Der Partherkrieg Trajans – aggressive Expansions- oder gezielte Grenzsicherungspolitik?


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Trajan - ein vir militus ?

3. Außenpolitik bis 113 n. Chr.

4. Der Partherkrieg
4.1. Die Eroberung Armeniens - Reaktion auf verletztes Recht?
4.2. Der Vormarsch nach Mesopotamien
4.3. Die Ereignisse des Jahres 116 n. Chr
4.4. Weiterverlauf und Ergebnisse des Krieges
4.5. Die Kriegsgründe des römischen Kaisers

5. Schlussfolgerung

6. Bibliographie

1. Einleitung

Zweifellos war Trajan einer der herausragendsten Kaiser in der Geschichte Roms, da das römische Reich während seiner Herrschaft die größte territoriale Ausdehnung und Anzahl an Provinzen erlangen konnte. Nicht umsonst wird Trajan deshalb neben Antoninus Pius und Marcus Aurelius im Kanon der drei vorbildlichen Kaiser im dritten Jahrhundert nach Christus benannt.[1] Auf der einen Seite wird ihm seine außergewöhnliche Kooperation bezüglich des Senates nachgesagt, aber andererseits ist sein Hang zum Soldatentum und das Bestreben zur Imitation der Eroberungspolitik Alexanders des Großen unbestreitbar. Nach nahezu unglaublich erfolgreichen militärischen Unterfangen der Römer gegen die Daker, welche mit der absoluten Vernichtung derer geendet hatten, folgte knapp zehn Jahre später der Partherkrieg. Dieser Krieg brachte Trajan aufgrund der exzellenten Fortschritte und umfangreichen Eroberungen (Einrichtung mindestens zwei neuer Provinzen) mehrere Siegertitel wie Parthicus und Optimus Princeps ein und ließ ihn zu einem der angesehensten, wenn nicht sogar zum besten und anerkanntesten Kaiser Roms aufsteigen. Doch die Schattenseite bzw. der Kriegsausgang wird gerne zurückgehalten – nach dem Tod Trajans wurden durch Hadrian alle Eroberungen wieder rückgängig gemacht. Die Anstrengungen waren somit vergebens.

Nun gilt es zu untersuchen, ob der Partherkrieg überhaupt von Trajan im Voraus geplant wurde, welches einer gezielten expansiven Außenpolitik nahe kommen würde, oder ob er lediglich auf die gegebenen Umstände, welche durch die Parther mit Bruch der Einsetzungspraxis des Herrschers in Armenien verursacht wurden, reagierte. Dabei wird die Betrachtung von möglichen Hinweisen auf eine geplante Expansion gen Osten, wie zum Beispiel vorausgeplante außenpolitische Aktivitäten bzw. Maßnahmen oder Truppenverschiebungen, eine Rolle spielen. Auch das weitere Vordringen der römischen Truppen in den Jahren 115 bzw. 116 n. Chr. wird genauer bezüglich der Fragestellung ‚Expansion oder Grenzsicherung?’ untersucht werden.

2. Trajan - ein vir militus ?

„Trajan war der militärischste Kaiser, den Rom gehabt.“[2] So beschrieb Mommsen den aus der Provinz Baetica stammenden Trajan. Doch kann man nicht ohne weiteres eine solche Darstellung allein im Raum stehen lassen, sie würde das Handeln und die Absichten Trajans bereits im Vorhinein mit einer negativen Konnotation versehen.

Marcus Ulpius Traianus, welcher wohl 53 n. Chr. auf der Iberischen Halbinsel geboren wurde, absolvierte seinen Heeresdienst in der Provinz Syria bei seinem gleichnamigen Vater, dem Stadthalter dieser Provinz. Bereits zu diesem Zeitpunkt soll sich der etwa 25 Jahre alte Trajan schon bei einer drohenden militärischen Auseinandersetzung mit den Parthern verdient gemacht haben. Die Parther sollen bei der bloßen Nachricht über das Anrücken Trajans und dessen Truppen sofort beängstigt den Rückzug angetreten haben. Doch scheint die Aussage dieser Schilderung Plinius’ des Jüngeren in seiner Panegyricus, der Lobrede auf den späteren Kaiser Trajan, unwahrscheinlich zu sein - es ist nahezu unmöglich, dass der junge Militärtribun Trajan bereits über einen solchen Ruf verfügt haben soll. Andere Wegpunkte in der Karriere Trajans waren die Stationierung bei den Truppen am Rhein und in Spanien, wobei er als Militärtribun und später auch als Legionskommandeur eingesetzt wurde. Außerdem soll Trajan aus persönlichem Eifer heraus seinen Militärdienst als Tribun auf zehn Jahre verlängert haben, um erdenklich viele Aspekte bezüglich des Heeres und die Gepflogenheiten anderer Völker kennen zu lernen. Jedoch lag die übliche geplante Zeit für diese Aufgabe bei zwei bis höchstens drei Jahren.[3]

Während seines Dienstes suchte Trajan stets die Nähe und Verbindung zu seinen Soldaten, so soll er zum Beispiel ohne weiteres Nachfragen auf Wunsch eines Hauptmannes dessen Tochter das römische Bürgerrecht verliehen haben.[4]

Nachdem Trajan 98 n. Chr. zum Kaiser avanciert war, zeigte er keine besonderen Auffälligkeiten bezüglich eines militärisch ausgeprägten Temperaments, welches sich zum Beispiel in sofortiger Kriegführung (beispielsweise gegen die Germanen[5] ) hätte äußern können. Vielmehr legte Trajan großen Wert auf vorrangige Grenzsicherung am Rhein durch den Ausbau von Verteidigungsanlagen und ähnlichem. Wahrscheinlich wurden zu diesem Zweck auch zwei neue Legionen (legio II Traiana Fortis und legio XXX Ulpia Victrix) und diverse andere Auxiliareinheiten und nicht-reguläre Truppen aufgestellt. Die betonte Nähe zu seinen Truppen diente der Erziehung der Soldaten zu Disziplin und Treue gegenüber dem Kaiser und sollte deshalb positiv bezüglich Trajans Führungsstils hervorgehoben werden. Kein anderer Kaiser vor Trajan bemühte sich so sehr wie er, ein so besonderes freundschaftliches als auch kameradschaftliches Verhältnis zu seinen Soldaten aufzubauen.[6]

Schließlich muss Trajan nahezu perfekt dem römischen Herrscherideal (nach Augustus) entsprochen haben, indem er Tugenden wie „[…] militärische Tüchtigkeit (virtus), Milde (clementia), Gerechtigkeit (iustitia), pflichtgemäßes Verhalten gegenüber Göttern und Menschen (pietas).“[7] verkörperte. Er verwendete die Macht Roms zur bewussten Expansion, kann aber dennoch nicht schlicht als Militarist bezeichnet werden. Vielmehr war Trajan für seine humane Haltung bekannt, was sich auch in seinem Versprechen gegenüber dem Senat, niemals einen Senator töten zu lassen, widerspiegelte.[8]

Wenn man den Ausführungen Cassius Dios Glauben schenken möchte, so wird Trajan als großzügiger Kaiser beschrieben, welcher enorme Geldsummen in den Krieg, aber auch in ‚Werke des Friedens’ investierte. Aber dennoch soll Trajan sich des Krieges erfreut haben, zumindest wenn Siege davongetragen und Feinde gestürzt worden waren.[9]

Letztendlich bleibt eine Einsicht in die Charakterzüge Trajans und eine mögliche Ableitung derer für die von ihm betriebene Politik verschwommen, sind doch die Quellen teilweise zu gegensätzlich und deren Interpretation immer subjektiver Natur.

3. Außenpolitik bis 113 n. Chr.

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Grenzsicherungsprozess während den ersten Jahren seiner Herrschaft, wandte sich Trajan im Jahre 101 n. Chr. dem Klientelstaat der Daker zu. Aufgrund von dakischen Übergriffen ins römische Reichsgebiet hinein soll Trajan den Dakerkönig Dekebalos eine Verletzung des unter Domitian geschlossenen Friedensvertrages von 89 n .Chr. unterstellt haben und ihm anschließend den Krieg erklärt haben[10]. Bereits an dieser Stelle ist ein Bruch Trajans mit der Kaisertradition, die von Augustus hergestellten Reichsgrenzen nicht wesentlich zu verändern, zu erkennen. Nach einigen Schlachten, welche für die Daker als auch die Römer sehr verlustreich waren, einigten sich die beiden Herrscher auf einen Friedenschluss im Jahr 102 n. Chr., welcher aber schon drei Jahre später aufgrund von erneuten dakischen Übergriffen für nichtig erklärt wurde. Trajan sorgte 107 n. Chr. dafür, dass die Daker vernichtet wurden und ihr Land in die Provinz Dacia umgewandelt wurde. Die Ressourcen der neuen Provinz, enorme Gold- und Silbervorkommen, wurden abgebaut und beispielsweise für den Ausbau einiger römischer Städte verwendet.[11]

Auch wenn das Vordringen Trajans nach Dakien auf den ersten Blick expansiv erscheint, so würde es trotzdem als Reaktion auf gegebene Umstände von außen gewertet werden können, da die Aggressionen zuerst von den Dakern ausgingen. Ein Konzept der Grenzsicherung könnte für Trajan dennoch im Vordergrund gestanden haben, weil Lepper zufolge Dakien als eine Art geografische Schlüsselposition bezeichnet werden kann, da es aufgrund der natürlichen Grenzen leicht zu verteidigen (und demzufolge schwer anzugreifen) ist und für den Gesamtverlauf der Donaugrenze einen Sicherheitsgaranten darstellt.[12]

Noch als der Krieg gegen das Dakerreich geführt wurde, entschloss sich Trajan 106 n. Chr. dazu, dass Reich der Nabatäer in eine römische Provinz umzuwandeln. Eck zufolge soll dieser Prozess auch friedlich verlaufen sein.[13]

[...]


[1] Vgl. J.B. Campbell: The Emperor and the Romam Army 31 BC – AD 235, Oxford, 1984, S. 388.

[2] Theodor Mommsen: Römische Kaisergeschichte: Nach den Vorlesungsmitschriften von Sebastian und Paul Hensel 1882/86, München, 1992, S. 388.

[3] Vgl. Michael A. Speidel: Bellicosissimus Princeps, in: Nünnerich-Asmus, Anette (Hrsg.): Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?, Mainz am Rhein, 2002, S. 25f.

[4] Vgl. Plin., Ep. 10, 106f.

[5] Die Germanen konnten im Winter 98/99 n. Chr. durch Demonstration potentieller römischer Truppenstärke an der Grenze eingeschüchtert werden und gehörten nicht mehr zu den bedeutsamen Feinden Roms. Vgl. Speidel, S. 28.

[6] Laut Speidel äußerte sich dieses mit der aktiven Teilnahme an Manövern, das Lernen der Namen der Soldaten, das Umsorgen von Verletzen und später das Mitreiten an vorderster Spitze während einer Schlacht, mit dem Risiko getötet zu werden. Vgl. Speidel, S. 28f.

[7] Werner Eck: Traian, in: Manfred Clauss (Hrsg.), Die Römischen Kaiser, 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, München, 1997, S. 116.

[8] Ebenda, S. 116/118.

[9] Vgl. Dio, LXVIII, 15, 5, 7.

[10] Die Motive des Krieges gegen die Daker waren nach Dio die früheren (Un-)Taten der Daker, ihre lukrativen jährlichen finanziellen Einkünfte und der Fakt, dass ihre Macht und ihr Stolz sich vermehrt hatten. Vgl. Dio, LXVIII, 15, 6.

[11] Vgl. Speidel, S. 31ff.

[12] Vgl. F. A. Lepper: Trajan’s Parthian War, Reprint, Oxford, 1979, S. 109f.

[13] Vgl. Eck, S. 123.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Partherkrieg Trajans – aggressive Expansions- oder gezielte Grenzsicherungspolitik?
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Rom und das Partherreich
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V145488
ISBN (eBook)
9783640549511
ISBN (Buch)
9783640550685
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Trajan, Partherfeldzug, Parthicus, Optimus Princeps, Römische Expansionspolitik, größte Ausdehnung Römisches Reich, Mesopotamien, Assyrien
Arbeit zitieren
Stefan Küpper (Autor:in), 2005, Der Partherkrieg Trajans – aggressive Expansions- oder gezielte Grenzsicherungspolitik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145488

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