Amelia Earhart - Die erste Frau, die zwei Mal über den Atlantik flog


Fachbuch, 2010

81 Seiten


Leseprobe


Ernst Probst

Amelia Earhart

Die erste Frau, die zwei Mal über den Atlantik flog

Als Amerikas legendärste Fliegerin gilt Amelia Earhart (1897–1937). Sie wurde 1932 im Alter von 34 Jahren als der erste Mensch berühmt, der – einmal als Passagier und einmal als Pilotin – zwei Atlantikflüge unternommen hatte. Ihr großes Vorbild war ihr Landsmann Charles A. Lindbergh (1902–1974), der 1927 als Erster den Atlantik überflogen hatte. Da sie ihm auch äußerlich ähnelte, nannte man sie „Lady Lindy“, sie selbst bezeichnete sich lieber als „AE“. 1937 kehrte sie von einem Flug, wie ihn zuvor noch niemand gewagt hatte, nicht mehr zurück.

Amelia Mary Earhart erblickte am 24. Juli 1897 als Tochter des Advokaten Samuel Stanton („Edwin“) Earhart (1865–1930) und seiner Ehefrau Amelia („Amy“) Otis (1869–1937) in Atchinson (Kansas) das Licht der Welt. Zwei Jahre später wurde ihre Schwester Grace Muriel (1899–1998) geboren. In Atchinson verbrachte Amelia ihre Kindheit überwiegend im Haus ihrer Großeltern, weil ihr Vater ein Alkoholiker war.

Der Vater verlor wegen seiner Alkoholsucht eine Arbeitsstelle nach der anderen, musste mehrfach umziehen und brachte damit seine Familie immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Diese traurigen Erfahrungen sind vermutlich der Grund dafür gewesen, dass Amelia einen fast manischen Hass auf alkoholische Getränke entwickelte. Im Alter von elf Jahren musste die Elfjährige mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach Moines (Iowa) umziehen. Dort sei der Verlust des materiellen Wohlstandes immer sichtbarer geworden und habe der langsame Zerfall der Familie eingesetzt, schrieb Amelia’s Schwester Grace Muriel später.

Als Kind verhielt sich Amelia anders, als man es damals von Mädchen erwartete. Sie wollte all das tun, was Jungs machten, nur besser. Amelia spielte Football, kletterte auf Bäume, baute Baumhäuser und schoss mit dem Gewehr, das ihr der Vater anstelle von Puppen geschenkt hatte, auf Ratten. Einmal raste sie im Winter zum Entsetzen von Zuschauern mit einem Schlitten unter einer die Straße entlangfahrenden Pferdekutsche hindurch.

Eine Tante in Kansas schenkte Amelia und ihrer Schwester Grace Muriel so genannte Bloomers-Frauenhosen, die nach der amerikanischen Feministin Amelia Bloomer (1818–1894) benannt sind. Diese Hosen im Ballonschnitt waren nicht so schön wie die damals üblichen Mädchenkleider, ermöglichten aber volle Bewegungsfreiheit.

Amelia las am liebsten eigentlich für Jungen bestimmte Bücher über Abenteuer und Helden. Mit diesem Lesestoff war sie aber oft nicht wirklich zufrieden. Sie klagte über die sich ständig wiederholende Stereotypie des ewig überlegenen männlichen Helden, der zur Belohnung immer das schöne, aber hilflose Fräulein bekam, das er wagemutig rettete.

Früh hatte Amelia Earhart den Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sowie nach einer eigenen Karriere. Wie ein Schwamm saugte sie jede Information über Frauen in Männerberufen auf und sammelte Zeitungsartikel darüber. Dass sich Jungen kaum für sie interessierten, störte sie nicht besonders. Amelia interessierte sich für Chemie und Physik und schloss 1916 in Chicago die High-School mit Auszeichnung ab.

Im Winter 1917 begegnete die 20-jährige Amelia bei einem Besuch ihrer jüngeren Schwester Grace Muriel in Toronto schwerverletzten britischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg

(1914–1918), die in Europa verwundet worden waren und sich in Kanada erholen sollten. Nach diesem Erlebnis wurde sie sofort Militärkrankenschwester und lebenslang überzeugte Pazifistin. Als junge Frau sympathisierte sie mit der politischen Linken und beteiligte sich einmal an einer Veranstaltung der illegalen sozialistischen Organisation „Industrial Workers of the World“, die von der Polizei aufgelöst wurde.

Im Herbst 1919 begann Amelia Earhart an der „Columbia University“ in New York City ein Medizinstudium. Das Studium behagte ihr aber nicht, sie brach es nach einem halben Jahr ab und kehrte zu ihren Eltern, die damals in Los Angeles (Kalifornien) lebten, zurück. Angeblich hatten Professoren zu ihr gesagt, sie müsse mehr arbeiten. Nach anderen Angaben konnte sie sich nicht vorstellen, eines Tages am Bett eines Patienten sitzen und über schmerzstillende Tabletten plaudern zu müssen.

Entscheidend für Amelia Earharts weiteren Lebensweg war, dass sie 1920 erstmals in einem Flugzeug mitfliegen durfte. Von da ab wollte sie unbedingt selber fliegen. Der Flugunterricht kostete damals 1.000 Dollar und Amelias Eltern weigerten sich, diesen teuren „Spleen“ finanziell zu unterstützen. Um das kostspielige Hobby finanzieren zu können, nahm Amelia in den folgenden Jahren insgesamt 28 verschiedene Jobs – von der Telefonistin bis zur Würstchenverkäuferin auf Volksfesten – an. 1921 konnte sie ihre erste Flugstunde bei Anita („Neta“) Snook (1896–1991) nehmen. Bereits ein halbes Jahr später kaufte sich Amelia 1922 mit selbst gespartem und von ihrer Mutter geliehenen Geld ein gebrauchtes Flugzeug („Kinner Airster“), mit dem sie bald darauf noch im selben Jahr einen Höhen-Weltrekord (4.267 Meter) für Frauen aufstellte.

Nach mehr als 30-jähriger Ehe ließen sich die Eltern von Amelia Earhart 1924 scheiden. Amelia zog mit ihrer Mutter nach Boston (Massachusetts) an die Ostküste der USA. Angeblich ihrer Mutter zuliebe veräußerte sie ihr Flugzeug und kaufte sich stattdessen einen Sportwagen. In Boston besuchte sie noch einmal ein College, arbeitete danach zunächst als Lehrerin und später im „Denison House“ als Sozialarbeiterin, wo sie die Kinder von Einwanderern betreute. Auch in Boston verbrachte sie ihre Freizeit meistens auf dem Flugplatz.

Am 17. und 18. Juni 1928 flog Amelia Earhart zusammen mit dem Piloten Wilmer Stultz

(1899–1989) und dem Mechaniker Louis „Slim“ Gordon an Bord des Flugzeuges „Friendship“ als erste Passagierin über den Atlantik. Dies geschah ein Jahr nach Charles A. Lindberghs triumphalem Nonstop-Flug im Mai 1927 von New York City nach Paris.

Der Start zum Atlantikflug erfolgte in Trepassey auf Neufundland, einer Insel vor der kanadischen Ostküste. Amelia Earhart trug eine geliehene mit Pelz gefütterte

Fliegerkombination, saß unbequem im hinteren Teil der Maschine und führte das Logbuch. Während des Fluges durch dichte Wolken war die Sicht miserabel, der Funk ausgefallen und der Pilot nach 19 Stunden total übermüdet. Zuletzt hatten sie auch die Orientierung verloren und mit einem vorbeifahrenden Schiff keinen Kontakt aufnehmen können. Sie flogen immer weiter und ihre Lage wurde immer brenzliger. Doch irgendwann erblickten sie Boote, wenig später eine Küste und wasserten in der Bucht von Burry Port in Wales (Großbritannien). Ihr eigentliches Ziel war Irland gewesen, doch dieses Land hatten sie in den durchflogenen Wolkengebirgen nicht entdeckt. Der Flug von Neufundland nach Wales hatte insgesamt 20 Stunden 40 Minuten gedauert.

Nach der Rückkehr in die USA erlebte Amelia einen wochenlangen Triumphzug, während der Pilot Wilmer Stultz weitgehend unbeachtet blieb. Man feierte die schlaksige Blondine als Heldin und wählte sie zur „Frau des Jahres 1928“. Bald war sie ein großes Idol vieler junger amerikanischer Frauen. Oft lud man sie zu Interviews und Vorträgen ein, bei denen sie die Gelegenheit nutzte, um „die Frauen aus dem Käfig ihres Geschlechts herauszuholen“.

Ursprünglich hatte die junge Gattin des Millionärs Frederick Guest – angeregt durch Lindberghs Flug – geplant, sich in der von ihr gekauften dreimotorigen „Fokker“ als Passagier nach Europa fliegen zu lassen. Doch nach heftigem Streit im Familienkreis sollte an ihrer Stelle eine andere Frau mitfliegen. Bei der Suche nach einer geeigneten Kandidatin stieß der New Yorker Verleger George Palmer Putnam (1887–1950), ein Freund des Millionärs Guest, auf Amelia Earhart. Vor dem Start, der wegen schlechten Wetters immer wieder verschoben werden musste, schrieb Amelia Abschiedsbriefe an ihre Familienangehörigen, die sie „Abkratzbriefe“ nannte und nur im Falle ihres Todes geöffnet werden sollten.

Im August 1929 nahm Amelia Earhart als eine von insgesamt 20 Pilotinnen – darunter auch Thea Rasche (1899–1971) aus Deutschland – am ersten „Cleveland Women’s Air Derby“ teil. Dieser Überlandflug-Wettbewerb für Pilotinnen vom 18. bis 26. August 1929 gilt als erster

Frauen-Luftwettkampf der Weltgeschichte. Die insgesamt 4.500 Kilometer lange Strecke von Santa Monica (Kalifornien) nach Cleveland (Ohio) war in Tagesetappen von jeweils rund 500 Kilometern eingeteilt. Teilnehmen durften nur Frauen mit Pilotenschein und mindestens 100 Stunden Flugerfahrung. Bei diesem „Frauen-Luftderby“ wurde Amelia finanziell und moralisch von Putnam unterstützt.

Die amerikanische Presse berichtete nicht fair über dieses berühmte Derby, das man als „Puderquastenrennen“ („Powder-Puff-Derby“), „Lippenstift-Derby“ oder „Pettycoat-Derby“ bezeichnete. Männliche Journalisten forderten allen Ernstes sogar eine Absage des Derbys. Man prophezeite, die Pilotinnen würden sich im Kampf wohl gegenseitig die Haare ausreißen und mit Haarnadeln stechen. Das Vorurteil, dass Frauen nicht fliegen können, sah man als bestätigt an, weil die Amerikanerin Marvel Crosson (1904–1929) bei dem Derby abstürzte und starb.

Aufgrund vernichtender Reaktionen der US-Presse auf das Wettrennen trafen sich Amelia Earhart und andere amerikanische Pilotinnen am 2. November 1929 in einem Hangar auf dem Flugplatz „Curtiss Field“ in Valley Stream auf Long Island (New York), und gründeten den „Club der Neunundneunzig“ („Ninety Nines“). Dieser Club sollte die Stellung der Frau in der Luftfahrt stärken. Er vertrat die Interessen von 99 der 117 weiblichen Piloten mit Flugschein, die es zum Zeitpunkt seiner Gründung in den USA gab. Er setzte sich beispielsweise dafür ein, dass Frauen an Luftrennen und Wettflügen teilnehmen konnten. Amelias Popularität und ihr unermüdlicher Einsatz bewirkten, dass Pilotinnen beim Publikum und bei Ausrichtern von Flugveranstaltungen bald mehr Akzeptanz fanden. Amelia war von 1931 bis 1933 die erste offizielle Präsidentin von „Ninety Nines“ und setzte sich in dieser Eigenschaft unermüdlich für ihre feministischen Ziele ein. Heute sind die „Ninety Nines“ die weltweit größte Pilotenvereinigung mit Sektionen in fast allen Ländern der Welt. Die Pilotenvereinigung gewann als Interessensverband bald weltweiten Einfluss in der Luftfahrt.

Immer wieder betonte Amelia Earhart, dass es ihr mit ihren wagemutigen Flügen auch darum gegangen sei, zu beweisen, dass Frauen zu technischen Höchstleistungen in der Lage seien. Sie setzte sich auch dafür ein, dass Frauen ihre Zulassung an technische Hochschulen bekamen, unterstützte junge Frauen bei der Berufswahl und half ihnen, in technischen Berufen Fuß zu fassen. Als Gastdozentin der „Purdue University“ in Lafayette trug sie dazu bei, die Grundlagen zu erarbeiten, die junge Frauen in der Luftfahrt fördern.

1929 wurde Amelia Earhart als Funktionärin für die „National Aeronatic Association“ gewählt. In dieser Eigenschaft inspirierte sie die „Fédéral Aéronautique Internationale“ („FAI“) dazu, separate Höhen-, Geschwindkeits- und Ausdauerrekorde für Frauen einzuführen.

An Ehe und Mutterschaft dachte Amelia Earhart kaum.
1930 schrieb sie einer Freundin: „Ich halte noch immer nichts von der Ehe. Ich glaube, dass ich vielleicht nie etwas anderes als einen Käfig in ihr sehen kann.“ Ihr wird auch der Satz zugeschrieben: „Es dauert zu lange, ein Baby zu machen.“

Doch am 7. Februar 1931 erhörte Amelia Earhart den sechsten Heiratsantrag von George Palmer Putnam und heiratete widerstrebend den zehn Jahre älteren und weniger abenteuerlustigen Mann. Sie befürchtete, die Ehe könne sie in ihrer Fliegerei einschränken, schloss mit Putnam einen Ehevertrag, was damals eine Sensation war, wollte keine Kinder bekommen und vereinbarte eine „offene Ehe“.

Widersprüchlich sind die Angaben über eine angebliche Affäre von Amelia Earhart mit dem verheirateten Piloten sowie ehemaligen Football- und Basketballprofi Gene Vidal (1895 1969). Mal heißt es, die Liebesbeziehung zwischen den Beiden sei erfunden. Mal wird behauptet, Amelia habe ihre Beziehung mit Vidal vor der Ehe mit Putnam beendet. Mal ist die Rede davon, Earhart habe ihre Affäre mit Vidal auch als Ehefrau fortgesetzt.

Am 20. Mai 1932 flog Amelia Earhart als erste Frau mit ihrer einmotorigen „Lookheed Vega“ in 14 Stunden 56 Minuten von Harbor Grace auf Neufundland (Kanada) über mehr als 3.200 Kilometer Wasserwüste des Atlantik bis fast nach Londonderry in Nordirland. Dies war ein schwieriges Unterfangen gewesen: Wenige Stunden nach dem Start flog sie in eine Schlechtwetterfront, fiel ihr Höhenmesser aus, vereisten die Tragflächen, wurde das Flugzeug immer schwerfälliger und tropfte Benzin aus einem gerissenen Auspuffkrümmer. Als sie mit ihrer Maschine tiefer ging, geriet diese ins Trudeln und stürzte fast 1.000 Meter senkrecht in die Tiefe, bevor sie wieder abgefangen werden konnte. Obwohl sie nicht – wie geplant – auf dem Flughafen von Paris, sondern auf einer Wiese inmitten einer Kuhherde in Nordirland gelandet war, galt ihr Flug als eine Sensation. Damit war sie der erste Mensch, der zwei Mal in der Luft den Atlantik überquert hatte: einmal als Passagier und einmal als Pilotin.

Nach diesem Rekordflug wurde Amelia Earhart in London von Hunderttausenden umjubelt. Zwei Wochen später bereitete man ihr in New York City einen triumphalen Empfang. Für ihren Rekordflug wurde Amelia von Herbert Clark Hoover (1874–1964), dem 31. Präsidenten der Vereinigten Staaten, mit der Goldmedaille der „National Geographic Society“ geehrt. Außerdem erhielt sie als erste Frau das „Distinguished Flying Cross“. In ihrer Dankesrede erklärte sie, einige Aspekte ihres Fluges seien übertrieben dargestellt worden. Sie sei nicht mit den letzten Litern Treibstoff gelandet, sondern habe noch über 400 Liter verfügt, und sie habe bei der Landung auch keine Kuh getötet, es sei denn, eine wäre vor Angst gestorben. 1932 zeichnete man sie auch mit der „Internationalen Harmon Trophy“ als „beste Fliegerin der Welt“ aus.

Im August 1932 flog Amelia Earhart von Los Angeles (Kalifornien) nach Newark (New Jersey). Für diese 3.987 Kilometer lange Strecke benötigte sie 19 Stunden 5 Minuten. Ein Jahr darauf wiederholte sie diesen Solo-Transkontinentalflug über den amerikanischen Kontinent und war mit 17 Stunden 7 Minuten rund zwei Stunden schneller.

1933 freute sich Amelia Earhart über die Wahl von Franklin D. Roosevelt (1882–1945) zum 32. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sie befürwortete dessen Programm einer Sozialgesetzgebung und der staatlichen Fürsorge für Kranke, Rentner, Arbeitslose und Randgruppen. Mit dem linksliberalen US-Präsidenten und seiner Ehefrau Eleanor Roosevelt (1984–1962) war Amelia privat und politisch befreundet. Kurz nach dem Einzug in das „Weiße Haus“ in Washington überredete Amelia die „First Lady“ zu einem nächtlichen Rundflug über die Hauptstadt der USA.

Die schlanke und hochgewachsene Amelia trug im Privatleben neben Röcken auch Hosenanzüge, die sie selbst entwarf. Selbst erfunden hat sie einen berühmten Flieger-Overall mit

Reißverschlüssen.

Am 11. Januar 1935 glückte Amelia Earhart der erste Flug von Hawaii zum rund 4.000 Kilometer entfernten amerikanischen Festland. Amelia war der erste Mensch, dem dieses gefährliche Unternehmen gelang. 18 Stunden 15 Minuten nach ihrem Start in Honolulu auf Hawaii auf der nach einem Wolkenbruch in einen Sumpf verwandelten Rollbahn landete sie wohlbehalten in Oakland (Kalifornien). Dort hießen sie schätzungsweise 10.000 Menschen willkommen. Ebenfalls 1935 unternahm sie einen Alleinflug von Los Angeles nach Mexico-City in 13 Stunden 23 Minuten. Groß war der Jubel, als sie 1935 nach einem 14 Stunden 19 Minuten langen Flug von Mexico City über den Golf von Mexiko in Newark landete.

Als US-Präsident Franklin D. Roosevelt 1936 zur Wiederwahl antrat, unterstützte ihn Amelia Earhart bei zahlreichen öffentlichen Vorträgen. Roosevelt blieb bis zu seinem Tod 1945 Präsident der Vereinigten Staaten.

Wenige Monate vor ihrem 40. Geburtstag am 24. Juli 1937 beschloss Amelia Earhart, als erster Mensch die Erde am Äquator zu umrunden. Für diesen wagemutigen Weltflug stand ihr eine zweimotorige „Electra“ (Lockheed Modell 10) zur Verfügung. Das kühne Unternehmen wurde vor allem von der „Purdue University“ finanziert, bei der Amelia als Beraterin von Studentinnen arbeitete. Die Universität sponserte die „Lockheed Electra“ als „fliegendes Labor“.

Der erste Start von Amelia Earhart zum geplanten Weltflug im März 1937 auf Hawaii missglückte. Ihre Maschine wurde durch einen Brand schwer beschädigt und Amelia kehrte in die amerikanische Hauptstadt Washington zurück. Danach konnte sie es kaum erwarten, bis ihr Flugzeug repariert wurde.

Am 21. Mai 1937 flogen Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan (1893–1937) nach Miami (Florida), um dort erneut zum Weltflug zu starten. Rund 500 Schaulustige jubelten den Beiden zu, als sich ihre rote „Lockheed Electra“ am 1. Juni 1937 um 5.56 Uhr in die Luft erhob. Die Rückkehr in Amerika war für den 4. Juli 1937, den Unabhängigkeitstag („Independence Day“) der USA, geplant.

Die Pilotin Amelia Earhart saß während des Fluges im Cockpit der „Lockheed Electra“ und steuerte die Maschine. Ihr Navigator Fred Noonan kauerte zwischen den Tanks im Rumpf des Flugzeuges am Navigationstisch. Weil die lauten Motoren eine mündliche Kommunikation nicht erlaubten, schrieben Earhart und Noonan Zettel und zogen diese an einer Schnur hin und her. Sobald sie nach fünf bis zu zehn Stunden Flugzeit wieder aus der Maschine stiegen, dröhnte ihnen der Motorenlärm noch lange in den Ohren.

Anfangs führte der Flug nach Südwesten über die Karibik an der südamerikanischen Küste entlang. Am 7. Juni 1937 erfolgte die Überquerung des Atlantiks von Brasilien in Südamerika nach Senegal in Westafrika. Acht Tage später landeten Earhart und Noonan in Karachi und hatten nun etwa die Hälfte der Flugstrecke geschafft. Anschließend ging es weiter über Indien nach Rangun Malaysia.

Der Flug, wie ihn zuvor noch niemand gewagt hatte, erforderte die volle Konzentration der Pilotin und des Navigators. Weitere Belastungen waren Sandstürme, Monsunregen und tropisch-heiße Nächte. Nach der Landung auf Java fühlte sich Amelia Earthart nicht nur erschöpft und krank, sondern begann auch zu bezweifeln, ob sich der Aufwand, die Strapazen und das Risiko überhaupt lohnen würden. Doch ihr Ehemann drängte sie von New York City aus zum Weiterflug. Ihm erschien es wichtig, dass der Weltflug vor dem amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli 1937 beendet sei, weil dann die Begeisterung für dieses Abenteuer besonders groß sein würde.

Nach einer Zwischenlandung in Australien landeten Amelia Earhart und Fred Noonan – fünfeinhalb Wochen nach ihrem Start in Kalifornien – am 29. Juni 1937 in Lae auf Neuguinea. Nun hatten sie ungefähr drei Viertel der Gesamtstrecke ihres Weltfluges geschafft. In Lae versuchte Amelia erfolglos, den Radiomechaniker Harry Belfour der „New Guinea Airways“ dafür zu gewinnen, sie auf ihrem Weiterflug zu begleiten. Die nächste Etappe über 4.740 Kilometer galt nämlich als besonders riskant. Dabei musste Howland Island, eine winzige Insel der Phönix-Gruppe in der Südsee zwischen Haiwaii und Australien, gefunden werden. Das war zu jener Zeit, in der es für einen Navigator über der hohen See nur Kompass, Uhr, Geschwindigkeitsmesser, Sterne bzw. Sonnenstand und eventuell Funksignale als Orientierungshilfen gab, kein leichtes Unterfangen.

Earhart und Noonan mussten unbedingt Howland Island ansteuern, weil der maximale Treibstoffvorrat ihrer „Lockheed Electra“ nicht weiter reichte. Noonan studierte intensiv die von der US-Regierung bereitgestellten Karten, auf denen die Howland-Insel irrtümlich etwa zehn Kilometer zu weit nord-westlich eingezeichnet war.

Am 2. Juli 1937 um 10.22 Uhr Ortszeit nahmen Earhart und Noonan, die sich gegenseitig Mut zugesprochen hatten, mit ihrer vollaufgetankten „Lockheed Electra“ die gefährlichste Etappe ihres Flugabenteuers in Angriff. Ihr Treibstoffvorrat reichte für etwa 20 Stunden und sie wollten nach 18 Stunden auf Howland Island zwischenlanden.

Beim Start auf der stoppeligen Piste von Lae brach die Antenne des Kurzwellensenders der „Lockheed Electra“ ab. Wegen des vollen Benzintanks erhob sich die Maschine nur langsam und träge in die Luft, weswegen am Ende der Startbahn das Wasser der Salomonensee aufschäumte. Weder Amelia Earhart noch ihrem Navigator Fred Noonan und auch nicht dem vor Howland Island wartenden Kutter „Itasca“ der US-Küstenwache fiel das Fehlen der Antenne auf, das bewirkte, dass vom Flugzeug aus zwar Funksprüche abgesetzt, aber nicht mehr empfangen werden konnten.

Amelia Earhart wollte die kleine Insel Howland durch Funkpeilung finden. Aus diesem Grund wartete dort der Kutter „Itasca“, der auf ihre Funksprüche wie geplant reagierte. Amelia meldete mehrfach, keine Funksignale zu empfangen und irrte offenbar zunehmend über dem Pazifik um-
her.

In der Funkbude des Kutters „Itasca“ wachte man die ganze Nacht, um Meldungen von Amelia Earhart zu hören. Am Morgen um 2.38 Uhr vernahm man dort erstmals die Stimme von Amelia, als sie „Himmel bedeckt“ sagte. Nach Sonnenaufgang meldete Amelia „200 miles out“ (zu deutsch: 200 Meilen entfernt“). Offenbar folgte sie einer Positionslinie, die ihr Navigator abgesteckt hatte und auf der sie Howland Island finden hätten müssen, wenn die Fehlerwahrscheinlichkeit nicht zu groß war und beispielsweise Wolkenschatten die kleine Insel nicht verdeckten.

Die „Lockheed Electra“ flog bereits auf Reserve, als sich Amelia Earhart mit folgenden Worten meldete: „KHAQQ ruft Itasca. Wir müssen über euch sein, können euch aber nicht sehen. Der Treibstoff geht zu Ende. Wir sind nicht in der Lage, euch über Funk zu erreichen. Wir fliegen in tausend Fuß ...“

Unruhig erwartete ein Empfangskomitee auf dem Flugfeld von Howland Island die „Lockheed Electra“. Für Amelia Earhart und Fred Noonan standen in einem Schuppen gemachte Betten bereit. Auf dem Kutter „Itasca“ suchte man den Horizont mit Feldstechern ab. Dann hörte man Amelia ein letztes Mal, als sie sagte: „Wir sind auf Position 157-337. Wir werden uns auf 6210 Kilohertz melden – pardon – auf 6210 Kilohertz empfangen. Wir fliegen hin und her. Fliegen Nord-Süd.“ Danach herrschte Funkstille im Äther um Howland Island, wo die „Lockheed Electra“ nie ankam.

An Bord des Kutters „Itasca“ hielt sich ein 23-jähriger Student der Universität Hawaii namens James Carey auf, der für die Nachrichtenagentur „Associated Press“ („AP“) über die

Zwischenlandung von Amelia Earhart berichten sollte. Er erkannte sofort den Ernst der Lage und schrieb auf seinen Block „Eilmeldung von der „Itasca“. Amelia Earhart abgestürzt.“ Doch der junge Mann konnte seine sensationelle Nachricht nicht senden, weil die Frequenzen für mögliche Notsignale der Pilotin reserviert waren. „Associated Press“ meldete später das Verschwinden von Amelia von Hawaii aus und nannte die Küstenwache als Quelle. Carey schrieb auf seinen Block, die „Itasca“ fahre auf der Suche volle Kraft voraus zum nordwestlichen Quadranten.

Eine junge Funkamateurin namens Betty Klenck will 1937 in St. Petersburg (Florida) eine mysteriöse Meldung aufgefangen haben, die von Amelia Earhart stammen soll, deren Stimme sie von der Wochenschau her kannte. Amelia soll sich mit einem Mann gestritten haben und ihn aufgefordert haben, er solle im Flugzeug bleiben und sich um das Funkgerät kümmern. Die Signale hätten mal stark zugenommen, mal seien sie schwächer geworden. Was sie verstand, schrieb sie in einem Schulheft auf, legte es ihrem Vater vor und dieser informierte die Küstenwache, fand aber kein Gehör. Über die angeblichen Vorgänge berichtete Betty Klenck später im Alter von 84 Jahren der Nachrichtenagentur „Associated Press“.

Offenbar hatten die nach vierwöchigen Strapazen völlig erschöpfte Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan das nur drei Kilometer lange und weniger als einen Kilometer breite Atoll in den Weiten des Pazifik nicht gefunden.

Kurze Zeit nach dem letzten Funkspruch von Amelia setzte US-Präsident Franklin D. Roosevelt einen Krisenstab ein und ordnete die bis dahin größte Suchaktion für ein einzelnes Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt an. Daran beteiligten sich 64 Flugzeuge, acht Kriegsschiffe und 4.000 Männer der US-Marine. Man suchte mehr als 402.000 Quadratkilometer ab. Die Suchaktion kostete etwa vier Millionen US-Dollar. Doch man entdeckte nicht die geringste Spur von Maschine und Besatzung. Nach mehr als zwei Wochen stellte man am 19. Juli 1937 die Suchaktion ein. 1938 wurde auf Howland Island ein Leuchtturm errichtet und „Amelia Earhart Light“ genannt. Am 5. Januar 1939 erklärte man die verschollene Fliegerin für tot.

Das Rätsel um das traurige Ende von Amelia Earhart ist bis heute nicht geklärt. Mehr als 50 Bücher und einige Filme haben sich damit befasst. Verschwörungstheoretiker ließen sich teilweise zu den gewagtesten Spekulationen hinreißen. Mal war beispielsweise die Rede von Earharts angeblicher Rolle als Spionin, die aus der Luft nach japanischen Kriegsschiffen spähen sollte. Mal hieß es, sie sei durch Außerirdische entführt worden. Mal phantasierte man, sie sei nach ihrer Gefangennahme durch Japaner eine Mätresse des Kaisers Hirohito gewesen.

Laut Internet-Lexikon „Wikipedia“ hat eine Kombination verschiedener Ursachen zu dem Unglück geführt. Dort liest man: „Zum einen war die Howlandinsel auf damaligen Kar-
ten falsch, nämlich 10km westlich von ihrer tatsächlichen Lage verzeichnet. Zudem war die Berechnung der Flugzeugposition des Navigators Noonan vermutlich fehlerhaft. Auch Schwierigkeiten in der Sprechfunkkommunikation trugen zum Unglück bei. Der zum Unglückszeitpunkt bewölkte Himmel erschwerte das Auffinden der nur wenige Meter über dem Meer liegenden, winzigen Insel weiter. Der größte Fehler bestand allerdings darin, dass die Funkpeilsysteme des Flugzeugs und der SS Itasca nicht aufeinander abgestimmt waren und die Flugzeugbesatzung mit dem System kaum vertraut war.“

„Wikipedia“ zufolge erscheint die Annahme, das Flugzeug mitsamt Besatzung sei in den Pazifik gestürzt, am naheliegendsten. Dieser Theorie zufolge vermutet man, Amelia Earhart sei kurze Zeit nach ihrem letzten Funkspruch der Treibstoff ausgegangen und sie sei so sehr mit der Stabilisierung ihres Flugzeugs beschäftigt gewesen, dass sie kein „Mayday“ mehr senden konnte. Bei späteren Notwasserungen der „Electra“ beobachtete man, dass dieses Flugzeug wegen seiner schweren Triebwerke nur maximal zehn Minuten lang schwimmfähig war. Nach einer Landung auf dem Wasser funktionierte die Funkanlage nicht mehr. Wahrscheinlich liege die Unglücksmaschine in der Umgebung von Howland Island in einer Tiefe von etwa 5.000 Metern, hieß es.

Nicht in dieses Bild passen Hinweise, denen zufolge Amelia Earhart und ihr Begleiter Fred Noonan auf Gardner Island (seit 1979 Nikumaroro), einem unbewohnten Atoll, der Phoenix-Inseln notgelandet und dort kurze Zeit überleben haben sollen. Bereits eine Woche nach dem Verschwinden der Beiden wurden dort von einem Suchflugzeug des US-Schlachtschiffs „Colorado“ Anzeichen auf ein kürzlich genutztes Biwak erspäht. Aber man nahm diese Beobachtung von Leutnant John O. Lambrecht nicht ernst, weil Gardner Island als nicht bewohnt galt. Zudem könnten Notfunksprüche während der ersten Tage nach dem Verschwinden von Earhart stammen.

Im Kriegsjahr 1940 betraten britische Soldaten die Insel Gardner Island. Sie stießen auf Teile eines unvollständig erhaltenen menschlichen Skeletts, eine leere Sextantenkiste (eventuell von Fred Noonan) und auf einen Frauenschuh (womöglich von Amelia Earhart). Man brachte die Skelettreste auf die Fidschi-Inseln und ließ sie dort von einem Arzt begutachten. Zunächst ordnete man die Skelettknochen einer männlichen Person zu. In der Folgezeit gingen diese Knochen verloren.

Amerikanische Flieger sollen 1944 auf einer einsamen Insel im Stillen Ozean angeblich eine Frau angetroffen haben, die ihren Namen nicht nannte und der verschollenen Amelia Earhart ähnlich sah. Nach einer weiteren Theorie sollen im Sommer 1945 amerikanische Besatzungssoldaten auf den Marshallinseln Hinweise dafür entdeckt haben, dass 1937 eine Fliegerin nahe der Ritainsel notgelandet und von den Japanern gefangengenommen worden sei.

Die „Internationale Gruppe zum Auffinden historischer Flugzeuge“(„The International Group of Historic Aircraft Recovery“ = „Tighar“) hat etliche Expeditionen unternommen, um das Wrack des Flugzeuges von Amelia Earhart zu suchen. Ric Gillespie, der „Direktor“ der „Tighar“, glaubt nicht, dass die Maschine von Amelia in den Pazifik gestürzt und dort versunken sei. Nach seiner Ansicht und derjenigen seiner Mitstreiter soll Amelia nahe an Howland Island vorbeigeflogen und die Positionslinie weiter in Richtung Süden verfolgt haben. Dort befinden sich noch die Atolle Baker, McKean und Gardner Island.

Ric Gillespie fand 1998 den Bericht über das 1940 auf Gardner Island entdeckte unvollständige Skelett, das man – wie erwähnt – einem Mann zuschrieb, in London. An der „University of Georgia“ in den USA zog die Kochenspezialistin Karen Ramey Burns anhand der Messdaten in diesem Bericht den Schluss, die Knochen stammten von einer Frau nordeuropäischer Herkunft im Alter und mit dem Gewicht von Amelia Earhart.

Bei einer „Tighar“-Expedition entdeckte man 2007 auf Gardner Island unter anderem Aluminiumblech und Acrylglas, das von der Unglücksmaschine „Lockheed Electra“ stammen könnte. Außerdem fand man einen Frauenschuh aus den 1930-er Jahren der Marke „Cat’s Paw“, die Amelia trug, einen Männerschuh-Absatz, einen Reißverschluss, der von einer Fliegerjacke stammen könnte, den Spiegel einer Puderdose, einige Knöpfe und einfache Werkzeuge. Auf dem Aluminiumblech und Plexiglas fehlen Seriennummern, die man eindeutig der „Lockheed Electra“ von Earhart zuordnen könnte.

2010 wurde man bei Ausgrabungen auf Gardner Island erneut fündig. Man entdeckte altes Make-up, Glasflaschen und Muschelschalen. Dort, wo man 1940 das unvollständige, inzwischen verschollene menschliche Skelett geborgen hatte, stieß man auf Knochenfragmente, die von einem Wirbel und einem Finger stammen könnten. Bedauerlicherweise war kein DNA-Vergleich dieser Knochenfragmente möglich. Es erwies sich sogar als unmöglich, sicher festzustellen, ob die Knochenfragmente tatsächlich menschlicher Natur waren.

Bei „Tighar“ glaubt man, weitere Teile dieses Skeletts oder der Ausrüstung könnten von einer fußballgroßen Krebsart namens Palmendiebe oder anderen Tieren zerlegt und weggetragen worden sein und man könne diese vielleicht noch in Umgebung der Fundstelle finden. Dass man das Flugzeugwrack nicht entdeckte, erklärte „Tighar“ damit, dieses sei nach einer Notwasserung vor der Küste des Atolls nach einigen Tagen durch die Strömung über das Korallenriff gezogen worden. Der Meeresboden fällt dort steil auf mehrere hundert Meter ab.

Ende Mai 2012 stießen Archäologen auf Gardner Island nahe des völlig zugewachsenen vermeintlichen Lagerplatzes von Amelia Earhart auf neue Hinweise. Zum Fundgut gehören Korallen, Flaschen, zwei Messer und Scherben eines Glastiegels. Wegen der Größe und ungewöhnlichen Form des ehemaligen Glastiegels vermutet man, dieser habe als Behältnis

für eine Creme namens „Dr. Berry’s Freeckle Ointment“ gegen Sommersprossen gedient. Amelia mochte ihre Sommersprossen nicht.

Bei einer Expedition von „Tighar“ im Juli 2012 sucht man mit einem Roboter-U-Boot den Meeresboden nach Wrackteilen ab. Die Kosten für diese Expedition beliefen sich auf rund zwei Millionen US-Dollar. Doch Teile der Unglücksmaschine von Earhart wurden nicht entdeckt. Ric Gillespie erklärte allerdings, ein Experte habe bei der Auswertung von Bildmaterial ein eventuelles Trümmerfeld identifiziert. Laut „Wikipedia“ spricht gegen diese Theorie, dass auf Gardner Island keine weiteren Funde der Ausrüstung oder des Flugzeugwracks vorliegen. Und dies, obwohl diese Insel seit 1937 regelmäßig besucht wurde und sich dort während des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) eine Fernmeldebasis der US-Navy befand und Gardner Island bis 1963 dauerhaft besiedelt war. Dort geborgene Wrackteile lassen sich größtenteils Kampflugzeugen zuordnen. Kein Teil stamme mit Sicherheit von Earharts Flugzeugtyp. Es sei auch gar nicht klar, ob der an Bord der „Lockheed Electra“ befindliche Treibstoff überhaupt bis Gardner Island ausgereicht hätte.

Nach einer besonders phantasievollen Deutung sollen Amelia Earhart und Fred Noonan sich während ihres Fluges verliebt und ihr Verschwinden inszeniert haben, um glücklich auf einer einsamen Insel leben zu können. Andererseits hieß es auch, Earhart sei in die USA zurückgekehrt und habe dort als einfache Hausfrau gelebt.

Amelia Earharts Ehemann George P. Putnam gab noch im Unglücksjahr 1937 ungeachtet seiner Trauer über den Tod seiner Ehefrau das Buch „Last Flight“ mit Berichten von Amelia über die Etappen ihres letzten Fluges heraus. 1939 folgte die von Putnam verfasste Biographie „Soaring Wings“ mit Tagebucheinträgen von Amelia. Das abenteuerliche Leben von Amalia Earhart bot auch anderen Autoren reichlich Stoff für Bücher, Filme, Fernsehproduktionen und Musikstücke.

1994 wurde der Fernsehfilm „Amelia Earhart – Der letzte Flug von Yves Simoneau mit Diane Keaton erstmals gesendet. 1996 folgte der Fernsehfilm „Amelia Earhart“ von George Schaefer mit Susan Clarc als Titelheldin. Auch in der Fernsehserie „Star Trek: Raumschiff Voyager“ kam Amelia zu filmischen Ehren. In der Episode „The 37’s“ (deutscher Titel: „Die 37er“) aus wurden sie und ihr Navigator Fred Noonan von der Besatzung des Raumschiffs „U.S.S. Voyager NCC 74656“ auf einem fremden Planeten in einer Stasiskapsel entdeckt. Jener Episode zufolge wurden die Beiden bei der Überquerung des Pazifiks von außerirdischen Sklavenhaltern namens Briori entführt und auf die andere Seite der Galaxis gebracht. Dargestellt wurde Amelia Earhart von der Schauspieler Sharon Lawrence. David Graf verkörperte die Rolle ihres Navigators Fred Noonan. Im Kinofilm „Nachts im Museum 2“ (2009) mit Amy Adams erwachte die Wachsfigur von Amelia Earhart zum Leben. Ebenfalls 2009 kam in den USA die 110 Minuten lange Filmbiografie „Amelia“ der indischen Regisseurin Mira Nair in die Kinos. Der Filmstart in Deutschland erfolgte im Juni 2009. Hilary Swank verkörperte Amelia Earhart, Richard Gere ihren Ehemann und Ewan McGregor ihren Geliebten Gene Vidal.

Das Online-Lexikon „Wikipedia“ erwähnte 2012 etliche Musikstücke, in denen Amelia Earhart eine Rolle spielt. Joni Mitchell beispielsweise nannte ihr Stück „Amelia“ nach ihr. Ian Matthew’s Folk-Band „Plainsong“ nahm das Album „In Search of Amelia Earhart“ auf. Heather Nove brachte den Song „I Miss My Sky“ über Amelia heraus. Die kanadische Rockgruppe „Bachman Turner Overdrive“ gab einem ihrer Songs den Titel „Amelia Earhart“. Der Song „Someday we’ll know“ der US-Rockband „New Radicals“ enthält die Zeile „Whatever happened to Amalia Earhart ...“. Mary Black sang in ihrem Lied „No frontiers“ den Satz „And your heart is Amelia, dying to fly“.

Die berühmte amerikanische Fliegerin Jacqueline („Jackie“) Cochran (1906–1908) sagte über Amelia Earhart: „Wenn ihr Flug in die Ewigkeit geführt hat, kann man ihren Verlust betrauern, aber ihren Versuch nicht bedauern. Amelia hat nicht verloren, denn ihr letzter Flug ist endlos gewesen. Wie bei einem Staffellauf des Fortschritts hat sie die Fackel lediglich anderen übergeben, die sie zum nächsten Ziel und von dort bis in alle Ewigkeit weitertragen werden.“

[...]

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Amelia Earhart - Die erste Frau, die zwei Mal über den Atlantik flog
Autor
Jahr
2010
Seiten
81
Katalognummer
V145882
ISBN (eBook)
9783640571437
ISBN (Buch)
9783656304548
Dateigröße
4036 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Fliegerin, Pilotin, Pilotinnen, Luftfahrt, Fliegerei, Frauenbiografien, Biografien, Kurzbiografien, Amelia Earhart, Ernst Probst
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Amelia Earhart - Die erste Frau, die zwei Mal über den Atlantik flog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145882

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Amelia Earhart - Die erste Frau, die zwei Mal über den Atlantik flog



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden