Besonderheiten der Varietät „Türkendeutsch“ – am Beispiel der gesprochenen Sprache der Komiker Erkan und Stefan


Seminararbeit, 2009

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zielstellung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Türkendeutsch – Begriff und varietätenlinguistischer Status
2.1.1 Einordnung in die Varietätenlinguistik
2.1.2 Türkendeutsch als Soziolekt
2.1.3 Türkendeutsch als Regiolekt
2.1.4 Türkendeutsch als Ethnolekt
2.2 Sprachliche Besonderheiten des Türkendeutsch
2.2.1 Phonetisch-phonologische Charakteristika
2.2.2 Lexikalische Charakteristika
2.2.3 Morphologische Charakteristika
2.2.4 Syntaktische Charakteristika

3. Untersuchungen und Ergebnisse
3.1 Zu den Personen Erkan und Stefan
3.2 Charakterisierung des verwendeten Materials
3.3 Typische Merkmale des Türkendeutsch bei Erkan und Stefan
3.3.1 Sprechen Erkan und Stefan Türkendeutsch?

4. Fazit

5. Literatur

1. Zielstellung

Diese Hausarbeit entstand im Rahmen des Grundkurses „Text, Gespräch, Varietäten (Teil 2)“ im Sommersemester 2009 bei Prof. Dr. Michael Hoffmann.

„Türkendeutsch“, „Kiezdeutsch“, „Türkenslang“, „Kanak-Sprak“ – all diese Begriffe werden synonym für jene Varietät verwendet, welche von Deutschen türkischer Herkunft – aber auch von Deutschen nichttürkischer Herkunft gesprochen wird. In meinen Ausführungen habe ich mich für die Bezeichnung „Türkendeutsch“ entschieden und werde lediglich diese verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden.

In dieser Arbeit möchte ich diese Varietät genauer untersuchen. Dabei werde ich zunächst die theoretischen Grundlagen schaffen und den varietätenlinguistischen Status sowie die sprachlichen Besonderheiten klären.

Anschließend stelle ich die gesprochene Sprache der Komiker „Erkan und Stefan“ mit Hilfe eines beigefügten Tonbeispiels dar und werde diese auf die zuvor dargestellten Eigenschaften des Türkendeutsch hin untersuchen.

2. Theoretische Grundlagen

Der theoretische Teil dieser Hausarbeit stellt den Hauptteil dar. In diesem möchte ich zunächst die theoretischen Grundlagen der Varietät „Türkendeutsch“ darstellen und dabei auf den varietätenlinguistischen Status sowie die sprachlichen Besonderheiten eingehen.

2.1 Türkendeutsch – Begriff und varietätenlinguistischer Status

In diesem Abschnitt sollen die verschiedenen varietätenlinguistischen Einordnungen des Türkendeutschen geschehen. Dabei werde ich vor allem versuchen zu klären, ob man dieses als Soziolekt oder Regiolekt bezeichnen kann und einen Ausblick auf die Einordnung dieses als Ethnolekt geben.

2.1.1 Einordnung in die Varietätenlinguistik

Die Varietätenlinguistik, auch Variationslinguistik, „umfasst die im Rahmen soziolinguistischer Fragestellungen entwickelten Beschreibungsansätze, die von einer systematisch geordneten Heterogenität natürlicher Sprachen ausgehen“ (Bußmann 2008, Seite 771).

In der Varietätenlinguistik werden verschiedene Varietäten unterschieden, die durch eine signifikante Ausprägung unterschiedlicher außersprachlicher Variationsparameter gekennzeichnet sind. Die zu unterscheidenden räumlichen, sozialen, situativen sowie historischen Varietäten sind durch variierende sprachliche Phänomene unterschiedliche linguistischer Ebenen gekennzeichnet (Bußmann 2008, Seite 771). Die Charakterisierung des Türkendeutsch hinsichtlich dieser sprachlichen Phänomene soll im Punkt 2.2 ausführlich besprochen werden.

2.1.2 Türkendeutsch als Soziolekt

Laut Bußmann 2008 (Seite 634) versteht man unter einem Soziolekt eine Sprachvarietät, die für eine sozial definierte Gruppe charakteristisch ist.

Als sozial definierte Gruppe sind hinsichtlich des Türkendeutsch hauptsächlich Jugendliche zu sehen. So wird das „Kiezdeutsch“ auch als multiethnische Jugendsprache von der Potsdamer Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese charakterisiert (http://www.goethe.de/ges/spa/thm/siw/de3645403.htm). Diese betont auch, dass die ledigliche Betrachtung des Kiezdeutsch in Hinblick auf Jugendliche mit Migrationshintergrund grundlegend falsch sei. So gebe es beispielsweise im Berliner Stadtteil Kreuzberg auch Jugendliche ohne Migrationshintergrund, die diese Variation des Deutschen verwenden.

Außerdem begründet Heike Wiese in ihrem Interview mit dem Goethe-Institut die Zuordnung des Türkendeutsch als Soziolekt damit, dass „in Deutschland (…) fast immer (…) multiethnische Wohngebiete auch die armen Wohngebiete sind“ (http://www.goethe.de/ges/spa/thm/siw/de3645403.htm).

So kann hinsichtlich dieser beiden genannten Kriterien, dem Phänomen des Türkendeutsch als Jugendsprache, sowie durch die gegebenen Umstände in Deutschland auch als Sprache unterer sozialer Schichten, von Türkendeutsch als Soziolekt gesprochen werden.

2.1.3 Türkendeutsch als Regiolekt

Die Charakterisierung des Türkendeutsch als Regiolekt ist nicht von der Hand zu weisen. Wie bereits in Kapitel 2.1.2 erwähnt, wird diese Variation des Deutschen überwiegend von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aber von Jugendlichen, die engen Kontakt zu diesen haben, benutzt. Diese Jugendlichen sind meist in bestimmten Gebieten einer Stadt bzw. in bestimmten Städten Deutschlands zu finden, sodass man diese Variation als Regiolekt bezeichnen kann.

Inken Keim hat sich vor allem mit der Verbreitung des Türkendeutsch unter Mannheimer Jugendlichen beschäftigt, Heike Wiese hingegen bei Berliner Jugendlichen.

Eine Erklärung der Regionen, in denen diese Variation benutzt wird, ist überwiegend auf die Rolle türkischer MigrantInnen als GastarbeiterInnen und die diesen Gastarbeitern zugeteilten Wohngebiete zurück zu führen. Eine ausführliche Erläuterung dessen ist jedoch aus Gründen des Umfangs dieser Hausarbeit leider nicht möglich.

2.1.4 Türkendeutsch als Ethnolekt

Als Ethnolekt bezeichnet Peter Auer die Variation „Türkenslang“ (Häcki Buhofer, Seite 255). Seine Ansätze und Begründungen möchte ich an dieser Stelle einfügen, um die vorigen Einordnungen in die Varietätenlinguistik zu vervollständigen.

Auer definiert den Ethnolekt als Stil, der „von den Sprechern selbst und/oder von anderen mit einer oder mehreren nicht-deutschen ethnischen Gruppen assoziiert wird“ (Häcki Buhofer, Seite 256).

Eine Unterscheidung zwischen primärem, sekundärem und tertiärem Ethnolekt ist laut Auer von Nöten. Diese Formen werden im Folgenden näher erläutert.

Der primäre Ethnolekt ist die Form der Varietät, die als die ursprüngliche Form bezeichnet werden kann. So wird diese vorwiegend von Jugendlichen türkischer Herkunft oder solchen, die mit diesen in engem Kontakt stehen, verwendet.

Im Unterschied dazu steht der sekundäre Ethnolekt. Dies ist die Form der Verwendung der Varietät durch Medien, in welchen diese versuchen, die primäre Form zu imitieren und diese auch verschärfen. Dieser Form gehört auch das Komikerpaar „Erkan und Stefan“, welches im dritten großen Teil meiner Ausführungen näher besprochen wird, an.

Der tertiäre Ethnolekt entsteht laut Auer daraufhin dadurch, dass durch die mediale Verwendung und Verstärkung der Variation auf primärer Ebene auch Jugendliche das Türkendeutsch sprechen, die keinen Migrationshintergrund haben und auch nicht mit solchen Jugendlichen in Kontakt stehen.

Die graphische Darstellung dieses Phänomens durch Peter Auer möchte ich an dieser Stelle der Vollständigkeit und vor allem der Übersichtlichkeit halber einfügen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Besonderheiten der Varietät „Türkendeutsch“ – am Beispiel der gesprochenen Sprache der Komiker Erkan und Stefan
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Text, Gespräch, Varietäten Teil 2
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V145471
ISBN (eBook)
9783640561230
ISBN (Buch)
9783640561742
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Türkendeutsch, Varietäten, Varietät, Linguistik
Arbeit zitieren
Anne Lachmann (Autor:in), 2009, Besonderheiten der Varietät „Türkendeutsch“ – am Beispiel der gesprochenen Sprache der Komiker Erkan und Stefan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145471

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