Das urbane Jahrtausend

Das Problem sich ausweitender Städte in Entwicklungsländern


Seminararbeit, 2009

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Table of Contents

Urbanisierung, was ist das?

Definitionen
Urbanisierungstrends: Entstehung der Megacities Das allgemeine Problem sich
rasant ausbreitender Städte in Entwicklungsländern

Megacity
Definition
Entstehung und Entwicklung
Megacity = Megaproblem in Entwicklungsländern?
Megacity = Megalösung des Problems?

Grundlagen für nachhaltige Entwicklung in Megacities

Ein Beispiel: Sao Paulo

Fazit

Literaturverzeichnis

Urbanisierung, was ist das?

1.1 Definitionen

Urbanisierung

Unter Urbanisierung wird „die Verstädterung mit Ausbreitung städtischer Lebensund Verhaltensweisen der Bevölkerung“ verstanden (Leser et al., S. 935). Sie ist somit ein Prozess, durch den ländliche Gebiete zu städtischen werden mit einem starken Wandel der Funktionen.

Stadt

Die Stadt ist, „formal gesehen, eine administrative Einheit mit Stadtrecht bzw., nach statistischer Abgrenzung, eine Siedlung mit mindestens 2.000 (Landstadt) oder 5.000 Einwohnern (Kleinstadt)“ (Leser et al., S. 808/809).

Groß - oder Megast ä dte werden ebenfalls oft nach administrativen Gesichtspunkten definiert. Eine Großstadt ist laut deutscher amtlicher Statistik ein Ort mit mehr als 100.000 Einwohnern. Darüber hinaus werden die Städte nach ihrem funktionalen Bedeutungsüberschuss gegenüber ihrem Umland beurteilt.

Metropole

Eine Metropole ist „politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt eines Landes. Insbesondere zentralistisch regierte Staaten und viele Entwicklungsländer weisen eine alle anderen Großstädten an Größe und Bedeutung weit überragende Metropole auf“ (Leser et al., S. 508).

1.2 Urbanisierungstrends: Entstehung der Megacities

Das allgemeine Problem sich rasant ausbreitender Städte in Entwicklungsländern Der aktuelle Verstädterungsprozess läuft in den Entwicklungsländern wesentlich schneller ab als in den Industrienationen. In den Industrieländern wird der Anteil der städtischen Bevölkerung bis zum Jahr 2025 nur noch um 10% auf 84% zunehmen (vgl. Kreibich, S. 1). Hingegen wird der Anteil in den Entwicklungsländern von 45% auf 61% steigen, was ein Plus von ca. 35% bedeutet. In Lateinamerika ist der Verstädterungsprozess schon signifikant weiter fortgeschritten, während Asien und Afrika noch stärker ländlich geprägt sind. Die in allen Erdteilen deutlich zunehmende Urbanisierungsrate belegt, dass das Stadtwachstum das normale Bevölkerungswachstum übersteigt.

Ein Kennzeichen der Urbanisierung in den Entwicklungsländern ist das Wachstum der Megastädte und Metropolen. Dazu steigen immer mehr Großstädte in den ärmeren Ländern durch ihr enormes Bevölkerungswachstum in diese Kategorien auf. 1950 gehörten erst 12 Städte der Entwicklungsländer zu den 30 größten der Welt, 1980 waren sie schon in der Überzahl und bis zum Jahr 2000 wurden die Städte der Industrienationen zu einer kleinen Minderheit in dieser Rangwertung (vgl. Korff, S. 1). Dabei ist die Konzentration eines Großteils der städtischen Bevölkerung eines Landes in einer oder weniger Metropolen charakteristisch für viele Entwicklungsländer.

Dass wirtschaftliches Wachstum und Urbanisierung eng miteinander verbunden sind, zeigt sich vor allem in der rapiden Entwicklung der Großstädte in Boomregionen (hauptsächlich in Südostasien). Aber dieser Trend lässt sich nicht, wie übrigens die meisten Trends, auf alle Entwicklungsländer verallgemeinern, denn auch Städte in Krisenregionen weisen ein hohes Wachstum auf. Somit ist ökonomische Entwicklung und Industrialisierung zweifellos ein Faktor für Urbanisierung, aber der Zusammenbruch ländlicher Gesellschaften durch kriegerische Konflikte und relative Überbevölkerung lassen die Migration in die Stadt oft auch zur einzigen Überlebensoption werden.

Von der Armut vom Land in die Stadt getriebene Zuwanderer, aber auch Stadtbewohner, welche für offizielle Behausungen in Zentrumsnähe finanziell nicht mehr aufkommen können, siedeln sich an preislosen Standorten an, da sie ihrer fehlenden Attraktivität wegen von der sonstigen Bevölkerung und von Immobilienspekulationen gemieden werden. Es handelt sind häufig um stark geneigte Flächen, welche von Erdrutschen, oder Flußüberschwemmungen bedroht sind. Um die Erwerbsmöglichkeiten aber noch in erreichbarer Nähe zu haben, auch um die Fahrtkosten niedrig zu halten, werden diese risikoreichen Wohnmöglichkeiten in Kauf genommen. Auch gänzlich unerschlossene Brachen werden immer wieder besiedelt, deren Eigner sie durch diese Zwischennutzung für eine künftige Nutzung offen hält oder auch auf eine Steigerung des Wertes zählt.

Das Besetzen dieser Flächen durch die Menschen, welches meistens illegal stattfindet, kann, da die Verwaltungen überfordert sind, neue Grundstücke anzubieten, kaum unterbunden werden. Die Stadtverwaltungen der Megastädte müssen mit Menschenzuströmen von mehreren hunderttausenden zurechtkommen, hier wird schnell klar, warum sie auf vielen Gebieten hilflos überfordert sind.

Während des großen Wachstums ist es für viele Städte unmöglich, eine rationale Raumordnung zu schaffen oder zu behalten, so daß sich schwerwiegende Verkehrsprobleme ergeben, die neben der an der Peripherie lebenden Bevölkerung auch alle anderen betreffen, die abhängig von der Mobilität sind. Durch den starken Zuwachs des Individualverkehrs großer Bevölkerungsteile ist in vielen Städten z.B. das Entwickeln von sinnvollen Bussystemen aufgehalten worden. Das ständige Ausweiten der Stadt, hinaus über ihre eigentlichen Grenzen, bringt in den Randgebieten eine mangelnde Versorgung an Elektrizität und Wasser und eine mangelnde Abwasser- und Abfallentsorgung mit sich, obwohl gerade diese im Hinblick auf Hygiene und Krankheiten bei so starker Menschenakkumulation bedeutsam ist.

Durch die totale Überforderung der Städte, was die Mittel und den Willen anbelangt, bilden sich riesige Bevölkerungsschichten heraus, die in den Slums und Favelas, im Elend und unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen. Die hohen Kriminalitätsraten und die Gewalt resultieren aus den Lebensbedingungen, dem täglichen Kampf um das Überleben und aus den Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten.

Gründe für die schleppende oder gar nicht stattfindende Behebung all dieser Mißstände und Probleme, die mit starken Migrationen einhergehen, sind Fehlplanungen, Mangel an Kapitalressourcen und falsch gesetzte Prioritäten, die den Stadtverwaltungen zu schaffen machen. Wenig effiziente Verwaltungssysteme, Korruption und schlechte Kompetenz- und Machtaufteilung zwischen Staat, Bundessaaten und den einzelnen Stadtverwaltungen sind weitere verzögernde Faktoren zum Eindämmen der Probleme.

Die Segregation ist das augenscheinlichste Merkmal der heute stattfindenden Urbanisierung. Sie beschreibt die Ausgrenzung von ethnischen Minderheiten, von Einkommensgruppen im Bereich der Landnutzung und der persönlichen Aktivitäten. Anonymität und Oberflächlichkeit prägen die Stadt und soziale Bindungen haben vorübergehenden, aber auch gerade in Gegenden der ausgegrenzten Bevölkerungsschichten zusammenschweißenden Charakter. In der Stadt bilden sich räumlich voneinander getrennte und homogene Viertel, die als funktionale, aber trotzdem separate Bestandteile der Stadt gesehen werden. Die Wohn- und Lebensqualität in diesen homogenen Vierteln klafft weit auseinander, so daß auf der einen Seite Pracht- und Luxusbauten, die Teile einer globalen Gesellschaft entstehen und die Stadtteile durch Miet- und Baupolitik eine Gentrification1 erfahren und die ärmeren Schichten in die Randlagen vertrieben werden.

Auf der anderen Seite stehen die verarmten, marginalisierten Bevölkerungsschichten, welche in teilweise sogar zentralen Gegenden wohnen, aber nicht in die Stadtstruktur integriert, uninteressant für die Wirtschaft und sozial ausgegrenzt von der übrigen Stadt sind.

Megacity

2.1 Definition

In der wissenschaftlichen Literatur bezeichnet der Begriff Megacity oder Megastadt die größte Form urbaner Agglomeration, wobei die Autoren sich uneinig sind ab welcher Bevölkerungszahl vom genannten Begriff gesprochen werden kann. Einige Autoren fassen Großstädte ab 5 Millionen (Mio.). Einwohner schon als Megacity auf, andere ziehen die Untergrenze bei 8 Mio. Mertins (1992) und die UN sprechen von Megacities ab der Schwelle von 10 Mio. Einwohnern. Einig sind sich die Autoren jedoch größtenteils beim Kriterium der Bevölkerungsdichte, die Bronger (1996) auf 2000 Einw./km festlegte.

Zudem ist ein weiteres Kriterium seiner Definition die monozentrische2 Struktur und eine enorme, oft unkontrollierte Flächenausdehnung. Auffällig ist, dass sich der Begriff „Megacity“ fast ausschließlich auf urbane Agglomerationen in Schwellen- beziehungsweise (bzw.) Entwicklungsländern bezieht. Zwar gibt es auch in Industrieländern Großagglomerationen mit den Merkmalen einer Megacity, diese werden jedoch aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung in der Literatur meist als Global City benannt.

(Ganzer Abschnitt: Vergleiche [vgl.] Zehner 2001, Seite [S.] 183)

2.2 Entstehung und Entwicklung

„Streng genommen sind Megastädte keine auf das Zeitalter der Moderne und Postmoderne zu begrenzenden siedlungsgeographischen Erscheinungsformen. In Relation zur jeweiligen territorialen Gesamtbevölkerung hat es bereits in Antike und Mittelalter sehr große Städte gegeben.“ (Zehner 2001, S. 185) Das bedeutet, dass der Begriff Megacity jeweils auch im Verhältnis zur Gesamtweltbevölkerung, zu einer bestimmten Zeit, gesehen werden kann.

[...]


1 Gentrification: Begriff, der einen sozialen Umstrukturierungsprozess einer Stadt beschreibt.

2 monozentrisch: ein Zentrum

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Das urbane Jahrtausend
Untertitel
Das Problem sich ausweitender Städte in Entwicklungsländern
Hochschule
Universität des Saarlandes
Veranstaltung
Entwicklungshilfe
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
25
Katalognummer
V146654
ISBN (eBook)
9783640576081
ISBN (Buch)
9783640575848
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Megacities, urban, Sao Paolo, Entwicklungshilfe
Arbeit zitieren
Jenny Wunn (Autor:in), 2009, Das urbane Jahrtausend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146654

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