Interventionsdesign: Für die Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern in einem Sozialraum


Seminararbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung.

1. Allgemeine Einordnung der Aufgabe in die Literaturgrundlagen
1.1. Einordnung in den radikalen Konstruktivismus
1.2. Einordnung in systemtheoretische Ansiitze
1.3. Zum Begriff der Umfeld/System-Umwelt-Analyse
1.3.1. Zu den äufieren Umwelten eines Systems
1.3.2. Zu den inneren Umfeldern eines Systems

2. Herleitung eines Interventionsdesign zur Durchfiihrung einer Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern in einem Sozialraum

3. Bewertung des Produkts
3.1. Zur Modifizierung der Interventionsdesigns.
3.2. Bewertung vor dem Hintergrund der Faustregeln Funktionen von systemischen Interventionen
3.1.1. Bewertung vor dem Hintergrund der Funktionen von systemis chen Interventionen
3.2.2. Bewertung vor dem Hintergrund der Faustregeln von systemis chen Interventionen

Fazit

Anlage

Nr. 1: Literatur- und Quellenangabe

Nr. 2: Interventionsdesign: Fiir die Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern in einemSozialraum.

Einleitung

Im Rahmen dieser Ausarbeitung beschaftigen wir uns mit der Zusammenstellung eines Interventionsdesigns far eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern einer im Aufbau befindlichen Netzwerk-koopperation in einem Sozialraum, im Rahmen eines Workshops.

Um die Auswahl der Interventionsdesigns theoretisch zu untermauern, haben wir dieses Ausarbeitung in drei Teile untergliedert. Im ersten Teil ordnen wir unser Vorhaben in die entsprechenden theoretischen Grundlagen ein. Von diesen Grundlagen leiten wir die Denkfigur, welche wir im zweiten Teil entwickeln, ab. Anders ausgedruckt, geht es in diesem Abschnitt darum, uber eine Argumentationskette auf der Grundlage des ersten Teils, das Produkt dieser Ausarbeitung, ein Interventionsdesign far die Umfeldanalyse/System-Umwelt-Analyse im Rahmen eines Workshops, zu entwickeln. Im dritten Teil bewerten wir unser Produkt sowohl vor dem Hintergrund alternativ in Frage kommender Interventionsdesigns, als auch auf der Grundlage der Funktionen und Faustregeln von Interventionen. AbschlieBend, im vierten Teil, ziehen wir ein Fazit, in dem wir den Prozess der Erstellung dieser Hausarbeit bewerten um unseren Erkenntnisstand zu reflektieren.

1. Allgemeine Einordnung der Aufgabe in die Literaturgrundlagen

In diesem Teil geht es um die Einordnung unserer Aufgabe in die Literatur-Grundlagen. Dazu rezipieren wir Erkenntnisse der theoretischen Ansatze die mit unserer Aufgabe korrespondieren und schlussfolgern, wie dieses Wissen far unser Produkt nutzbar gemacht werden kann.

1.1. Einordnung in den radikalen Konstruktivismus

„Wissen wird vom erkennenden Subjekt aktiv aufgebaut und nicht etwa passiv aufgenommen" (Glaserfeld 1997: 12)

Diesem Satz liegt die Erkenntnis zugrunde, dass ein Subjekt nicht eine „S ubjekt unabhangige Realit$t an sich" erkennt, sondern dass seine Kognition „der Organisation" seiner „Erfahrungswelt" dient (ebd.). Diese Tatsache ist bei der Konzeption eines Workshops mit mehreren Menschen zu beachten. Denn was auf dem Workshop hauptsachlich stattfindet, ist Kommunikation, um das Ziel, das Sammeln von Informationen uber das Verhaltnis der Netzwerkkooperation als System1 zu seinen Umwelten und den inneren Umfeldern (vgl. P unkt 1.3.) zu erreichen. Unter konstruktivistischer Perspektive wird Kommunikation wie folgt beschrieben:

„Kommunikation u bertr a gt (...) keine festen Bedeutungen, sondern sie orientiert Kommunikationspartner in ihrer Kognition Bedeutungen zu konstruieren" (ebd.).

Um eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse far alle Beteiligten bzw. fur den Aufbau der Netzwerkkooperation fruchtbar zu machen, bedarf es einer „intersubjektiven Viabilita, von Denk- und Handlungsanweisen" (ebd.: 13). Wie l$sst sich diese herstellen? Glaserfeld (1997: 94) verweist in diesem Zusammenhang auf Vico, der erkannte, dass „die menschliche Vernunft nur das Erkennen kann, was der Mensch selbst gemacht hat." Demnach kann eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse der Produktion von gemeinsamen Erfahrungen durch gemeinsame Beobachtung dienen.

„Beobachtung ist eine besondere Art der Erfahrung" (ebd.: 192).

Durch das gemeinsame Beobachten der inneren Umfelder des Systems und der Umwelten des Systems bzw. des Verhaltnisses des Systems zu diesen Spharen, konnen also gemeinsame Erfahrungen gemacht werden, die im besten Fall intersubjektiv viabel sind. Damit ist gemeint, dass keine „Wahrheit" im Sinne einer „von uns unabhangige Realitat" abgebildet wird sondern, dass sich lediglich eine Viabilit$t innerhalb der „Erfahrungswelt der Subjekte" herstellen kann (ebd.: 53). Es gibt also nicht nur eine Wahrhaftigkeit bspw. hinsichtlich der Losung eines Problems, sondern viele passende bzw. brauchbare also viable Losungswege.

„Jedes Subjekt braucht (...) die anderen Mens chen um intersubjektive Viabilit atvon Denk- und Handlungs-weisen zu erreichen" (ebd.: 13).

Filr eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse ist es aber nicht ausreichend, Erfahrungen zu machen. Die Informationen, die im Rahmen gemeinsamer Diskussionen gesammelt werden, milssen auch hinsichtlich ihrer Bedeutung far die im Entstehen begriffene Netzwerkkooperation bewertet werden.

Ein Prinzip des radikalen Konstruktivismus besagt:

„Kognitive Organismen erwerben Wissen nicht nur zum Spa fi. Sie entwickeln Stellungsnahmen gegeniiber ihren Erlebnissen, denn man che gefallen ihnen, andere nicht. (ebd.: 187)

Diese Aussage ist von doppelter Bedeutung far die Konzeption eines Workshopkonzepts. Zum einen liegt ihr die Erkenntnis zugrunde, dass die subjektive Konstruktion von Wissen und die Bewertung der Erlebnisse, als Quelle dieser Konstruktion, Hand in Hand gehen. Der Workshop an sich stellt das Erlebnis dar, auf dem mittels gemeinsam angewandter Analyse- und Kommunikationstechniken Beobachtungen als besondere Art der Erfahrung gemacht und kommuniziert werden, die das jeweilige Subjekt als positiv oder negativ bewertet und die Grundlage seiner Konstruktion von Wissen bildet. Um ein far alle viables Ergebnis herzustellen, ist es notwendig mit der richtigen Kommunikationstechnik einen Konsens herzustellen, beispielsweise hinsichtlich der Losungsstrategien far Probleme.

„Nur die gemeinsame Planung der neuen organisatoris chen Losung (...) stellt ihre Akzeptanz und ihre engagierte Realisierung sicher" (Schreyog 2003: 517).

Die zweite Bedeutung liegt in der Tatsache begrundet, dass den kognitiven Organismen manche Stellungsnahmen gefallen und manche nicht. Menschliches Handeln ist also „in dem Sinne zielstrebig, dass es positive Erlebnisse zu wiederholen und negative zu meiden trachtet" (Glaserfeld 1997: 187). So ist der Workshop, gerade weil seine D urchfahrung bereits einen Akt der Vernetzung darstellt, moglichst so zu gestalten, dass er positiv erlebt wird. Nur so wird er von den Beteiligten akzeptiert und nur so werden die auf ihm far alle viabel erarbeiteten Losungen realisiert. Deswegen macht es auch Sinn, ein systemisches Interventionsdesign zu wahlen (vgl. Punkt 2), da „jede Handlung aus einem Bedilrfnis entsteht, das mit dem System als ganzem verbunden ist", und weil „Werte in gleicher Weise vom System als Ganzem abhangig und mit jenen Handlungen und Situationen verknilpft sind, die far ihre Erf)llung giinstig oder ungiinstig sind" (Piaget 1970: 38, zitiert in: Glaserfeld 1997: 187). Das heil3t, dass die individuell entwickelten Stellungsnahmen auf Grundlage der subjektiven Erfahrungen auch vom System in dem diese gemacht wurden, abhangen. Zudem sind diese Wertungen mit Handlungen und Kontexten verbunden, die ihre Umsetzung erschweren oder erleichtern. Demnach ist ein Workshop unter systemischer Perspektive zu gestalten um der Verbindung zwischen Subjekt und System Rechnung zu tragen und eine Situation herzustellen, die sich giinstig auf die Umsetzung der entwickelten Stellungsnahmen bzw. Wertungen auswirkt.

1.2. Einordnung in systemtheoretische Anslitze

Zu Beginn dieses Punktes mochten wir darauf hinweisen, dass die Systemtheorie ein Sammelbegriff far verschiedene Denkrichtungen ist (vgl. Heimerl/Loisl 2005: 29). Im Folgenden haben wir jene systemischen Ansatze zusammengestellt, die mit unserer Ausarbeitung korrespondieren. Bevor wir diese Zusammenstellung darlegen, ist es aber notwendig zu skizzieren, dass und wie Organisationen unter systemischer Perspektive als lebende Organismen betrachtet werden.

„Zu viele unvorhersehbare, durchaus auch in der Umwelt des Systems liegende Einflusse lassen Organisationen wie nichttriviale Mas chinen ers cheinen. (...). Nur weil die Organisation einmal so reagiert hat, heit das ni cht, dass sie beim nachsten mal auch so reagiert" (ebd.: 4).

Eine Organisation lasst sich also nicht wie eine Maschine steuern. Sondern sie organisiert sich selbst. In systemtheoretischen Ansatzen werden diese selbst steuernden Vorgange unter Begriff der Autopoiese subsumiert. Autopoiese sozialer Systeme heil3t nach Wilke (1987: 336):

„Die operative Schliefiung eines sozialen Systems zu einem autopoietis chen ist also dann gegeben, wenn die ablaufenden Kommunikationen sich an den (vorausgegangenen) Kommunikationen dieses Systems orientieren, d.h. sich bilden als Reaktion aufKommunikationen, die sich im System ereignet haben"

Ein weiteres Stichwort, das es in diesem Zusammenhang zu erlautern gilt, ist das der Selbstreferenz:

„Die nichttriviale Mas chine verf1gt ni cht nur fiber eine Produktionsfunktion, sondern auch fiber eine Zustandsfunktion (Selbstreferenz), die bei jeder Operation abgefragt wird und je nach Zustand, in der die Mas chine gerade ist, andere Antworten gibt." (Bae cker 2003a: 242)

Die Organisation als nichttriviale Maschine weist also folgende Eigenschaften auf: Sie lässt sich nur teilweise formen, sie hängt von ihrer eigenen Geschichte ab, reagiert unvorhersagbar, lässt Unterschiede zu und implementiert Formen der Selbststeuerung (vgl. Heimerl/Loisl 2005: 32).

Filr die Beratung eines im Aufbau befindlichen Netzwerks, im Rahmen eines Workshops zur Umfeld/System-Umwelt-Analyse, besteht demnach die Notwendigkeit nach der Erkenntnis zu handeln, dass das System Organisation „autonom ist durch seine Fahigkeit zur Reflexion und Selbststeuerung" (ebd.). Ein Berater kann ein System also nicht verandern, sondern nur zur Veranderung anregen.

Soviel zum Verstandnis einer Organisation unter systemischer Perspektive. Wie ist das Verhaltnis der Organisation zu ihrer Umwelt mit dieser Denkrichtung zu beschreiben? Die erste systemische Denkrichtung die wir zur Beleuchtung dieser Beziehung rezipieren, ist der evolutionstheoretische Ansatz, da er die Begriindung f)r eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse impliziert. Denn wird diese Auseinandersetzung vernachlassigt, kann es passieren, „dass die Umwelt — wie in der Natur — aus der Vielfalt der Systeme bzw. Populationen diejenigen ausfiltert, die sich nicht an die externen Gegebenheiten oder eben nicht hinreichend angepasst haben" (Schreyog 2003: 89).

„Als Organismus ware eine Organisation ein lebendes System, das innerhalb sich andernder Umwelt-bedingungen um sein U berleben kampft. (...). Systeme sind umweltabhangig und passen sich an Umwelt-erfordernisse an, um zu iiberleben (Heimerl/Loisl 2005: 29)

Mit diesem Zitat mochten wir ilberleiten zum zweiten far diese Ausarbeitung relevanten systemtheoretischen Ansatz, der Kybernetik. Der kybernetische systemtheoretische Ansatz ist insofern far unser Anliegen erhellend, als dass er „das Verhaltnis von System und Umwelt als Problem von Konstanz und Veranderung thematisiert" (Schreyog 2003: 84). Im Kern geht es in dieser Denkrichtung darum, wie die Bestandigkeit des Systems in einer sich schnell wandelnden Umwelt erhalten werden kann. Dies kann fiber eine „Ruckkopplung von Umweltveranderungen bzw. den daraus resultierenden Storungen" geschehen, die so „rasch kompensiert" werden konnen (ebd.). Eine Umfeld/System-Umwelt-Analyse stellt eine solche erste Ruckkopplung an die inneren Umfelder und die Umwelten das im Aufbau befindliche Systems der Netzwerkkooperation dar.

Der nachste systemtheoretische Ansatz, den es bei der Auswahl des Interventionsdesigns far eine Umfeld/ System-Umwelt-Analyse mit lokalen Stakeholdern zu beachten gilt, orientiert sich funktionalistisch an der Struktur der Organisation die als Werkzeug dienen soll, die Kompliziertheit der Umwelt zu bearbeiten (vgl. Schreyog 2003: 86).

„Die Komplexitat der Umwelt bearbeiten, heit zunachst einmal, dass Systeme in sich Strukturen s chaffen miissen, die eine Bewaltigung der Umweltbeziige erm o glichen. Eine komplexe Umwelt erfordert die Schaffung einer komplexen Binnenstruktur, um die vielfaltigen Umweltbeziige erfassen und aufarbeiten zu k o nnen. Dabei darf jedo ch das grenzerhaltene (identitatsstiftende) Komplexitatsgefalle zwis chen System und Umwelt nicht verloren gehen (ebd.)

Diese Aussage benennt zwei wichtige Voraussetzungen f)r die erfolgreiche Konzeption des Workshops:

1. Die Komplexitat der Analysetechnik muss der der Umwelt entsprechen.
2. Die Analysetechnik muss die Komplexitat der Umwelt reduzieren helfen, darf den Unterschied zwischen System und Umwelt aber nicht aufheben.

Denn nach Luhman (1973: 39 ff., zitiert in Schreyog 2003: 86) besteht ein System aus zwei Seiten: Der internen und der externen, die keine Einheit ergeben, sondern die Differenz zwischen System und Umwelt bilden. Es geht also nicht darum die Unterschiede zwischen System und Umwelt aufzulosen, sondern sie in eine Ordnung zu bringen. Nur so bleiben die Austauschbeziehungen zwischen System und Umwelt offen, was es dem System ermoglicht, Impulse aus der Umwelt zur Veranderung bzw. Anpassung bestehender Strukturen (Variation) oder zur Auswahl und Stabilitatsprufung neuer Strukturen (Selektion) aufzunehmen und umzusetzen.

„System/Umwelt-Bezug heit aber auch, dass Veranderungen in der Umwelt immer wieder neue Probleme fiir das System stellen. Das bedeutet, dass Systeme fortwahrend vom Zerfall bedroht sind. (Entropie). Die Bestandserhaltung stellt sich daher als ein permanentes Problem, sie wird durch die einmal gefundene Selektionsleistung nicht definitiv gel o st" (ebd.: 86 f.).

Somit wird nicht nur klar, dass eine erste Umfeld/System-Umwelt-Analyse far die im Aufbau befindliche Netzwerkkooperation notig ist, sondern dass sie auch regelmal3ig stattfinden muss um die immer wieder neu entstehenden Differenzen zwischen System und Umwelt zu ordnen.

In der Theorie der offenen Systeme wird der Standpunkt vertreten, dass Systeme sich nicht nur anzupassen haben, da sie eine „begrenzte Autonomie" gegeniiber ihren Umwelten besitzen (ebd.: 87). Begriindet wird diese Denkrichtung damit, dass das Verhaltnis des Systems zu seinen Umwelten interaktionaler Natur ist, so wird hier nicht nur die Einflussnahme der Umwelten auf das System thematisiert, sondern im Umkehrschluss auch, dass es dem System moglich ist seine Umwelten zu gestalten, wenn auch nur begrenzt. Diese Erkenntnis ist den Teilnehmern eines Workshops, in dessen Rahmen eine Umfeld/System-Umwelt Analyse durchgefiihrt wird, zu kommunizieren, um eine Ideenbildung zur Gestaltung des Verhaltnis zu den inneren Umfeldern bzw. der aufieren Umwelten anzuregen.

Unter systemischer Perspektive hangen Kommunikation und der Kontext in der sie stattfindet voneinander ab: „Kommunikation ist (...) ist die rekursive Produktion eines Auswahlbereiches m o glicher Mitteilungen durch Mitteilungen, deren Informationswert darin besteht, eine bestimmte der in diesem Auswahlbereich m o glichen Mitteilungen zu sein" (Baecker 2003a: 220).

Demnach geht man im systemischen Denken davon aus, dass „Kommunikation erst dann zustande gekommen ist, wenn ein Hörer eine (genauer: seine) Unterscheidung zwischen der Mitteilung und dem Auswahlbereich moglicher anderer Mitteilungen vorgenommen hat. (...) Deswegen kommt Kommunikation nur rekursiv zustande" (ebd.). Bei der Konzeption und der Durchfiihrung des Workshops ist also zu beachten, dass die kommunizierenden Individuen durch ihre Mitteilungen den Auswahlbereich moglicher andere Mitteilungen nachbilden. Der eigentliche informative Gehalt einer Mitteilung besteht in ihrer Auswahl aus dem Bereich moglicher anderer Mitteilungen. Maturana und Varela (1987) sprechen in diesem Zusammenhang von der Kommunikation als „gegenseitiges Auslösen von koordinierten Verhaltensweisen unter den Mitgliedern einer sozialen Einheit".

Kommunikation, allerdings interorganisationale, impliziert auch folgende Denkrichtung. Es ist ein Ansatz der „Unabhangigkeit und Abhangigkeit von der Umwelt nicht mehr als sich wechselseitig ausschlieBende Systemmerkmale" konzipiert und wird als Theorem der Ressourcen-Abhangigkeit bzw. der inter-organisatorischen Beziehungen bezeichnet (Luhmann 1997: 64, zitiert in Schreyog 2003: 87). Gemal3 diesem Ansatz weist das System eine doppelte Offnung zur Umwelt auf, zur Input- und zur Outputseite hin. Um sich den Erfordernissen der Umwelt zu stellen und Unabhangigkeit zu erlangen, kann das System Beziehungen zu seiner Umwelt aufnehmen um Leistungen auszutauschen. Der AusmaB dieses Austausches hangt von der HGhe der benotigten Ressourcen ab, die ein anderes System besitzt (vgl. Schreyog l.c.: 89).

„Das praktis che Interesse gilt dem Management dieser externen Beziehungen und den Strategien, die dafiir zur Verfiigung stehen" (Benson 1975; Die Beitr a ge in Negandhi 1975, zitiert in: Schrey o g 2003: 90)

Wo aber beginnt Umwelt und wo endet das Sstem?

„Soziale Systeme haben keine physis ch erfahrbaren Systemgrenzen" (Schrey o g 2003: 87)

Von dieser Aussage kann man die Erkenntnis ableiten, dass die Grenze eines Systems „sozial konstruiert" (ebd.). Diese Konstruktion verlauft iiber die Herstellung einer Differenz zwischen System und Umwelt.

„Systeme k o nnen si ch also von der Umwelt abgrenzen, aber nur als eigene Operation im System. Paradoxerweise miissen sich Systeme also erst einmal s chliej3en (Schaffung eines grenzstiftenden Sinnrasters), um sich dann der Umwelt 6 :linen zu k o nnen (Schrey o g 2003: 88).

Die systemische Intervention im Rahmen eines Workshops hat demnach dem System Netzwerkkooperation die Option zu verschaffen, sich zunachst von seinen Umwelten abzugrenzen, um intern sein Verhaltnis zu dieser analysieren zu konnen. Diese Moglichkeit fungiert demnach als ein grenzstiftendes Sinnraster. Aber Umwelt hei:t nicht nur die Welt um die Organisation herum, sondern auch die Welt um das innere der Organisation.

„Dies ist umso wichtiger als das eine der wichtigsten Aufgaben eines jeden Management darin besteht, die Differenz zwis chen Organisationssystem und Umwelt im System verfiigbar und fruchtbar zu machen. (...). Grunds a tzli ch ist die Differenz zwischen Organisation und Wirtschaft (...) ebenso relevant wie die Differenz zwis chen der Organisation und den psychis chen Systemen der Mitarbeiter (Bae cker 2003a: 224)

An diesen Gedanken ankniipfend wollen wir anschlieBend den Unterschied zwischen Umfeld und Umwelt skizzieren.

[...]


1 Wieso ein Netzwerk als organisationales System betrachtet werden kann, erläutern wir unter Punkt 2.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Interventionsdesign: Für die Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern in einem Sozialraum
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln
Veranstaltung
Sozialmanagement
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V144921
ISBN (eBook)
9783640559343
ISBN (Buch)
9783640559169
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Systemtheorien, NPO;, Sozialmanagement, Organisationsgestaltung, Interventionsdesign, Interventionsarchitektur, Stakeholder, Sozialmamagement, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
M.A. Michael Noack (Autor:in), 2009, Interventionsdesign: Für die Umfeld/System-Umwelt-Analyse mit den lokalen Stakeholdern in einem Sozialraum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144921

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