Die Neugliederung Italiens unter Augustus


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Abriss zur Geschichte Italiens

3. Die augusteiischen Regionen
3.1. Die Regionen
3.2. Charakteristika der Einteilung
3.3. Die Motive Augusti
3.4. Die Privilegien Italiens

4. Italien und Augustus
4.1. Augusteische Herrschaftsausübung
4.2. Augusteische Aktivität in Italien

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

"Augustus teilte die italische Halbinsel in elf große Bezirke (regiones) ein. Welche Absicht dahinter stand, ist heute nicht mehr deutlich erkennbar, denn die Regionen besaßen keine eigenen Vorsteher mit eigenem bürokratischen Apparat und bildeten somit keine Verwaltungsbezirke mit ständigen Aufgaben."1

Doch nicht nur die Absichten, auch die Umstände sind weitestgehend unbekannt; so zum Beispiel der Zeitpunkt dieser augusteiischen Maßname, den H. Nissen 14 n. Chr.2, D. Kienas t3 in Anlehnung an R. Thomsen 6 n. Chr. und G. Uggeri/E. Olshausen 12 v. Chr. ansetzen4. Einzig sicher scheint zu sein, dass nach der allgemeinen Verleihung des römischen Bürger- rechtes an alle freien Bürger Italiens erstmals eine Unterscheidung vorgenommen wurde zwischen Italien und dem Rest des Reiches. Durch das Bürgerrecht fand Italien seine Grenzen, jenseits derer Provinz lag.

Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie aus dem Land vieler italischer Stämme verschiedens- ten Rechtes, d. h. verschiedenster Bindung zu Rom, ein im Rechtssinn einheitliches Bürger- gebiet wurde und worin dessen Vorrang verglichen mit dem provinzialen Rest des Reiches bestand.

Um dies zu realisieren scheint es angebracht, eine geeignete Basis zu schaffen, also zunächst einen Abriss italischer Geschichte, hauptsächlich des Jahrhunderts der Bürgerkriege, zu bieten, um in einem nächsten Schritt den Gegenstand - die Regionen - in einem Überblick vorzustellen. Zwangsläufig schließt sich die Frage an, welche Kriterien der Einteilung zu Grunde lagen und welche Motive den Veranlasser, Augustus, zu seinem Handeln bewogen haben könnten. Im Anschluss daran sollen die Privilegien der Bewohner Italiens gegenüber NichtInhabern des römischen Bürgerechtes erörtert werden um in einem letzten Kapitel nach der Rolle Augusti in diesem, seinem Italien zu fragen; genauer gesagt nach konkreten, von ihm veranlassten Maßnahmen. Ein Fazit wird alle Ergebnisse resümieren.

Die Ereignisse in der Stadt Rom, insbesondere deren interne Verwaltungsreformen5 und in dem immer größer werdenden Reich sind dabei nicht Gegenstand der Betrachtung, im Kern geht es um das Land Italien, das zur geopolitischen Einheit wurde. Wie es dazu kam, was es nützte und wie Augustus es nutzte gilt es heraus zu stellen.

2. Abriss zur Geschichte Italiens

Wirft man einen Blick auf die Karte Italiens, so fällt zunächst auf, dass eine Vielzahl von Stämmen die Halbinsel besiedelten6, denen unter Augustus verhältnismäßig wenige Regionen zugewiesen wurden.

Diese Einteilung, wenn auch ihrer Intention nach weitgehend unbekannt, markiert dabei nur einen Schritt einer Entwicklung, die bereits im 4. und 3. Jh. v. Chr. begann und noch zu Lebzeiten des Augustus nicht abgeschlossen war. Zu den meisten mittelitalischen Stämmen hatte Rom bereits zu dieser Zeit politische Kontakte im positiven wie im negativen Sinne aufgenommen, was vor allem im 3. Jh. v. Chr. zu massiven Gebietserweiterungen des Stadt- staates Rom in Mittelitalien führte. Etliche Koloniegründungen waren die Folge7. Damit begann der Prozess der Romanisierung, im Sinne einer Ausbreitung römischer Stadtkultur. Gleichzeitig verstanden es die römischen Machthaber auch außenpolitisch eine immer größere, den Möglichkeiten einer Stadt eigentlich nicht entsprechende, Rolle zu spielen, erinnert sei an die ersten beiden punischen Kriege. Deren Führung wurde nur möglich durch Truppenstel- lungen der mit Rom verbündeten italischen Gemeinden. Die Einseitigkeit der Bündnisverträge und die nach wie vor rechtliche Differenzierung mit sich daraus ergebenden Vor- bzw. Nach- teilen8 für die Bündner, die schon zur Zeit der Gracchen zu Unruhen führten, eskalierten 90/89 v. Chr. in den Bundesgenossenkriegen. Die verschiedenen Stämme verhielten sich dabei zu Rom recht unterschiedlich, erhoben sich nur kurz oder gar nicht oder aber bildeten die Keinzelle des Aufstandes9.

Im Resultat stand die Verleihung des römischen Bürgerrechtes für alle freien Bürger Italiens, dass zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht bis an die Alpen reichte; die Gebiete nördlich des Po wurden später unter Gaius Iulius Caesar mit dem Bürgerrecht ausgezeichnet, jedoch erst 42 v. Chr. von Octavian in den Bürgerverband Italiens integriert. Mit dem Zensus von 29/28 v. Chr. wurden schließlich alle Italiker in Bürgerlisten eingetragen, sodass aus Italien eine politische Einheit, eben das Land der Menschen mit römischen Bürgerrecht - lebten sie nun in Rom oder nicht - geworden war10.

Zuvor jedoch, in der Zeit nach dem Ende des Bundesgenossenkrieges und der Machtübernahme Octavians, lässt sich keineswegs von einem italischen Frieden sprechen. Sullas Diktatur brachte tausenden mariusfreundlichen Samniten den Tod, ganze Städte wurden in Mitleidenschaft gezogen, bspw. Volterra11. Darüber hinaus brachen schon bald die Bürgerkriege im Zusammenhang des ersten Triumvirats aus, aus denen Caesar als Diktator hervorging. Nach dessen Ermordung kam es zu neuen Kämpfen um die Macht in Rom12, die nach beinahe zwei Jahrzehnten Octavian für sich entschied und zu 'Augustus' wurde.

Alle Gegner waren oder wurden liquidiert, sodass sich der neue Herrscher ganz der Befriedung des Landes wittmen konnte13, was zunächst mit Abrüstungen, Heeresumstukturierungen und Veteranenansiedlungen verbunden war, denen sich der Ausbau nicht nur Roms und Italiens, vor allem auch der Provinzen anschloss.

Rekapituliert man diesen zugegebenermaßen sehr schematischen Abriss, so lässt sich fest- stellen, dass aus dem Land italischer Stämme über Jahrhunderte der Interaktion mit und gegen Rom das Land der Menschen mit römischem Bürgerrecht wurde. Somit hatte der Stadtstaat Rom seine Grenzen sukzessive bis an die Alpen vorgeschoben. Doch wie war mit der neuen Situation umzugehen? Vergleichswerte aus republikanischen Zeiten gab es keine und eine städtische Verwaltung war schlecht in der Lage, ein Land zu regieren. Eine Verwaltungsreform musste durchgeführt werden.

Die Regionen des Augustus, von denen im folgenden zu handeln sein wird, scheinen ein erster Schritt zur Schaffung einer neuen, den neuen Anforderungen angemessenen Administration jenes Gebietes zu sein, dass sich eben durch das römiche Bürgerrecht aller seiner Bürger vom Rest des Reiches unterschied; zumindest solange, bis 212 n. Chr. das Bürgerrecht an alle Reichsbewohner vergeben worden war.

3. Die augusteischen Regionen

Die Beschreibung der Regionen in ihren zahlreichen Facetten, ihren kulturellen und landschaftlichen Unterschieden - man vergleiche nur den Fuß der Alpen mit Apulien oder die Hirten des Appenin mit den latinischen Städtern - kann hier leider im Detail nicht gegeben werden. Eine solche Beschreibung würde Bände füllen, wie H. Nissen mit seiner unvollendeten Italischen Landeskunde eindrucksvoll beweist.

3.1. Die Regionen

Elf Regionen überliefert Plinius15, in denen er ihre Grenzen nennt und die Gemeinwesen, die in ihnen liegen.Ursprünglich waren diese durchnummeriert; ihre Namen etablierten sich erst in der Folgezeit16.14

Die Regionen17 ihrer Reihenfolge nach geordnet sind: Latium et Campania vom Tiberis zum Silaris18. In dieser ersten Region liegen die bedeutenden Häfen Puteoli, Misenum - einer der beiden Flottenstützpunkte - und Ostia, von der urbs gar nicht zu sprechen, die die anderen Verwaltungseinheiten, d.h. die Städte, überragte. Zu nennen sind außerdem Neapolis, Salernum und Nola mit ihren Häfen, sowie Capua, Pithecusa und Cumae19.

In Latium weitete Rom bereits zu Zeiten der Königsherrschaft seinen Einfluss aus, was zur Gründung des latinischen Städtebundes 493 v. Chr. und über einige Hürden zur festen Einver- leibung in den römischen Machtbereich führte, so dass die Bewohner des Gebietes sich im Bundesgenossenkrieg nicht erhoben und noch im Jahr 90 v. Chr. das römische Bürgerrecht erhielten20. Campanien geriet ebenfalls recht früh, in den Samnitenkriegen, in den Focus römischer Interessen, was sich in der Anlage diverser Kolonien und im Straßenbau - so der via Appia - äußerte21. Insgesamt 86 Gemeinwesen und neun Kolonien listest H. Nissen für die Region auf22.

Die zweite Region23, Apulia et Calabria, umfasst die ehemaligen Stammesgebiete der Calabri, Sallentini, Messapii und Hirpini, desweiteren der Dauni und Peuceti. Im wesentlichen beschreibt diese Region das Gebiet vom Tifernus bis zum Bradanus mit der salletinischen Halbinsel. Wichtige Städte und Häfen sind Tarentum, Venusium, Brundisium, Barium und Egnathia, um nur einige zu nennen24. Trotz seiner Wasserarmut wurde eine rege Landwirtschaft betrieben25.

Westlich davon, von der ersten Region im Norden und der zweiten im Osten begrenzt liegt die dritte Region26, Bruttium et Lucania. Zahlreiche Kolonien am thyrrhenischen Meer zeugen von einer langen griechichen Geschichte, so z. B. Elea, Pyxus, Laos und andere. Viele dieser Städte verblühten in römischer Zeit, mit Ausnahme Rhegiums, Crotons, Potentias, Grumentums und Consentias27. Von den Brutii ist zu sagen, dass sie ein Stamm lukanischer Abstammung sind und trotz diverser Auseinandersetzungen mit Rom, bspw. im zweiten punischen Krieg, nicht am Bundesgenossenkrieg teilnahmen28, was man von den schon im 4. Jh. mit Rom verbündeten Lucani nicht behaupten kann. Die Romanisierung des fruchtbaren Landes erfolgte früh durch den Bau neuer Städte, darunter Potentia und Grumentum29.

Die vierte Region30, Samnium, umfasst die Stammesgebiete der Samniten31, Sabiner, Marser, Vestiner, Paeligner, Marruciner, Aequer und Frentaner und somit das Gebiet des Hochappenin östlich der ersten Region bis an die Adria. Die genauen Grenzen werden durch Tiberis und Volturnus, Tirfenus und Salinus bestimmt. Die Sabinerstädte Reate und Nursia, sowie das marrucinische Teate, nicht zu vergessen Corfinum, das Italia der Aufständigen, und Bovianum lagen in dieser Region, die über die Adriahäfen Ostia Aterni, Hortona und Histonium verfügte32. Einige dieser Stämme33 verbündeten sich um 304 v. Chr. mit Rom und erhoben sich 91 v. Chr. zum Aufstand, wie der Sitz der Italiker-Hauptstadt, Corfinum, bereits erahnen lässt34. Die fünfte Region35, Picenum, umfasst das Gebiet der Picentes vom Appenin entlang Salinus und Aesis zur Adria. Auxium, Firmum, Asculum, Interamna und der Hafen Ascona sind zu nennen36.Im dritten Jahrhundert v. Chr. von Rom unterworfen, waren die Bewohner ebenfalls am Bundesgenossenkrieg beteilig und stand das Gebiet noch 49 v. Chr. unter praefektorischer Verwaltung37.

[...]


1 Bleicken, 1998, S. 455.

2 Nissen, 1883, S. 81.

3 Kienast, 1982, S. 391, Anm. 114.

4 G. Uggeri/E. Olshausen, s.v. Umbria, Der Neue Pauly 12/1 (2002), Sp. 989.

5 Man denke an die Proskriptionen, an Änderungen des Abstimmungsverfahrens, an die Aufteilung der Provinzen, die Protektionen und die Klientelpoltitik mit Schaffung neuer Eliten und dergleichen mehr.

6 Hier ist auf die Karten hinzuweisen in: David, 1996, S. 2-3.

7 Einen Überblick über das umfangreiche Kolonisationswerk späterer Zeiten nach Landschaften geordnet bietet neben David,

1996 auch: Keppie, Lawrence, Colonisation and Veteran Settlement in Italy 47-14 BC, London 1983.

8 Erinnert sei an die Privilegien bei Handel, Eheschließung und Bürgerrechtserwerb, die das latinische Recht ermöglichte bzw. den anderen Bundesgenossen weitgehend verwehrt blieben, dazu: G. Schiemann, s.v. ius Italicum, Der Neue Pauly 6 (1999), Sp. 97.

9 Die Rolle der einzelnen Stämme ist nicht Gegenstand der Darstellung, erwähnt seien exemplarisch die Picenter, die G. Paci als maßgeblich am Bundesgenossenkrieg beteiligt bezeichnet, was deren präfektorische Verwaltung bis 49 v. Chr. erklärt. Siehe: G. Paci, s.v. Picenum, Der Neue Pauly 9 (2000), Sp. 1006.

10 So sahen sich alle 'Römer' als Bewohner der urbs und der Kolonie oder des Munizipiums aus dem sie wirklich stammten und

lebten, vgl. Bleicken, 1998, S. 441.

11 David, 1996, S. 171.

12 Die Kriegsschauplätze waren italische Gemeinden, so bspw. Perusia und Mutina.

13 In Norditalien spätestens seit der Eroberung der Alpenstämme 15/14 v. Chr.

14 Entfernungen der Städte zueinander oder deren vollständige Auflistung ist hier wenig sinnvoll, die Regionen sollen kurz beschrieben werden. Deshalb stehen zur Vervolständigung die Verweise auf Plinius.

15 Plin. Nat. 3, 46-128.

16 Nissen, 1902, S. 4.

17 Vergleiche die Karte in David, 1996, S. 3; oder auch A. Sartori, s.v. Regiones, Der Neue Pauly 10 (2001), Sp. 833-834.

18 Die Ausführungen sind dem Neuen Pauly entlehnt; vgl. auch Plin. Nat. 3, 53-70.

19 G. Uggeri, s.v. Italia, Der Neue Pauly 5 (1998), Sp. 1153-1161.

20 G. Poma, s.v. Latium, , Der Neue Pauly 6 (1999), Sp. 1169-1170.

21 U. Pappatardo, s.v. Campania, Der Neue Pauly 2 (1997), Sp. 956.

22 Nissen, 1902, S. 3.

23 Plin. Nat. 3, 99-105.

24 G. Uggeri, s.v. Italia,Der Neue Pauly 5 (1998), Sp. 1157.

25 M. Lombardo, s.v. Calabria, Der Neue Pauly 2 (1997), Sp. 931.

26 Plin. Nat. 3, 71-75.

27 G. Uggeri, s.v. Italia,Der Neue Pauly 5 (1998), Sp. 1157.

28 M. Lombardo, s.v. Bruttii, Der Neue Pauly 2 (1997), Sp. 803-804.

29 M. Lombardo, s.v. Lucania, Der Neue Pauly 7 (1999), Sp. 452-453.

30 Plin. Nat. 3, 100-109.

31 Diese untergleiderten sich in mehrere Teilstämme und bekmpften Rom in den Samnitenkriegen und im Bundesgenossenkrieg, siehe auch: G. Vanoti, s.v. Samnites, Der Neue Pauly 11 (2001), Sp. 15-16.

32 G. Uggeri, s.v. Italia, Der Neue Pauly 5 (1998), Sp. 1157.

33 Die älteren römisch-sabinischen/hernicischen Beziehungen hier darzulegen, würde zu weit führen, siehe dazu: Nissen, 1883, Band 1, 508-522; G. Vanoti, s.v. Sabini, Der Neue Pauly 10 (2001), Sp. 1187-1188.

34 Zu den einzelnen Appeninstämmen siehe Nissen, 1902, S. 433-467.

35 Plin. Nat. 3, 110-111.

36 G. Uggeri, s.v. Italia,Der Neue Pauly 5 (1998), Sp. 1157.

37 Nissen, 1902, S. 415.; auch: G. Paci, s.v. Picenum, Der Neue Pauly 9 (2000), Sp. 1006. 38 Plin. Nat. 3, 112-114.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Neugliederung Italiens unter Augustus
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V145310
ISBN (eBook)
9783640556229
ISBN (Buch)
9783640556526
Dateigröße
868 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Italienpolitik, Innenpolitik, Bundesgenossenkrieg, Augustus, Prinzipat, Italien, Administration, Neugliederung, Verwaltung, Imperium Romanum, Römisches Reich
Arbeit zitieren
Benjamin Nowak (Autor:in), 2006, Die Neugliederung Italiens unter Augustus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145310

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