Sabinern, Etruskern und Latinern verehrte Göttin. Mit ihrem Gesang wollte Élisabeth Thible angeblich dem Publikum und dem zuschauenden König Gustav III. von Schweden ihren Mut beweisen oder damit ihre Angst kaschieren.

Die Landung des Heißluftballons „La Gustave“ war holprig. Als der Korb des Luftgefährtes auf dem Boden aufschlug, verstauchte sich Élisabeth Thible einen Knöchel. Ungeachtet dessen galt dieser Ballonflug als großer Erfolg. In Berichten der „Gazette d’Amsterdam“ vom 25. Juni 1784 und des „Journal des savants“ vom November 1784 über dieses Flugabenteuer wurde der bemerkenswerte Mut von Élisabeth Thible gelobt.

Nach ihrer aufsehenerregenden Luftreise verfasste Élisabeth Thible einen Bericht hierüber. Dieser gilt als die erste Luftfahrt- Reportage, den eine Frau zu Papier brachte. Nachfolgend eine Kostprobe:

„Welche Lust, diese Erde zu verlassen, die von Neid und Eigennutz verzehrt wird. Welches Vergnügen, sich in die Gegenden des Himmels zu erheben, in denen majestätisches Schweigen und ewiger Frieden herrschen. Wie leicht ist es, in dieser Stille die armselige Erde zu vergessen.“ Und weiter heißt es: „Die Erde war für uns nicht mehr vor- handen, ein undurchdringliches Gewölk trennte uns von ihr. Fünf sehr deutlich unterschiedliche Luftzüge führten uns an- fangs nach Süden, dann nach Nordnordost, nach Nordsüdost, nach Südost und endlich nach Südostost. Wir befanden uns, wie ich glaube, in der größten Höhe, die man überhaupt er- reichen kann; denn wir fingen an, Schmerzen in den Ohren zu empfinden, schwer zu hören, zu atmen, so dass wir uns genötigt sahen, das Feuer zu vermindern und herabzu- kommen.“

„Die schönsten Montgolfièren konnten allerdings nicht dar- über hinwegtäuschen, dass das Prinzip des Gasballons das technisch überlegenere war“, schrieb Jutta Rebmann in ihrem Buch „Als Frau in die Luft ging. Die Geschichte der frühen Pilotinnen“ (2001). Kurz nach dem ersten bemannten Flug des Heißluftballons der Brüder Montgolfiére vom 21. No-vember 1783 mit zwei Insassen an Bord war auch dem französischen Physiker Jacques Alexandre Cèsar Charles (1746–1823) am 1. Dezember 1783 mit seinem Gasballon höchstpersönlich der erste bemannte Flug geglückt.

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Details

Titel
Elisabeth Thible - Die erste Passagierin einer Montgolfière
Veranstaltung
-
Autor
Jahr
2010
Seiten
12
Katalognummer
V146741
ISBN (eBook)
9783640574483
Dateigröße
2042 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Elisabeth Thible, Elisabet Tible, Ernst Probst, Luftfahrt, Montfolfière, Kurzbiografie, Frauenbiografien, Biografien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Elisabeth Thible - Die erste Passagierin einer Montgolfière, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146741

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