Adelsgesellschaften im Spätmittelalter


Hausarbeit, 2005

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung

B. Adelsgesellschaften

1. Struktur
1.1. Allgemeines
1.2. Ursprünge
1.3. Formen
1.4. Organisation
2. Zeit im Wandel
2.1. Entstehung der fürstlichen Landesherrschaft
2.2. Veränderungen im Kriegswesen
2.3. Wirtschaftliche Verhältnisse
3. Funktionen
3.1. Politik
3.2. Kultur
4. Die Rolle der Stadt

C. Fazit und Gründe für das Ende der Gesellschaften

Quellen -und Literaturverzeichnis

A. Einleitung

Heinrich Teichner teilte 1350/65 mit, Geselschaft sei, wenn ainer dem andern [...] swert1. Ob damit schon das Wesen jener Zusammenschlüsse erfasst wurde, die am Ende des Mittelalters über große Gebiete des Heiligen Römischen Reiches verteilt waren, soll im Folgenden untersucht werden.

Dabei habe ich es mir zum Ziel gemacht, einen Überblick geben zu wollen, sozusagen nach Gemeinsamkeiten zu suchen, die eben diese Adelsgesellschaften verbinden oder anders gesagt: Was ist charakteristisch? Wo lassen sich Prinzipien erkennen? Anderenfalls wäre es schier unmöglich -und würde wahrscheinlich jeden Rahmen sprengen- die Besonderheiten und die Fülle des vorhandenen Materials in einer sinnvollen Art und Weise zu präsentieren, was so außerdem schon sehr ausführlich getan wurde. Verwiesen sei hier nur auf das „systematische Verzeichnis“2, das allein 92 Gesellschaften für den deutschsprachigen Raum untersucht hat, allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt3.

Im Mittelpunkt meiner Untersuchungen sollen jene Verbindungen stehen, die sich im 14. bis 16. Jh. egalitär zusammenschlossen, die sich nach innen organisierten, nach außen abgrenzten, die sich an Regeln und Normen banden, um Kontinuität zu erreichen4. Einblicke in die europäische Entwicklung kann ich nur vereinzelt geben, um nicht zu sagen, ich möchte es hier und dort bei einer Bemerkung belassen, da mir alles andere unrichtig erscheint; denn zum einen sind die europäischen Ritterorden weder Gegenstand des Interesses, noch möchte ich, nur um „Vollständichkeit“ zu erreichen, radikal reduzieren, was alle Punkte in Mitleidenschaft ziehen würde. Das dennoch der ein -oder andere Aspekt aus Gründen der Rationalität kurz abgehandelt werden muss, lässt sich leider nicht vermeiden.

Im Vorfeld wird es um Formen und Strukturen gehen; so soll gewissermaßen aufgezeigt werden, womit wir es eigentlich zu tun haben und wie eine Gesellschaft aufgebaut war. Dabei gibt es kein Schema, jedoch eine Fülle von Charakteristika, die allen (oder vielen) gemeinsam sind.

Im Anschluss daran sollen jene Prozesse interessieren, die den deutschen Adel zum Zusammenschluss veranlassten. Wandlungsprozesse in Politik und Wirtschaft sind hierunter zu verstehen.

Daraufhin ist das Augenmerk auf die zahlreichen Funktionen zu richten, die von den Gesellschaften in politisch-kultureller Hinsicht ausgeübt worden sind; erinnert sei hier vorweg nur an Turniere, Hoftage und Kirchenstifte.

Die Bedeutung des Städtewesens muss in diesem Zusammenhang betrachtet werden, um dann, nach der Untersuchung für die Gründe des Niederganges dieser Gesellschafts-Kultur, das entwurfene Bild möglichst abzurunden.

B. Adelsgesellschaften

1. Struktur

1.1. Allgemeines

Adelsgesellschaften sind Zusammenschlüsse meist Niederadeliger durch Eid. In ihrer Größe variabel -unter Umständen konnten sie über 200 Mitglieder zählen, traten sie im gesamten deutschsprachigen Raum auf5. Auffällig und allen gemeinsam waren äußere Zeichen der Zugehörigkeit in Form eines Anhängers, einer Spange oder gleicher Kleidung. Namensgeber waren Heilige, wie z. B. bei St. Georg, Tiere aufgrund der mit ihnen einhergehenden Assoziationen, beispielsweise beim „Bär“ oder „Löwen“. Darüber hinaus konnten aber auch Waffen und Gerätschaften, sowie Bekleidung zur Benennung herangezogen werden, wie es bei „Kolben“, „Spieß“ bzw. „Ärmel“ oder „Hose“ der Fall ist6.

Grundlagen dieser Verbände waren von jedem Mitglied beeidigte und besiegelte Statuten und Bundbriefe, in denen sich detailierte Bestimmungen , die einen hohen Organisationsgrad mit Institutionen zur Regelung anzeigen, finden lassen7. Treffen und gemeinsames Gebet waren vorgeschrieben, um der Gesellschaft Kontinuität zu verleihen und den Zusammenhalt zu kräftigen. Symbole dienten der Erkennung und Identitätsbildung. Die Mitglieder waren Genossen, besaßen also das gleiche Recht, wobei man sich eine eigene Schiedsgerichtsbarkeit einrichtete, wollte man sich doch schließlich im Falle von Unstimmigkeiten unter den Gesellen keinem Souverän unterstellen8. Bestimmungen finden sich auch über zu entrichtende Beiträge9, die in einer Gesellschaftskasse verwaltet werden sollten.

Man traf sich (mitunter mehrfach) jährlich, schwor sich gegenseitige Hilfe, verbot Fehde untereinander und bestimmte aus den eigenen Reihen einen Hauptmann/Obersten, bisweilen auch König genannt, durch Wahl10, der dann für einen bestimmten Zeitraum die Angelegenheiten seiner Genossen regeln sollte. Er war aber nicht von Natur aus übergeordnet, wie das bspw. bei den Hoforden Westeuropas der Fall ist, bei denen ein Souverän, soll heißen Fürst, König etc., Anhänger um sich scharrte11. Es handelt sich also um einen -und das bleibt festzuhalten- genossenschaftlichen, horizontal gegliederten Zusammenschluss, nicht um einen herrschaftlich-hierarchischen. Die Gründe für das massenhafte Auftreten solcher Gruppen im 14. und 15. Jh. sind vielseitig, doch darum wird es an anderer Stelle gehen.

1.2. Ursprünge

Durch Turnierbücher, städt. Rechnungsbücher etc., sowie Gesellschaftsunterlagen selbst erfahren wir verstärkt etwas über Gesellschaftsgründungen ab etwa der Mitte des 14. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts12.

Vor allem die Kerngebiete des Reiches, das ja hier interessieren soll, also Franken, Schwaben und das Rheinland schienen diesen Umstand zu begünstigen, wofür die territoriale Zersplitterung verantwortlich war. In diesen Gebieten gelang es nämlich einer historisch gewachsenen Schicht von reichsunmittelbaren Adeligen, größtenteils Rittern, trotz der seit dem Hochmittelalter stärker werdenden Versuche der Territorialisierung und Monopolisierung von Gewalt seitens der Landesfürsten, ihre Selbstständigkeit zu wahren oder zumindest längere Zeit zu behaupten.13 Grundgedanke war also gegenseitiger Schutz und Interessenwahrung. Frieden untereinander und Beistand, wie in den Statuten gefordert, waren dafür unumgänglich14.

1.3. Formen

Meist wird von Turniergesellschaften, Rittergesellschaften oder Bruderschaften berichtet. Abgesehen von den wenigen echten Bruderschaften15, die sich aus Adeligen rekrutierten, sind diese Unterteilungen aber eher nichts weiter als Begriffe. Die Gesellschaft der Fürspänger bspw. gründete sich etwa 90 Jahre vor den berühmten Vier-Lande-Turnieren16, hatte also anfangs mit Sicherheit andere Ziele als die Teilnahme am Turnier. Der Vergleich von verschiedenen Statuten zeigt, dass bei fast allen Gesellschaften ähnliche Bestimmungen über Kapitel, Messe und Andacht, sowie Verhalten nach innen und außen gegeben waren17. Letztlich lässt sich sagen, dass es kaum eine genossenschaftlich-adelige Vereinigung gab, die sich bloß das eine oder andere zur Aufgabe gemacht hatte. Vielmehr ist es eine Frage der Quellenlage, die zu Begriffsdifferenzierungen führt. Im Laufe der Jahre verschoben sich also die Betätigungsfelder oder aber wir erfahren nur im Zusammenhang mit einem Turnier von einer Gesellschaft, so dass wir sie von da an als „Turniergesellschaft“ bezeichnen.

Erwähnt werden soll noch, dass es auch andere Arten des Zusammenschlusses gab, so z. B. diverse Hoforden, mit einem Souverän -also nicht egalitär-an der Spitze, der alle Mitglieder auf sich einschwört. Außerdem gab es Gelübdeorden, die sich nur befristet bis zur Erfüllung einer selbstgestellten Aufgabe zusammenschlossen18, sowie Zusammenschlüsse des hohen Adels zur Durchsetzung politscher Interessen19.

[...]


1 Ranft, Andreas: Adelsgesellschaften. Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich, Sigmaringen 1994, S. 34.

2 Kruse, Holger/Paravicini, Werner/Ranft, Andreas: Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. Ein systematisches Verzeichnis, Frankfurt a. M. 1991.

3 Ebd., S. 24.

4 Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 26.

5 Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 12.

6 Ebd.

7 Ebd., S. 30 ff.

8 Ebd.

9 z. B. §19 in Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 288 f.

10 Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 32.

11 Keen, Maurice: Das Rittertum, Düsseldorf 1999, S. 280.

12 1331-Rote Ärmel, 1517-St. Christoph, nach: Kruse/Paravicini/Ranft: Ritterorden (wie Anm. 2), Nr. 1 und Nr. 92.

13 Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 28.

14 Darunter sind Bestimmungen zu gegenseitigem Beistand bei Ehrverletzungen, materielle Turnierhilfe, aber auch Festlegungen gemeinschaftlicher Kapitel und Feste zu verstehen.

15 z. B. Geselscap von den Rade, in: Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 225 f.

16 Ebd., S. 37 ff.

17 So nachzuvollziehen bei Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm.1).

18 Differenzierung bei: Keen: Rittertum (wie Anm. 11), S.280, Beispiele ebd., 10. Kapitel. Die weltlichen Ritterorden.

19 Z. B. bayrische „Turniergesellschaft“ zur Beeinflussung Meinhards v. Oberbayern-Tirol in: Ranft: Adelsgesellschaften (wie Anm. 1), S. 188f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Adelsgesellschaften im Spätmittelalter
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V145360
ISBN (eBook)
9783640556250
ISBN (Buch)
9783640556588
Dateigröße
853 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adel, Spätmittelalter, Genossenschaft, Gruppe, Gesellschaft, Gruppenbildung, Adelsgesellschaft, Rittergesellschaft
Arbeit zitieren
Benjamin Nowak (Autor:in), 2005, Adelsgesellschaften im Spätmittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145360

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Adelsgesellschaften im Spätmittelalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden