Integrationsschlüssel Spracherwerb

Etablierte und Außenseiter Figuration v. Norbert Elias


Hausarbeit, 2009

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Gundbegriffe der Migrationssoziologie
2.1.1 Migration
2.1.2 Binnenmigration
2.1.3 Internationale Migration
2.1.4 Kettenmigration
2.1.5 Der „Push- and Pull- Faktor“
2.1.6 Akkulturation
2.1.7 Assimilation

3. Migrationstheorie von Shmuel N. Eisenstadt

4. Migrationsformen in Deutschland
4.1 Arbeitsmigration
4.2 Migration von Familienangehörigen
4.3 Migration von Flüchtlingen
4.4 Migration von ethnischen Minderheiten
4.5 Illegale Migration

5. Etablierte und Außenseiter- Theorie von Elias und Scotson

6. Integrationsschlüssel Spracherwerb am Beispiel des Etablierten und Außenseitermodells von Norbert Elias

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen Menschen ihren Geburtsort und immigrieren in ein anderes oft kulturell und sprachlich differentielles Land, auf der Suche nach einer neuen Heimat für sich und eventuell die Familie. Hierbei handelt es sich keineswegs um ein neuartiges Phänomen, das erst in den letzten Jahren begann, denn bereits seit dem 2. Weltkrieg nehmen die Migrationsbewegungen stetig zu und betreffen die gesamten Weltregionen. Bereits über 175 Millionen Menschen leben nicht mehr in ihren Herkunftsländern und dies weltweit. Die Migrationssoziologie beschäftigt sich mit dem Phänomen der Aus- und Zuwanderung. Dass es sich hierbei um keine neue Forschungsrichtung der Soziologie handelt, zeigt sich in den Ergebnissen[1] der soziologischen Fakultät der Universität Chicago aus den 20er Jahren, unter der Leitung von Robert E. Park[2]. Sicherlich handelt es sich hierbei um keinen Zufall, dass die Anfänge der Migrationssoziologie in dem größten Einwanderungsland, den USA, zu finden sind. In Deutschland rückte dies erst in den 70er Jahren in das Interessensbild des Fachbereichs der Soziologie[3].

Der Hintergrund für die Forschungansätze in der Migrationssoziologie ist die Entstehung und Verfestigung von ethnischen Schichtungen in so gut wie allen Aufnahmeländern und die Vermutung, dass dabei soziale Distanzen oder Diskriminierungen bestimmte Defizite in der Beherrschung der jeweiligen Landessprache eine besonders große Rolle spielen. Die Sprache hat im Prozess der individuellen, wie der gesellschaftlichen Integration, eine große Bedeutung, da sie mehrere Funktionen erfüllt. Sie ist sowohl Medium der alltäglichen Kommunikation als auch eine Ressource, insbesondere bei der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt. Zudem können Sprachen und Sprachakzente als Symbole von Zusammengehörigkeit oder auch Fremdheit wirken und zu Abgrenzungen oder Diskriminierungen führen. Ungleichheiten im Zugang zu Bildung, Einkommen, den zentralen Institutionen und gesellschaftlicher Anerkennung ebenso wie soziale Kontakte sind wesentlich, wenngleich nicht allein, durch sprachliche Kompetenzen in der jeweiligen Landessprache bedingt.

In dieser Hausarbeit wird zunächst eine theoretische Grundlage aufgezeigt, danach wird das Modell von Norbert Elias vorgestellt, da es eine wichtige Grundlage liefert, um auf die Besonderheit des Spracherwerbes als Integrationsschlüssen eingehen zu können, da es am Schluss anhand des Etablierten und Außenseiter-Modells von Norbert Elias noch einmal verdeutlicht werden soll.

2. Theoretische Grundlagen

Unter diesem Punkt sollen die bedeutenden Begriffe definiert werden, um aufzeigen zu können, dass es verschiedene Formen der Migration vorhanden sind.

2.1 Gundbegriffe der Migrationssoziologie

2.1.1 Migration

Unter dem Begriff der „Migration“ werden in der Soziologie Bewegungen von Personen und Personengruppen in einem Raum verstanden, bei denen es sich um Wanderungen handelt, die einen dauerhaften Wohnortswechsel beinhalten. Das Kriterium der dauerhaften Verlegung des Wohnsitzes wird in Deutschland bei der statistischen Erfassung der Migrationsbewegung als erfüllt angesehen, wenn die Migration mit einem Wohnortswechsel verbunden ist.

2.1.2 Binnenmigration

Als Binnenmigration wird die Verlegung des dauerhaften Wohnsitzes von einer politischen Gemeinde in eine andere, die innerhalb der Staatsgrenzen erfolgt, bezeichnet. Unterschieden wird in der Fachliteratur zwischen „in-migration“, welches die Zuzüge in die Gemeinde meint, und „out-migration“, welches die Wegzüge von der Gemeinde meint[4].

2.1.3 Internationale Migration

Unter diesen Begriff fällt die dauerhafte und auch vorübergehende Verlegung eines Wohnsitzes zwischen den Nationalstaaten. Dabei wird die Immigration von der Emigration der Auswanderung unterschieden[5].

2.1.4 Kettenmigration

Von einer „Kettenmigration“ spricht man, wenn Familienangehörige oder Bekannte aus dem Herkunftsland ebenfalls in das Aufnahmeland einwandern.

2.1.5 Der „Push- and Pull- Faktor“

Unter den „Push- Faktoren“ werden, all diejenigen Druckfaktoren des Herkunftsortes bzw. –landes der Migranten zusammengefasst, die diese zur Emigration zwingen. Gründe hierfür können politische oder religiöse Verfolgung, Bürgerkriege usw. darstellen. Everett spricht von „Pull-Faktoren“ bei allen Einflüssen, die Migrationen dazu bewegen ihren Wohnsitz zu wechseln. Darunter könnten beispielsweise Verbesserungen des ökonomischen Kapitals fallen oder verbesserte Berufschancen ect. Es wird angenommen, dass die „Push- and Pull- Faktoren“ basierend auf dem Hintergrund der Verfügbarkeit der modernen Informations-, Kommunikations- und Transportmöglichkeiten steigend an Bedeutung hinsichtlich der Migration gewinnen[6].

2.1.6 Akkulturation

Hierunter versteht man den Übernahmeprozess von verschiedenen Ebenen der jeweiligen Kultur eines Aufnahmelandes, von einer Person, aber auch von Gruppen oder einer ganzen Gesellschaft. Diese diversen Ebenen reichen von Wissen, Normen, Techniken bis hin zu sozialen Werten und auch die Sprache[7].

„Die Akkulturation umfasst damit Prozese der Internalisierung wie solche der Imitation und des Lernens am Modell.“[8]

Diese Übernahme erfolgt jedoch meist in spezifischen Bereichen, nicht umfassend.

2.1.7 Assimilation

Von der „Assimilation“ spricht man, wenn der Migrant die fremde Kultur komplett und ausnahmslos übernimmt. Mit der ausnahmslosen Übernahme ist gemeint, dass der Migrant die fremde Kultur auf kultureller (Sprache, Bräuche, Sitten), struktureller (ie Platzierung auf dem Arbeitsmarkt, im Schulsystem u.ä.), sozialer (Kontakt zu Mitgliedern anderer Gruppen) und emotionaler (Identifikation mit den anderen Gruppen) Ebene verinnerlicht.

3. Migrationstheorie von Shmuel N. Eisenstadt

An dieser Stelle soll die Migrationstheorie von Shmuel N. Eistenstadt aufgezeigt werden, um verdeutlichen zu können, warum Individuen beschließen ihr Heimatland zu verlassen, in welcher Lage sich Migranten befinden, wenn sie in das Aufnahmeland einreisen und welche Probleme bewältigt werden müssen. Laut Eisenstadt besteht die Migration aus drei Phasen[9]:

1. Phase

Das Motiv zur Migration steht hier im Vordergrund. Im Anfangsstadium vermischen sich Gefühle von Unsicherheit und Unzulänglichkeit, welche bei potentiellen Migranten in ihrem Herkunftsland entstehen. Sie sehen als Lösung dieser Unsicherheit die Aufgabe des bisherigen Lebensumfeldes. Vorerst geht es hier, um die Hoffnung einer Verbesserung ihrer ökonomischen und soziokulturellen Lage. Die Entscheidung zur Migration erfolgt aus psychischen Prozessen und ist keine spontane Entscheidung.

2.Phase

Die zweite Phase stellt die Migration dar. Bei der Migration verlassen die jeweiligen Menschen ihren Herkunftsort oder ihr Herkunftsland, um in eine neue und fremde Lebensumwelt zu immigrieren. Eisenstadt erwähnt aber auch, dass es in dieser Phase nicht ausschließlich um einen Wohnortswechsel handelt. Die Desozialisierung tritt soweit ein, dass bisherige sozialen Rollen und Interaktionen aufgegeben werden, dies kann in dem neuen Wohnort zu einer temporären Strukturlosigkeit und Orientierungsstörung führen.

3.Phase

In dieser Phase geht es, laut Eisenstadt, um die Integration der Einwanderer in die neue Gesellschaft. Ob die Aufnahme und Eingliederung in der neuen Gesellschaft gelingt, hängt vom Eingliederungsprozess ab, welche von Eisenstadt wiederum in drei weitere Prozesse untergliedert werden.

I. Institutionalisierung der Rollenerwartungen und Verhaltensweisen im Alltag

Unter diesem Punkt gehören Lernprozesse, wie beispielsweise die Erlernen der neue Sprache und ihre Anwendung gehören und zusätzlich die Erlernen der neuen soziale Rolle und soziale Erfüllungsformen. Die Rollenerwartungen, müssen mit den allgemein gültigen Werten, Normen und Gewohnheiten der Aufnahmegesellschaft kongruent gestaltet werden. Durch die Institutionalisierung der Rollenerwartungen und der Verhaltensweisen im Alltag findet eine allmähliche Anpassung statt[10].

II. Anpassung der Immigranten an die Anforderungen der Aufnahmegesellschaft

Die soziale und gesellschaftliche Anpassung hängt auch von der Bereitschaft der Aufnahmegesellschaft ab. Einwanderer können erfolgreich ihre sozialen Interaktionen ausbauen, wenn dies durch die jeweilige Aufnahmegesellschaft akzeptiert wird.

III. Eindringen der Immigration in die institutionellen Sphären der Aufnahmegesellschaft und Verschmelzung

Damit ist der Prozess der Verschmelzung der Einwanderer in den unterschiedlichen institutionellen Bereichen gemeint. Die vollkommene Absorption ist dann erreicht, wenn die Gruppenidentität vollständig abgelegt wurde.

Der Begriff der Absorption nach Eisenstadt korreliert inhaltlich mit dem der Assimilation.

4. Migrationsformen in Deutschland

Migrationen und Wanderungen sind in der Geschichte von Deutschland kein neues Phänomen. Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts galt Deutschland allerdings noch als „Auswanderungsland“. Erst Ende des 19.Jahrhunderts änderte sich die Wanderungssituation in Deutschland aufgrund der steigenden Industrialisierung. Zwischen 1890 und 1920 wanderten 300.000 bis 450.000 angeworbene 'polnisch sprechende Preußen' ins Ruhrgebiet ein.[11] Zu den heutigen Migranten, die in der Bundesrepublik leben, gehören neben den Arbeitsmigranten und Flüchtlingen auch die so genannten 'Aussiedler'. Dieser Begriff umfasst Angehörige deutscher Minderheiten, deren Familien teilweise seit Generationen in Ostmitteleuropa, Osteuropa und Südeuropa gelebt haben und wieder in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sind. Obwohl sich Aussiedler auf ihre deutsche Abstammung berufen können und infolgedessen rechtlich den 'Deutschen' gleichgestellt sind, trotz dessen haben sie mit Eingliederungsschwierigkeiten zu kämpfen.

Beginnend mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt das Ausmaß an Migrationsbewegungen nicht nur weltweit, sondern auch Deutschland betreffend stetig zu. Dabei steigt nicht ausschließlich bloß die Quantität der Zu- und Auswanderungen, sondern auch die Diversität der Migrationsformen. Diese sollen in den folgenden Punkten behandelt werden.

4.1 Arbeitsmigration

Die meisten Migranten verlassen ihr Herkunftsland in dem Wissen oder zu mindest in der Hoffnung eine ökonomisch profitable Arbeitsstelle in dem zukünftigen Land, in das sie immigrieren, zu finden. Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften ergibt sich aus der jeweiligen Wirtschaftslage in dem jeweiligen Land. Dies bedeutet, wenn der Bedarf der stetig wachsenden Wirtschaft nicht vollkommen mit den einheimischen Arbeitskräften gedeckt werden, so wird dieses Defizit mit dem ausländischen Arbeitsmarkt ausgeglichen. Dies wiederum zeigt, dass die zwei elementaren Determinanten zum einen die strukturelle Bedingung der Wirtschaft gehört und zum anderen die Arbeitspolitik. Diese beiden Determinanten sind, in der Vergangenheit und in der Gegenwart, verantwortlich für jegliche freiwillige und erzwungene Arbeitsmigration. Bis in die 70er Jahre hat der Begriff „Gastarbeiter“ Deutschland geprägt, der mit fortschreitender Zeit teilweise ersetzt wird, wie beispielsweise durch den Begriff des Migranten. Dieser Begriff zeigt aber auch eine Problematik, nämlich jene, dass in Deutschland während des Wirtschaftsaufschwungs nach Ende des zweiten Weltkriegs 2,39 Millionen Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben wurde, mit dem Hintergedanken, dem Rotationsprinzips folgend, nach getaner Arbeit die Migranten wieder in ihr Heimatland zu senden. 1973 wurde ein Anwerbestopp von den europäischen Ländern ausgesprochen, da eine Energiekrise eintraf, welche bis zum Jahr 2000 andauerte[12].

[...]


[1] In dem „race-relation-cycle“ Modell vertreten Park und Burgess die Theorie,dass ethnische Gruppen, die durch Migrationen aufeinander treffen, 5 Phasen der sozialen Interaktion durchlaufen: contact, competition, conflict, accomodation, assimilation).

[2] vgl. Park, R.E.; Burgess, E.W. (1969): Introduction to the Science of Sociology. Chicago

[3] vgl. Han, P; (2005): Soziologie der Migration. S.1

[4] vgl. ebd. S.9

[5] ebd. S.10ff.

[6] ebd. S.14

[7] vgl. Esser, H. (2006b): Migration, Sprache und Integration. S.9ff

[8] vgl. Esser,H.: Akkulturation. In: Schäfers, B.; Kopp, J. (Hrsg.):Grundbegriffe der Soziologie, 2006, Wiesbaden. S.9ff

[9] vgl. Han, P. (2005): Soziologie der Migration. Stuttgart. S.49ff.

[10] ebd. S.51ff.

[11] vgl. Pfundtner, R. (2000): Migration und Qualifikation. Dortmund. S.29

[12] vgl. Han.P. (2005): Soziologie der Migration. Stuttgart. S.81ff.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Integrationsschlüssel Spracherwerb
Untertitel
Etablierte und Außenseiter Figuration v. Norbert Elias
Hochschule
Universität Kassel
Note
2,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V146361
ISBN (eBook)
9783640569816
ISBN (Buch)
9783640570584
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Integration, Sprache, Etablierte, Außenseiter, Norbert Elias, Migrationstheorie, Migrationsformen
Arbeit zitieren
Feryal Kor (Autor:in), 2009, Integrationsschlüssel Spracherwerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146361

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