Züge der "femme fragile" und Motive der Romantik in Theodor Fontanes Frauenroman "Cécile"


Hausarbeit, 2009

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Zur Entstehung von „Cécile“

III. Inhaltsangabe und Interpretation

IV. „Cécile“ und die Romantik

V. Die „femme fragile“ und die Figur Cécile

VI. Schlusswort

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Im Mittelpunkt meiner Hausarbeit wird der Berliner Frauenroman „Cécile“ von Theodor Fontane stehen. Zunächst erfolgt ein Blick auf die Entstehung dieses Romans und danach eine ausführliche Inhaltsangabe inklusive einiger Interpretationsansätze. Im weiteren Verlauf werde ich einen Bezug von dem Roman „Cécile“ auf die Epoche der Romantik herstellen diesen auf romantische Aspekte hin untersuchen und interpretieren. Der nächste Punkt dieser Hausarbeit wird das Frauenbild der „femme fragile“ sein, welches zum Ende des 19. Jahrhunderts in der deutschen Literatur weit verbreitet war. Dies wird zunächst grundsätzlich und anschließend im Zusammenhang mit der Romantik erläutert. Auf der geschaffenen Grundlage der allgemeinen und der romantischen Interpretation von „Cécile“ und der „femme fragile“ kann nun hier ein Vergleich vorgenommen werden. Im letzten Punkt meiner Hausarbeit werde ich also Züge des Frauentypus „femme fragile“ in Fontanes Figur der Cécile aufdecken und auswerten.

II. Zur Entstehung von „Cécile“

Die ursprüngliche Idee zum Berliner Frauenroman „Cécile“ ist auf eine wahre Geschichte zurückzuführen, die Fontane beim Dinner mit einem gewissen Grafen Philipp zu Eulenburg am 21. Januar 1882 zu hören bekam und noch am selbigen Abend in seinem Tagebuch festhielt. So ereignete es sich, dass es zwischen dem Sohn vom Grafen Philipp, Lieutenant Graf Eulenburg, und dem Oberslieutenant von Alten beinahe zu einem Duell kam. Anlass hierzu bot die Verlobung des Lieutenant Eulenburg mit einem Fräulein von Schäffer-Voit. Als Antwort auf die Anzeige dieser Verlobung kam vom Kommandeur Alten: „ Lieber Eulenburg, solche Dame liebt man, aber heiratet man nicht.“[1] Eulenburg wollte aber nicht von der Verlobung absehen und so kam es zu einer Verurteilung von zwei Jahren Festung, von dieser wurde er aber nach nur sechs Wochen vom König pardoniert. Durch Versetzungen, um nicht weiter unter von Alten dienen zu müssen, konnte Eulenburg heiraten und ein Duell vermieden werden.

Dieser glückliche Verlauf unterscheidet sich ganz klar von dem in „Cécile“. Die Geschichte um den Grafen Eulenburg ist also nur als Keimzelle zusehen. Fontane rückt in seiner Novelle die Frau in den Mittelpunkt. Das Bild der Figur Cécile hat mehrere reale Vorbilder gehabt. So ist ihre Nervosität und Apartheit, ihre auffallende Kleidung oder die Duldung frivoler, pikanter Gespräche auf Frauen zurückzuführen, deren Eindruck Fontane während des Schaffensprozesses empfing.[2] Auch die beschriebenen Orte in dem Werk sind vom Autor aufgesucht worden und somit realitätsgetreu beschrieben, so hielt er sich 1884/85, also vor und während der Niederschrift „Céciles“, in Thale im Harz auf.[3]

Zunächst erschien „Cécile“ 1886 in der Zeitschrift „Universum“. Erst nach einigen Schwierigkeiten konnte die Buchausgabe 1887 folgen.

Fontane selbst betonte in mehrfachen Äußerungen, dass er „Cécile“ zusammen mit „Effi Briest“ für den Höhepunkt seiner Erzählkunst hielt.[4]

III. Inhaltsangabe und Interpretation

In dem von mir behandelten Berliner Frauenroman von Theodor Fontane geht es um eine junge, schöne Frau, die an ihrer Vergangenheit zerbricht.

Die Novelle beginnt mit einer Zugfahrt in den Harz, genauer nach Thale, wo die Hauptfigur Cécile sich erholen soll. Begleitet wird diese von ihrem älteren Gatten, dem ehemaligen Offizier Pierre St. Arnaud. So wird gleich zu Anfang Cécile als kränklich, mager und schwach, gleichzeitig aber als aparte Schönheit beschrieben. Auch wird etwas Besonderes an der Ehekonstellation angedeutet. Dieser erste Eindruck wird dem Leser kurz nach der Ankunft in Thale von dem ebenfalls dort gastierenden Gordon bestätigt, der sofort aufmerksam geworden ist auf das ungleiche Paar. Er vermutet sogleich: „Dahinter steckt ein Roman. Er ist über zwanzig Jahre älter als sie. […] Übrigens wirkt sie katholisch, […]. Jetzt hab ich es: Polin oder wenigstens polnisches Halbblut. Und in einem festen Kloster erzogen, […].“[5] Fontane überlässt das Mutmaßen dieser Figur seines Werkes und hält sich selbst völlig neutral und wertfrei. So wird der überwiegende Teil des Romans aus Gordons Sicht erzählt und es entsteht eine Geschichte in der Geschichte („Dahinter steckt ein Roman.“), deren Autor Gordon und Hauptfigur ebenfalls Cécile ist. Gleichzeitig distanziert sich der eigene Autor Fontane somit von den Werten und Einstellungen, die die Figuren entsprechend handeln lassen.

Nachdem also nun das Ehepaar St. Arnaud in Harzer Luftkurort Thale angekommen ist und die Bekanntschaft mit dem weitgereisten Gordon gemacht wurde, wird sogleich eine Verabredung zu einem Ausflug zur Roßtrappe getroffen. Schon bei diesem ersten Spaziergang bemerkt Gordon, dass Cécile eigenartig ungebildet zu sein scheint. Die Faszination die von ihrer aparten Schönheit ausgeht, lässt ihm auch diese Ungebildetheit als besonders anziehend erscheinen. Bestärkt in seiner Neugier, was es mit dieser Frau und ihrem weitaus älteren Mann auf sich hat, verfasst Gordon einen Brief an seine Schwester Clothilde, die sich für ihn erkundigen soll, wer das Ehepaar St. Arnaud ist.

Bei dem ersten Ausflug zur Roßtrappe lernt die kleine Gesellschaft die Malerin, genauer Tiermalerin, wo drin ihre Besonderheit liegt, denn Tiere zu malen galt in einem den Männern zugeschriebenen Beschäftigungsfeld als besonders männlich, Rosa Hexel kennen. Rosa wird als Gegenpart zu Cécile dargestellt. Sie ist gebildet, witzig und emanzipiert. Auch körperlich wird sie als eher rundlich beschrieben. Mit Rosa wird sich viel über Kunst unterhalten, wodurch Cécile sich immer wieder in den Hintergrund gedrängt fühlt. Aufgrund ihrer Ungebildetheit kann sie nicht mitreden. In solchen Situationen, in denen nicht Cécile, sondern irgendein Kunstwerk/-gegenstand im Mittelpunkt steht, wird diese seltsam abwesend, sowohl geistig als auch körperlich scheint die Lebendigkeit ihr verloren zu gehen. Gordon, der fasziniert ist von ihr, bemerkt dieses irgendwann immer schneller und lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf trivialere Dinge.

In einem Gespräch zwischen Arnaud und Cécile wird sogar eine leichte Eifersucht ihrerseits auf Rosa erkennbar, da diese mit Gordon viel philosophiert, wo Cécile, ihres Nichtwissen bewusst, nicht mithalten kann. St. Arnaud versichert ihr aber, dass Gordon weitaus größeres Interesse an ihr als an Rosa hat. Außerdem vertritt er die Meinung: „Meinem persönlichen Geschmacke nach brauchen Damen überhaupt nichts zu wissen. Und jedenfalls lieber zu wenig als zuviel.“[6] Im nächsten Satz aber kritisiert er ihre Lesegewohnheiten und spricht diesen jeglichen gesellschaftlichen Nutzen ab. Hier wird erkennbar, dass Arnaud seine/die Frau als einfaches Eigentum betrachtet, das nichts zu wissen braucht, denn so ist er in seiner mächtigeren Position unantastbar. Das er aber ihre mangelnde Bildung kritisiert, ist nur ein scheinbarer Widerspruch, denn dadurch hebt er sich nochmal von ihr ab und degradiert sie als dumm, da sie nicht mal weiß, was man lesen sollte.

Bei einer weiteren Partie reitet Cécile allein mit Gordon, während St. Arnaud mit zwei weiteren Herren den Weg zu Fuß zurücklegt. Cécile und Gordon hören unterwegs einen Kuckuck rufen und als Gordon fragt, wie lange er noch zu leben habe, antwortet das Tier nur einmal. Hier wird Gordons bevorstehender Tod von Fontane angedeutet. Beim Rückweg von diesem Ausflug ist auch St. Arnaud wieder dabei. Während Cécile merklich erschöpft und geschwächt von dem Tag ist, provoziert Arnaud immer wieder kleine Umwege und Verzögerungen. Dieses taktlose Verhalten seiner Frau gegenüber ist immer wieder auffällig. So erinnert er sie umgekehrt in Situationen, in denen sich Cécile sichtbar lebendig und wohl fühlt, an ihre Krankheit, indem er beispielsweise nachfragt, ob sie nicht eine Pause bräuchte oder sie ermahnt, dass sie für dieses oder jenes zu geschwächt sei. So beklagt sich Cécile sogar bei Gordon über das rücksichtslose Verhalten ihres Gatten: „St. Arnaud sieht mich frösteln und weiß, dass ich die Minuten zähle. Doch was bedeutet es ihm?“ Gordon antwortet daraufhin: „Und ist doch sonst voll Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme.“ „Ja“ antwortet wiederum Cécile, doch Gordon hörte aus diesem ja eine „Welt von Verneinung“ mitklingen.[7] Spätestens hier wird Céciles Unglück in ihrer Ehe ersichtlich, auch Gordon nutzt quasi die Gelegenheit und nimmt ihre Hand zum Kusse.

[...]


[1] Fontane, Theodor: Cécile, S.201

[2] Ebd., S.202, 203

[3] Grawe, Christian; Nürnberger, Helmuth: S. 563

[4] Treder, Uta: Von der Hexe zur Hysterikerin, Zur Verfestigungsgeschichte des „Ewig Weiblichen“: S. 35

[5] Fontane: Cécile, S. 14

[6] Fontane, T.: S.36

[7] Ebd., S.111

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Züge der "femme fragile" und Motive der Romantik in Theodor Fontanes Frauenroman "Cécile"
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Germanistik)
Veranstaltung
Romantische Weltvergessenheit
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V146417
ISBN (eBook)
9783640566839
ISBN (Buch)
9783640566983
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Züge, Motive, Romantik, Theodor, Fontanes, Frauenroman, Cécile
Arbeit zitieren
Levana Oesting (Autor:in), 2009, Züge der "femme fragile" und Motive der Romantik in Theodor Fontanes Frauenroman "Cécile", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146417

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