Susanna - Beispiel eines Reformationsdramas


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 DIE VORLÄUFER DES REFORMATIONSDRAMAS
2.1 Das geistliche Spiel des Mittelalters
2.2 Das Fastnachtsspiel
2.3 Das Humanistendrama

3 DAS REFORMATIONSDRAMA

4 PAUL REBHUNS „SUSANNA“
4.1 Paul Rebhun
4.2 „Ein geistlich Spiel von der gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen“
4.2.1 Inhalt
4.2.2 Form und Sruktur

5 RESÜMEE

LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

Die Reformation, initiiert durch Martin Luther, bedeutete für das 16. Jahrhundert eine große Erneuerungsbewegung. Die reformatorischen Ideen fanden auf verschiedenen Wegen ihre Verbreitung, nicht zuletzt durch das Drama. Das so entstehende Reformationsdrama verbreitete sich zunächst in der Schweiz und im Nordosten des Deutschen Reiches, bevor es in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts sein Zentrum in Mitteldeutschland fand. Es handelte sich dabei nicht um eine völlig neu gestaltete Form des Dramas, sondern eher um eine Vereinigung von vorangegangenen und zeitgenössischen Formen.

Im ersten Teil dieser Arbeit sollen zunächst die Vorgänger des Reformationsdramas, das geistliche Spiel, das Fastnachtspiel sowie das Humanistendrama, kurz betrachtet werden. Daraufhin soll das Reformationsdrama näher beleuchtet werden. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit dem Drama „Ein geistlich Spiel von der gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen“ von Paul Rebhun. Dabei sollen zunächst einige Angaben zum Autor gemacht werden, danach werden Inhalt und Struktur des Werkes vorgestellt.

2 Die Vorläufer des Reformationsdramas

Die Dramatiker der Reformationszeit zeigten sich experimentierfreudig und entdeckten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, die sich aus den Strukturen und Formen vorreformatorischer Dramen ergaben. Diese Vorgänger waren das geistliche Spiel, das Fastnachtsspiel und das lateinische Humanistendrama1, welche im Folgenden kurz betrachtet werden sollen.

2.1 Das geistliche Spiel des Mittelalters

Das geistliche Spiel des Mittelalters entsteht aus der Liturgie der Osterfeier. Dabei wurde zur Vergegenwärtigung des Ostergeschehens die Verkündigung der Auferstehungsbotschaft in Form eines Dialogs zwischen den verkündenden Engeln und den Frauen, die zur Salbung des Leichnams an Jesu Grab gekommen waren, von zwei einstimmigen Halbchören mit verteilten Rollen vorgesungen. Diese Darbietung war zunächst ein Element des Introitus der Ostermesse.2Später entstanden weitere lateinische und deutsche Feiern und Spiele wie beispielsweise Passions- und Weihnachtsspiele oder Weltgerichtsspiele. Die Oster- und Passionsspiele erfreuten sich dabei besonderer Beliebtheit. Diese lassen sich bereits im 13. Jahrhundert nachweisen, ihre größte Verbreitung lässt sich im 15. Jahrhundert feststellen.3

Bei den geistlichen Spielen handelte es sich gewöhnlich nicht um individuelle, sondern um im Kollektiv entstandene Kreationen, deren Stoff durch die Heilige Schrift vorgegeben war. Einzelne Szenen wurden als fertige Versatzstücke weitergegeben, die je nach Jahreszeit oder strukturellem Bedarf abgewandelt oder auch neu kombiniert werden konnten. Die einzelnen Komponenten konnten im Umfang variiert oder auch gänzlich ausgelassen werden.4

Die lateinischen Spiele wurden in der Kirche, die deutschsprachigen hingegen auf dem Marktplatz inszeniert. Dafür wurde eine rechteckige Bühne genutzt, die entweder frei stand oder an einer Seite an ein Gebäude grenzte. An den Enden waren Himmel und Hölle einander gegenüber positioniert, die Handlung spielte sich dazwischen ab. Die Schauspieler hielten sich in Symbolischer Entfernung zu Himmel und Hölle an Ständen auf. Ihr Aufstehen bedeutete Auftreten, das Sichsetzen signalisierte Abtreten. Dieses Prinzip einer mittelalterlichen Simultanbühne sollte vor allem den Antagonismus von Gut und Böse verdeutlichen.5

Ebenso wurde dieser Gegensatz durch die Kostüme der Darsteller veranschaulicht. Gottvater und Engel wurden in liturgische Gewänder gekleidet, Teufel dagegen trugen furchteinflößende Masken und Phantasiekostüme.6Die dargestellten Menschen, die den Kampf zwischen Gut und Böse austrugen, trugen heimische zeitgenössische Kleidung und waren diesbezüglich also nicht von den Zuschauern zu unterscheiden.

Darüber hinaus akzentuierten Spezialeffekte die Höhepunkte des Gezeigten. Beispielsweise bewirkten mit Blut gefüllte Schweinsblasen, die sich unter einer Perücke befanden, dass während der Krönung Jesu mit der Dornenkrone Blut über das Gesicht des Darstellers strömte. Auch Musik kam zum Einsatz. So wurden die lateinischen Partien im volkssprachlichen Spiel musikalisch wiedergegeben.7

Weiterhin ist zu erwähnen, dass es sich bei den Darstellern nicht um professionelle Schauspieler handelte. Es war möglich, dass die Akteure in einem Stück bei der nächsten Inszenierung die Zuschauer waren und umgekehrt. So konnte einer ästhetisch-wertenden Haltung der Zuschauer, die man ablehnte, entgegengewirkt werden.8

Die Teilnahme an diesen geistlichen Spielen hatte auf alle Beteiligten eine magische Wirkung, sie erschien ihnen sogar als eine Art Sakrament. Um diesem „Irrglauben“ entgegenzuarbeiten, versuchte die Kirche die Spiele durch Prozesse und Strafen in den ausschließlich kirchlichen Rahmen zurückzuholen. So kam es, dass während des 16. Jahrhunderts, vor allem im Zusammenhang mit der Reformation, das Aufführen von geistlichen Spielen europaweit verboten wurde.9

[...]


1vgl. Walz: S. 114

2vgl. Fischer-Lichte: S. 18

3ebd. S. 19

4ebd. S. 20

5vgl. Fischer-Lichte: S. 23

6ebd. S. 24

7ebd. S. 26

8ebd. S. 27

9ebd. S. 28f

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Susanna - Beispiel eines Reformationsdramas
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Drama und Theater der frühen Neuzeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V146582
ISBN (eBook)
9783640568031
ISBN (Buch)
9783640567829
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Drama, Theater, Neuzeit, Reformation
Arbeit zitieren
Jana Crämer (Autor:in), 2008, Susanna - Beispiel eines Reformationsdramas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146582

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