Der kulturelle und religiöse Beitrag des Zisterzienserordens in Europa am Beispiel des Kloster Maulbronn

Weltkulturerbe der UNESCO - Das Kloster Maulbronn


Hausarbeit, 2007

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Exposé

Hauptteil
1 Die Entstehung des Zisterzienserordens
2 Das Kloster Maulbronn
2.1 Gründung und Geschichte des Klosters
2.2 Der Tagesablauf der Mönche im 12. Jahrhundert
2.3 Die Klausurbauten
2.4 Der Klosterhof
2.5 Denkmalpflege
2.6 Maulbronn und seine Persönlichkeiten
2.7 Das Klostermaulbronn – ein Weltkulturerbe

Schluss
Schlussbemerkungen
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis

Einleitung

Exposé

„Seit Dezember 1993 ist Maulbronn eingetragenes Weltkulturerbe der UNESCO als eine der vollständigsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen nördlich der Alpen“[1]

Die Aussage verdeutlicht, welche Bedeutung das Kloster Maulbronn für die Menschheit hat, da es etwas über das religiöse Leben der Zisterzienser, sowie über die Baukunst jener Zeit vermittelt. Der Zisterzienserorden prägte Europa durch seinen kulturellen und religiösen Beitrag. Die Zisterzienser entschieden sich dafür, die Regeln des heiligen Benedikts streng zu befolgen und ein Leben in der Einsamkeit zu führen. Gegenwärtig ermöglicht Maulbronn einen Einblick in das ehemalige zisterziensische Leben. Dieses kann man vor Ort anhand der zahlreichen Bauten und der von ihnen kultivierten Landschaft, sowie dem ausgeklügelten Wassersystem noch sehr gut nachvollziehen. Das Kloster ist bis heute weitgehend erhalten, daher erhob es die UNESCO im Jahre 1993 zum Weltkulturerbe. Diese Ernennung erhöht den Status und den Bekanntheitsgrad des Klosters in Europa sowie in der ganzen Welt, da es seither beliebtes Ausflugziel zahlreicher internationaler Touristen ist.

Die folgende Arbeit soll aufzeigen, was das Kloster Maulbronn so einzigartig macht und wie es überhaupt möglich ist, dass es noch in einem so guten Zustand erhalten ist. Zunächst erhält der Leser einen kurzen Überblick über die Entstehung sowie die Prinzipien des Zisterzienserordens. Dies soll für die Lebensweise und die besondere Bedeutung des Ordens sensibilisieren. Der zweite Teil der Hausarbeit beschäftigt sich dann intensiv mit dem Kloster Maulbronn selbst. Dabei geht der Text näher auf die Entstehung, die Entwicklung und die Abhängigkeit gegenüber der weltlichen Politik ein. Des Weiteren soll der damalige Tagesablauf der Mönche erläutert werden. Dieser wird verdeutlichen, mit welcher Disziplin die Zisterzienser ihr religiöses Leben ausüben und was sie von anderen Orden unterscheidet. Außerdem werden die Klosterkirche, die Klausurbauten und der Klosterhof der Abtei vorgestellt, da sie einen Einblick in den Ablauf des täglichen Lebens der Mönche ermöglichen. Gerade anhand der Klausurbauten wird klar, dass die Architektur des Klosters und seine baugeschichtliche Entwicklung von großer Bedeutung sind. Dadurch, dass die Gebäude noch so gut erhalten sind, kann man an vielen Stellen alle Stilrichtungen und Entwicklungsstufen von der Romanik bis zur Spätgotik vorfinden. Anhand der zahlreichen Gebäude und ihrer Anordnung wird ersichtlich, welcher Fleiß und welche Planung ihnen damals zu Grunde lagen. Dabei soll vor allem das vorbildlich entwickelte Wassersystem der Zisterzienser im Mittelpunkt stehen. Außerdem erfährt der Leser etwas über die Denkmalpflege dieser Klosteranlage, da es sich hier um ein kulturelles und religiöses Erbe handelt, welches man für unsere Nachkommen erhalten muss. Im Folgenden sollen einige bekannte Persönlichkeiten vorgestellt werden, welche während der aktiven Klosterzeit oder auch danach das Kloster als Schüler oder Durchreisende bis heute prägen, da man sie immer wieder mit dem Kloster in Verbindung bringt. Zum Schluss werden die Gründe genannt, welche zur Ernennung des Klosters zum Weltkulturerbe der UNESCO im Jahre 1993 führten.

Anhand dieser Analyse des Klosters Maulbronn soll es möglich sein, eine Antwort darauf zu finden, warum das Kloster bis heute einen so wichtigen kulturellen und religiösen Beitrag für Europa liefert. Zur Erläuterung der theoretischen Ausführungen dienen Schilderungen eigener Eindrücke, sowie eigene Fotoaufnahmen, die bei einem Besuch des Klosters im August 2007 entstanden sind.

Hauptteil

1 Die Entstehung des Zisterzienserordens

Der Zisterzienserorden ist ein Reformorden, der sich in ganz Europa ausbreitete. Im Folgenden soll die Entstehung und Bedeutung des Ordens, sowie seine wichtigsten Anliegen dargestellt werden.

Die Grundlage des Zisterzienserordens bilden die ‚Regula Benedicti’, verfasst vom heiligen Benedikt von Nursia, welcher um 480 in Nursia zur Welt kam. Im Jahre 529 gründete er auf dem Berg Monte Cassino das gleichnamige Kloster. Hier verbrachte er auch seine letzten Tage und starb im Jahre 547. Bereits als junger, in Rom studierter Mensch, kehrte er dem weltlichen Leben den Rücken und übte ein Leben in Einsamkeit aus. Dabei verzichtete er auf Genüsse und Vergnügungen jeglicher Art. Dies führte soweit, dass er drei Jahre lang als Eremit in einer Höhle lebte, bis Hirten ihn fanden und seine Heiligkeit verkündeten. Die von Benedikt verfassten Regeln befassten sich mit der persönlichen Armut, Demut, Keuschheit sowie der Abwendung vom weltlichen Leben. Der Beitritt zum Kloster war an die Bedingung geknüpft, dem Kloster ein Leben lang anzugehören und sich gegenüber dem Abt folgsam zu erweisen. Ebenso findet man später vor allem bei den Zisterziensern den wohl wichtigsten Grundsatz seiner Regeln ‚ora et labora’ sowie die zahlreichen Gebetszeiten vor. Diese beinhalteten, dass die Mönche sich einmal in der Nacht und siebenmal am Tag in der Klosterkirche zum gemeinsamen Gebet einfinden mussten. Wer dem Kloster beitreten wollte musste ein Jahr Noviziat überstehen.[2] Dies sind nur einige der Regeln des heiligen Benedikts. Sie sind jedoch von Bedeutung, da sich die Zisterzienser, wie sich im Verlauf der Arbeit herausstellt, streng daran hielten. Gerade das tägliche Beten, aber auch vor allem das körperliche Arbeiten ermöglichte den Klöstern ein autarkes Leben und somit eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber der Außenwelt.

Nachdem die Langobarden Monte Cassino, das Stammkloster der Benediktiner, im Jahre 577 einnahmen, trat die Persönlichkeit des Benedikts von Nursia ein wenig in den Hintergrund. Deswegen waren Reformen von Nöten, damit die unabhängigen, in einem lockeren Zusammenschluss verbundenen Klöster, welche nach den Regeln des heiligen Benedikts lebten, wieder eine innere Struktur annahmen. Das Kloster Cluny übernahm dabei eine zentrale Rolle. Es wurde zum Zentrum der Benediktiner.[3] In Cluny verfolgte man durch die Reformen die Erweiterung der geistigen Arbeit, welche sich zum Beispiel in der Erhöhung der Anzahl der täglich von den Mönchen gesungenen Psalmen zeigte. Die Reformen, welche von den Adligen unterstützt wurden betrafen vor allem die Liturgie sowie das Leben innerhalb der Klöster. Dies hatte zur Folge, dass es zahlreiche Klosterneugründungen während des 11. Jahrhunderts gab. Durch diese Unterstützung und Anerkennung gelangten viele Klöster zu immensem Reichtum, welcher sich durch zahlreiche Kirchenbauten äußerte. Zwischen den Reformklöstern gab es aber auch Unterschiede. In Cluny unterstand das Kloster einem Abt. Es war also hierarchisch aufgebaut, wohingegen es sich bei anderen Klöstern nur um lockere Zusammenschlüsse handelte. Jedoch strebten nicht alle reformierten Klöster ein Leben im Wohlstand an.[4]

Im Jahre 1098 am Palmsonntag verließ Robert von Molèsme zusammen mit ein paar Mönchen das von ihm selbst gegründete Kloster, welches dem von Cluny sehr nahe stand, um ein ‚novum monasterium’, also ein neues Kloster, welches später den Namen Citeaux erhielt, südlich von Dijon zu gründen.[5] Dieses Kloster entstand bewusst in einer Einöde. Die Mönche beabsichtigten damit wieder viel strenger nach den Regeln des heiligen Benedikts zu leben. Jedoch forderte der Papst Robert von Molèsme auf, zurück nach Molèsme zu gehen. Daraufhin übernahm der bisherige Prior Alberich die Funktion des Abts in Citeaux.[6] Alberich hatte genaue Vorstellungen von dem neuen Kloster. Es war ihm sehr wichtig, dass es keinerlei Prunk bei der Ausstattung und dem Bau der einzelnen Gebäude gab und dass die Klöster in abgelegenen Tälern entstanden. In dem neuen Kloster sollten die Regeln von Monte Cassino gelten, welche die Mönche dazu verpflichteten, Handarbeit zu verrichten. Des Weiteren sollten die Mönche eine weiß gewebte Kutte aus ungefärbter Wolle tragen, was zu dem Beinamen „weiße oder graue Mönche“[7] führte. Die Laienbrüder (Konversen) hingegen mussten bärtig sein und braune Kutten tragen. Nach dem Tod von Abt Alberich trat an seine Stelle Stephan Harding, welcher dem Orden die erste Verfassung, die ‚carta caritatis’ brachte.[8] Die Grundsätze des Ordens waren vor allem die persönliche Armut und das gemeinschaftliche Leben. Ebenso war ‚ora et labora’ für die Zisterzienser sehr wichtig, was im Vergleich zu anderen Klöstern eine Neuerung darstellte, auch wenn es sich nur um wenige Stunden Arbeit handelte. Diese Charta enthielt nicht mehr die aktuellen sich im Umlauf befindlichen Texte jener Zeit, sondern authentische Texte in ihrer ursprünglichen Form aus der Anfangszeit, auf welche die Zisterziensermönche sehr viel Wert legten. Der Ausschluss weltlicher Personen von liturgischen Handlungen, welche in der Klosterkirche stattfanden war eine Innovation.

Einen Aufschwung erlebte der Orden als sich Bernhard von Fontaine 1112, ein junger Adliger und vier seiner Brüder sowie 26 weitere Adlige dem Orden anschlossen. Bernhard wurde Abt der vierten Tochtergründung von Citeaux, nachdem er seine Profess im Jahre 1113 ablegte. Er war ein mitreißender und bedeutender Redner und ebenso ein Machtpolitiker. Nach Knapp war er sogar einer der „einflussreichsten Kirchenmänner seiner Zeit“[9]. Er nutzte seine Bekanntheit, um zum Beispiel die Menschen zum Kreuzzug aufzurufen und wurde so zum ‚Aushängeschild’ und Anziehungspunkt für den Zisterzienserorden in Europa. Durch ihn gelangte der Orden zu einem schnellen Aufstieg, was nicht zuletzt daran lag, dass er ein Adliger und kein Mönch war.[10] Der Orden war europaweit von Bedeutung und hatte bereits ein halbes Jahrhundert nach seinen Anfängen 333 Klöster zu verzeichnen.[11]

Die Mutterabtei bildete Citeaux. Neben ihr gab es vier weitere Primärabteien des Zisterzienserordens. Diese waren La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond.[12] Die Klöster waren hierarchisch strukturiert und miteinander verbunden. Nach Veröffentlichung der zweiten Fassung der ‚carta caritatis’ waren nun nicht mehr nur die Äbte die aus Citeaux stammten befähigt, am Kollektivorgan, dem so genannten Generalkapitel teilzunehmen, sondern alle Äbte. Das neue an dem Orden ist, dass er „weder an weltliche Territorialgrenzen noch an kirchliche Grenzen“[13] gebunden war. Der Abt des jeweiligen Mutterklosters visitierte die neuen Tochterklöster. Auf diese Weise entstanden so genannte Filiationsverhältnisse.[14]

Die rasche Ausbreitung des Ordens sowie seine Prinzipien zeigten, welche Position dieser in Europa einnahm. Er brachte viele Neuerungen mit sich, aber orientierte sich dennoch streng an den Regeln des heiligen Benedikts. Daher hob er sich von anderen Orden ab. Im Anschluss soll nun das Kloster Maulbronn, welches eine Zisterzienserabtei war, vorgestellt und die Besonderheit dieses Klosters hervorgehoben werden.

2 Das Kloster Maulbronn

2.1 Gründung und Geschichte des Klosters

Dem Kloster Maulbronn kommt eine sehr wichtige Bedeutung zu, da es innerhalb Europa das einzige gut erhaltene Zisterzienserkloster ist. Wenn man sich im Klosterbereich aufhält, könnte man fast glauben, dass hier die Zeit stillgestanden ist. Viele Bauten wirken unversehrt und vermitteln so einen guten Einblick in die damalige Zeit.

Die Abtei selbst stand im Laufe der Geschichte immer wieder im Mittelpunkt der Machtpolitik, was nicht zuletzt daran lag, dass der Ort Maulbronn eine strategisch wichtige Lage einnahm. Er liegt im Salzachtal, an den Ausläufern der Rheinebene und bildet den Übergang zu dem Hinterland des Neckars. Demzufolge war es eine wichtige Stelle, um diese beiden Gebiete zu kontrollieren.[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Blick auf die Klosterkirche

Die Geschichte der Abtei Maulbronn nahm ihre Anfänge in der Zeit der Kreuzzüge. Der Edelfreie Walter von Lomersheim stiftete 1138 dem Zisterzienserorden sein Erbgut Eckenweiher bei Mühlacker. Er bat den Abt von Neuburg im Elsass einige Mönche nach Eckenweiher zu senden und verpflichtete sich gleichzeitig dem Orden beizutreten.[16] Eckenweiher erwies sich jedoch als ungeeignet, da es an Baumaterial und Wasser mangelte. Bischof Günther von Speyer verlegte daher das Kloster 1147 in ein anderes Gebiet, welches dem Bistum angehörte, nämlich nach Maulbronn.[17] Der Legende zu Folge habe Walter von Lomersheim ein Maultier mit Gold beladen und beschlossen, dass dort wo dieses anhält das neue Kloster erbaut werden sollte. Durch Hufschläge gegen einen Felsen soll Wasser zum Vorschein getreten sein, was dem Ort dann den Namen Maulbronn verliehen habe.[18] Wahrscheinlicher ist jedoch die Theorie, dass Bischof Günther das Kloster nach Maulbronn verlegte und zu dem dort bereits bestehenden Speyerer Besitz noch weiteres Gelände ankaufte beziehungsweise tauschte. Bei Maulbronn handelte es sich um eine gefährliche Gegend, welche durch Räuber bedroht war. Jedoch befand es sich wirtschaftlich gesehen an einer sehr guten Stelle, da man hier Anschluss an die wasserreiche Salzach hatte.[19]

[...]


[1] Henk, 1999, S.42.

[2] Entnommen aus: http://www.bautz.de/bbkl/b/benedikt_v_n.shtml (Stand: 24.09.2007).

[3] vgl. Henk, 1999, S.5.

[4] vgl. Knapp, 1997, S.15.

[5] vgl. Süße-Krause/Hübl, 2005, S.62.

[6] vgl. Knapp, 1997, S.15.

[7] Anstett-Janßen, 1997, S.6.

[8] vgl. Henk, 1999, S.6.

[9] Knapp, 1997, S.17.

[10] vgl. ebd., S.17f.

[11] vgl. Süße-Krause/Hübl, 2005, S.63.

[12] vgl. ebd., S.6.

[13] Knapp, 1997, S.18.

[14] vgl. ebd..

[15] vgl. ebd., S.29.

[16] vgl. Süße-Krause/Hübl, 2005, S.62.

[17] vgl. Ehlers, 1996, S.11.

[18] vgl. www.kloster-maulbronn.de/de/kloster-maulbronn/Anekdoten/242425.html (Stand:26.08.2007)

[19] vgl. Henk, 1999, S.8.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Der kulturelle und religiöse Beitrag des Zisterzienserordens in Europa am Beispiel des Kloster Maulbronn
Untertitel
Weltkulturerbe der UNESCO - Das Kloster Maulbronn
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V145483
ISBN (eBook)
9783640559466
ISBN (Buch)
9783640559268
Dateigröße
984 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kloster Maulbronn, Weltkulturerbe der Unesco, Zisterzienserorden
Arbeit zitieren
Katharina Kiesel (Autor:in), 2007, Der kulturelle und religiöse Beitrag des Zisterzienserordens in Europa am Beispiel des Kloster Maulbronn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145483

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