Der Begriff „Lesestrategie“ und seine Probleme


Seminararbeit, 2006

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff „Lesestrategien“ und seine Probleme
2.1 Begriffsvielfalt
2.2 Begriffsklärung „Methode“, „Technik“ und „Strategie“

3. „Lesestrategien“ – Definitionsversuche
3.1 Definition nach Artelt
3.2 Definition nach Willenberg
3.3 Definition nach Bimmel

4. Der eigener Definitionsversuch – ein Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des im Wintersemester 2006 angebotenen Seminars „Didaktik der Lesekompetenz“ wird in dieser Ausarbeitung eine nähere Beschäftigung mit dem von mir gehaltenen Referat „Lesestrategien“ erfolgen.

In diesem Teil der Arbeit wird ausschließlich der Begriff „Lesestrategie“ diskutiert. In der PISA-Studie und auch schon zuvor hat man festgestellt, dass Lesestrategien für das Textverstehen eine wichtige Rolle spielen. Problematisch ist aber, dass in der Literatur Uneinigkeit darin besteht, was „strategisches Lesen“ bzw. der strategische Umgang mit Texten tatsächlich bedeutet. Im Folgenden soll daher geklärt werden, was unter Lesestrategien in der Literatur verstanden wird. Dazu muss zunächst das Definitionsproblem aufgrund der Begriffsvielfalt aufgezeigt werden. Daran anschließend werden Begriffe „Methode“, „Technik und „Strategie“ bewusst voneinander abgegrenzt, um aufzuzeigen, dass klare Abgrenzungen bezüglich der Begriffe zu machen sind. Unter Abschnitt 2 werden konkret Definitionsversuche von Fachdidaktikern aufgezeigt und diskutiert. Abschließend soll ein eigener Definitionsversuch als Fazit der Arbeit vorgestellt werden.

Die Ausarbeitung stützt sich im Folgenden auf die Ausführungen von Heiner Willenberg, Peter Bimmel sowie Cordula Artelt. Das Handout vom Referat befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

2. Der Begriff „Lesestrategien“ und seine Probleme

2.1 Begriffsvielfalt

Seit PISA im Jahr 2000 und IGLU im Jahr 2003 beschäftigen sich Fachdidaktiker zunehmend mit dem Begriff „Lesestrategie“, da dieser, wie wissenschaftliche Studien bestätigen, als eine wichtige Voraussetzung von Lesekompetenz gilt.[1] Neben den kognitiven Grundfähigkeiten spielen das Strategiewissen, die Lesegeschwindigkeit, das generelle Interesse am Lesen sowie das Selbstkonzept der Schüler eine wichtige Rolle für das Textverständnis.[2]

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge kann die Leseverstehensleistung bei Schülern durch die Vermittlung von Strategiewissen verbessert werden. Aktuell finden daher fachwissenschaftliche und fachdidaktische Auseinandersetzungen sowohl um den Begriff „Lesestrategie“ als auch um gezielte Fördermaßnahmen in der Praxis statt.[3] In Bezug auf vermittlungsrelevante kognitive und metakognitve Kompetenzen und die Effektivität von Vermittlungsmethoden im Unterricht kann man in der Literatur eine breite Palette unterschiedlicher und attraktiver Lernangebote finden. Schwierig ist es allerdings eine einheitliche und genaue Definition von „Lesestrategie“ zu finden. Neben dem Begriff „Lesestrategie“ lassen sich häufig Begriffe wie „Lesetechnik“[4] und „Lesemethode“[5] finden. Das heißt, dass mitunter Lesestrategien als „Sonderfall von Lesemethoden“[6] oder auch als „werkzeughafte Vorgehensweise beim Lesen“, also als Technik definiert werden.

Die Frage, was strategisches Lesen bzw. strategische Umgang mit Texten eigentlich bedeutet, ist in den Augen vieler Didaktiker davon abhängig zu machen, was man unter dem Strategiebegriff versteht. Aber auch hier findet sich keine Übereinstimmung. Zimmermann erklärt diese Verschiedenartigkeit damit, dass „das Strategiekonzept kein einheitliches wissenschaftliches Konstrukt repräsentiert, sondern verschiedenen theoretischen und auch alltagstheoretischen Orientierungen entstammt.“[7] Dem ist zu zustimmen, denn ausgehend von empirischen psychologischen Untersuchungen übertragen zahlreiche Didaktiker Ergebnisse aus der Psychologie auf die Didaktik.

Die psychologische Fachliteratur, die sich mit den Einflussfaktoren im Leseprozess intensiv beschäftigt, konnte ebenfalls bisher keine konkrete Begriffsbestimmung vorgeschlagen.[8] Das liegt vor allem daran, dass es fraglich ist, ob und inwiefern Lesestrategien tatsächlich bewusst ablaufen.[9] Moderne Theorien des Textverstehens gehen davon aus, dass ein großer Teil beim Lesen automatisiert abläuft.[10] Während traditionelle Theorien meinen, dass ein bestimmtes Verhalten, das „ehemals kapazitätsbelastend und aufmerksamkeitsfordernd war, […] mehr oder weniger automatisiert [wird].“[11] Das heißt: Lesen läuft erst bewusst ab und wird im Laufe der Zeit automatisiert. Festzuhalten bleibt diesbezüglich, dass in der Psychologie, im Bereich Lernstrategie und Metakognition, sich mehrheitlich auf den traditionellen Strategiebegriff bezogen wird.

2.2 Begriffsklärung „Methode“, „Technik“ und „Strategie“

Im fachdidaktischen Sinn werden „Methoden“ als „Formen und Verfahren, mit denen versucht wird, unter pädagogischen Zielvorstellungen das Lernen und Lehren bewusst und planmäßig zu beeinflussen“ definiert.[12] Die Betonung sollte hierbei auf planmäßiges und bewusstes Vorgehen, um ein Ziel (Leseziel) zu erreichen, liegen. Im Fremdwörterbuch wird „Methode“ als die „Art und Weise eines Vorgehens“ nicht näher definiert.[13] „Methodisch“ wird aber auch hier erstens als „die Methode betreffend“ und zweitens als „planmäßig, überlegt, durchdacht, schrittweise“ näher erklärt.[14] Geht man methodisch vor, laufen im Vorgehen bzw. während des Lesens, mehrere bewusste Entscheidungen ab. Es muss erst ein Ziel feststehen, bevor der Weg dorthin gewählt wird.

[...]


[1] Vgl. Artelt, Cordula: Zur Bedeutung von Lernstrategien beim Textverstehen, in: Juliane Köster/ Will Lütgert/ Jürgen Creutzburg (Hrsg.) Aufgabenkultur und Lesekompetenz. Deutschdidaktische Positionen, Frankfurt am Main 2004, S. 69.

[2] Ebd.

[3] Vgl. Willenberg, Heiner: Lesestrategien. Vermittlung zwischen Eigenständigkeit und Wissen, in: Praxis Deutsch 31(2004)187, S.14.

[4] Vgl. Klotz, Peter: Lesetechniken – eine Grundlagenskizze, in: Bredel, U.; Günther, H.; Klotz, P.; Ossner, J.: Siebert-Ott, G.: Didaktik der Deutschen Sprache, Bd.1, Paderborn 2003, S. 5. oder vgl. Abraham, Ulf: Lese- und Schreibstrategien im themenzentrierten Deutschunterricht. Zu einer Didaktik selbstgesteuerten und zielbewussten Umgangs mit Texten, in: Ulf Abraham, Albert Bremerich-Vos, Volker Frederking, Petra Wieler (Hrsg.): Deutschdidaktik und Deutschunterricht nach PISA und IGLU, Freiburg 2003, S. 20

[5] Vgl. Willenberg, S. 6.

[6] Vgl. Klotz, S. 448.

[7] Vgl. Lisiecka-Czop, Magdalena: Verstehensmechanismen und Lesestrategien von fremdsprachigen Fachtexten, Frankfurt am Main 2004, S. 79.

[8] Vgl. Artelt, S. 61.

[9] Ebd.

[10] Ebd.

[11] Ebd.

[12] Vgl.: Schröder, Hartwig: Didaktisches Wörterbuch. Wörterbuch der Fachbegriffe von „Abbilddidaktik bis Zugpferd-Effekt“, 3.erweit u. aktualisierte Auflage, München/ Wien 2001, S. 244f.

[13] Vgl. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hrsg.): DUDEN. Fremdwörterbuch, 6. auf der Grundlage der amtlichen Neureglung der deutschen Rechtschreibung überarbeitete und erweiterte Auflage, Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 1997, S. 515.

[14] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Begriff „Lesestrategie“ und seine Probleme
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
HS: „Didaktik der Lesekompetenz“
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V144044
ISBN (eBook)
9783640547678
ISBN (Buch)
9783640552443
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriff, Probleme
Arbeit zitieren
Janine Bormann (Autor:in), 2006, Der Begriff „Lesestrategie“ und seine Probleme , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144044

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