Lord Cei und Herr Keie

Untersuchungen zur Wandlung von Rolle und Funktion von König Artus treuestem Gefolgsmann aus der Perspektive der Krone Heinrichs von dem Türlin


Magisterarbeit, 2009

108 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Ziel der Untersuchung

Das Erbe der Keiefigur

Exkurs: Die Keiefigur in der mittelenglischen Dichtung

Keies erste Erwähnung im Text

Die Becherprobe der Damen

Zusammenfassung: Die Becherprobe der Damen

Die Becherprobe der Ritter

Waz half den chünig, daz im gelanch? (V. 1926).

Zusammenfassung: Becherprobe der Ritter

Keies Kampf gegen den Boten

Keie in der Gasoein-Episode

Exkurs: Gauriel von Muntabel, der Ritter mit dem Bock

Fortsetzung: Keie in der Gasoein-Episode

Zusammenfassung: Keie in der Gasoein-Episode

Keie und der Gerichtskampf mit Gasoein

Zusammenfassung: Keie und der Gerichtskampf mit Gasoein

Die Zaumzeugepisode

Zusammenfassung: Die Zaumzeugepisode

Keies Klage über den vermeintlichen Tod Gaweins

Zusammenfassung: Keies Klage über den vermeintlichen Tod Gaweins

Exkurs: Keies Gewalttaten im PARZIVAL

Exkurs: Das Hofamt des Truchsess im Hochmittelalter

Die Nachricht vom Überleben Gaweins

Zusammenfassung: Die Nachricht von Gaweins Überleben

Die Handschuhprobe der Damen

Exkurs: Die Sprechakte während der Tugendproben

Fortsetzung: Die Handschuhprobe der Damen

Zusammenfassung: Die Handschuhprobe der Damen

Die Handschuhprobe der Ritter

Zusammenfassung: Die Handschuhprobe der Ritter

Der Ritter mit dem Levitationsbock

Zusammenfassung: Der Ritter mit dem Levitationsbock

Keies Abschiedsrede

Zusammenfassung: Abschiedsrede

Vier Ritter auf Gralsfahrt

Neun Ritter und die Fürbitte an die Frauen

Zusammenfassung: Neun Ritter und die Fürbitte an die Frauen

Keies Rückkehr an den Artushof

Exkurs: Misogynie bei Keie und bei Heinrich von dem Türlin

Ergebnisse

Literaturverzeichnis
Primärtexte
Sekundärliteratur

Erklärung über die selbständige Erstellung der Arbeit

Ziel der Untersuchung

Im Rahmen der folgenden Arbeit möchte ich mich mit der Frage auseinander setzen, wie Heinrich von dem Türlin den zum arthurischen Stammpersonal gehörenden Truchsess Keie darstellt und in seine Erzählung einbindet. Die KRONE bietet sich hierfür an, da Heinrich dem Truchsess weit mehr Raum zur Verfügung stellt und ihn wesentlich häufiger und umfangreicher zu Wort kommen lässt, als die bekannten Autoren des Hochmittelalters. Besonderes Augenmerk möchte ich darauf richten, wo Heinrich vom Bild seiner Vorgänger abweicht und in welche Richtung er die Figur entwickelt. Methodologisch werde ich mich dazu nicht auf ausgewählte Szenen konzentrieren,[1] sondern die Aussagen über Keie sowie seine wörtlichen Reden möglichst umfassend berücksichtigen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der figuralen Ebene der Handlungsträger im Roman, ihrer Auseinandersetzungen untereinander und deren Reaktionen. Dabei sollen ausdrücklich auch die Aussagen und Reaktionen der Nebencharaktere einbezogen werden, da nicht nur Keie besonders lange Redepassagen in der KRONE hat, sondern auch bislang unbekannte Ritter eine Rolle in der figuralen Komposition Heinrichs spielen. Bei den Tugendproben beispielsweise würde eine Einschränkung der Betrachtung auf die bekannten Größen der arthurischen Welt bedeuten, viele Situationen in denen sich Keie durchaus kontrovers verhält, außer Acht zu lassen. Darüber hinaus finden sich in der KRONE viele eingestreute Kommentare des Erzählers, der Höflinge und von Königs Artus, die es erlauben, ein differenzierteres Bild zu zeichnen als dies bei einer Konzentration auf die zentralen Passagen der Keiehandlung möglich wäre. Zu diesem Zweck habe ich mich auch entschieden, der Romanhandlung chronologisch zu folgen, da die nach und nach vorgenommenen Abweichungen vom gängigen Keiebild dadurch deutlicher hervortreten. Etwas schwieriger wird dadurch allerdings der direkte Vergleich ähnlicher Szenen und Episoden. Genannt sei hier stellvertretend der Tugendprobenkomplex. Da Heinrich seine wichtigsten Änderungen, Keie als kämpfender Ritter oder die Ausgestaltung der Freundschaft zwischen dem Truchsess und Gawein, nach und nach vornimmt, würde eine auszugsweise Interpretation oder eine Zusammenfassung der Betrachtung der im Roman mit Abstand erzählten Episoden dem Versuch diese Entwicklung nachzuzeichnen, mehr schaden als nützen. Dieser Eigenart der Heinrich’schen Dichtung ist auch geschuldet, dass sich diese Arbeit, einige Seitenblicke und Exkurse ausgenommen, hauptsächlich auf die KRONE konzentriert.[2]

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Betrachtung der Reaktionen der anderen Romanfiguren auf die Äußerungen und das Verhalten Keies. Die Interpretation der dabei gewonnenen Muster soll vor dem Hintergrund der walisischen Wurzeln der Figur erfolgen, die Aufschluss darüber geben können, wo und eventuell auch warum Heinrich bei der Gestaltung der Figur teilweise stark von der Darstellungsweise der hochmittelalterlichen Autoren Wolfram von Eschenbach und Hartmann von Aue abweicht. Insbesondere die Ambivalenz der Figur in Rede und Tat werde ich dazu genau in den Blick nehmen und versuchen eine Verbindung zu den Überlieferungstraditionen herzustellen. Die Quellenlage der zahlreichen in der KRONE vorkommenden Motiv- und Episodenzitate werde ich nicht eigenständig analysieren, sondern auf die bereits geleistete Arbeit besonders von Christoph Cormeau, Linda Gowans und Christine Zach zurück greifen, soweit dies für die Interpretation erforderlich sein wird. Dieses Vorgehen ist der Überzeugung geschuldet, dass es […] nicht darum [geht], zu zeigen, woraus ein Autor abgeschrieben hat (oder haben könnte), sondern darum, wieso ihn bestimmte Elemente des Vorgefundenen interessiert haben (könnten) und wie er sie den eigenen Gegebenheiten angepaßt hat (wofür man, zugegeben, zuerst das „Vorgefundene“ und die „eigenen Gegebenheiten“ definieren muß).[3]

Das Erbe der Keiefigur

Betrachtet man die frühen Texte, in denen Keie erwähnt wird, zeigt sich die Figur in einem anderen Licht als in den mittelalterlichen Artusromanen. Genannt seien hier die Texte CULHWCH AC OLWEN und PA GUR, in denen Cei als „companion, virtually the partner of Artus“ eingeführt wird. Letzterer ist in der vermutlich um 1250 von einem walisischen Kleriker zusammengestellten Kompilation, bekannt als Black Book of Carmarthen, überliefert und zeigt Artus als einen König, der in der Vergangenheit gelebt haben soll, und in diesem Text nur von Cei und drei weiteren Rittern begleitet wird.[4] Der im White Book of Rhydderch und als Fragment im Red Book of Hergest überlieferte Text CULHWCH AC OLWEN wird um 1100 angesetzt,[5] wobei der Stoff bisweilen auch schon im 9. Jahrhundert als bekannt vorausgesetzt wird,[6] und gilt damit als die früheste erhaltene walisische Dichtung aus dem Artusumfeld. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang die in der Forschung diskutierte mögliche Verbindung zwischen CULHWCH AC OLWEN und dem Werk Chrétiens,[7] welches wiederum Heinrich zugänglich war. Zwar ist die Datierung dieser Texte umstritten, jedoch scheinen die behandelten Stoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit ältere Wurzeln zu haben: The Arthurian poems undoubtedly rely on some pre-existing knowledge about the identity of Arthur and his band, and some of them are related to narratives which were also told in prose form (...),[8] so dass davon auszugehen ist, dass die in diesen Texten bearbeiteten Motive, Stoffe und, für diese Arbeit am wichtigsten, Figuren und deren Dispositionen, weitere Verbreitung gefunden haben als die Dichtungen selbst, sowie unabhängig von der Entstehung der überlieferten Texte bereits früher bekannt waren.[9]

Insbesondere wird die Kampfkraft Keies in den genannten walisischen Texten als exorbitant dargestellt, was beide Dichtungen in die Nähe der „ideals oft he heroic age“ rückt. Cei‘s „mocking tongue“ wird dabei als fester Bestandteil des „heroic fighting style“ aufgefasst. Er wird als eigenwillig (headstrong) und mit übernatürlichen Kräften versehen beschrieben.[10] Geblieben ist in den mittelalterlichen Romanen zunächst nur sein Spotten, nicht aber seine Kampfkraft. Doch bereits in den walisischen Dichtungen finden sich Anlagen des späteren Truchsessen, aus denen Linda Gowans schließt: „Comments of this nature display a regrettable misunderstanding of Cei as we find him in his native environment“.[11] Allerdings ist auch der Cei in den walisischen Texten keine eindimensional positiv besetzte Figur: So interpretiert Sims-Williams einen Monolog Ceis in CULHWCH AC OLWEN dahingehend, dass er sich gegen Artus selbst und seine Ritter gewandt haben könnte. Die Szene ist Cei jedoch nicht eindeutig zuzuordnen, so dass dies eine mögliche aber keine notwendige Interpretation bleibt.[12] Wenn auch nicht eindeutig zu sagen ist, ob er auch verräterische Züge trägt, so ist Cei im CULWCH AC OLWEN keine unproblematische Figur. Dies zeigt sich auch in seinem gemeinsamen Vorgehen mit Bedwyr gegen Dillus, den die beiden eingraben, um ungestört seinen Bart scheren zu können. Anschließend töten Cei und Bedwyr Dillus, um einer möglichen Rache zuvor zu kommen, was ihnen den Tadel Artus einbringt.[13] Es wird jedoch sein Heldentum genauso herausgestellt wie sein zänkisches Wesen: Cai, the foremost champion, is heroic, brave, and possesses wondrous qualities, but he already betrays that cantankerous aspect of a mean spirit which is his characteristic feature in later romance.[14] Zudem ist festzuhalten, dass auch Artus selbst in einigen frühen walisischen Texten noch deutlich weniger idealisiert dargestellt wird, wie dies in den späteren kontinentaleuropäischen Dichtungen zumindest an der Textoberfläche der Fall ist: In einer an CULHWCH AC OLWEN angelehnten Episode der Heiligenvita des St. Cadog halten Cei und Bedwyr den König davon ab, ein entführtes Mädchen nur deshalb zu befreien, um selbst über sie verfügen zu können, wobei dieses königliche Bestreben ausdrücklich als crime dargestellt wird.[15] Für derartige Texte ist aber zu bedenken, dass es möglicherweise in der Intention des Autors lag, König Artus in einem möglichst schlechten Licht erscheinen zu lassen. Andererseits spricht es natürlich für den hohen Stellenwert der Artuslegende und des sagenhaften König selbst, wenn er als Instanz begriffen wird, die in den Augen des Schreibers der Auseinandersetzung im Umfeld einer religiös bedeutungsvollen Heiligenfigur lohnt. Sei es nun als positives oder negatives Referenzobjekt.

Für die Interpretation der Figur in den Artusdichtungen im Allgemeinen und der KRONE im Speziellen scheint mir die in ihr angelegte Ambivalenz von besonderer Bedeutung, da sich diese durch die meisten Werke zieht. Zwar wird Keie oft als negative Figur am Artushof gesehen, dass dies aber in kaum einer der Dichtungen sein einziges Verhaltensmuster ist, wird an der im Laufe dieser Arbeit diskutierten Forschungsliteratur mehr als deutlich. Zudem stellt sich die Frage, ob problematische Verhaltensweisen und Ansichten von König Artus, wie der intendierte Umgang mit der Entführten, nicht später in die Keiefigur ausgelagert wurden, um Artus zu entlasten und idealtypischer erscheinen zu lassen.

Dieses Erbe der Keiefigur bildet die Grundlage für die Ambivalenz, die das Verhalten und die Darstellung durch die Werke des Mittelalters prägen.[16] In den Romanen Chrétiens ist der Held Cei bereits zum Seneschall Keie geworden, während Gawein seinen Platz als vortrefflichster Streiter am Artushof eingenommen hat.[17] Aber einzelne positive Aspekte der Keiefigur können immer noch auf die keltische Überlieferung zurückgeführt werden; so Keies enge Bindung an König Artus und die ihm vom König entgegengebrachte Wertschätzung.[18] Die zunehmend schwindenden Kampffertigkeiten Keies in den höfischen Dichtungen sieht Gowans darin begründet, dass sich das Amt eines Hofbediensteten, trotz aller damit verbundenen Macht, nicht als Ausgangspunkt für ritterliche Bewährung eigne. Die Freundschaft zwischen Keie und Gawein dagegen bleibt in Chrétiens Dichtungen zunächst erhalten, obwohl Gawein Keie als vortrefflichsten Streiter abgelöst hat, rückt aber bei den Bearbeitungen und Dichtungen Hartmanns und Wolframs zunehmend in den Hintergrund.[19] Gowans argumentiert weiterhin, „that Arthurian tales had been in circulation on the Continent for several decades – as the Modena sculpture testifies – so that it is highly unlikely that all material available in Germany had reached there through the work of Chrétien”.[20] Für den deutschen Sprachraum ist zudem die konzeptionelle Nähe der Keiefigur zum germanischen Gott Loki bemerkenswert. Ähnlich wie Loki die Außenseiterrolle im Pantheon der Götter besetzt, fällt auch Keie aus dem (arthurischen) Rahmen, dadurch aber gerade nicht aber aus dem erzählerischen Gesamtbild:

Integration und Außenseitertum, Zugehörigkeit und Feindseligkeit scheinen die Gestalten strukturell vergleichbar zu machen. Keie, Loki (und Briciu) erzeugen Unordnung aus dem Innern der Gesellschaft heraus, provozieren Streit und Auseinandersetzung und sind doch zugleich unverzichtbarer Bestandteil dieser Gesellschaft.[21]

Warum Heinrich die Position des Truchsessen stärkt und ihn Gawein wieder als friunt zur Seite stellte,[22] ist zunächst unklar. Die Aufwertungen der Keiefigur, die Heinrich im Laufe der KRONE vornimmt, wirken jedoch wesentlich weniger merkwürdig, wenn man den figurengeschichtlichen Hintergrund berücksichtigt. Dabei verdient die gewaltige räumliche und zeitliche Ausdehnung in der Bearbeitung des Artusstoffs,[23] die bis heute anhält, besonderes Augenmerk, da sie es nicht unplausibel erscheinen lässt, dass Heinrich auch Darstellungsweisen und Figurenkonzeptionen abseits der bekannten (schriftlichen) Vorlagen, die für die KRONE nachgewiesen wurden, gekannt haben könnte. Ein Rückgriff auf die mythischen Stofftraditionen zur Beurteilung der von Heinrich gestalteten Dichtung scheint mir auch daher gerechtfertigt, da es zu Heinrichs Spiel mit Anspielungen auf mythische Stofftraditionen gehör [t] , […] allzu realistische Elemente und Bezüge in der klassischen Artusliteratur zu relativieren und stattdessen den Symbol- und Fiktionscharakter zu betonen![24]

Exkurs: Die Keiefigur in der mittelenglischen Dichtung

Für die mittelenglische Artusliteratur lassen sich zwei nebeneinander laufende Traditionen in der Gestaltung der Keiefigur unterscheiden:[25] Während Einflüsse aus den romanischen Literaturen Keie als schlechten Kämpfer mit unhöfischen Verhalten zeigen,[26] bietet die chronicle tradition einen treuen, loyalen Gefolgsmann Artus‘,[27] der dem König auch im Kampf beisteht,[28] sowie dessen rechtmäßiger Heerführer ist.[29] Die Loyalität zu König Artus zeichnen Keie, nebenbei bemerkt, auch in der KRONE aus, wenn er nicht wie Gawein und die anderen Ritter zum Turnier aufbricht, und ihm so gegen Gasoein beistehen kann. In beiden Traditionen ist kay the stiwarde, that was an euell spekere, and a scornfull of wordes [who] seide all smylinge.[30] Diese Eigenschaft der üblen Rede wurde jedoch üblicherweise nicht als ehrmindernd aufgefasst.[31] Sie bezieht sich nicht nur auf die Wortwahl, sondern auch inhaltlich insofern, dass Keie says no more than what the rest oft the court is thinking.[32] Die um einen Protagonisten gestalteten Romane (z.B. EREC, IWEIN, PARZIVAL) degradieren Keie dagegen zum Durchschnittsritter, wobei als herausragendes Merkmal seine schon aus der keltischen Überlieferung bekannte mocking-tongue erhalten bleibt.[33] Seine Eigenschaft als scharfzüngiger Redner wird so zur differentia specifica, die ihn von anderen Figuren unterscheidet und entsprechend in den Vordergrund rückt. Die von Dean vorgenommene Zuordnung der einzelnen Verhaltensdispositionen Keies in den mittelenglisch-höfischen Artusromanen in die beiden von ihm genannten Überlieferungszusammenhänge ist für diese Arbeit jedoch weniger von Belang. Interessant ist vielmehr, dass sie in einer parallel existierenden europäischen Literatur fortbestanden haben und einem literaturerfahrenen Autor wie Heinrich nicht gänzlich unbekannt gewesen sein müssen.

Diese Überlegungen sollen als Ausgangspunkt für einen Blick auf die Figur dienen, der nicht ausschließlich oder überwiegend geprägt ist von dem Bild eines unerklärlicherweise in der Artusgemeinschaft verweilenden Versagers und quâtspreche.[34] Eine eindimensionale Einschätzung der Figur, die bereits Jürgen Haupt in seiner Untersuchung der Keiefigur in den Hartmann- und Wolframromanen nicht für plausibel hält: Ein Träger etwa abstrakter Ehrismannscher Rittertugenden ist Keie freilich ebensowenig wie das Gegenteil: eine tölpelhafte Ritter-Karrikatur.[35] Über die genannten Romane hinaus bietet sich die KRONE für eine Untersuchung an, da Heinrich dem Truchsess zum einen wesentlich umfangreicheren Handlungsspielraum lässt als seine Vorgänger und ihn auch regelmäßig in Schutz nimmt, wenn seine spöttischen Kommentare die Situation am Artushof aus dem Ruder laufenzulassen drohen. Diese Arbeit basiert zudem auf der Annahme, dass die spätmittelalterlichen Romane ein integraler Bestandteil der Gattung Artusliteratur sind, und nicht als Epigonen am Rand der Überlieferungstradition stehen.[36]

Keies erste Erwähnung im Text

Mit seiner gewohnten[37] Amtsbeschreibung (Seneschall) wird Keie in den Text eingeführt.[38] Heinrich führt ihn dabei in Ausübung seines Amtes ein: der reit gen Hyspanie / Vnd braht ze Britranie / Vil manig guot snellez march / Hohez, schonez vnd starch / Daz Artus ze hove gab (V. 491-95). Keies erster Auftritt beschreibt den Truchsess ohne ihn direkt zu Wort kommen zu lassen. Eine Wertung seitens des Erzählers findet in dieser kurzen Szene nicht statt. Es ist aber festzuhalten, dass Keie seine Aufgabe zufriedenstellend erledigt, da die Rosse als schone und starch beschrieben werden und sie sind zudem von besonderer Qualität.[39] Weitere Informationen bietet der Erzähler bis hierher nicht. An dieser frühen Stelle im Roman ist der Truchsess, der immerhin zum Stammpersonal der Artusdichtung gehört, rein funktional bei der Erfüllung seines Hofamtes dargestellt ohne auf seine Tradition als Spötter einzugehen oder diese gar zu bewerten.[40] Diese Zurückhaltung kann im Zusammenhang mit der These, Heinrich habe ursprünglich einen Roman über die Jugendtaten von Artus Schreiben wollen,[41] gesehen werden. Heinrich setzt dafür einen Zeitrahmen von 15 Jahren[42] an, ohne sich später noch einmal darauf zu beziehen.[43] Inhaltlich kommt die Handlung bis einschließlich der Gasoein-Episode als Gegenstand einer Jugenderzählung über Artus in Frage. Eine Enfance käme ohne eine zusätzliche Ordnungsinstanz erzählerisch vermutlich in Schwierigkeiten, wenn sie gleichzeitig den Truchsess des Hofes als problematisch kennzeichnet und Artus noch nicht Herr der Lage ist. Dies wird in der ersten Tugendprobe deutlich, in der Artus schwer mit seinem Truchsess zu kämpfen hat. Ein einflussreich gestalteter Truchsess öffnet, wenn er den Herrscher unterstützt, den Erzählraum für die Ausgestaltung möglicher Schwächen eines jugendlichen Königs, deren Folgen sein Gefolgsmann dann abmildern hilft.[44] Allerdings ist offensichtlich, dass Keie ein sehr schwieriger Charakter für ein derartiges Unterfangen ist. Zu Beginn begnügt sich Heinrich also konsequenterweise damit, die negativen Eigenschaften in der Figurentradition Keies nicht zu thematisieren, sondern stattdessen seine Tätigkeiten bei der Organisation des Hofes herauszustellen. Allerdings stellt sich angesichts der Konsequenz mit der Heinrich die Aufwertung des Truchsessen im Lauf der KRONE betreibt die Frage, ob die gegenüber den hochmittelalterlichen Autoren positive Gestaltung der Keiefigur tatsächlich ausschließlich mit seiner Absicht über Artus Jugend zu schreiben zusammenhängt, oder er das nicht aus anderen, viel grundsätzlicheren Erwägungen tat.

Die Becherprobe der Damen

Die Tugendprobe ist der Rahmen für Keies ersten, umfangreichen Sprechauftritt. Funktional übernimmt er die Aufgabe des Kommentators und tritt so vor den Erzähler, der Keie als rhetorisch kompetentes Sprachrohr für sein umfangreiches literarisches Vorwissen nutzt.[45] Bei diesem Auftritt Keies zeigt sich die aus den Prätexten bekannte Neigung des Truchsessen zum Spott: Nv was Key vnd sein spot / Nah alter gewonheit da bei (V. 1239-40).[46] Während dieser einführenden Probe bietet Heinrich eine Revue der prominentesten Figuren der Gattung[47] auf und schafft gleichzeitig Keie eine Plattform für seinen Spott. Funktional eröffnen die von Keie dominierten Tugendproben eine innerfiktionale Debatte um die Idealität und Vorbildhaftigkeit des Artushofes.[48]

Direkt im Anschluss an die zweizeilige Einführung Heinrichs beginnt Keies erste Schimpfrede, zunächst noch einzig über den Becher ohne eine(n) der Anwesenden direkt anzusprechen: Er sprach: Von zin oder von plei / waer ein centenaer / vil chaum also swaer / als dirre leidig chopf ist (V. 1241f). Dabei hat der Truchsess nichts zu befürchten, da er über umfangreiche Rechte am Hof verfügt.[49] In dieser Szene zeigt sich erstmals die Ambivalenz der Keiefigur im Roman, da er nicht nur den Becher als schlimm beziehungsweise böse (Als dirre leidig chopf ist V. 1244) bezeichnet, sondern auch Ginover warnt. Franziska Wenzel sieht hier eine erfolgreiche Warnung, die zu einer Verhaltensänderung der Königin führt.[50] Zwar ist die Ansprache Keies als Warnung markiert. Diese Absicht wird deutlich durch die Anrede Ginovers: Vrowe, da lat ivch nv niht an (V. 1257) und Daz schült ir bewaren. (V. 1266). Allerdings verhallt seine Warnung ohne Folgen, da Ginover den Becher direkt im Anschluss an die Rede Keies (V. 1241-72) dann doch annimmt (Gynever disen chopf nam (V. 1273)), um zu trinken. Das nutzt wiederum Keie, um die Königin zu verspotten: Vrowe, ich het ivch wol gelert (V. 1283). In dieser einleitenden Szene haben Keies Bemerkungen also noch keinerlei Einfluss auf die Handlungen der Angesprochenen.

Keies kurzer Kommentar zur gescheiterten Probe Floris (V. 1312-17) zeigt eine auffällige Handschriftenvarianz[51] (Artus vnd Gawein / die clagten vnder in zwein / von dirre vngeschihte V. 1318-20). Im Gegensatz zur Wiener Handschrift, die clagten überliefert, bietet die Heidelberger Handschrift lachten, was die komplette Szene in ein anderes Licht rückt. Leider lässt sich aus dem der nachfolgenden Bezeichnung als ungeschihte keine der beiden Varianten plausibler machen, da das Bedeutungsspektrum des Substantivs mit Unglück, Missgeschick, Zufall aber auch Untat, Vergehen und Unrecht[52] nicht festlegen lässt, ob hier der Ärger über Keies Kommentar zum Ausdruck kommt, was bei einer Übersetzung als Untat oder Unrecht nahe läge, oder ob hier das Missgeschick Floris im Vordergrund steht. Die Forschung kommentiert die Szene, die durch die Varianz in einem Wort die Umdeutung des gesamten Intermezzos zwischen Floris und Laudines Probe ermöglicht, was offensichtlich auch mindestens einer der Handschriftenverfasser (es bestünde auch die Möglichkeit, dass Heinrich den Roman in einer dritten, nicht überlieferten Variante verfasst hat) getan hat, daher meist nur kurz.[53] Da das Verb clagen über ein weit reichendes Bedeutungsspektrum verfügt, das neben „beklagen“ und „jammern“ auch „betrauern“ aufweist,[54] muss auch mit dieser Überlieferung keine Abwertung Keies angenommen werden. Eine Übersetzung mit „lachen“ scheint mir hier auch plausibler,[55] da kurz darauf gesagt wird: Disiv red vnd dirre spot / prüevet ein lvt lachen (V. 1390-91). Zudem ist einige Verse zuvor die Rede davon, dass dirre ungeschihte /…/ an ir ameyn ergiench / da er si ane valsche vienc / vnd beswart si iedoch (V. 1320-24). Artus und Gawein belastet die Situation; offensichtlich noch nicht die Kommentare Keies, der aber noch einiges zu sagen hat, was die beiden zu ahnen scheinen: Si sprachen: Waz wirt sin noch / dar sich so snelle üebet? (V. 1325-26). Zumindest scheint gesichert, dass die Probe nicht per se als Problem aufgefasst wird, sondern sich nach und nach durch Keies Kommentare verselbständigt,[56] was auf Figurenebene durch vorangegangenes Zitat deutlich wird. Während der Probenhandlung ist Keie jedenfalls die unbestrittene Hauptfigur, in ihrer gewohnt ambivalenten Haltung.[57] Zwar wird der Truchsess tatsächlich als unbotmäßig zuchtloser Tugendwächter[58] dargestellt, wie aus den Prätexten bekannt.[59] Allerdings werden zur Darstellung Keies im Umfeld der Tugendprobe keineswegs nur negative Eigenschaften erwähnt. So wird ihm in Vers 1525 das Attribut manhaft zugeschrieben. Zudem kommentiert der Erzähler: da mit er doch niht verlos / sines adels herschaft (V. 1521-22). Heinrich gestaltet die Szene tendenziell integrativ, indem er die Folgen von Keies Spötterei relativiert und dieses Verhalten an den Rand des Eigenschaftsbündels rückt, welches den Truchsess definiert. Für ihn steht Keies adeliger Rang und seine manhaftigkeit im Vordergrund.

Den Erzählerkommentar nach der gescheiterten Tugendprobe von Keies Freundin Galayda und dem wegen des Eingreifens von Greingradoan verhinderten Vertuschungsversuch Keies[60] hat Martin Baisch dahingehend analysiert, dass Keies Verhalten als funktionslos charakterisiert[61] wird. Die anschließende Erzählerrede über Keie versucht sein Verhalten als naturgemäß darzustellen. Dabei bietet Heinrich allerlei derbe Vergleiche auf, die alle darauf zielen, Verständnis für das Zetern des Truchsessen zu erzeugen, indem es als seinem Charakter entsprechend gekennzeichnet wird, so wie eben auch ein Misthaufen stinkt:

Swer das hor und den mist

Rüeret, daz ervulet ist

Der findet niht wan stank (V. 1486-1544)

Besonders treffend scheint mir die Einschätzung Gudrun Felders, Keie übernehme hier die Funktion eines Hofnarren, da sie gleichzeitig seine aktive Rolle während der Tugendproben erklären kann.[62] Noch weiter geht Zach, die Keie durchgängig in zwei Rollen handeln sieht: Der des Hofbediensteten und der des Narren.[63] Gegen eine solche Sicht spricht aber, dass Keie zu keinem Zeitpunkt als Hofnarr bezeichnet wird und sich seine Rolle im Laufe des Romans zum aktiven Ritter hin weiterentwickelt. Der folgende Vergleich mit einem Hund, bei dem Schläge nur zu mehr Gebell führen (V. 1493-1504), nimmt die Erfolglosigkeit von Artus späterer Gegenschelte (1726ff.) quasi vorweg.

Bemerkenswert ist die Aussage Heinrichs, gewonheit wird nimer laz / si greiffet für nature (V. 1520-21).[64] Hier scheint eine Ansicht von Aristoteles durch, dessen Werk im Mittelalter durch die wohlwollende Rezeption und Bearbeitung Thomas von Aquin (1225-1274) Verbreitung fand, dass die Gewohnheit wie eine zweite Haut sei, die unser Handeln bestimmt und die Natur überlagert. Die Menschen unterscheiden sich nach seiner Auffassung von den verstandeslosen Dingen gerade dadurch, dass sie ihre Natur qua Gewohnheit ändern können.[65] Heinrich entgeht der aufkommenden Frage, warum Keie dazu nicht willens oder in der Lage ist damit, dass er einerseits Keies manhaftigkeit lobt,[66] und andererseits darauf verweist, dass ein Ritter im Gefolge von Artus gar nicht ehr- und tugendlos sein könne.

Ouch müget ir wol wissen

seit sich so gar gevlizen

Artus het an tvgende

vnd sein rein ivgende

selch gesind het erwelt

daz dehein chrench an falsch entwelt

sine warens alle sunder

wie möht er dar vnder

dehein weil sein genesen

waer er also arch gewesen

sam maniger von im hat geseit (V. 1530-40)

Keie ist also ein Spötter, allerdings ohne deshalb des Artushofes unwürdig zu sein.

Die Schmach der Frauen setzt sich nun an Blanscheflur, der Freundin Parzivals aus der Chrétien‘schen Dichtung, fort, wobei ausdrücklich von spot[67] und nicht von Ehrminderung die Rede ist. Zudem wird Keie hier auch explizit als „Herr Key“ angesprochen. Nach der Erklärung Heinrichs (V. 1486-1544) kann auch dies als Indiz für die Aufwertung der Keiefigur gesehen werden. Die Alternative dazu wäre, diese Szene als Abwertung Parzivals zu verstehen, da Keie für seine Schelte vom Erzähler noch mit der herrschaftlichen Anrede geadelt wird. Nur in Chrétiens CONTE DU GRAL, nicht bei Wolfram, heißt die Freundin des Protagonisten blancheflor,[68] so dass sich diese Szene klar an die französische Vorlage anlehnt. Somit käme hier ein verdeckter Seitenhieb auf Chrétien zum Vorschein. Einerseits zeigt sich hier, wie frei Heinrich mit seinen Vorlagen spielt und diese wechselt. Andererseits wird deutlich, dass Heinrich gegen die berichteten Ereignisse in den Parzivaldichtungen anerzählt, was mit einer möglichen Absicht einen Anti-Parzival zu verfassen[69] korrespondiert. Die Kritik Keies an blancheflor bezieht sich zunächst auf ihre vermeintliche Ungeschicklichkeit, da sie den Becherinhalt über sich geschüttet hat:[70] Jr habt ein zvkch gezogen, / der nv was der beste. / er was mit al veste. / ein ame wins dar zuo gehort, / der so vngefuoge chort, / wie ein trinchen smeche (V. 1572-77). Neben „ungeschickt“ oder „unbeholfen“ käme als Übersetzung für ungefuoge noch „unhöflich“[71] in Betracht, was angesichts Keies Spötterei allerdings eher auf ihn selbst zurückfiele. Anschließend interpretiert er den Guss als Hinweis auf ihre bekannte Leichtfertigkeit in Liebesdingen.[72] Das Besondere an dieser Szene ist nicht der Spott Keies, der nicht schärfer ausfällt als bei den anderen Probandinnen, sondern die Unterstützung durch Heinrich. Für diese ist der Truchsess allerdings nicht verantwortlich zu machen. Es scheinen Heinrichs Interessen zu sein, die sich in der Anrede an dieser Stelle als herr Key widerspiegeln. Beide genannte Interpretationsvarianten entlasten den Truchsess, der sich hier nicht über das für ihn übliche Maß hinaus negativ verhält, sondern für seine Spottrede je nach Sichtweise vom Autor gedeckt, oder zur Beförderung von Heinrichs Motiven und Zielsetzungen gelobt wird. Alle folgenden Becherproben der Edelfrauen werden sowohl von Heinrich zusammengefasst (V. 1590-1624), als auch von Keie nur pauschal in einem Vers kommentiert.[73]

Zusammenfassung: Becherprobe der Damen

Im ersten Teil der Tugendprobe hat Keie also einerseits die Gelegenheit gehabt, sich in seiner gewohnten Art und Weise als Spötter zu betätigen, andererseits wird er von Heinrich für sein Verhalten in Schutz genommen. Nach einer Erklärung Heinrichs über die natürliche Bedingtheit seines Verhaltens und seiner Argumentation für die Möglichkeit, dass Natur durch Gewohnheit überformt, beziehungsweise verändert werden kann, sowie dafür, dass dieses Verhalten dem Hof nicht schadet, häufen sich die Belege im Text für einen wohlwollenderen Blick auf die Figur von Artus‘ Truchsess. Dieser Ansatz Heinrichs schlägt sich in Attributen wie manhaft (V. 1525), der Anrede als herr Key[74] sowie dem Verweis auf seine Würdigkeit am Artushof präsent zu sein (V. 1532-36) nieder. Die im zweiten Romanteil an Fahrt gewinnende Aufwertung der Figur[75] findet also schon im ersten Teil der Becherprobe ihren Anfang.[76] Schon hier zeichnet sich die Rolle Keies als aufmerksamer Beobachter ab, die später in der Episode mit dem Ritter auf dem Bock noch deutlich weiter geführt wird.

Die Becherprobe der Ritter

Die Becherprobe der Ritter wird mit einer Bitte des Boten eingeleitet, den Becher vor Artus zum Trunk ansetzen zu dürfen, in die sich sogleich Keie einschaltet: Zunächst ist der Truchsess wenig begeistert von der Vordrängelei des Boten und verweist auf die Unschicklichkeit, dass Artus aus einem übervollen Kelch trinken soll.[77] Daher ist er grundsätzlich einverstanden, dass der Bote zuerst die Probe ausführt: Er spach: Daz ist reht daz der bot / zem ersten sül schouwen / wie der wirt habe gebrowen / sölher sit behagt mir wol. (V. 1703-06). Das lässt sich so verstehen, dass Keie wünscht, dass der Bote zuerst trinkt, weil es Artus mit übervollem Becher nicht zu trinken ziemt.[78] Zudem schwingt aber eine gehörige Portion Schadenfreude gegenüber dem Boten mit, da er erwarten kann, dass die Probe so schwerer ist. Keie schwankt in dieser Szene zwischen der Rolle des vorbildlichen Truchsess, der seinen König vor Schaden bewahren will, und der des schadenfrohen Spötters.

Die nachfolgende Scheltrede von Artus setzt ein, bevor sein Truchsess ausreden kann. Dieser Zornausbruch des Königs, der die höfische und für Artus typische maze vollständig vermissen lässt, relativiert die verbalen Ausfälle Keies weiter.[79] Ob Artus seinen Truchsess hier allerdings „mit ungewöhnlicher Schärfe zurechtweist[80] scheint mir zumindest fraglich.[81] Direkt im Anschluss an den Edelsteinvergleich äußert Artus ir müezt immer sin / der ir her gewesen seit (V.1729-30), was vor dem Hintergrund der Beurteilung dieses Abschnitts als im mündlichen Vortragsstil gehalten,[82] ebenso gut als verzweifelte Resignation aufgefasst werden kann. Dafür spricht auch Keies Antwort (Ay herre, jr ir chünt ouch schelten V. 1785) und die zu erwartende Zuhörer- / Leserreaktion angesichts des für Artus untypischen Verhaltens.

Auf einer Metaebene ist mit dem Ausfall des Königs das Sprechen Keies verfügbar geworden.[83] Der Truchsess ist hier nicht mehr der einzige, der zu verbalem Spott in der Lage ist. Diese Tendenz hat Meyer in verschiedensten Zusammenhängen für mehrere spätmittelalterliche Werke, unter anderem die KRONE, wahrscheinlich gemacht.[84] Diese Übertragung entlastet einerseits Keie, der auch nur kurz getroffen ist,[85] und bietet dem Truchsess andererseits die Möglichkeit, sich jetzt erst Recht ins Zeug zu legen: wan daz sein schal groezer wart (V. 1780). Heinrich bietet diese Konstellation aus Rede und Gegenrede also die Möglichkeit, das komische Potenzial der Keiereden zusätzlich zu verstärken. Es handelt sich also nicht um „weitere Ausformungen der tradierten Funktion Keies“,[86] sondern um ein neues literarisches Verfahren, das von Heinrich hier angewandt wird. Für komisches Potential sorgt zudem der Aufruf des unbeherrschten Königs an Keie: des sült ir ivch mazen (V. 1763). Keies Reaktion, eine beinahe theatralisch anmutende Klage um das leibliche Wohl des Königs, die auf das „drohende Verdursten“ des Königs abzielt,[87] verfehlt ihre Wirkung nicht: disen schimpf vnd sölhen spot / div gvmpeney vnd der bot / die begunden lachen tougen (V. 1917-19).

Interessant ist der Kommentar der am Hof Anwesenden, die Keie als toetlicher donrslak[88] bezeichnen. Kurz darauf in Vers 1830 fällt das Adjektiv ungehiure, dessen Bedeutungsspektrum von schrecklich, heftig und unheimlich bis hin zu gefährlich reicht.[89] Felder sieht diese Szene daher im Spannungsverhältnis zwischen Ironie und dem drohenden Ende der Feierlichkeiten.[90] Zusätzlich wird hier unterstrichen, dass Keie eben niemanden, auch nicht Artus, von seinem Spott ausnimmt.[91] Dennoch gibt es interessanterweise schon bis hierher eine Ausnahme, wenn er versucht, die gescheiterte Becherprobe seiner Freundin Galayda[92] unkommentiert verstreichen zu lassen. Später unternimmt er auch den Versuch, den in der KRONE als Freund Keies konzipierten Gawein zu verschonen.[93] Aufgrund seiner missglückten Unternehmung das Versagen seiner Freundin unter den Teppich fallen zu lassen, scheint es mir schwierig, Keie eine generell misogyne Haltung zu unterstellen,[94] wenn auch solche Tendenzen nicht von der Hand zu weisen sind. Zudem ist festzuhalten, dass sowohl die im Vergleich zu den Rittern besondere Schärfe der Kritik gegen die an der Probe gescheiterten Frauen als auch das schlechte Abschneiden von Keies Freundin literarisch vorgeprägt sind.[95]

Nach dieser Szene ist endgültig niemand mehr vor Keies Spott sicher: wer möht vor Keyn beliben / vngespottet nah der missetat / da er des chünges gespotet hat (V. 1846-48). Mit diesem als missetat gekennzeichneten Ausfall hat Keie seine Möglichkeiten ausgereizt. Zu Recht verortet Daiber den Truchsess hier am „äußersten Negativrand innerhalb des Spektrums der zur Verfügung stehenden Verhaltens- und Beurteilungsmuster“.[96] Ob jedoch seine Legitimation als Angehöriger des Artushofes in Frage steht, wie Daiber weiter argumentiert, scheint mir zumindest fragwürdig. Immerhin ist die Situation sehr speziell: Nicht nur Keie beschimpft zum ersten Mal[97] den König, sondern auch Artus verliert im Vorfeld seine Beherrschung und betätigt sich selbst auf dem Feld der verbalen Ausfälle. Wenn man zusätzlich annimmt, dass Heinrich hier den König im Stil Keies reden lässt, um auf bisher nicht dagewesene Weise eine komische Situation zu erzeugen, wofür einiges spricht,[98] fällt diese Bedrohung seiner Legitimation eher schwach aus. Im Text finden sich auch keine Spuren für einen drohenden Rauswurf, da die Szene in Gelächter aufgelöst wird. Zudem hat Heinrich den Truchsess bereits vorab (!) in ungewöhnlich lobender Weise herausgehoben (V. 1521f). Offen bleiben in diesem Zusammenhang die Fragen, wie der Artus aus den ‚klassischen höfischen Romanen‘ auf einen derartigen verbalen Angriff reagiert hätte. Des Weiteren in welchem Verhältnis dieser Angriff mit der vorangehenden Tugendprobe steht, die Heinrich von Keie quasi als „zweitem Erzähler“ kommentieren lässt.[99]

[...]


[1] Üblich ist die Interpretation der beiden Tugendproben, der Klagerede um Gawein und der Ginover-Gasoein Episode. Vgl. die Arbeiten von Thomas Gutwald, Hartmut Bleumer und Andreas Daiber.

[2] Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit dem Truchsess Keie befassen, sind dagegen im Sinne einer Literaturschau angelegt. Genannt seien die Interpretationen von Linda Gowans, die allerdings ihren Schwerpunkt in der Rekonstruktion der Keiefigur vor dem Hintergrund der walisischen Tradition setzt, sowie die Untersuchung von Jürgen Haupt: Der Truchsess Keie im Artusroman. In: Philologische Studien und Quellen. Heft 57. Berlin. 1971

[3] Kasper, Christine. Von miesen Rittern und sündhaften Frauen und solchen, die besser waren: Tugend und Keuschheitsproben in der mittelalterlichen Literatur vornehmlich des deutschen Sprachraums. Göppingen. 1995. S. 11

[4] Vgl. Sims-Williams, Patrick. The early welsh Arthurian poems. In: Bromwich, Rachel. Jarman, A.O.H. Roberts, Brynley F. (Hrsg.) The Arthur of the welsh. The Arthurian legend in medieval welsh literature. Cardiff. 1991. S. 38. Obwohl die Dichtung PA GUR unvollendet geblieben ist, sieht Sims-Williams in ihr “(…) by far the most substantial Arthurian poem in the Black Book“ S. 46

[5] Vgl. Roberts, Brynley F. Culhwch ac Olwen, the triads, saints’ lives. In: Bromwich, Rachel. Jarman, A.O.H. Roberts, Brynley F. (Hrsg.) The Arthur of the welsh. The Arthurian legend in medieval welsh literature. Cardiff. 1991. S. 75

[6] Vgl. Padel, Oliver James. Arthur in medieval welsh literature. Cardiff. 2000. S. 8

[7] Eine Auswahl entsprechender Arbeiten findet sich bei: Neugard, Isolde. Wolfram, Chrétien und das Märchen. Erzählstrukturen und Erzählweisen in der Gawan-Handlung. Frankfurt am Main. 1996. (Europäische Hochschulschriften. Reihe I. Deutsche Sprache und Literatur. Band. 1571). S. 12. Anm. 11

[8] Ebd. S. 37 und siehe auch S. 61, wo Sims-Williams für die walisischenTexte beansprucht, dass “(…) many of them may have been composed before the Historia Regum Britanniae appeared.”

[9] Den Beginn der literarischen Auseinandersetzung mit König Artus setzt Sims-Williams im 9. Jhd. an, wobei er sich auf Hinweise in der HISTORIA BRITTONUM beruft, die auf eine dieser vorausgehende „vernacular poetic tradition“ hindeuten. Vgl. S. 36 und S. 40.

[10] Vgl. Gowans, Linda. Cei and the arthurian legend. In: Arthurian Studies 18. Cambridge. 1988. S. 4-24. Zur Bedeutung Ceis als wichtigster Streiter und enger Verbündeter des Königs auch: Padel. S. 108f.

[11] Ebd. S. 19 und Noble. S. 127ff, der verschiedene Schlüsselszenen auf ihre Plausibilität als Grundlage für die negative Zeichnung Keies in den festländischen Dichtungen untersucht.

[12] Vgl. Sims-Williams, der die Szene wie folgt interpretiert: „If Arthur’s afore-mentioned servants are meant, we have to imagine that for a period Cei turned against his own side (...)”, wobei er den hergestellten Bezug deutlich als Möglichkeit kennzeichnet, da er in den Text eingreifen muss, um diese Sicht stützen zu können. S. 41-42

[13] Vgl. Padel. S. 20-21, wobei sich der Tadel hauptsächlich auf eine befürchtete Rufschädigung und nicht auf den Mord an sich bezieht.

[14] Roberts. S. 79

[15] Vgl. Padel. S. 38-39

[16] Zusammenfassend zum Variantenreichtum der Figur Daiber, Andreas. Bekannte Helden in neuen Gewändern? Intertextuelles Erzählen im ‚Biterolf und Dietleib‘ sowie am Beispiel Keies und Gaweins im ‚Lanzelet‘, ‚Wigalois‘ und der ‚Crone‘. Frankfurt am Main. 1999. (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung. Band 53). S. 14-17

[17] Zur Ausgestaltung der Figur von Chrétien über Hartmann und ihre Verwandtschaft mit Loki in der germanischen Mythologie: Ebenbauer, Alfred. Der Truchsess Keie und der Gott Loki. Zur mythischen Struktur des arthurischen Erzählens. In: Literarische Leben. Rollenentwürfe des Hoch- und Spätmittelalters. Festschrift für Volker Mertens zum 65. Geburtstag. Meyer, Matthias und Schiewer, Hans-Jochen (Hrsg.). Tübingen. 2002. S. 105-114. Bes. S. 109

[18] Vgl. Den Abschnitt über Keie in: The New Arthurian Encyclopedia. Lacy, Norris J. (Hrsg.) New York/London. 1996. S. 260

[19] Gowans. S. 46-48

[20] Ebd. S. 56

[21] Ebenbauer. S. 114

[22] Jch vnd min frùnt her Kay (V. 25866)

[23] Vgl. dazu die Übersichtstabelle, die Textzeugen von 1050-1600 aufführt. In: Lacy, Norris J. und Ashe, Geoffrey. (Hrsg.). The arthurian handbook. New York/London. 1988. S. XIV-XX.

[24] Zach, Christine. Die Erzählmotive der Crône Heinrichs von dem Türlin und ihre altfranzösischen Quellen. Passau 1990. (Passauer Schriften zu Sprache und Literatur. Band 5). S. 351, die unter anderem auf Heinrichs Anspielungen zu Ginovers Vergangenheit im Rahmen der Gasoein-Episode aufmerksam macht.

[25] Vgl. Dean, Christopher. Sir Kay in Medieval English Romances. In: English studies in Canada. Ausgabe 9. Ottawa. 1983. S. 125-135, der die Werke in eine chronicle tradition und eine romance tradition einteilt, wobei er mit der zuerst genannten heimische Stoffe und mit letzterer überwiegend Einflüsse aus dem romanischen Sprachgebiet identifiziert. Diese Unterscheidung von heimischen und kontinentalen Einflüssen in der mittelenglischen Dichtung auch bei Noble, Peter. The heroic tradition of Kei. In: Reading medieval studies. Ausgabe 14. Oxford. 1988. S. 125-37. Bes. 125-27.

[26] Vgl. Dean. S. 125

[27] Ebd. S. 128. Er untersucht ausgehend von Geoffrey of Monmouth’s Historia Regum Britanniae und dem Prosamerlin insgesamt 25 Arthurian romances (S. 132) von denen in sechs Werken Keie ein miserabler Ritter ohne jedes höfische Benehmen und in fünf Werken loyal gegenüber Artus, ein tapferer Kämpfer und hoch angesehen bei den anderen Rittern am Hofe ist. In den übrigen von ihm untersuchten Romanen finden sich beide Züge oder Keie spielt keine aktive Rolle (S. 133).

[28] Vgl. Dean. S. 126-27

[29]Sir, ye shull bere the baner of the kynge Arthur, for it is youre right” MERLIN S. 383. Zitiert nach Dean. S. 129.

[30] MERLIN. S. 636. Zitiert nach Dean. S. 129

[31] Vgl. Dean. S. 130

[32] Ders. S. 129

[33] Vgl. Ebd. S. 133 und Gowans. S. 24

[34] Zum Begriff quâtspreche: Wenzel, Franziska. Keie und Kalogrenant. In: Kellner, Beate. Lieb, Ludger. Strohschneider, Peter (Hrsg.). Frankfurt am Main. 2001. S. 98-99. (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung. Band 64).

[35] Haupt. S. 10

[36] Vgl. die Vorrede der Interpretation von: Cormeau, Christoph. >Wigalois< und >Diu Crône<. Zwei Kapitel zur Gattungsgeschichte des nachklassischen Aventiureromans. München. 1977. S. 1-6. Bes. S. 5 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Band 57).

[37] Vgl. Felder, Gudrun. Kommentar zur >Crône< Heinrichs von dem Türlin. Berlin. 2006. S.51 Felder stellt die starke Betonung des Truchsessenamts durch Heinrich im Vergleich zu Wolfram von Eschenbach und Hartmann von Aue heraus.

[38] Her Key ly senetschas (V. 490). Zur Amtsbezeichnung Felder S. 51 und S. 81 sowie Wenzel. S. 94 Anm. 15

[39] Vgl. Felder. S. 52 und Daiber. S. 163

[40] Zur Darstellung Keies in den deutschsprachigen Artusdichtungen Vgl. Daiber. Bes. S. 115-119

[41] Im Text findet sich die Absichtserklärung in V. 164ff. und V. 249ff. Dazu Felder. S. 35 und Cormeau. S.124.

[42] Urow Sael phlag des chindes / vnd ouch des ingesindes / vnd behuot ez vor valschem main, / als iz seit an im schain, / wie si in het gezogen. / Er was des gar vnbetrogen. / Si tailt im mit vleiz mite / der werlt wert heiles site, / so si best chunde. / Daz schein an ir gunde nach fünftzehen iaren. (V. 412-21)

[43] Vgl. Cormeau. S. 129

[44] Im Rahmen der Gasoein-Episode bleibt vom arthurischen Stammpersonal nur Keie zurück um dem König auf seiner winterlichen Warte beizustehen, während Gawein und die anderen Ritter heimlich zum Turnier aufgebrochen sind (V. 3264-65). Die Schwäche des jungen Königs sehe ich darin, dass seine Ritter ihn einfach verlassen, ohne dass er irgendwie Einfluss auf sie nehmen kann.

[45] Vgl. Volkmann, Berndt. Costumiers est de dire mal. Überlegungen zur Funktion des Streites und zur Rolle Keies in der Pfingstfestszene in Hartmanns Iwein. In: Müller, Ulrich. Hundsnurscher, Franz. Sommer, Cornelius. (Hrsg.). bickelwort und wildiu maere. Festschrift für Eberhard Nellmann zum 65. Geburtstag. Göppingen. 1995. S.101 und Zach, die mit Rückgriff auf Jillings die Figur als Instrument der direkten Meinungsäußerung des Autors sieht. S. 55

[46] Zur Charakteristik von Keies gewonheit Daiber. S. 251

[47] Bleumer, Hartmut. Die >Crone< Heinrichs von dem Türlin. Form-Erfahrung und Konzeption eines späten Artusromans.Tübingen. 1997. S. 257

[48] Vgl. Ebenbauer. S. 125

[49] Die juristische Dimension dieses Gewohnheitsrechts bespricht Berndt Volkmann. S. 107

[50] Wenzel. S. 107

[51] Vgl. Baisch, Martin. Welt ir: er vervellet; / Wellent ir: er ist genesen! Zur Figur Keies in Heinrichs von dem Türlin »Diu Crone«. In: Aventiuren des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Literatur des 13. Jahrhunderts. Göttingen. 2003. S. 156

[52] Hennig, Beate. Kleines mittelhochdeutsches Wörterbuch.Tübingen. 2001. S. 373

[53] Vgl. Bleumer S. 260, Baisch S. 156

[54] Hennig. S. 184

[55] Zur Instabilität und Divergenz mittelalterlicher Texte und dem Zuverlässigkeitsproblem der Heidelberger Handschrift: Gutwald, Thomas. Schwank und Artushof. Komik unter den Bedingungen höfischer Interaktion in der ‚Crône‘ des Heinrich von dem Türlin. Frankfurt am Main. 2000. S. 16-19 (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung. Band 55).

[56] Vgl. Meyer, Matthias. Die Verfügbarkeit der Fiktion. Interpretationen und poetologische Untersuchungen zum Artusroman und zur aventiurehaften Dietrichepik des 13. Jahrhunderts. Heidelberg. 1994. S. 78 und Gutwald. S. 168

[57] Vgl. Bleumer. S. 261. und Felder. S. 82

[58] Bleumer. S. 261

[59] Vgl. Daiber. S. 24

[60] V. 1460-1485

[61] Baisch. S. 157 Funktionslos verstehe ich hier im Sinne von unschädlich für den Artushof, wofür auch die nachgeschobene Rechtfertigungsrede des Erzählers spricht.

[62] Vgl. Felder. S. 82

[63] Vgl. Zach. S. 55, die Keie in ihrer Abschnittsüberschrift als Hofnarr und Seneschall beschreibt.

[64] Zu den involvierten intertextuellen Verknüpfungen: Felder. S. 84

[65] Vgl. Aristoteles. Nikomachische Ethik. Reclam Verlag. Stuttgart. 1969. Bes. Buch II

[66] Wan er was so manhaft / daz er dehein vreise schauhte V. 1525-26

[67] Herr Key sprach ein wort / schon spotleich dar zuo V. 1564-65

[68] Vgl. Cormeau. S. 197

[69] Vgl. Meyer. S. 65

[70] Also snelle wart er wan / des claretes vnd verswant, / daz man sin lützel vant / jn dem goldvaz / niuwan ir schoz naz / und ander ir claider V. 1556-61

[71] Vgl. Hennig. S. 375 und Lexer. S. 299

[72] Daz ivch her Parcefal ervaht / dest war, daz het er wol gewant. / jwer triuwe was im eh bechant / do ir des geruocht / daz ir in besuocht / des nahtes an dem bette V. 1580-85

[73] Key rüeget si mitalle die Wiener Handschrift bietet dagegen ruogete si mit schalle V. 1630

[74] Vgl. Anmerkung 37

[75] Vgl. Meyer. S. 113 Matthias Meyer spricht hier ausdrücklich von einer Aufwertung der Figur zu einem positiven Helden und nicht von einer Umgestaltung zum Minne- und Aventiureritter. Dagegen: Baisch, Martin, der eine Umdeutung der Figur zum Minneritter und „Doppelgänger Gaweins“ konstatiert. S. 173

[76] Insbesondere die ehrenhafte Anrede als „Herr“ erfolgt nicht erst in der Mitte des Romans. Vgl. Daiber. S. 176

[77] Wan der kopf ist ze vol / so zimt er übel vürsten hant (V. 1707-08)

[78] Dagegen: Daiber. S. 169 und Baisch. S. 158, die die Szene so interpretieren, dass Artus auf die Bitte des Boten eingehen wolle, während Keie ihn umzustimmen sucht. Dann müsste in Vers 1703 mit der bot aber Artus gemeint sein, was unwahrscheinlich ist.

[79] Niht vol er die rede liez (V. 1723) Dazu: Meyer. S.101 Anm. 134

[80] Bleumer. S. 260. Dazu auch Daiber. S. 169

[81] Auch Alfred Ebenbauer sieht hier keinen besonderen Erfolg Artus‘: „Key freut sich über die Zurechtweisung natürlich nicht, aber er treibt es nur umso ärger, indem er den König attackiert, was allgemeine Heiterkeit erregt“ S. 120.

[82] Vgl. Felder. S. 89

[83] Vgl. Baisch. S. 158

[84] Meyer, Matthias. Die Verfügbarkeit der Fiktion. Heidelberg. 1994. Bes. S. 288-290

[85] Key daz lüzel vreut / daz in der chvnich het gesteut (V. 1778-79)

[86] Vgl. Daiber. S. 169

[87] Daz ivch der dvrst twinget (V. 1788) we, herre, wa ist der schenche? (V. 1794) daz er [der schenche] ivch ungetrunken lat (V. 1797) E mein herr erdurste gar (V. 1801)

[88] Vgl. V. 1823

[89] Vgl. Hennig. S. 370. Auch Ecke wird im Eckenlied als ungehiure bezeichnet! (EL 42.10 Eckenlied Fassung L. Wierschin, Martin (Hrsg.). Tübingen. 1974.)

[90] Felder. S. 92

[91] Niemen ist in seiner hulde (V. 1850)

[92] Vgl. Anm. 30

[93] Vgl. Baisch. S. 158

[94] Vgl. Ebd. S. 160

[95] Vgl. Zach. S. 348-49, die unter anderem die Mantelprobe in der VENGEANCE RAGUIDEL nennt, welche Heinrich gekannt haben könnte.

[96] Daiber. S. 169

[97] Ebd. S. 169

[98] Vgl. Anm. 46 und Anm. 51

[99] Vgl. Daiber. S. 170

Ende der Leseprobe aus 108 Seiten

Details

Titel
Lord Cei und Herr Keie
Untertitel
Untersuchungen zur Wandlung von Rolle und Funktion von König Artus treuestem Gefolgsmann aus der Perspektive der Krone Heinrichs von dem Türlin
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
108
Katalognummer
V144157
ISBN (eBook)
9783640543182
ISBN (Buch)
9783640542888
Dateigröße
921 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lord, Herr, Keie, Untersuchungen, Wandlung, Rolle, Funktion, König, Artus, Gefolgsmann, Perspektive, Krone, Heinrichs, Türlin
Arbeit zitieren
Markus Voigt (Autor:in), 2009, Lord Cei und Herr Keie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144157

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