Die Reichskleinodien unter spezieller Berücksichtigung der Reichskrone


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Begriffsbestimmung Insignienkunde und Insignien
1.2 Die Reichskleinodien
1.3 Die Bedeutung der Reichskleinodien im Mittelalter

2. Die Reichskrone
2.1 Die Entstehung der Reichskrone
2.2 Die Beschreibung der Gestalt
2.3 Das theologische Programm
2.4 Die Bedeutung der Reichskrone

Schluss

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Diese Arbeit handelt im Allgemeinen von den Reichskleinodien und im Speziellen von der dazugehörigen Reichskrone. Das Ziel der Ausführungen ist ein umfassender Überblick über die Bedeutung des Kronschatzes des Heiligen Römischen Reichs. Es soll geklärt werden, inwiefern die Kleinodien inklusive der Krone einen speziellen Rechtsstatus in der Zeit des Alten Reichs gehabt haben und inwiefern ihr Besitz als Legitimationsgrundlage für die Herrscheraspiranten galt. Daneben stellt sich die ganz allgemeine Frage: Was bringt die Insignie als Quelle dem Historiker?

Zuerst werden die Begriffe Insignie und Insignienkunde erklärt. Danach erfolgt eine kurze Beschreibung der wichtigsten Reichinsignien, die für die Krönungszeremonie essentiell waren. Im nächsten Unterpunkt wird die Bedeutung der Reichinsignien erläutert. Der zweite Punkt behandelt die Reichskrone. Zunächst werden die Hintergründe der Entstehung geklärt, dann wird die Beschreibung des äußeren Zustandes vorgenommen. Im nächsten Unterpunkt wird das theologische Programm, die umfangreiche christliche Symbolik der Krone ausführlich erläutert. Es folgt die Klärung der ganz speziellen Bedeutung der Reichskrone. Im Schlussteil werden die gewonnenen Erkenntnisse bilanziert und die gestellten Fragen geklärt.

Bei der Literatur waren für die Definitionen am Anfang die Überblickswerke von Martina Hartmann „Mittelalterliche Geschichte studieren“ und „Proseminar Geschichte: Mittelalter“ von Hans-Werner Goetz sehr hilfreich. Dem allgemeinen Teil über die Kleinodien habe ich vor allem Klemens Gsells „Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz“ zugrunde gelegt. Diese Dissertation eines Juristen beschreibt die Frage nach der Legitimationskraft der Reichskleinodien sehr detailiert anhand historischer Konflikte und anhand von Rechtquellen aus der Zeit des Hochmittelalters. Für diesen Teil der Arbeit war auch „Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs“ von Hermann Fillitz sehr wichtig. Dieses Buch muss als Standardwerk gelten, trotz seines Alters, hier werden sämtliche Reichskleinodien ausführlich besprochen und Unmengen an Hintergründen geliefert. Für den zweiten Hauptpunkt hatte ich mein Augenmerk, neben dem Werk von Fillitz, hauptsächlich auf Reinhart Staats Werk „Die Reichskrone“. Es liefert sehr detailierte Informationen über alle Facetten der Reichskrone, vor allem die theologischen Gestaltungsmerkmale sowie die Hintergründe der Entstehung werden sehr ausführlich erläutert. Des Weiteren waren verschiedene Artikel des Lexikons des Mittelalters sehr wichtig für meine Ausführungen. Hier war der Artikel „Insignien“ ohne Autorenangabe auch für die Definitionen am Anfang der Arbeit sehr wichtig.

1.1 Begriffsbestimmung Insignienkunde und Insignien

Die Insignienkunde ist eine noch rechte junge Disziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft. Sie wurde im Jahr 1928 durch den Historiker Percy Ernst Schramm begründet. In diesem Jahr veröffentlichte er das Buch „Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit 751 – 1190“. In den Jahren von 1954 bis 1956 veröffentlichte er „Herrschaftszeichen und Staatssymbolik“ in drei Bänden, diese Werke gelten als weitere Grundpfeiler der neuen Hilfswissenschaft. Schramm hat die Insignien der mittelalterlichen deutschen Herrscher mithilfe von vier wichtigen Quellengattungen zusammengestellt: Zum einen aus Realien wie Münzen und Siegeln, dann aus den Abbildungen der Herrschaftszeichen auf zeitgenössischen Bilddarstellungen, dann aus den Beschreibungen schriftlicher Quellen und anhand der natürlich noch vorhanden Insignien.[1]

Die Insignien selbst werden im Lexikon des Mittelalters folgendermaßen definiert: Sie sind „Kennzeichen einer weltl. oder geistl. Würde, einer verliehenen oder ererbten Machtposition, eines (z. B. herrscherl.-staatl., fsl., landständ., städt., universitären) Amtes oder eines herausgehobenen ‛ständ. Ranges’ (Adel, Rittertum, Lehen, -swesen).“[2]

Die Verwendung von Insignien, in Verbindung mit Amts- und Staatsrecht, ist wahrscheinlich in allen Kulturen gebräuchlich. Im Mittelalter ist die häufige Verwendung von Insignien belegt, dies steht in Zusammenhang mit altertümlichen Formen von Recht und Herrschaft. Die Insignien haben vor allem durch ihre Rolle in den Abläufen des herrschaftlichen Zeremoniells eine weitegehende rechts- und herrschaftssymbolische Ausgestaltung bzw. Deutung erfahren. Diese Entwicklung gründete sich auf die enge Verbindung von Reichsgewalt und Papstkirche im Karolingerreich. Während des Hoch- und Spätmittelalters wurden Insignien im Rahmen des monarchischen und höfischen Zeremoniells sowohl an der päpstlichen Kurie, als auch an den großen Höfen in Europa verwendet.[3]

Insignien sind noch zahlreich überliefert: Es gibt königliche Insignien wie die Krone, das Zepter, die heilige Lanze, den Thron, Armspangen und die königliche Kleidung. Dann gibt es noch kirchliche Insignien, bei Päpsten und Bischöfen Tiara bzw. Mitra, Ring und Stab und bei Erzbischöfen das Pallium. Die rechtliche und symbolische Bedeutung der kirchlichen Insignien ist nicht Gegenstand der Hausarbeit. Es soll nur erwähnt werden, dass es auch hier harte Auseinandersetzungen gegeben hat. Dies zeigt der Streit um die Bischofsinvestitur im elften und frühen zwölften Jahrhundert. Damals ging es darum, ob Ring und Stab nun geistliche oder weltliche Symbole sind. Festzuhalten bleibt, dass es sich bei Insignien um Quellen als Ausdruck der Staatssymbolik handelt.[4]

1.2 Die Reichskleinodien

Die Reichskleinodien waren der Kron- und Reliquienschatz des HRR. Sie hatten diese Funktion von 962 bis 1806 als das Reich aufgelöst wurde und die Reichsinsignien aufhörten lebendige Insignien zu sein.[5] Die Reichskleinodien werden heutzutage in der Wiener Schatzkammer verwahrt. Es handelt sich um eine Sammlung verschiedenster Objekte, mit unterschiedlicher Funktion und Herkunft. Die Sammlung wird synonym zum Begriff Reichskleinodien auch als Reichsschatz oder Kronschatz bezeichnet. Die Kleinodien teilen sich in die Aachener Reichskleinodien und die Nürnberger Reichskleinodien auf. Der Aachener Sammlung ist die ältere, die Nürnberg enthält dafür ein bedeutend größere Anzahl an Stücken. Der Schatz lässt sich in drei Kategorien einteilen: Zum einen in Insignien, den Kern der Sammlung, das sind weltliche Herrschaftszeichen des Königs bzw. Kaisers, wie z. B. Krone, Zepter und Reichsapfel. Die zweite Kategorie sind Ornate, also Kleidungsstücke die für Krönungen und Amtshandlungen eine wichtige Rolle spielten. Den dritten Teil der Sammlung bilden Reliquien, sie werden Christus und verschieden Heiligen zugeordnet. Im Mittelalter folgte eine christliche Einvernahme des Schatzes, man spricht deshalb synonym von den Reichskleinodien auch vom Heiltum bzw. Heiligtum.[6]

Es sollen bloß die wesentlichen, krönungsrelevanten Insignien des Reichsschatzes kurz erläutert werden. Für den Krönungsritus waren vor allem die drei Stücke der Aachener Sammlung bedeutend. Das sogenannte Reichsevangeliar ist eine der bedeutendsten Handschriften des Mittelalters, es wurde wohl noch zu den Lebzeiten Karls des Großen um das Jahr 800 an seine Hochschule in Aachen angefertigt. Im Evangeliar sind die vier Evangelien des neuen Testaments enthalten, zum Beginn eines jeden Evangeliums sind ganzseitig die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes dargestellt, daneben 16 Canontafeln. Die Pergamentblätter sind Purpur gefärbt, die Texte bestehen aus goldener und z. T. silberner Tinte. Die purpurne Farbe war die Farbe des Herrschers, somit muss die Handschrift von Beginn an sehr bedeutend gewesen sein. Auf der Handschrift legte der zu Krönende über annähernd neun Jahrhunderte seinen Eid ab, dabei legte er seinen Finger auf das Bildnis des Heiligen Johannes, das deshalb auch recht verschlissen ist.[7]

Das zweite bedeutende Stück ist die Stephansbursa, sie stammt aus dem ersten Drittel des neunten Jahrhunderts. Sie ist keine Insignie, sondern ein Reliquiar, aber aufgrund ihrer Bedeutung für den Ritus muss sie erläutert werden. In ihr wurde einst angeblich die Erde, die mit dem Blut des Erzmärtyrers Stephanus getränkt wurde, aus Jerusalem aufbewahrt.[8] Während der Krönung wurde sie in einen Hohlraum unter den Thronsitz in der Pfalzkapelle in Aachen abgelegt. Damit thronte der neue deutsche König, der religiösen Auffassungen von damals gemäß, nach der Krönung und der Salbung auf dem Zentrum der Welt.[9] Das dritte Stück ist der Säbel Karls des Großen. Er stammt nur dem Namen nach vom alten Kaiser, datiert wurde er auf die zweite Hälfte des neunten Jahrhunderts. Der Krummsäbel, mit Drachenornamenten und Kupfereinlagen an der Klinge stammt wohl aus Ungarn oder Südrußland. Der Säbel wurde dem neuen König bei der Krönung immer vom Erzbischof von Köln umgegürtet.[10]

Die für die Krönungen traditionell wichtigen Elemente wie Reichsapfel und Zepter gehören zur Nürnberger Sammlung. Der Reichsapfel ist eines der ältesten Symbole kaiserlicher Gewalt. Bei den antiken römischen Kaisern stand er als Attribut Jupiters für den Erdball, den der Kaiser in der Hand hielt, also als Sinnbild für den römischen Anspruch der universellen Herrschaft. Auf dem mittelalterlichen Apfel befindet sich auch ein Kreuz statt der antiken Symbole wie der Siegesgöttin Nike oder dem Adler. Auch die Bedeutung des Reichsapfels hatte die Kirche im Mittelalter ersetzt: Der Apfel, angeblich gefüllt mit Staub, sollte den Herrscher an die Nichtigkeit aller Irdischen erinnern.[11] Der heute erhaltene Reichsapfel ist keine der alten Insignien, er stammt aus den 90ern des zwölften Jahrhunderts. Das sehr schlichte Zepter ist nicht so reich und sorgfältig gearbeitet wie die anderen Insignien, es stammt sogar aus der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts.[12] Diese speziellen Stücke sind innerhalb des Reichsschatzes nicht so bedeutend, sie sind auch keine so einmaligen Stücke wie das Evangeliar oder die Stephansbursa. Natürlich wurden auch vor dem zwölften Jahrhundert Apfel und Zepter benutzt, aber eben nicht die beschriebenen, sie wurden „[…] beliebig ausgewählt.“[13]

[...]


[1] Hartmann 2004, S. 215-216.

[2] o. A. 1995, Sp. 449-450.

[3] o. A. 1995, Sp. 450.

[4] Goetz 1993, S. 242.

[5] Fillitz 1964, S. 131.

[6] Gsell 1999, S. 4.

[7] Fillitz 1954, S. 9-12.

[8] Fillitz 1954, S. 11.

[9] Trnek 1995, Sp. 624.

[10] Fillitz 1954, S. 11-12.

[11] Fillitz 1954, S. 23.

[12] Fillitz 1954, S. 27.

[13] Trnek 1995, Sp. 625.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Reichskleinodien unter spezieller Berücksichtigung der Reichskrone
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Historisches Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V144274
ISBN (eBook)
9783640547999
ISBN (Buch)
9783640553297
Dateigröße
579 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reichskrone, Reichsinsignien, Insignienkunde, Heilige Lanze, theologisches Programm Reichskrone, christliche Symbolik Reichskrone, Aachner Kleinodien, Reichsevangeliar, Stephansbursa, Säbel Karls des Großen, Teile Reichskrone, Bedeutung der Zahl 8, Bedeutung der Zahl acht, Der Weise Edelstein, Orphanus, Heiltum, Platten der Reichskrone
Arbeit zitieren
Thomas Heller (Autor:in), 2009, Die Reichskleinodien unter spezieller Berücksichtigung der Reichskrone, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144274

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