Martin Heidegger: Nationalsozialismus und Technikphilosophie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

16 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Martin Heidegger und der Nationalsozialismus

2. Technik und Technikfolgen
2.1.Technik
2.2.Technikfolgen

3. Die Technikphilosophie

4. Martin Heidegger: Die Technik und die Kehre
4.1.Die Frage nach der Technik
4.2.Die Kehre

5. Schlussteil

Quellen- und Literaturverzeichnis/ Bildnachweise

Plagiatserklärung

Einleitung

Martin Heidegger ist einer der meist gelesensten Geisteswissenschaftler, und das nicht nur in Deutschland. Seine philosophischen Ansatzpunkte geben durchaus Anlass zum diskutieren und nachdenken.

Heidegger lebte in einer Zeit der Inhumanität, in der er einen hohen Status genoss und Teil des Systems war.

In meiner Hausarbeit „Martin Heidegger: Nationalsozialismus und Technikphilosophie“ möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern er in seinen beiden Vorträgen „Die Frage nach der Technik“ und „Die Kehre“ aus der Nachkriegszeit eine gewisse Erklärung für sein Handeln im Nationalsozialismus gibt. Dabei soll der erste Teil einen historischen Überblick über die Person Heidegger während der NS- Zeit geben. Hierbei wird auf seine Haltung gegenüber dem NS-Regime/Hitler und sein Handeln eingegangen, die möglicherweise gewisse Gründe für seine neuen Gedanken an seiner Technikphilosophie seien könnten und von der Wissenschaft als versteckte Opposition gegenüber sich selbst gewertet werden. Bevor es jedoch zur Analyse seiner bereits genannten zwei Vorträge kommt, möchte ich im zweiten Teil eine Definition des Begriffes Technik als auch dessen Technikfolgen geben. Im dritten Teil „Technikphilosophie“ erfolgt ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Technikphilosophie. Im Hauptteil „Martin Heidegger: Die Technik und die Kehre“ werden Heideggers Gedankengänge analysiert und anhand von einzelnen Beispielen näher erläutert, bevor es im „Schlussteil“ zu einer Auswertung dieser kommt.

Als unterstützende Literatur empfiehlt sich Whiteheads „Denkweisen“, die stellenweise eine passende Ergänzung bieten.

1. Martin Heidegger und der Nationalsozialismus

Es ist der Wissenschaft schon immer rätselhaft vorgekommen, weshalb sich so viele Intellektuelle im Jahre 1933 dem Nationalsozialismus „gefügt“ haben. Auch als das neue Regime noch nicht einmal etabliert war, wurden ihm bereits von manchen, „die es besser wissen konnten“1, große Dinge auguriert.

Neue Überläufer wie Carl Schmidt, deutscher Staatsrechtler und politischer Philosoph, bringen dem NS-Regime in der Anfangsphase ein Gewinn an Prestige.2 Es gehört somit zu den Koinzidenten des 20. Jahrhunderts, dass auch Persönlichkeiten wie Martin Heidegger zeitweise beim faschistischen Regime als Schergen dienten.3

Die Frage, ob der Nationalsozialismus philosophisch begründbar sei, kann Heidegger in seiner Rektoratsrede am 27. Mai 1933 für sich positiv beantworten. In ihr preist er die Selbstbehauptung der deutschen Universitäten an. Die Universität bestehe laut Heidegger aus der Wissenschaft und forme durch diese gewisse Eliten, die die Hüter und Führer des deutschen Volkes seien. Zudem haben sie den geistigen Auftrag des deutschen Volkes. Die Wissenschaft und das deutsche Schicksal müssten im Wesenswillen zur Macht kommen, welcher seinen Anfang in der griechischen Philosophie habe und ebenso den Anfang des deutschen Daseins darstelle.4 Hierbei stehe der „abendländische Mensch“ erstmals gegenüber dem Seienden im Ganzen „und begreift es als das Seiende, das es wohl ist.“5 Die Philosophie ist für Heidegger der Ausgangspunkt aller Wissenschaften, daher spricht er sich für die Führer und Hüter des deutschen Schicksals aus. Diese Hüter sollen die „Not“ wenden, die deutsche Bevölkerung erziehen, nachdem sie selbst an einer Universität dazu erzogen worden sind. Hitler steht für Heidegger synonym für den Aufbruch in eine bessere Welt, dem sich auch die Universitäten anschließen sollen.

Erscheint die Rektoratsrede noch fragmentarisch philosophisch und (vielleicht) missverständlich bezüglich seines Arrangements mit dem NS-Regime, so bezieht Heidegger im „Alemanen“ umso unmissverständlicher Position:

„Die gesamte deutsche Wirklichkeit ist durch den nationalsozialistischen Staat verändert worden, mit dem Ergebnis, dass unsere ganze vergangene Weise des Verstehens und Denkens ebenfalls anders werden muss.“6

In der Freiburger Studentenzeitung festigt er ebenfalls diese Position:

„Der Führer selbst und allein ist die heutige und künftige deutsche Wirklichkeit und ihr Gesetz. Lernet immer tiefer zu wissen: Von nun an fordert jedwedes Ding Entscheidung und alles Tun Verantwortung.

Heil Hitler!

Martin Heidegger, Rektor.“7

Heidegger selbst war vom 1. Januar 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Als Rektor der Freiberger Universität betreibt er dementsprechend Personalpolitik. Hierzu bedient er sich denunziatorischen Berichten.

Er beteiligt sich außerdem an der Durchsetzung einer neuen Universitätsverfassung, „die ab 1. Oktober 1933 das „Führerprinzip an der Universität“8 restituiert, d.h. es werden NS-Dozentenschulungen und die Unterstützung der SA- Studentenfunktionäre lateral gefördert. Die neue Verfassung bedient sich zusehends an den Ideen von Alfred Rosenbergs „Kampfbund für deutsche Kultur“9, die seit 1931 in Deutschland praktiziert werden. Politische Antipoden, die dem NS-System schaden, werden demnach beurlaubt und entlassen. Eine rechtliche Basis für diese Säuberung erfolgt am 7. April 1933 mit dem verabschiedeten „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Es verfügt über Entlassungen von jüdischen und opponierenden Beamten.10 Heideggers Hauptziel liegt also darin, das Führerprinzip11 in der Universitätsverwaltung einzuführen und den „faschistischen Geist“ im Lehrkörper und bei den Studenten zu festigen.

Am 27. April 1934 erklärt Heidegger aufgrund der internen Hochschulpolitik seinen Rücktritt vom Rektorat, unterzeichnet dennoch im August 1934 die Erklärung „Deutscher Wissenschaft hinter Adolf Hitler“.

Sein Versuch die Universität Freiburg nach seinen Vorstellungen zu revolutionieren scheitert, da sich die führenden Leute der Universität von den „falschen“ Philosophen über ihre Mission täuschen lassen.12

Erst im Laufe des Krieges distanziert er sich von den Praktiken der deutschen Bewegung und rechnet „diese Führer zu den Symptomen der verhängnisvollen Wirkungen der Technik“13. Dennoch können seine Studenten noch im Sommersemester 1943 hören, dass nur von den Deutschen die weltgeschichtliche Besinnung komme, vorausgesetzt sie wahren und finden das „Deutsche“ .14 Im Spiegel-Interview - 1966 aufgezeichnet und nach seinem ausdrücklichen Gebot zufolge erst nach seinem Tode (1976) zu veröffentlichen - bekennt er, die damaligen Möglichkeiten, die sich ihm geboten haben, genutzt und nicht nur zum Schein gesprochen zu haben. Heidegger wird kein Rassismus, eher Antisemitismus vorgeworfen bzw. nachgesagt, dennoch kann man aus seiner »Vorlesung über die Metaphysik« auch gewisse rassentheoretische Ansätze erkennen.

[...]


1 Dahrendorf, Ralf (2008): Versuchungen der Unfreiheit. Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung: Beck, S.15.

2 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2003): Nationalsozialismus I. Von den Anfängen bis zur Festigung der Macht. Heft. Betreut von Ulrike Steierwald und Berthold Meier. Bonn, S.50.

3 Vgl. Thomä, Dieter (Hg.) (2003): Heidegger-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung: Metzler, J B., S.141.

4 Vgl. Leske, Monika (1990): Philosophen im Dritten Reich. Studie zu Hochschul- und Philosophiebetrieb im faschistischen Deutschland. Berlin, S.99.

5 Ebenda.

6 Das Zitat aus Der Alemane ist vom 01.02.1934.

7 Das Zitat ist aus der Freiburger Studentenzeitung vom 03.11.1933.

8 Leske, Monika (1990): Philosophen im Dritten Reich. Studie zu Hochschul- und Philosophiebetrieb im faschistischen Deutschland. Berlin, S.103.

9 Der „Kampfbund für deutsche Kultur“ hat die „Säuberung“ an den Akademien als oberstes Ziel und wird bereits an den Universitäten durch den „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund“ seit 1931 praktiziert.

10 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2003): Nationalsozialismus I. Von den Anfängen bis zur Festigung der Macht. Heft. Betreut von Ulrike Steierwald und Berthold Meier. Bonn, S.50.

11 Die NS-Ideologie bestand nicht wie vorschnell angenommen aus einem geschlossenen Programm, sondern aus nur wenigen Grundüberzeugungen. Diese bestanden „(…) aus nationalistischen, meist aus rassistischen (insbesondere antisemitischen), völkischen, fremdenfeindlichen Elementen, (waren) immer aus antikommunistischen und oft aus antikapitalistischen Bestandteilen zusammengesetzt (…), und mit antimodernistischen, antiliberalen und demokratiefeindlichen Komponenten Demagogie übten.“ Das System der Weltanschauung der Nationalsozialisten war somit kurz zusammengefasst von wenigen aber durchschlagenden Elementen geprägt. Eines der wichtigsten Elemente ist das „Führerprinzip“, „die Unterwerfung des Individuums im Zeichen einer „Volksgemeinschaft“ unter dem unumschränkten Willen eines starken Mannes, dem kultische Verehrung entgegengebracht wurde.“ Somit eine vollkommene Umkehrung jeglicher demokratischer Prinzipien. (Vgl. Benz, Wolfgang (2000): Geschichte des Dritten Reiches. München: Beck.)

12 Vgl. Leske, Monika (1990): Philosophen im Dritten Reich. Studie zu Hochschul- und Philosophiebetrieb im faschistischen Deutschland. Berlin, S.103.

13 Ebenda.

14 Ebenda.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Martin Heidegger: Nationalsozialismus und Technikphilosophie
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Philosophisches Institut )
Note
2,3
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V143806
ISBN (eBook)
9783640530762
ISBN (Buch)
9783640531066
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Martin, Heidegger, Nationalsozialismus, Technikphilosophie
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Martin Heidegger: Nationalsozialismus und Technikphilosophie , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143806

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