Konstruktivismus und Diskurse


Seminararbeit, 2009

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Deckblatt

1 Einleitung

2 Konstruktivismus - Grundlegendes und Geschichtliches

3 Konstruktivistische Grundbegriffe
3.1 Ideen
3.2 Identitaten
3.3 Normen

4 Wirkungsweisekonstruktivistischer Ansatze

5 Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Europaische Au&enpolitik“ oder „AuRenpolitik der Europaischen Union"? Diese Frage stellt sich anhand des aktuell gegebenen Untersuchungsrahmen und weiRt bereits hier darauf hin, dass es moglicherweise Probleme gibt, wenn man die Europaische Union als einheitlichen auRenpolitischen Akteur auffassen mochte oder auch bloR die theoretische Moglichkeit zu schaffen sucht zu einem solchen Ziel zu gelangen. Denn AuRenpolitik muss sich in Europa mit einem ganzen Set von Akteuren und Organisationen befassen, welche neben ihren intergouvernementalen und supranationalen Einbindungen in zahlreich geschaffenen Institutionen noch immer auf nationaler Ebene parallel eigene AuRenpolitiken betreiben, welche in ihren Auspragungen nicht unter diejenigen beispielsweise der GASP subsumiert werden konnen. Dies wird weiterhin vor allem dadurch bestarkt, dass die Grenzen der EU weder in territorialem noch im analytischen Sinne einer Abgrenzung zwischen inneren und auReren Angelegenheiten, klar definiert sind. Beispielhaft dafur ist die standige und zum Teil auch rapide Erweiterung der Gemeinschaft / Union seit den 1970er Jahren, welche die Einheit eines bestehenden Gebildes allein vom Begriffe der Erweiterung her nicht zulasst. Je weiter sich die EU fur neue Mitglieder offnete umso starker verschwamm eine deutlich abgrenzbare Einheit und die Grenzen der Integration wurden deutlicher sichtbar. In diesem Kontext aber, da neue Bedrohungen fur die innere und auRere Sicherheit jedes Akteurs im internationalen System zu Tage treten und die EU zunehmend als einheitlicher Akteur in diesem System wahrgenommen wird, welcher den USA allmahlich den Rang abzulaufen scheint, ist noch nicht die erwunschte und vielleicht sogar dringend notwendige effektive politische Fuhrung sowie eine klare Zuordnung von Kompetenzen in den wichtigen auRen- und sicherheitspolitischen Bereichen zu verzeichnen.

In der Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen wurden seit je her und bis heute unterschiedlichste theoretische Ansatze entwickelt und gebraucht, um die aktuellen Entwicklungen fassbar zu machen und moglicherweise Handlungsanweisungen geben zu konnen. Als es aus neorealistischer Sicht in den Jahren 1989 / 90 zum groRen Zusammenbruch des in dieser Theorie als auRerst stabilen bipolaren Systems kam wurden nun neue Uberlegungen starker und der Platz fur deren Ansichten war geschaffen. Seither ist der Konstruktivismus eine der fuhrenden Stromungen, welcher, obwohl er nicht beansprucht eine ausgearbeitete Theorie der Internationalen Beziehungen bieten zu konnen, und er einer Theoriebildung, bei der aus allgemeinen Annahmen Gesetzesaussagen (Hypothesen) abgeleitet werden, eher kritisch gegenubersteht, vor allem aufgrund seiner Offenheit gegenuber Annahmen anderer Theorien sowie der Einbeziehung der lange als ,,low politics" verachteten Politikfelder, entscheidende AnstoRe zu einem Uberdenken der aktuellen Lage geben kann, welche einem zukunftig andersartigen Handeln zu Grunde gelegt werden konnte.

Zur genaueren Betrachtung dieses Themas soll daher zunachst ein Uberblick uber die konstruktivistischen Denkansatze, wie auch deren Grundbegriffe und Entwicklungslinien gegeben werden, worauf auf die fur das hier zu behandelnde Thema wichtigsten Kategorien der Normen und Kommunikation naher eingegangen werden soll. Aus diesem Zusammenhang wird sich die Wichtigkeit der Theorie des kommunikativen Handelns von Jurgen Habermas ergeben, welcher ein weiterer Abschnitt gewidmet wird. Darauf soll sich schlussendlich ein Ausblick anschlieRen, welcher die Moglichkeiten konstruktivistischer Ansatze bilanzieren soll und die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung moglicher Ergebnisse aufzuzeigen versucht.

2. Konstruktivismus - Grundlegendes und Geschichtliches

Wie bereits oben schon erwahnt wurde, kann beim Konstruktivismus als solchem nicht von einer einheitlichen Theorie der Internationalen Beziehungen gesprochen werden, sondern, man bezieht sich eher auf Aussagen wie ,,konstruktivistische Ansatze" oder ,,Metatheorie der Internationalen Beziehungen". Trotz dieser offensichtlichen Uneinheitlichkeit der konstruktivistischen Ansatze kann naturlich von einem Minimalkonsens ausgegangen werden. Dieser beruht unter der Kernannahme, dass soziale Strukturen und Akteure sich gegenseitig konstituieren, indem sie soziale Identitat vermitteln und / oder Handlungschancen eroffnen bzw. einschranken, darauf, in seiner Untersuchung darzulegen, wie Strukturen und Akteure der Internationalen Beziehungen sozial konstruiert sind. Grundsatzlich thematisieren konstruktivistische Ansatze die Grenze zwischen Natur und Sozialem unter der Behauptung, dass die Menschen vieles als naturlich bezeichnen wurden, was sie selbst erstellt und als soziale Faktoren produziert haben. Ideen und Identitaten sind insofern als zentrale Anliegen zu betrachten, als dass die Welt den Akteuren ausschlieRlich durch Wahrnehmung und Deutung zuganglich ist und sich eben diese Welt auf Grundlage von Ideen und Identitaten gestaltet. Die materielle Realitat (physikalische Gesetze, Bodenschatze, Produktiv- und Destruktivkrafte, usw.) ist somit fur konstruktivistische Herangehensweisen nur ein kleiner Teil der Wirklichkeit - viel wichtiger ist die sogenannte ideelle Wirklichkeit, weshalb hier auch des ofteren von einem ,,neuen Idealismus" gesrochen wird. Aufgrund zahlreicher Impulse aus den Kulturwissenschaften und vor allem auch aus der Soziologie und der somit verstarkten Untersuchung auch einzelner Individuen wird weithin auch vom Sozialkonstruktivismus gesprochen. Beide Begriffe sollen hier nahezu synonym verwendet werden, da auch hier der Schwerpunkt der Untersuchung darauf beruht, den Wegen nachzuspuren, wie die soziale Wirklichkeit und einzelne soziale Phanomene konstruiertwerden.1

Spezifisch auf die Politikwissenschaft angewendet zielt der Konstrukitivsmus auf die Erklarung politischer Handlungsmuster. Erwahnenswert dabei ist die Tatsache, dass Handlung hierbei immer als Ergebnis einer sozialen Situation bzw. von vorherrschenden sozialen Strukturen verstanden wird. Diese Besonderheit ist es, welche den starken Unterschied zu rationalen Erklarungsansatzen ausmacht, die davon ausgehen, dass Handlungen objektiv rationalen Mustern und somit Sachzwangen folgen. Diese Betonung von „Zwangen“ ist ein wichtiger Punkt in der abgegrenzten Betrachtung des Konstruktivismus vom Realismus, insbesondere vom Neorealismus, als dessen Gegentheorie er oft erwahnt wird. Der Grundgedanke des hier als Referenztheoretiker konstruktivistischer Ansatze anzufuhrenden Alexander Wendt ist keineswegs die Leugnung der Anarchie des Staatensystems, wohl aber die Auffassung, dass solche Strukturen niemals als uberzeitlich und unausweichlich vorgeordnet angesehen werden durften. Dieser Ausgangspunkt wird bereits auch im Titel seines dazu erschienen Hauptwerkes ,,Anarchie is what states make of it“

[...]


1Sozialkonstruktivismus bezeichnet eine Metatheorie der Soziologie. Die mit ihm verbundene soziologische Methode untersucht, wie Menschen gesellschaftliche Phanomene erzeugen, institutionalisieren und diese durch die Weitergabe an neue Generationen in Traditionen uberfuhren. Dabei geht es um die Beschreibung von Institutionen, um soziales Handeln usw., weniger aber um die Suche nach Ursachen und Wirkungen. Soziale Wirklichkeit wird als etwas dynamisch Prozesshaftes angesehen, das standig durch das Handeln von Menschen und durch deren darauf bezogene Interpretationen und ihr Weltwissen produziert und reproduziert wird.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Konstruktivismus und Diskurse
Hochschule
Universität Leipzig
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V146661
ISBN (eBook)
9783640576104
ISBN (Buch)
9783640575862
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konstruktivismus, Diskurse
Arbeit zitieren
Stefan Wagner (Autor:in), 2009, Konstruktivismus und Diskurse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146661

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