Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene in Deutschland

Entwicklung von Ansätzen und Ideen zur Umsetzung auf den drei Ebenen des Mehrebenenansatzes der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung


Seminararbeit, 2008

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einführung in das Thema Gesundheitsziele

2. Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene
2.1 Entwicklung von Gesundheitszielen
2.2 Gesundheitsziele auf Bundesebene
2.3 Gesundheitsziele auf Landesebene

3. Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ auf der Bundesebene

4. Anwendung des Mehrebenenansatz der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung
4.1 Ebene der Politik
4.2 Ebene der Organisation
4.3 Ebene des Individuums

5. Herausforderungen und Zukunftschancen der Umsetzung des Gesundheitsziels auf Bundesebene – eine Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

Vorwort

In einer Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 31.05.2008 heißt es provokativ: „Wer noch einen Funken Verstand hat, sollte ihn nicht zum Anzünden einer Zigarette benutzen“ (Präsident Prof. Dr. Jörg Hoppe). Hausstein und Groneberg (2008) weisen darauf hin, dass die Ursache für die ungenügende Beratungs- und Behandlungsmöglichkeit wohl größtenteils in der Politik liege. Gesetzliche Regelungen, Strategien zur Stärkung der Prävention und das Wissen über die Risiken des Rauchens müssen zum Umdenken im Gesundheitsverhalten führen (Bätzing 2008, Mitglied des Deutschen Bundestages - MdB). Das Bundesgesetz zum Schutz vor den Gefahren des passiven Rauchens vom 1.9.2007 (BNichtrSchG), stößt an seine Grenzen bei der Umsetzung des Nichtraucherschutzes. Passivraucher haben ein um 20% höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken und ein um 35% erhöhtes Risiko eine Herzerkrankung zu bekommen, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO 2003). Rauchen ist aus meiner Sicht ein vermeidbares Gesundheitsrisiko und darf nicht zur Normalität des Alltags gehören. Seit Jahren verfolgen wir als nicht rauchende Eltern eines 13 - jährigen heranwachsenden Jungen die Strategien der Gesundheitspolitik zur Prävention von Zigarettenkonsum. Kritisch diskutieren wir die bisherigen Initiativen, die zum Umdenken konsumierender Jugendlicher führen soll. Gleichzeitig bewegt uns auf der einen Seite der Gedanke, wie wir unseren Jungen vor den Risiken des Passivrauchens schützen können. Andererseits möchten wir ihn ermutigen, seine Gesundheitsressourcen zu stärken, in dem er sich bewusst gegen das Rauchen und für das Nichtrauchen ausspricht. Von Politik und Gesellschaft erwarten wir als Erwachsene und als Eltern eine starke Positionierung für das Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“. Mein persönliches Interesse liegt gegenwärtig jedoch eher in der Unterstützung meines heranwachsenden Jungen (sowie der Jugend generell) zum Gesundheitsverhalten eines Nichtrauchers. Die nun vorliegende Hausarbeit gibt mir die Möglichkeit, Ansätze, Ideen und Interventionen der gesundheitsfördernden Gesamtpolitik auch dahingehend zu recherchieren.

1. Einführung in das Thema Gesundheitsziele

Die Hausarbeit spiegelt eine Recherche der Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene in Deutschland wieder. In dieser Recherche sind sowohl Online Recherchen als auch Bibliotheksrecherchen eingeflossen. Es fanden Zeitschriften, Bücher, Gesetzestexte, Stellungnahmen und Studien Berücksichtigung. Auf der Grundlage dieser Recherche erfolgte die Auswahl des Gesundheitszieles „Tabakkonsum reduzieren“ auf Bundesebene. Herausragendes Gesundheitsrisiko und frühzeitige Sterblichkeit bilden eindrucksvoll die Plausibilität für dieses Gesundheitsziel. Zur Umsetzung wende ich den Mehrebenenansatzes der Ottawa-Charta an. Im 2. Punkt werden die Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene sowie die dazugehörige Entwicklung von Modellprojekten recherchiert. Der Punkt 3 reflektiert die aktuelle Situation über das Rauchen und Rauchverhalten in Deutschland auf Bundes- und Landesebene . Daran anschließend folgt im Punkt 4 die Entwicklung von Ansätzen und Ideen auf den drei Ebenen des Mehrebenenansatzes der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung. Abschließend werde ich im Punkt 5 die Herausforderungen und Zukunftschancen im Umgang mit dem Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ zusammenfassen . Das hier benannte Gesundheitsziel ist bei der Umsetzung der Ziele und Teilziele in besonderer Weise auf die Verbindung der Verhaltens- und Verhältnisprävention angewiesen. Auf diese Verknüpfung werde ich insbesondere eingehen.

2. Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene

Die gesundheitsfördernde Gesamtpolitik der Bundesrepublik Deutschland zeichnet für verbindliche Vereinbarungen kooperativer Akteure bei der Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen verantwortlich. Gesundheitsziele und deren Teilziele werden sowohl auf Bundes- als auch auf der Landesebene definiert und über Indikatorenmodelle evaluiert. Beispielhaft führe ich an dieser Stelle die jährliche Gesundheitsberichtserstattung (GBE) des Bundes und der Länder an.

2.1 Entwicklung von Gesundheitszielen

Die Internetpräsentation der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und –gestaltung e.V. (GVG) bietet eine umfangreiche und strukturierte Plattform zu Gesundheitszielen (http://www.gesundheitsziele.de). Eine Auswahl der Gesundheitsziele erfolgt pragmatisch nach folgenden Kriterien: wissenschaftliche Fundierung (Mortalität, Morbidität, Verbreitung des Gesundheitsproblems), Partizipations- und Konsensprozesse, Umsetzbarkeit, Evaluierbarkeit und ökonomische Relevanz (BMG 2008). Die Gesundheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland orientiert sich an Gesundheitszielen als Instrument zur Verbesserung der Gesundheitssituation der Bevölkerung erst seit dem Jahr 2000. Dieses Projekt wurde im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums, im Dezember 2000 mit mehr als 70 Organisationen des Gesundheitswesens und angrenzender Bereiche ins Leben gerufen. Anfang 2007 wurde das Modellprojekt als Kooperationsverbund der beteiligten Akteure weitergeführt. Unter den Repräsentanten im Forum Gesundheitsziele Deutschland befinden sich unter anderem die Bundesärztekammer (BÄK), die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA). In einem Maßnahmenkatalog wurden gesicherte Erkenntnisse zusammengeführt, Zielbereiche und Empfehlungen formuliert. Die Gesundheitsziele dienen der Verbesserung gesundheitsrelevanter Strukturen und stellen einen Bezug zur Prävention, Früherkennung, Behandlung und Rehabilitation von konkreten Krankheitsbildern dar. Die Entwicklung von Gesundheitszielen erfordert den Konsens zwischen Politik, Kostenträgern und Leistungserbringern, Selbsthilfe- und Patientenorganisationen, Fachbänden und Wissenschaft. Im Handlungsrahmen der Gesundheitsziele werden also Fachkompetenzen zusammengefasst, Wissen generiert und Ressourcen gebündelt, um sie dann zielorientiert zu platzieren (Angele 2003).

2.2 Gesundheitsziele auf Bundesebene

Insgesamt existieren auf Bundesebene 6 konkrete Gesundheitsziele und weitere 3 befinden sich in der Ausarbeitung. Die Gesundheitsziele auf Bundesebene reichen von „Diabetes mellitus Typ 2…“, Brustkrebs, Depression, „Tabakkonsum reduzieren“, „Gesund aufwachsen“ bis „Patientensouveränität stärken“. Im Einzelnen können die Gesundheitsziele auf Bundesebene unter folgender Internetadresse abgerufen werden: http://www.gesundheitsziele.de. Nationale Gesundheitszielprozesse sind und sollten verknüpft sein mit internationalen Zieleprozessen (Zieleprogramme der Weltgesundheitsorganisation und andere).

2.3 Gesundheitsziele auf der Landesebene

Gesundheitsziele in den Bundesländern werden überblicksartig und einschließlich laufender Zieleprozesse im Forum Gesundheitsziele Deutschland aufgelistet. In Sachsen Anhalt werden gegenwärtig 5 Gesundheitsziele und 39 Modellprojekte umgesetzt. Die Gesundheitsziele auf Landesebene reichen von: „Erreichen eines altersgerechten Impfstatus bei 90 Prozent der Bevölkerung“ bis zum Gesundheitsziel: „Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens und gesunder Ernährungsangebote für die Bevölkerung“. Alle Gesundheitsziele auf der Landesebene z.B. Sachsen-Anhalts können im Einzelnen unter folgender Internetadresse abgerufen werden: http://www.sachsen-anhalt.de. In einer Pressemitteilung vom 25.5.2005 vom Ministerium für Gesundheit und Soziales weist Gesundheitsminister Gerry Kley darauf hin, das die Entwicklung diesbezüglich im Land Sachsen Anhalt (LSA) ein Erfolgsmodell sei: „Das Vorhaben, mit der Neujustierung nicht die Bekämpfung von Krankheit, sondern die Entwicklung eines gesundheitsgerechten Verhaltens und die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebensräume in den Mittelpunkt der gemeinsamen Bemühungen aller Gesundheitsakteure in Sachsen-Anhalt zu stellen, hat sich als richtig erwiesen“. Es ist gefordert und notwendig, dass sich die Bundesländer in einem Austausch- und Kooperationsprozess zu ihren Gesundheitszielen begegnen. Ein Beispiel ist das „Gesunde Städteprojekt“, wo länderübergreifend eine Diskussion nachzuvollziehen ist (Waller 2006).

3. Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ auf der Bundesebene

In Deutschland rauchen laut dem Bundesministerium für Gesundheit 33 Prozent der Erwachsenen. Viele von ihnen sind sich der möglichen Konsequenzen bewusst (Bätzing 2008). Über 300 Menschen sterben pro Tag in Deutschland und 800.000 jährlich in der Europäischen Union (Haustein und Groneberg 2008) an den Folgen, die direkt auf das Rauchen zurückzuführen sind. Das Einstiegsalter der Jugendlichen liegt zwischen dem 11. und dem 13. Lebensjahr. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums sterben rund 3300 Nichtraucher /-innen jährlich an den Folgen des Passivrauchens. Der Tabakkonsum verursacht in Deutschland jährlich mehr Tote als Alkohol, Aids, illegale Drogen, Suizide, Morde und Verkehrsunfälle zusammen. Von 2001 bis 2007 konnte die Quote der jugendlichen Raucher auf Bundesebene von 28% auf 18% gesenkt werden (Bätzing 2008). In Sachsen Anhalt dagegen stieg die Zahl der jugendlichen Raucher zwischen 1998 und 2003 von 20% auf 37% (Land Sachsen Anhalt – Gesundheitsziele – Stand 9/2008). Nach Aussagen der Weltgesundheitsorganisation ist eine Reduzierung tabakbedingter Todesfälle in den nächsten 30 bis 50 Jahren nur möglich, wenn es gelingt Erwachsene Raucher zum Aufhören zu ermuntern (WHO 2003). Für eine erfolgreiche Reduzierung des Tabakkonsums in Deutschland gibt es seit der Evaluation 2003 zu bisher durchgeführte Maßnahmen eine kritische Auseinandersetzung. Diese bezieht sich auf die unsystematischen und auch isolierten Maßnahmepakete der Veränderung von Verhaltensweisen bei Tabakkonsum. Nachhaltige Auswirkungen auf das Rauchverhalten werden sich seit dem nur noch durch eine Bündelung bevölkerungs- und individuumsbezogener Vorgehensweisen sowie durch Veränderung von Strukturen (verhältnispräventiv) versprochen. Ein nationaler Schwerpunkt zur Verringerung des Tabakkonsums muss aufgrund der Globalisierung internationalen Charakter tragen (GVG 2003).

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Details

Titel
Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene in Deutschland
Untertitel
Entwicklung von Ansätzen und Ideen zur Umsetzung auf den drei Ebenen des Mehrebenenansatzes der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung
Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V145915
ISBN (eBook)
9783640566761
ISBN (Buch)
9783640566686
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheitsziele, Mehrebenenansatz, Ottawa Charta, Gesundheitsförderung, Rauchen, Tabakkonsum, Gesundheitsrisiko, Verhältnisprävention, Verhaltensprävention, Rauchverhalten, Prävention
Arbeit zitieren
Heiko Schumann (Autor:in), 2008, Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145915

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