Samos - Heraion: Prozessionen an den Heraia


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Hera Heiligtum
2.1 Grabungsgeschichte
2.2 Lage des Heiligtums
2.3 Bauten des Heiligtums

3. Der Hera-Kult auf Samos
3.1 Die Anfänge des Kultes
3.2 Das Hera-Fest
3.3 Die Prozessionen an den Heraia
3.3.1 Schriftliche Quellen
3.3.2 Archäologische Quellen
3.3.3 Verlauf der Prozessionen

4. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die antike griechische Kultur kannte eine Vielzahl an Prozessionsarten, sowohl profaner Natur als auch zu einem Kult gehörend. Eine wichtige Rolle in den verschiedenen Götterkulten spielte die Opferprozession. Hierbei wurde ein Opfer von einer Polis dargebracht und durch das Kultpersonal und die Kultgemeinde zum Altar geführt. Dieser Opferzug war Teil der Rituale und des Kultes einer Gottheit und führte die Kultgemeinde aus dem Alltäglichen heraus. Neben der Wirkung dieser Prozessionen auf die Gottheit, wurde immer auch eine repräsentative Wirkung nach außen angestrebt.[1] Auch im Heraion von Samos war die Prozession von der antiken Stadt Samos zum Heraion fester Bestandteil des Hera-Kultes. Die enge Verbindung der beiden Orte zeigte sich auch in ihrem gemeinsamen Aufblühen und ihrem gemeinsamen Zerfall.[2] Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Prozession zum Heraion von Samos und beschreibt zunächst das Heiligtum selbst näher. Dabei wird auf die Grabungsgeschichte und die Lage des Heiligtums eingegangen. Es folgt eine kurze Beschreibung der Bauten des Heiligtums in chronologischer Reihenfolge.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Hera-Kult auf Samos, wobei die Anfänge des Kultes erläutert und das jährliche Hera-Fest näher beschrieben werden. Teil dieses Festes war auch die Prozession, die hier näher beschrieben werden soll. Wenige schriftliche Quellen und insbesondere archäologische Quellen geben Aufschluss über die Prozessionsstraßen und den Verlauf der Prozession.

2. Das Hera Heiligtum

2.1 Grabungsgeschichte

Die ersten planmäßigen Grabungen im Heraion von Samos fanden in den Jahren 1890-1892 unter den griechischen Archäologen P. Cavvadias und Th. Sofoulis statt. Theodor Wiegand und Martin Schede begannen im Auftrag der Königlichen Museen Berlin erneut eine Grabung in den Jahren 1910-1914. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnten der ganze Tempel und der Altar freigelegt werden. Ebenfalls in dieser Zeit wurde ein großes Stück der Heiligen Straße erstmals freigelegt. Ab 1925 fanden weitere Grabungen durch die Athener Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts unter der Leitung von Ernst Buschor statt. Auch diese Ausgrabung wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen und erst 1951 durch Buschor fortgesetzt. Es folgte eine Grabung in den Jahren 1963-1975 unter der Leitung von Ernst Homann-Wedeking. Seit 1976 fanden ergänzende Ausgrabungen statt, die immer wieder neue Erkenntnisse und Funde hervorbrachten.[3]

2.2 Lage des Heiligtums

Das Hera-Heiligtum befindet sich auf der Insel Samos. Als extraurbanes Heiligtum liegt es jedoch nicht in der antiken Stadt Samos, dem heutigen Pythagoreion, sondern etwa 7 km westlich von ihr.[4] Dennoch waren die Stadt Samos und das Heraion eng miteinander verbunden, was sich nicht nur in ihrem gleichzeitigen Aufblühen und ihrem gleichzeitigen Verfall widerspiegelt, sondern auch in der Heiligen Straße, die die beiden Orte miteinander verbindet.[5] Das Heraion liegt in der sumpfigen Schwemmebene des Flusses Imbrasos, nahe der Meeresküste.[6] Der sumpfige Untergrund stellte immer wieder erhebliche Probleme für einige Bauten des Heiligtums dar, insbesondere für den Rhoikostempel.[7] Besucher konnten das Heiligtum sowohl auf dem Land- als auch auf dem Seeweg erreichen. Spätestens seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. führte ein Weg vom Strand noch Norden bis zum Platz zwischen dem Altar und dem Hekatompedos, der sogenannte Prozessionsweg. Die bereits genannte Heilige Straße bildete den Zugang über den Landweg.[8]

Das Heraion stellt nicht die erste Nutzung dieses Ortes durch Menschen dar. An seiner Stelle befand sich eine frühbronzezeitliche Siedlung des 3. Jahrtausends, die zu Beginn des 2. Jahrtausends v.Chr. aus unbekannten Gründen aufgegeben wurde.[9] Erste kultische Aktivitäten am Platz des späteren Heraion können anhand von Scherben im Altarbereich bereits in spätmykenischer Zeit etwa ab dem 13. Jahrhundert v.Chr. nachgewiesen werden. Zu dieser Zeit siedelten bereits die ersten Griechen auf Samos. Dennoch klafft eine Lücke von mehreren Jahrhunderten in der menschlichen Nutzung des Ortes, weshalb eine Kontinuität zwischen Siedlung und Heiligtum ausgeschlossen werden kann.[10]

Es ist jedoch möglich, dass der Ort seine Bedeutung durch die noch sichtbaren bronzezeitlichen Siedlungsruinen erhielt. Ähnlich wie im Heraion von Argos oder auf der Akropolis von Athen verliehen diese Spuren einer mythischen Vergangenheit dem Ort einen altehrwürdigen Charakter.[11]

2.3 Bauten des Heiligtums

Die Bauwerke im Heraion von Samos entstammen den unterschiedlichsten Epochen der Antike. Eine erste Blüte erfuhr das Heiligtum im 8. Jahrhundert v.Chr., als auch die Stadt Samos zu einer geschichtlichen Größe aufstieg.[12] In der Folgezeit fanden immer wieder größere und kleinere bauliche Veränderungen im Heiligtum statt, die bis in die späte Kaiserzeit hinein andauerten. Die bedeutendsten Bauten stammen jedoch aus der geometrischen und der archaischen Zeit. Wohl bereits in mykenischer Zeit war der Ort durch einen kleinen Feldsteinaltar und einen offenen Schrein oder ein Schutzdach für das hölzerne Kultbild als Kultstätte gekennzeichnet. Möglich wäre auch die Existenz des Lygosbaumes, der eine wichtige Rolle im Kult der Hera auf Samos spielt. Es ist wahrscheinlich, dass die einwandernden ionischen Griechen den Kult dieser Göttin übernahmen und weiterführten.[13]

Im 8. Jahrhundert wurde die alte Kultstätte ausgebaut und es begann die erste bauliche Entwicklung des Heiligtums. Der Altar erhielt eine Rechteckform, wurde nach Südosten ausgerichtet und mit einem Plattenpflaster umgeben. Östlich des Altars entstand der erste Hera-Tempel des Heraion, der sogenannte Hekatompedos I.[14] Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde der Hera-Tempel mit einem Steinsockel neu errichtet und mit einer hölzernen Ringhalle umgeben. Er besaß dieselben Ausmaße wie sein Vorgängerbau und wird als Hekatompedos II bezeichnet. Auch der Altar wurde mehrmals erneuert und vergrößert. Den Abschluss des Temenos zum Imbrasos hin bildete die Südhalle. Ab dem 7. Jahrhundert können eine Intensivierung des Kultbetriebs und steigende Besucherzahlen festgestellt werden, wovon die steinernen Reinigungs- und Trinkwasserbecken innerhalb des Temenos zeugen.[15] In der Mitte des 6. Jahrhunderts fand unter der Leitung des Architekten Rhoikos und des Universalkünstlers Theodoros eine vollkommene Neugestaltung des Heiligtums statt. Ein riesiger Hera-Tempel, der sogenannte „Rhoikostempel“, entstand, der aber nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten bereits wieder abgetragen werden musste. Hierfür waren wahrscheinlich unheilbare Bauschäden aufgrund von Fundamentsenkungen durch den sumpfigen Untergrund verantwortlich.

[...]


[1] Für allgemeine, einleitende Informationen zu Prozessionen siehe: F. Graf, Umzüge und Prozessionen. Raum und Religion in der griechisch-römischen Antike, in: F. Graf – E. Hornung (Hrsg.), Wanderungen, Eranos N. F. Bd. 3 (1995), 85-112.

[2] P. Zapheiropoulou, La relation entre l’Heraion et la ville de Samos, in: Héra. Images, espaces, cultes. Actes du colloque international, Lille 29 - 30 novembre 1993 (Neapel 1997), 152.

[3] P. Zapheiropoulou a.O. (Anm. 2) 152 und H. Kyrieleis, Führer durch das Heraion von Samos (Athen 1981), 55-57.

[4] A. Herda, Die „Heilige Straße“ von Samos, in: K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur, Ausstellungskatalog der Abguss-Sammlung Antiker Plastik Berlin (Berlin 1995), 133.

[5] P. Zapheiropoulou a.O. (Anm. 2) 152 und A. Herda a.O. (Anm. 4) 133.

[6] A. Herda a.O. (Anm. 4) 133.

[7] H. Kyrieleis a.O. (Anm. 3) 48.

[8] A. Herda a.O. (Anm. 4) 133f.

[9] ebd. 133.

[10] ebd. 133.

[11] ebd. 133.

[12] ebd. 133.

[13] H. Kyrieleis a.O. (Anm. 3) 40f.

[14] ebd. 43.

[15] ebd. 43.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Samos - Heraion: Prozessionen an den Heraia
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut für Klassische Archäologie)
Veranstaltung
Griechische Prozessionen und Prozessionsstraßen
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V145757
ISBN (eBook)
9783640562763
ISBN (Buch)
9783640562374
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hera, Samos, Heraion, Prozession, Heraia, Fest, Religion, griechische, Heiligtum, Kult, Kultausübung, Opferzug, Prozessionsstraße
Arbeit zitieren
Stefanie Leisentritt (Autor:in), 2009, Samos - Heraion: Prozessionen an den Heraia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145757

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