Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Habitus und Charakteristika
2.1 Blüten
2.2 Früchte und Sämlinge
2.3 Blätter und Knospen
2.4 Habitus
3 Ökologie
3.1 Der Bergahorn als Mikrohabitat
3.2 Standorte und Verbreitung
4 Schäden, Krankheiten und Schädlinge
4.1 Abiotische Schäden
4.2 Schäden durch Wildtiere
4.3 Insekten
4.4 Pilzkrankheiten
4.5 Ausblick Klimawandel
5 Nutzung
Literatur
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einführung
In dieser Arbeit soll die Autökologie des (Echten) Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus LINNAEUS, 1753) – in Deutschland der Baum des Jahres 2009 – behandelt werden. Diese Baumart ist nicht nur als Holzlieferant von ethnobotanischem Interesse, es kommt ihm auch eine bedeutende Rolle als Bodenbildner und im Schutzwald bei. Seine Standortanspruchslosigkeit könnte ihn in Zukunft für die Forstwirtschaft interessanter werden lassen. Der Berg-Ahorn tritt in Vergleich zu seinem „Bruder“, dem Spitz-Ahorn (Acer platanoides L.) – Baum des Jahres 1995 – dezenter auf. Er steht letzterem in Punkto Invasionspotential um einiges nach, blüht unauffälliger und weist eine weniger bunte Herbstfärbung auf, die sich abhängig von der Höhenlage mehr oder weniger ausgeprägt in gelblichen Farbtönen zeigt. Der „Große Ahornboden“ bei Mittenwald wurde durch die Herbstfärbung der alten und großkronigen Berg-Ahorne ein beliebtes und weithin bekanntes Fotomotiv und Ausflugsziel. Berg-Ahorne erdulden recht hohe Immissionen und eignen sich daher sehr gut als Park- und Alleebaum. In dieser Eigenschaft steht er der „echten“ Platane (hierzulande meist Platanus x hispanica) kaum nach. Seinen Namen Acer pseudoplatanus (also „Scheinplatane“) verdankt er aber nicht dieser Eigenschaft, sondern dem Umstand, dass die Schuppenborken der Bäume gewisse Ähnlichkeiten aufweisen (siehe Abb. 1). Die Art wurde in Deutschland zuerst von Valerius Cordus (ca. 1530) als Acer major beschrieben.
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Abb. 1: Links: Borke Platanus x hispanica. Rechts: Borke Acer pseudoplatanus
2 Habitus und Charakteristika
Der Berg-Ahorn wird neuerdings nicht mehr in die Familie der Ahorngewächse (Aceraceae mit 2 Gattungen: Acer mit 148 Arten und Dipteronia mit 2 Arten – Verbreitung vor allem in Gebirgen der nemoralen Zone) gestellt, sondern gehört nach neuerer Taxonomie zur Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae), in welche die Ahorne aufgrund ähnlicher Blatt- (handförmig) und Blütenentwicklung (Ausfall von Staubblättern) gemeinsam mit den Rosskastaniengewächsen (Hippocastanaceae) gestellt wurden (ROLOFF 2009; BARTELS 1993).
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Abb. 2: Acer pseudoplatanus: a Gipfel- und Seitenknospen; b Blatt, Spreite 8 bis 12 cm lang; c blühender Trieb mit endständiger hängender Rispe; d funktionell männliche Blüte; e funktionell weibliche Blüte; f Spaltfrucht; g Same mit unteren Teil einer Flügelnuss, Ex = flügelförmiges Exokarp, En = knorpeliges Endokarp. A. platanoides: h sylleptische Kurztriebe (sK) unter Blütenstand (Bst); i Seitenknospen; k Blatt, Spreite 10 bis 20 cm lang; l blühenderTrieb mit Doldentraube und abgestorbenen Fruchtssästen; m Spaltfrucht; n epigäische Keimung. A. campeste: o Blatt, Spreite 3 bis 10 cmlang. A. monspessulanum: p Blatt, Spreite 3 bis 6 cm. Quelle: Bartels 1993.
2.1 Blüten
Der Berg-Ahorn blüht später als andere Arten seiner Gattung. Die ersten Blüten erscheinen Ende April bis Anfang Mai (selten nochmals im Oktober) zeitgleich mit, bzw. unwesentlich nach dem Blattaustrieb, weshalb sie im Vergleich zum Spitz-Ahorn kaum auffallen, dessen Blüten vor dem Blattaustrieb erscheinen. In kälteren Gebieten und höheren Lagen findet die Blüte oft erst gegen Ende Mai statt. Dieser Umstand begründet wohl die Fähigkeit der Art bis in subalpine Höhenlagen gedeihen zu können (Berg -Ahorn). Die Blüten sind fünfzählig (Scheibenblumen), in endständig verzweigten, dichtblütigen und hängenden Rispen angeordnet (siehe Abb. 3) und treiben in etwa nach 30 Jahren das erste Mal aus; dann aber reichlich und jährlich wiederkehrend. Die Aufblühfolge der Geschlechter wird von dem gleichen Individuum stets eingehalten, während sie sich von Baum zu Baum unterscheidet. Die Blüten sind in der Regel zwittrig, jedoch kommt es nicht selten vor, dass männliche oder weibliche Anlagen unterdrückt oder reduziert werden (bis hin zu funktionell eingeschlechtlichen/zweihäusigen Erscheinungsformen). Kelch- und Kronblätter erscheinen gelbgrün und werden von Insekten (Bienen und Fliegen) angeflogen, über die auch die Bestäubung erfolgt. Acer pseudoplatanus zeigt demnach keinen Übergang zur Windbestäubung, wie das für die (ehemalige!) Familie Aceraceae häufig der Fall ist. Zur Belohnung der Bestäuber finden sich Nektardrüsen am scheibenförmigen Drüsenboden (Diskus) (ROLOFF 2009). Hier sitzen auch die Staubblätter auf, welche bei männlichen Blüten die zwei bis dreifache Länge der Kronblätter erreichen können. In weiblichen Blüten sind sie wesentliche kürzer, die Staubbeutel bleiben geschlossen. Der Fruchtknoten ist zottig behaart. Der lange Griffel trägt zwei ebenso lange Griffeläste. In der Blütenentwicklung fallen stets zwei Staubblätter aus, sodass von den ursprünglich zehn angelegten nur acht verbleiben (Merkmal Sapindaceae). Nach der Befruchtung schließen sich die Kelch- und Kronblätter der weiblichen Blüten durch Aufrichten (BARTELS 1993; HEGI 1975). Die Blütenformel lautet: * K5, C5, A8, G(2).
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Abb. 3: Rispe Berg-Ahorn. Quelle: flora.nhm-wien.ac.at; verwendet 08. 2009.
2.2 Früchte und Sämlinge
Nach der Bestäubung werden paarig zusammenhängende Nüsschen angelegt. Die Fallgeschwindigkeit wird durch lange Flügel (es kommt zum Trudeln) verringert. Dadurch kann der Baum seine Nachkommen mit Hilfe des Windes bis zu 125 m verbreiten, auf Schneeflächen insbesondere im Hochgebirge durch Rutschen noch wesentlich weiter. Die Nüsschen befinden sich am Baum immer zu zweit (spitzer Winkel als Unterscheidungsmerkmal), lösen sich aber nach dem „Aufprallen“ voneinander (daher der Name „Spaltfrüchte“) (ROLOFF 2009). Jede Teilfrucht enthält eine erbsengroße harte Samenanlage. Der Embryo ist grün und wird von einer häutigen, gewölbten und bisweilen behaarten Samenschale umgeben. Das Exocarp bildet den (geäderten) Flügel (3 bis 6 cm). Die Verbreitung der Früchte findet im Winter statt. Die Keimruhe muss durch eine 40 bis 90-tägige Kalt-Nassstratifikation unterbrochen werden. Die Kotyledonen des Sämlings sind von zungenförmiger Gestalt. In der folgenden Entwicklung werden ungelappte, herzförmige, stumpf gezähnte Primärblätter ausgebildet. Chromosomenzahl: x = 13, 2n = 52, tetraploid (BARTELS 1993, HEGI 1975).
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Abb. 4: Spaltfrucht Anfang August in Aufsicht und Quer-schnitt (oben) mit filamentösen Fortsätzen.
2.3 Blätter und Knospen
Die Blätter sind fünffach gelappt, die einzelnen Blattlappen sind eiförmig und doppelt stumpf gesägt. Die Teilungen der Spreiten vollziehen sich über bis zu 3/5 der gesamten Blattspreite, welche in der Regel 10 - 20 cm lang und ebenso breit ausgebildet wird. Das Blatt erscheint gewellt. Oberseits ist es glänzend dunkelgrün, unterseits bläulichgrün bis (selten) schmutzigpurpurn. Anfangs sind die Blätter dicht behaart, verkahlen aber anschließend bis auf die weißfilzigen Nervenwinkel. Der Blattgrund ist meist leicht herzförmig. Die Blätter sind mehr oder weniger waagrecht orientiert und triebunterseits größer (Anisophyllie). Aus diesem Grund erscheinen sie flächig verteilt. In der Jugend entwickeln sich zudem Spätblätter, welche annähernd, vollständig oder mit Übergängen dreilappig gestaltet sein können. Der Blattstiel enthält im Gegensatz zum Spitzahorn keinen Milchsaft und erreicht Längen von 5 bis 15 cm (BARTELS 1993; HEGI 1975). Anstelle der Milchsaftbehälter finden sich englumige langgezogene Zellen. Die Seitenränder der Epidermiszellen beider Blattseiten bilden gerade oder schwach gekrümmt Ränder. Die umseitigen bilden lange papillöse Fortsätze und tragen eine Wachsschicht. Die keulenförmigen Drüsenhaare an den Nerven der Blattoberseite sorgen mit ihrem Sekret für einen auffälligen „wachsigen“ Glanz. Die Knospen sind olivgrün und mit dunkel bewimpertem Rand. Die Blattnarben berühren sich meistens nicht (HEGI 1975).
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- Arbeit zitieren
- Hendrik Prerow (Autor:in), 2009, Der Berg-Ahorn: Acer pseudoplatanus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146548
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