Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung

Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung unter dem Gesichtspunkt der Technikphilosophie und des ethischen Handelns


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist Technikfolgenabschätzung?

3. Die Atomkraft

4. Diskussion

5. Resiimee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich will mich in dieser Hausarbeit im Rahmen der Technikphilosophie vornehmlich befassen mit dem Problem der Verantwortbarkeit von Technik und technischem Fortschritt. Explizierter soll hierbei die notwendige Abschatzung von technischem Fortschritt nach Vertretbarkeit untersucht werden, und zwar hauptsachlich am Beispiel der Nuklearenergie. Hierbei stellen sich namlich einige elementare Fragen, was den Grund far diese Wahl der Einschrankung darstellt, wenn man sich allein die Dimensionen dieser zivilisatorischen Errungenschaft vor Augen halt. Wie eben erwahnt wird die Argumentation am Beispiel der Nuklearenergie aufgebaut werden, und gerade in diesem Zusammenhang ist die Technikfolgenabschatzung zum Beispiel ein wichtiger Aspekt bei der Frage nach der Vertretbarkeit einer solchen Technik. Die Debatte zu diesem Thema halt sich schon seit beginn der Nutzung der nuklearen Energie sowohl far militarische als auch far zivile Zwecke. Die grundlegende Frage ist in diesem Fall immer wieder: Können wir es uberhaupt verantworten eine Technik einzufhren, beziehungsweise weiter zu nutzen und auszubauen, von der die potentielle Gefahr eines solchen SchadensausmaBes ausgeht das ausreichen wurde die gesamte Menschheit in den Abgrund stürzen zu lassen? Des weiteren ist natürlich auch die naheliegende Uberlegung wichtig, dass wenn man sich schon nicht die Vernichtung und den Schaden in einem, einen Unfall oder Angriff angenommen, so direkt herbeigefiihrten Ausmal3 vor Augen halten will, man immerhin noch -fiber die potentielle Gefahr einer langfristigen Verseuchung unserer Umwelt, und im besonderen MaBe letztendlich auch der Umwelt unserer Nachkommen, nachzudenken hat. Noch weiter geht dann die Frage ob man denn schon allein aufgrund des Wissens um die mögliche Katastrophe, mal ganz abgesehen von der Wahrscheinlichkeit des Eintritts derselben, man es den Menschen zumuten kann in diesem Wissen, also mit der latenten unterschwelligen Furcht vor der eigenen Auslöschung, zum Beispiel in der Nahe eines Atomkraftwerks, zu leben. Will man diesen Weg nun weiterverfolgen so kommt man unweigerlich zur zu gewahrleistenden Sicherheit um Atomkraftwerke uberhaupt bauen zu können, zumal in besiedelten Gebieten. Um das zu ermöglichen milssen Grenzwerte geschaffen werden, zum Schutz der Umwelt und der Burger. Aber wer legt diese Grenzwerte fest? Wer entscheidet welche Dosis Strahlung, welche sich im Organismus akkumuliert und nicht irgendwann einfach wieder verschwindet, zulassig ist den Menschen zuzumuten obgleich bekanntlich schon geringste Dosen das Risiko bergen Mutationen der
Erbinformation der Zellen zu verursachen?

Um uberhaupt versuchen zu können solche Fragen zu beantworten muss man zunachst einmal versuchen die Risiken, die Wahrscheinlichkeit der Risiken, sowie die möglichen Folgen herauszufinden. Und erst wenn das gegluckt ware stunde der Weg offen far eine weitere Abschatzung wie diese Risiken zu minimieren waren, wie man mit den Folgen umzugehen hatte, welche Schritte man auf dem Pfad des weiteren Fortschritts gehen darf und welche sich nicht empfehlen. Das alles ist die schwierige Aufgabe der Technikfolgenabschatzung, der Technikbewertung und liegt ganz und gar in unserer Hand und ist nur durch unser Verantwortungsbewusstsein möglich. Denn zugrunde liegt alledem, dass wir in der letzten Konsequenz verantwortlich sind far den Weg den wir beschreiten, und auch far das Risiko das wir manches Mal so leichtfertig in Kauf nehmen, sei es unseres oder das der Nachwelt, mit welchem wir in der Regel pflegen noch nachlassiger umzugehen.

2. Was ist Technikfolgen a bsch atzung

Die Technikfolgenabschätzung in ihrer heutigen, weitestgehend institutionalisierten, Form wo sie als solche direkt betrieben wird ist eine Erscheinung der Moderne und erst in der Mitte unseres letzten Jahrhunderts entstanden. Eine gewisse Form der Abschätzung ist allerdings schon fruher notwendigerweise meist vom Erfinder oder Ingenieur einer neuen Technik betrieben worden. Ropohl geht in diesem Zusammenhang auch auf die These der Wertfreiheit von Technik ein, da Herstellung und Entwicklung technischer Systeme immer ein Ziel des Schöpfenden, beziehungsweise Schaffenden, voraus setzen. Da dieses Ziel nun aber eben ein menschliches ist und sich menschliches Handeln immer auch an Werten orientiert, ist in der Folge auch die Technik selbst nicht von Werten abzugrenzen. Da sie auf diese Weise einen Wertbezug besitzt ist sie auch immer einer gewissen Wertung unterworfen, wobei Ropohl hier die Frage aufwirft, ob denn dann nicht eine Einfahrung von Technikbewertung ilberfliissig, weil ja sowieso schon immer praktiziert, wäre.

Er ist fahrt weiterhin an, dass jede neue Entwicklung sich zwangsläufig der Bewertung durch Markt und Gesellschaft unterziehen wurde.1 Dieses, sehr vereinfachte Schema, bezeichnet er als „informelle Technikbewertung", welche schon immer in einem bestimmten AusmaB betrieben wurde und sozusagen eine automatische Grundbewertung darstellt. Allerdings gibt es heute auch eine „formellere" Technikbewertung die wohl daraus resultiert, dass sich die Folgen immer komplizierter und verknilpfter gestalten, und gleichwohl auch ein immer gröBeres Risikopotential beinhalten, so dass es notwendig geworden ist Expertengremien in solchen Fragen um Rat zu ersuchen. Eine Alternative dazu wäre auf den jeweiligen „gesunden Menschenverstand" der fr die Entwicklung zuständigen Gesellschaften zu vertrauen. Doch ist dies, so bedauerlich es in seiner Bedeutung ist, eine vollkommen unzureichende Alternative, da zum einen die Durchsetzung der Vernunft und des Verantwortungsbewusstseins gegenilber möglichem Profit angezweifelt werden darf, und zum anderen die Qualifikation dieser Einzelgruppen fraglich ist, im Bezug auf die realistische Abschätzung der Sachverhalte. Im deutschen Raum gibt eine Definition was denn Technikfolgenabschätzung als solche in ihrer praktizierten Form bedeutet, vom Verein Deutscher Ingenieure, dem VDI. Da heiBt es in der Definition, dass Technikbewertung das planmaBige, systematische, organisierte Vorgehen das den Stand einer Technik und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten analysiert, unmittelbare und mittelbare technische, wirtschaftliche, gesundheitliche, ökologische, humane, soziale und andere Folgen dieser Technik und möglicher Alternativen abschatzt bedeutet. Des Weiteren ist Technikbewertung das Vorgehen das aufgrund definierter Ziele und Werte diese Folgen beurteilt oder auch weitere wanschenswerte Entwicklung und fordert, und Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten daraus herleitet und ausarbeitet, so dass begrundete Entscheidungen ermöglicht und gegebenenfalls durch geeignete Institutionen getroffen und verwirklicht werden können.2 Diese Definition gibt den Kern des Prinzips der Technikfolgenabschatzung wieder da es impliziert den Prozess der Bewertung sowohl als einen Bereichs- und Fachilbergreifenden zu sehen, als auch als einen koordinierten und institutionalisierten. Daruber hinaus merkt Ropohl an dieser Stelle an, dass sich nicht auf eine Lösungsmöglichkeit fixiert wird, sondern nach allen möglichen Alternativen gesucht wird und das bei der Abschatzung möglicher Probleme der Fokus nicht auf rein technische und wirtschaftliche Folgen begrenzt sein solle, sondern man sich der Gesamtheit der möglichen Folgen zuwendet wie zum Beispiel auch fr die Umwelt und die menschliche Gesellschaft.3

Der Prozess der Technikfolgenabschatzung ist in mehrere Schritte untergliedert, obgleich es vielleicht besser ware von „Teilsektionen" zu sprechen da sie nicht zwangslaufig nacheinander stattfinden, sondern eher nebeneinander betrachtet werden milssen und sich auch haufig ein Riickbezug auf andere Sektoren ergibt. Da steht am Anfang der Arbeit die Abgrenzung des Problems, gefolgt von der Beschreibung der entsprechenden Techniken und der gesellschaftlichen Situation. Des Weiteren gesellt sich dazu eine Prognose der technischen Entwicklung sowie der gesellschaftlichen Entwicklung. Weitere Bereiche sind die Bestimmung der Folgen, Folgenanalyse und Folgenprognose, Folgenbewertung, eine Analyse der Steuerungsmöglichkeiten und abschlieBend eine Veröffentlichung der Ergebnisse.4 Alle diese Sektoren bedingen zwar eine gewisse Abfolge in der Bearbeitung, so muss zum Beispiel zwangslaufig ganz grundlegend mit der Abgrenzung des Problems begonnen werden, doch ist eine standige Riickbeziehung aufeinander notwendig. Angenommen es kommt bei der Prognose der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung zu Tage, dass aus einer Technik eine Folgetechnik absehbar ware, oder eine entsprechende Modifizierung der Technik, so milsste ja auch diese wieder beginnend mit der Abgrenzung neu betrachtet werden. Des Weiteren liegt in der abschliel3enden Bewertung und Empfehlung viel Verantwortung die nach den jeweiligen Gewichtungen der Expertenkommission. Hieran zeigt sich deutlich vor welch umfassenden Entscheidungen sich diese Menschen befinden. Ropohl liefert hierfar ein sehr schönes Beispiel als er die Bekanntwerdung des schadlichen Nebeneffekts der FCKW Treibgase anführt. Die eine Möglichkeit ware sich in einer Empfehlung ausdrucklich dagegen auszusprechen, nicht nur weil durch den Schaden an der Ozonschicht die Erwarmung vorangetrieben wird, sondern auch wegen des erhöhten Hautkrebsrisikos, wobei in Folge der Furcht davor der Tourismus in siidliche Lander abflauen könnte, was wiederum bei denen zu Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit fahren könnte. Gewichtet man jetzt das Wachstum im eigenen Land zum Beispiel höher könnte ein befrchteter Niedergang der chemischen Industrie allenfalls zu einer Empfehlung fahren sich langerfristig nach wirtschaftsvetraglichen Substanzen umzuschauen.5

[...]


1 Ropohl, Gunther, Ethik und Technikbewertung, S. 159 f.

2 vgl. Richtlinie VDI 3780, 2; in Lenk/Ropohl 1993, 33 6.

3 Ropohl, Gunther, Ethik und Technikbewertung, S. 1 64.

4 Ebd. S. 184.

5 Ebd. S. 187 f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung
Untertitel
Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung unter dem Gesichtspunkt der Technikphilosophie und des ethischen Handelns
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Einführung in die Technikphilosophie
Note
3,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V146438
ISBN (eBook)
9783640567416
ISBN (Buch)
9783640567034
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Technikfolgenabschätzung, Risikobewertung, Technikfolgenabschätzung, Risikobewertung, Gesichtspunkt, Technikphilosophie, Handelns
Arbeit zitieren
Thomas Marx (Autor:in), 2006, Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146438

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Technikfolgenabschätzung und Risikobewertung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden