Rohstoffe als alternative Anlageklasse


Bachelorarbeit, 2009

61 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Formelverzeichnis

1. Einleitung

2. Rohstoffmärkte
2.1 Rohstoffklassen und ihre Charakteristika
2.1.1 Soft Commodities
2.1.2 Hard Commodities
2.2 Rohstoffterminmärkte
2.2.1 Termin- und Kassamärkte
2.2.2 Preisbildung
2.2.3 Marktteilnehmer

3. Rohstoffe als Anlageklasse
3.1. Definition alternative Anlageklasse
3.2 Zugangsmöglichkeiten zu Rohstoffinvestments
3.2.1 Direktinvestment
3.2.2 Rohstoff-Indizes
3.2.3 Rohstoff-Futures
3.2.4 Rohstoff-Zertifikate
3.2.5 Aktien und Fonds
3.3 Renditen in der Anlageklasse Rohstoffe
3.3.1 Rohstoff-Renditen
3.3.2 Renditetreiber bei Rohstoffen
3.4 Risiko bei Rohstoffen
3.5 Korrelationsstrukturen

4. Optimierung der Asset-Allokation durch Rohstoffe
4.1 Portfoliodiversifikation
4.2 Musterportfolio
4.3 Analyse des Portfolios

5. Schlussbetrachtung

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Das Finanzmarktsystem

Abbildung 2 Future-Preis contra Kassapreis

Abbildung 3 Interaktionen von Terminmarktteilnehmern

Abbildung 4 Reuters CRB Commodity Index (CRB)

Abbildung 5 S&P Goldman Sachs Commodity Index (S&P GSCI)

Abbildung 6 Rogers International Commodity Index (RICI)

Abbildung 7 Rohstoff-Indizes im Vergleich

Abbildung 8 Risikoprämien im Futures- und Spot-Markt

Abbildung 9 Backwardation-Markt für Crude Oil Futures, Januar 2004

Abbildung 10 Contango-Markt für Crude Oil Futures, Dezember 2005

Abbildung 11 Korrelation der Anlageklassen mit der Inflation, 07/1959 - 03/2004

Abbildung 12 Konjunkturzyklus

Abbildung 13 Vergleich: Aktien, Anleihen und Rohstoffe

Abbildung 14 Performance-Vergleich der Anlageklassen, Juli 2009

Abbildung 15 Rendite-Risiko verschiedener Anlageklassen

Abbildung 16 Effizienzkurve

Abbildung 17 Risiko-Rendite-Diagramm mit Effizienzkurve und

Abbildung 18 Risiko-Rendite-Diagramm des Aktien-Anleihen-Portfolios

Abbildung 19 Risiko-Rendite-Diagramm des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios

Abbildung 20 Risiko-Rendite-Diagramm

Abbildung 21 Consumer-Price-Index-Zusammensetzung, 2003

Abbildung 22 Korrelation von Rohstoffen mit der Inflation, 1982 - 2003

Abbildung 23 Risikoprämie der einzelnen Anlageklassen, 07/1959 - 07/2004

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Rohstoffklassen

Tabelle 2 Wichtigste Terminbörsen für den Bereich Commodity Trading

Tabelle 3 Übersicht über Rohstoff-Indizes

Tabelle 4 Rendite-Profil diverser Rohstoff-Future-Indizes

Tabelle 5 Risiko-Profil diverser Rohstoff-Future-Indizes

Tabelle 6 Korrelationsmatrix, 01/1991 - 05/2004

Tabelle 7 Rendite-Risiko-Profil der Anlageklassen, 31.08.1999 - 31.08.2009

Tabelle 8 Minimum-Variance-Portfolio beim Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolio

Tabelle 9 Rendite-Risiko-Vergleich zw. Anlageklasse und Musterportfolio

Tabelle 10 Rendite und Risiko für unterschiedliche Indizes, 12/1969 - 05/2004

Tabelle 11 Grunddaten des Aktien-Anleihen-Portfolios

Tabelle 12 Korrelationsmatrix des Aktien-Anleihen-Portfolios

Tabelle 13 Minimum-Variance-Portfolio beim Aktien-Anleihen-Portfolio

Tabelle 14 Korrelationsmatrix des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios

Tabelle 15 Grunddaten des Aktien-Anleihen-Rohstoff-Portfolios Rohstoffe als alternative Assetklasse

Formelverzeichnis

Formel 1 Berechnung von Financial-Futures

Formel 2 Berechnung von Rohstoff-Futures

Formel 3 Risikoprämie

Formel 4 Backwardation-Markt

Formel 5 Contango-Markt

Formel 6 Totalrendite eines Rohstoff-Portfolios

Formel 7 Futures Return

Formel 8 Berechnung des Maximum Drawdowns

Formel 9 Berechnung der erwarteten Rendite (Mean) eines Portfolios

Formel 10 Berechnung der Volatilität (Standardabweichung) eines Portfolios

Formel 11 Berechnung des Korrelationskoeffizienten

Formel 12 Berechnung des Minimum-Varianz-Portfolios

Formel 13 Berechnung des Sharpe Ratios

1. Einleitung

Rohstoffe stehen seit Beginn des aktuellen Jahrzehnts zunehmend im Fokus des An- legerinteresses. Aufgrund der Tatsache, dass Rohstoffe bis zum Jahr 2008 sehr attraktive Renditen boten,1 erfreut sich diese Anlageklasse stetig steigender Beliebtheit. Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Weltwirtschaftskrise und einer mög- lichen drohenden Inflation sind Investoren eher geneigt, sich nach alternativen Anlage- formen umzusehen.

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über Rohstoffe als Anlageklasse zu geben und dabei herauszustellen, dass diese neben Aktien und Anleihen als eigenständige Anlageklasse in einem Portfolio anzusehen sind.

Hierfür werden im zweiten Kapitel zunächst die Rohstoffmärkte in verschiedene Roh- stoffklassen eingeteilt. Da Rohstoffe2 vorwiegend auf Terminmärkten gehandelt werden, wird im Unterabschnitt 2.2.1 auf die Kausalitäten zwischen Termin- und Kassamärkten sowie deren Preisbildung und die jeweils partizipierenden Marktteilnehmer Bezug ge- nommen.

Im dritten Kapitel wird auf die Anlageklasse der Rohstoffe eingegangen. Es werden die verschiedenen Zugangsmöglichkeiten zu einem Rohstoffinvestment aufgezeigt sowie die Risiko-Rendite-Eigenschaften der Anlageklasse der Rohstoffe dargestellt. Das Kapitel schließt mit der Betrachtung der Korrelation mit anderen Anlageklassen ab.

Die Optimierung der Asset-Allokation durch Rohstoffe im vierten Kapitel führt in die theoretischen Grundlagen der Portfoliodiversifikation ein und bildet die Grundlage für die Analyse eines Musterportfolios mit einer Beimischung von Rohstoffen unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten.

Abschließend wird im fünften Kapitel im Rahmen der Schlussbetrachtung Rohstoffe als Anlageklasse kritisch gewürdigt und es wird ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen dieser Anlageklasse gegeben.

2. Rohstoffmärkte

Zur Klassifikation von Rohstoffen werden häufig ihre natürlichen Eigenschaften, der Grad der Regenerierbarkeit, die Herkunft und der Verwendungszweck genutzt und zu Rohstoffklassen zusammengefasst. Diese Rohstoffklassen werden jeweils an internationalen Rohstoffbörsen, z. B. in Chicago und New York, gehandelt.

Die einzelnen Rohstoffe werden häufig, wie Tabelle 1 zeigt, in übergeordneten Kategorien zu Soft und Hard Commodities zusammengefasst.3 Zu den Soft Commodities gehören alle Rohstoffe, die verderblich sind, jedoch stetig nachwachsen und unbegrenzt verfügbar sind.4 Im Gegensatz dazu gehören zu den Hard Commodities alle Rohstoffe wie Erze, verarbeitete Metalle, Rohöl, Kohle und Gas; diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie begrenzt zur Verfügung stehen und nicht nachwachsen.

Tabelle 1 Rohstoffklassen5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1 Rohstoffklassen und ihre Charakteristika

Nachfolgend wird nicht explizit auf einzelne Rohstoffe in den Rohstoffklassen Soft und Hard Commodities eingegangen, da jeder einzelne Rohstoffsektor in den Rohstoffklassen erheblichen Preisschwankungen unterliegt und die Liquidität je Sektor sehr unterschiedlich ist. Im Vordergrund steht deshalb die Darstellung der Besonderheiten der Soft und Hard Commodities in der Gesamtheit.

2.1.1 Soft Commodities

Zu den Soft Commodities gehören alle landwirtschaftlichen Produkte sowie Vieh und Holz,6 welche zu einem wirtschaftlichen Nutzen gehalten oder angepflanzt werden.

Somit setzt sich die Rohstoffklasse Soft Commodities aus den beiden Rohstoffsektoren Vieh und Agrarprodukte zusammen. Vorwiegend werden Vieh und Agrarprodukte an den internationalen Terminbörsen in Chicago (CBOT) sowie in New York (NYBOT) und in Kansas City (KCBT) gehandelt.7

Aufgrund ihrer Eigenschaft, ein nachwachsender Rohstoff zu sein, unterliegt der Preis saisonalen Schwankungen. Dies ist beispielsweise bei Agrarrohstoffen darin begründet, dass erst zum Erntezeitpunkt das endgültige Angebot feststeht. In der Zeitspanne davor, d. h. von der Aussaat über die Blüte bis hin zur Ernte besteht stets Unsicherheit über das zukünftige Ertragsvolumen.8

Neben saisonalen Faktoren gibt es eine Vielzahl weiterer Einflussfaktoren, die sich in der Preisbildung an den Terminbörsen niederschlagen können. Ein wesentlicher Ein- flussfaktor für die Preisentwicklung ist eine Angebotslimitierung, welcher unterschied- liche Ursachen zugrunde liegen. Beispielsweise kann eine Angebotsverknappung durch Klimaanomalien und die globale Klimaerwärmung entstehen, die in den letzten Jahr- zehnten jährlich erhebliche Ernteeinbußen bei den verschiedenen Agrarrohstoffen ver- ursacht haben.

Bedingt durch den stetigen Anstieg der Weltbevölkerung und der Änderung des Konsumverhaltens der prosperierenden Volkswirtschaften, wie etwa China und Indien, verändert sich das Angebots- und Nachfragegleichgewicht bei den Soft Commodities.9 Das Angebot kann sich nicht uneingeschränkt den neuen Nachfrage-Gegebenheiten anpassen, denn die Anbaufläche ist insgesamt begrenzt.10

Die Besonderheit beim Handel mit Fleisch ist, dass dieser einem Konjunkturzyklus11 unterliegt und das Fleisch wie Zucker ein Wohlstandsindikator ist.12 Generell gilt die Faustregel, je mehr Zucker und Süßes konsumiert wird, desto höher ist der Wohlstand einer Volkswirtschaft.13 Insgesamt können Sonderfaktoren, wie Rinderwahn oder die Vogelgrippe, das Konsumentenverhalten beeinflussen, indem bspw. vorübergehend die Rohstoffklasse Rind gemieden und durch Schwein substituiert wird. Im Rohstoffsektor Rind wird dann ein Preisverfall eintreten und beim Schwein wird die erhöhte Nachfrage zu einem Preisanstieg führen. Somit heben sich die negativen und positiven Effekte bei Rind und Schwein gegenseitig auf. Infolgedessen ist für die gesamte Rohstoffklasse Soft Commodities kein eindeutiger Effekt, weder positiv noch negativ, von Seuchen wie Rinderwahn sichtbar.14

Bei einigen Agrarrohstoffen, wie Zucker, Mais und Raps, ist in den letzten Jahren eine erhöhte Nachfrage zu beobachten. Die Rohstoffklassen Zucker, Mais und Raps profitieren davon, dass sie aufgrund des technologischen Fortschritts ein Substitut für Treibstoff,15 z. B. Bioethanol, darstellen. Bei diesen Rohstoffen wird zusätzlich zur Nachfrage als Agrarrohstoff in Zukunft vermehrt die Nachfrage als Energierohstoff die Wachstumsraten beeinflussen.

Single und Bachofer (2006) nennen als einen weiteren Einflussfaktor die Material- und Transportkosten. Diese müssen bei nachhaltig steigenden Energie- und Basismetallpreisen von den Produzenten mit einkalkuliert werden und erhöhen damit indirekt den Soft Commodity-Preis.

2.1.2 Hard Commodities

Rohstoffsektoren, wie Edelmetalle, Industriegüter und Energierohstoffe, werden zur Rohstoffklasse Hard Commodities zusammengefasst.16 Hard Commodities sind aufgrund ihres natürlichen Vorkommens begrenzt verfügbar und nicht regenerativ.

Eine Produktionserweiterung in Form einer Erschließung neuer Vorkommen ist ein langfristiges Projekt und deshalb kann das Angebot an Hard Commodities auf kurzfristige Veränderungen der Nachfrage nur sukzessiv reagieren.17

Wenige Länder, wie Saudi-Arabien, Iran und Irak, haben einen direkten Zugang bspw. zu Erdölreserven und können dadurch die Menge sowie den Preis des Rohöls und der Ölprodukte selbst bzw. durch die OPEC auf dem Weltmarkt stark beeinflussen.18 Die größten Rohstoffvorkommen von Hard Commodities befinden sich in den Entwicklungs- und Schwellenländern,19 die zum Teil durch politische Instabilität und veraltete Fördertechnologien geprägt sind.20 Unsicherheit jeder Art wirkt sich schnell auf die Rohstoff-Preise an den Terminbörsen aus, wenn mit Lieferverzögerungen und Produktionsmengenkürzungen gerechnet werden muss.21 Bei politischen Unruhen in einem Land führt dies meist zu weltweiten Engpässen, die nicht durch Kapazitätsausweitungen in anderen Ländern ausgeglichen werden können.

Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern, wie China und Indien, steigt jedoch der Wohlstand schlagartig und es werden vermehrt Hard Commodities nachgefragt, z. B. um Infrastrukturmaßnahmen durchführen zu können. Solange eine erhöhte Nachfrage aus den Lagerbeständen befriedigt werden kann, werden bis auf zyklische Schwankungen keine gravierenden Preisanpassungen geschehen. Wenn die Lagerbestände jedoch die erhöhte Nachfrage nicht decken, entsteht ein Nachfrageüberschuss, der zwangsläufig zu einer Preissteigerung führt.

Bei einer langfristigen Prognose der Preisentwicklungen an den Terminmärkten für Hard Commodities fließen viele Faktoren mit ein, welche eine eindeutige Prognose er- schweren.

Rohstoffe sind Sachwerte und bieten daher eine Absicherung gegen Inflation. Steigt die Inflationsrate, so wird vermehrt von Nominalwerten in Sachwerte wie Edelmetalle umgeschichtet. Infolgedessen werden die Rohstoff-Preise weiter beeinflußt.22

2.2 Rohstoffterminmärkte

Der moderne Warenterminhandel hat seinen Ursprung in den USA, wo Mitte des 19. Jahrhunderts die Kontrakte für landwirtschaftliche Produkte standardisiert wurden. Seit diesem Zeitpunkt ist eine Vielzahl spezialisierter Terminbörsen für den Bereich Commodity Trading entstanden. Zu den wichtigsten zählen:23

Tabelle 2 Wichtigste Terminbörsen für den Bereich Commodity Trading24

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.1 Termin- und Kassamärkte

Die internationalen Rohstoffmärkte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Wertpapiermärkten. Wertpapiere sind bezüglich der Anzahl derer, welche im Umlauf sind, begrenzt und werden ausschließlich zu Anlage- bzw. Investitionszwecken gehalten. Rohstoffengagements hingegen sind „unbegrenzt“ verfügbar; erst bei Betrachtung eines festgelegten Zeitraums sind sie begrenzt und werden nicht nur zu Anlage- bzw. In- vestitionszwecken gehalten.25

Der Finanzmarkt kann grundsätzlich in den Kassamarkt - auch als Spotmarkt be- zeichnet - und den Terminmarkt unterteilt werden. Auf dem Kassamarkt werden Direktgeschäfte mit einem/zum Kassakurs gehandelt.26 Der Kassakurs oder Spot-Preis bezeichnet den für einen sofortigen Kauf bzw. Verkauf gültigen Preis,27 d. h. sofortige Leistung und Gegenleistung. Auf dem Terminmarkt werden hingegen Geschäfte, deren Erfüllung in der Zukunft liegt, abgeschlossen. Der Terminkurs ist der Preis, der heute vertraglich fixiert wird und für eine in der Zukunft liegende Ausführung der Transaktion gilt.28 Leistung sowie Gegenleistung erfolgen zu einem in der Zukunft liegenden Er- füllungszeitpunkt.29

Der Terminmarkt kann, wie Abbildung 1 visualisiert, in bedingte und unbedingte Termingeschäfte untergliedert werden. Besteht bei einem Termingeschäft ein Wahlrecht, welches einem Vertragspartner die Entscheidung über Erfüllung oder Nichtausübung des Wahlrechts einräumt, so ist dies ein bedingtes Termingeschäft.30 Bedingte Termingeschäfte finden sich unter anderem im Finanzinstrument der sogenannten Optionen wieder. Diese können individuell und außerbörslich (over the counter; OTC) oder standardisiert und homogenisiert über die Börsen gehandelt werden.

Abbildung 1 Das Finanzmarktsystem31

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei unbedingten Termingeschäften verpflichten sich beide Vertragspartner zur garantierten Leistung und Gegenleistung.32 Zu den unbedingten Termingeschäften, die individuell und außerbörslich (OTC) abgeschlossen werden, gehören Forwards, Forwards Rate Agreements und Swaps. Forwards sind die klassischen unbedingten Termingeschäfte, die individuell und spezifisch zwischen den Vertragskontrahenten ausgehandelt werden.33 Ein Forward Rate Agreement, FRA abgekürzt, ist eine Verein- barung, bei der sich zwei Vertragsparteien vor Veränderungen von Zinssätzen in deren jeweiliger Währung schützen, indem sie einen Zinssatz vereinbaren, der bei Fälligkeit mit dem Marktzins verglichen wird. Die Differenz wird dann in Form eines Barausgleiches vorgenommen. Bei einem Swapgeschäft werden Zahlungsströme ausgetauscht. Sind die Verträge hingegen standardisiert, so werden diese an den Börsen gehandelt und als Futures bezeichnet.34

Je nach Art des Underlyings, Financial oder Commodity, wirken unterschiedliche Faktoren auf den Preis des Futures. Die Kausalitäten zwischen Kassamärkten und Terminmärkten sowie einzelnen Einflussfaktoren auf Financial und Commodity Futures werden im nachfolgenden Abschnitt näher erläutert.

2.2.2 Preisbildung

Rohstoffe werden hauptsächlich mit Hilfe von Terminkontrakten in Form von Futures an Warenterminbörsen gehandelt. Während die Preise für Finanzanlagen neben Angebot und Nachfrage auch von den Zinserwartungen und Risikoprämien bestimmt werden, reagieren Rohstoff-Preise ausschließlich auf Angebot und Nachfrage. Somit wirkt sich eine Angebots- und Nachfrageverschiebung preistreibend oder preisschwächend aus.35

Ergänzend zu den vorherigen Kapiteln haben Gorton und Rouwenhorst (2006: S. 48) einen Future-Kontrakt, als eine Verpflichtung für den Verkäufer, an einem bestimmten Termin in der Zukunft eine festgelegte Menge des jeweiligen Underlyings zu liefern, umschrieben. Umgekehrt hat der Käufer zugestimmt, zu dem gleichen bestimmten Termin in der Zukunft die festgelegte Menge des Underlyings zu kaufen.

Der Future-Preis ist abhängig vom aktuellen Preis (Kassakurs) des Underlyings, dem risikolosen Zinssatz36, der Dividendenrendite und der Zeit bis zur Endfälligkeit des Future-Kontraktes.37

Bei Rohstoff-Futures sind zudem Lagerkosten zu berücksichtigen. Mit dem Erwerb von physischen Rohstoffen entstehen Lagerkosten, die bei dem Future-Preis berücksichtigt werden müssen. Lagerkosten kann man als negativen Ertrag bezeichnen; sie schmälern somit die erhaltende Rendite. Mit dem Erwerb von physischen Rohstoffen entstehen Kosten der Finanzierung bzw. entgangener Zins und Kosten für die Lagerung. In der Summe werden diese Kosten als Cost-of-Carry bezeichnet.38 Demnach errechnet sich der aktuelle Terminkurs aus der Summe von Cost-of-Carry und Kassakurs.39 Übersteigt die Preisdifferenz zwischen kurz und lang laufenden Futures die Cost-of-Carry, so ist Arbitrage möglich. Wie in Abbildung 2 gezeigt wird, ist die Cost-of-Carry genau der Betrag zwischen Kassapreis und einem richtigen und fair bewerteten Future-Preis.40 Ist der Future-Preis falsch bewertet worden, so können dies einige Anleger direkt durch Arbitrage-Geschäfte ausnutzen.41

Abbildung 2 Future-Preis contra Kassapreis42

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein weiterer Unterschied zwischen Rohstoff-Futures und Financial-Futures ist die so- genannte Convenience Yield, auch als Verfügbarkeitsrendite bezeichnet. Sie bezieht sich auf die Werteinheit des Underlyings und den Zeitraum eines Jahres.43 Die Convenience Yield ist die Rendite, die ein Käufer von physischen Rohstoffen durch das Halten erwirtschaftet, da die Ware sofort verfügbar ist und bspw. in einem Her- stellungsprozess gewinnbringend eingesetzt werden könnte. Die Convenience Yield spiegelt die Markterwartung der zukünftigen Verfügbarkeit des Rohstoffes wieder.44

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Beziehung zwischen Spot-Kurs und Future-Kurs wird komplexer, wenn die Cost- of-Carry oder die Convenience Yield unsichere Größen darstellen. Wie die Abbildung 2 zeigt, nimmt die Unsicherheit über die Zeit weiter ab, bis beide Preise gleich sind.

Die Fungibilität eines Rohstoff-Futures wird einerseits durch seine Standardisierung im Vertragswerk und andererseits die Standardisierung des Underlyings in Qualität und Größe geschaffen. Die Bewertung eines Future-Preises hängt somit insgesamt vom Spot-Preis des Rohstoffes, dem risikolosen Zinssatz, den Lagerkosten, der Verfügbarkeitsrendite und der Zeit bis zur Endfälligkeit des Future-Kontraktes ab.

Die Preisentwicklung des zugrundeliegenden Rohstoffes hat somit indirekt Auswirkung auf den Future-Preis.45 Das Basisrisiko, welches als Preisänderungsrisiko verstanden werden kann, ist bei Rohstoff-Futures deutlich größer als bei Financial-Futures. Bei einem Hedging einer physischen Rohstoffposition können Güte, Lieferart sowie der Lieferzeitpunkt von den standardisierten Normen der Future-Kontrakte abweichen46. Somit besteht auch bei einem Hedge eine Restunsicherheit, da die Rohstoff-Future- Position keine perfekte Absicherung von Preisrisiken ermöglicht.47

2.2.3 Marktteilnehmer

Der Rohstoffterminmarkt bietet ähnlich wie der Aktienmarkt verschiedene Investmentstrategien für verschiedene Interessen, Markteinschätzungen und Zielvorstellungen. Gewissermaßen können die Investmentstrategien beispielsweise zur Absicherung gegen unerwartete Preisschwankungen, Spekulationsgeschäfte oder Arbitragestrategien dienen. Müller-Möhl (2002: S. 123) identifiziert drei Typen von Marktteilnehmern: Hedger, Trader und Arbitrageur. Wie in Abbildung 3 dargestellt wird, können die einzelnen Marktteilnehmer jeweils miteinander interagieren.

Abbildung 3 Interaktionen von Terminmarktteilnehmern48

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Arbitrageur nutzt Kursunterschiede des gleichen Basiswertes an einem oder auch unterschiedlichen Börsenplätzen aus und versucht damit risikolose Gewinne zu erzielen. Übersteigt die Preisdifferenz zwischen kurz und lang laufenden Future-Kontrakten die Cost-of-Carry, so ist Arbitrage möglich.49 Die Preisunterschiede entstehen aufgrund von Marktunvollkommenheiten. Der Arbitrageur wird so lange dieselbe Gewinnmöglichkeit nutzen, bis ein adäquates Preisgefüge besteht. Eine Voraussetzung für das Ausnutzen auch von kleineren Preisunterschieden bilden geringe Transaktionskosten und ein hohes Transaktionsvolumen. Es gibt verschiedene Arbitrage-Strategien mit unterschied- lichsten Investmentvehikeln. Der Investor kann mit Hilfe des Futures u. a. die Cash- and-Carry-Arbitrage-Strategie verfolgen.50 Hierbei wird die Preisungleichheit zwischen Future und Basiswert ausgenutzt. Liegt ein Future-Preis verglichen mit dem ent- sprechenden Basiswert über dem Fair Value, so kann der relativ billigere Basiswert er- worben werden und gleichzeitig ein Future-Kontrakt verkauft werden.

Das Nutzen von Derivaten zur Neutralisierung von Kursschwankungen wird allgemein als Hedging verstanden.51 Die Neutralisierung wird durch das Eingehen einer Gegen- position erreicht, d. h. einer Nutzung von Anlagen mit inverser Korrelation mit dem Basiswert, deren Kurs abgesichert werden soll. Dabei besteht die Möglichkeit bei einer Future-Position long oder short zu gehen. Bei einer Long-Position, dem Kauf, erwartet der Hedger, dass die Kurse bzw. Märkte steigen. Bei einer Short-Position, dem Verkauf, erwartet der Hedger fallende Kurse. Der Hedger besitzt meistens die Basiswerte und möchte durch das Hedgen das Risiko neutralisieren. Andernfalls könnte er ein Produzent sein und möchte seinen Einkaufs- oder Verkaufswert der Rohstoffe sichern.

Der Rohstoffmarkt ist aber auch besonders für Trader (Spekulanten) interessant, denn bei Rohstoffen sind nicht nur langfristige und fundamentale Betrachtungen kursbestimmend.52 Bei einem Spekulanten stehen spekulative Motive im Vordergrund und deshalb stehen der Trend bei der Preisentwicklung und die Volatilität im Fokus. Dieser Markteilnehmer geht ein höheres Risiko als andere Marktteilnehmer ein, weshalb sein Gewinnpotenzial deutlich größer ist. Durch Futures kann der Spekulant Short- und Long-Position mit einem geringen finanziellen Einsatz tätigen und somit verschiedene individuelle Investmentstrategien umsetzen.53

3. Rohstoffe als Anlageklasse

In diesem Kapital wird begründet, warum Rohstoffe neben Aktien und Anleihen eine eigenständige Anlageklasse darstellen. Dabei wird neben den verschiedenen Rohstoffinvestments, auch auf die Rendite- und Risikoeigenschaften eingegangen.

3.1. Definition alternative Anlageklasse

Der Begriff der alternativen Anlage- oder Assetklasse beschreibt eine Gruppe von Ver- mögensständen, die kein traditionelles Asset im Sinne von Aktien oder Anleihenanlagen darstellen und ins Portfolio des Investors integriert werden können.54 Eine formale und abschließende Definition für die Charakteristika einer Anlageklasse besteht nicht. Boido und Fasano (2009) definieren alternative Vermögensanlagen als eine eigenständige Assetklasse, die unterschiedlich von traditionellen Investments sind und wie folgt charakterisiert werden können:

1. Zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien- und Anleihenmärkten besteht nur eine geringe Korrelation.
2. Die Anlageklasse bietet eigenständige Rendite- bzw. Risikoeigenschaften.

3. Gewöhnlich investieren nur erfahrene Anleger in eine alternative Assetklasse.55

[...]


1 Vgl. Performance der Rohstoff-Indizes im Jahr 2009 aus Abbildung 7, S. 17.

2 In dieser Arbeit wird für den Begriff „Rohstoff“ auch der engl. Begriff „Commodity“ verwendet.

3 Vgl. Holz (2008), S. 177.

4 Vgl. Füss und Kaiser (2007), S. 497.

5 eigene Darstellung in Anlehnung an Index Einteilung des CRB-Indizes.

6 Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 67.

7 Vgl. Holz (2008), S. 177.

8 Vgl. Holz (2008), S. 179.

9 Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 68.

10 Vgl. Buchholtz (2006), S.18.

11 Vgl. Goldman Sachs (2006), S. 27.

12 Vgl. Buchholtz (2006), S.18; Single und Bachofer (2006), S. 68.

13 Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 68.

14 Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 69.

15 Vgl. Buchholtz (2006), S.17.

16 Siehe hierzu Tabelle 1, S. 2.

17 Vgl. Holz (2008), S. 180.

18 Vgl. Huth und Leschhorn (2006), S. 27.

19 Vgl. Cashin, Liang und Mc Dermott (2000), S. 179f.

20 Vgl. Holz (2008), S. 180.

21 Vgl. Cashin, Liang und Mc Dermott (2000), S. 208.

22 Vgl. Single und Bachofer (2006), S. 69.

23 Vgl. Holz (2008), S. 177.

24 Eigene Darstellung in Anlehnung an Holz (2008), S. 177.

25 Vgl. Holz (2008), S. 177.

26 Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 206.

27 Vgl. Ankrim und Hensel (1993), S. 21.

28 Vgl. Amerio (2005), S. 81.

29 Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 207.

30 Vgl. Müller-Möhl (2002), S. 22.

31 Vgl. Müller-Möhl (2002), S. 21.

32 Vgl. Amerio (2005). S. 81.

33 Für eine vertiefte Darstellung der Unterschiede zwischen Forwards und Futures wird auf Müller-Möhl (2002), S. 29, verwiesen.

34 Vgl. Amerio (2005), S. 81.

35 Vgl. Holz (2008), S. 179.

36 Risikoloser Zinssatz im engl. risk-free rate.

37 Vgl. Anson (2008), S. 42.

38 Vgl. Anson (2008), S. 42.

39 Vgl. Hull (2006), S. 158.

40 Vgl. Anson (2008), S. 41.

41 Strategie und Motive von Anlegern bei Arbitrage-Geschäften, siehe Kapitel 2.2.3 Marktteilnehmer.

42 Eigene Darstellung, in Anlehnung an Uszcapowski (1999), S.207.

43 Vgl. Spreman und Gantenbein (2005), S. 208.

44 Vgl. Lewis (2005), S. 20.

45 Vgl. Gorton und Rouwenhorst (2006), S. 9.

46 Ein regionaler Produzent, zum Beispiel aus der Region Pampas in Argentinien, der lebendes Rind anbietet, kann sich mit einem Future nicht gegen das Basisrisiko absichern, wenn sich seine Ware vom Standard des weltweiten Rohstoffmarktes unterscheidet.

47 Spreman und Gantenbein (2005), S. 209.

48 In Anlehnung an Beike und Schlütz (2005), S. 471.

49 Vgl. Kolb und Overdahl (2007), S. 91.

50 Vgl. Luu und Krauß (2006), S. 10.

51 Vgl. Müller-Möhl (2002), S. 145.

52 Vgl. Spremann (2008), S. 6.

53 Zur weiteren Vertiefung wird auf Müller-Möhl (2002), S. 157 ff., verwiesen.

54 Vgl. Verbee (2008), S. 16.

55 Diese Charakteristika haben Boido und Fasano (2009) im Rahmen der Betrachtung der Rohstoffe als alternative Anlageklasse genannt, bei der Betrachtung als generelle Anlageklasse, ist diese Eigen- schaft jedoch zu vernachlässigen.

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Rohstoffe als alternative Anlageklasse
Hochschule
Universität Hamburg  (Lehrstuhl für Unternehmens- und Schiffsfinanzierung )
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
61
Katalognummer
V144431
ISBN (eBook)
9783640548217
ISBN (Buch)
9783640552511
Dateigröße
1740 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rohstoffe, Alternative Anlage, Commodities, commodity, alternativ assets, Assetallocation, anlageklasse, Rohstofffutures
Arbeit zitieren
Sönke Niefünd (Autor:in), 2009, Rohstoffe als alternative Anlageklasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144431

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