Parallele Strukturen in 'The Waste Land' und dem spenglerschen Geschichtsbild


Seminararbeit, 2007

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Geschichtsovrstellung Spenglers

3. A heap of broken images
3.1 „He passed the stages of his age and youth”
Zyklische Muster in The Waste Land
3.1.1 IV. DEATH BY WATER
3.1.2 I. THE BURIAL OF THE DEAD
3.1.3 II. A GAME OF CHESS
3.1.4 III. THE FIRE SERMON
3.1.5 V. WHAT THE THUNDER SAID
3.1.6 Bewertung
3.2 „Trams and dusty trees”
Städte bei Eliot und bei Spengler
3.3 „What shall we ever do?”
Orientierungslosigkeit

4. Schlussfolgerungen

5. Ausblick

6. Bibliographie

1. Einleitung

Der Titel dieser Arbeit lässt eigentlich schon jegliche Einleitung überflüssig erscheinen. Trotzdem soll an dieser Stelle auf die genaue Methodik dieser Arbeit eingegangen werden. Zunächst ist wichtig, dass die benutzten Quellen größtenteils englischsprachig sind, obwohl Der Untergang des Abendlandes (erschienen in zwei Bänden, 1918 und 1922) von Oswald Spengler ursprünglich ein deutschsprachiger Text ist. Der Grund hierfür ist der Ansatz, den eigentlich sehr umfangreichen und komplexen Diskurs[1] nur auf seine englischsprachigen Bestandteile zu reduzieren.

Da The Waste Land (erschienen 1922) von T.S. Eliot ein poetischer, ein durch Form und Inhalt überdeterminierter Text ist, ist es ein illusorisches Unterfangen, ihn frei von Bedeutungsverlust übersetzen zu wollen. Beim Untergang/Decline[2] stellt sich eine Übersetzung wesentlich weniger schwierig dar, speziell, da es nur bedingt ein literarischer, viel mehr ein geschichtswissenschaftlicher/philosophischer Text ist. Hinzu kommt, dass für diese Arbeit nur selten genaue Wortlaute einzelner Passagen wichtig sind, sondern eher das Geschichtsmodell, das Spengler speziell im ersten Band seines Buchs entwirft.

Außerdem beschäftigen sich die U.S.-amerikanischen Texte zu Spengler mehrheitlich relativ allgemein mit dem Untergang/Decline, während die deutschsprachigen Texte oft sehr spezielle Aspekte untersuchen, die für diese Arbeit nicht relevant sind.

Der einzige Sekundärtext, The Waste Land: A Possible German Source, der sich mit beiden Primärtexten dieser Arbeit beschäftigt[3], stammt von John Barry. Oft nutzt er aber auch andere Texte Eliots, Essays und Gedichte, um die Ideen Spenglers in Eliots Werk nachzuweisen. Diese Arbeit jedoch wird sich ausschließlich den nachweisbaren Einflüßen Spenglers Untergang/Decline in The Waste Land widmen[4].

2. Geschichtsvorstellung Spenglers

Grundsätzlich kann man die verschiedenen Auffasungen, die man von Geschichte haben kann, zwei Modellen unterordnen, dem zyklischen Geschichtsmodell und dem linearen Geschichtsmodell[5]: „Zeit- und Geschichtsbilder verschiedener Kulturen lassen sich mit einer angenommenen Selbstverständlichkeit mit Kreis und Linie als Gegensatzpaar identifizieren und kategorisieren” (Weßler). Vertreter des linear gedachten Geschichtsmodells sind meist Optimisten, sie glauben an einen stetigen Fortschritt des Menschen, „that the latest age in time is always the most progressive—in short, the best” (Fischer, 15). Viele große Denker der Aufklärung waren Verfechter eines linearen Geschichtsmodells[6].

Machiavelli, Vico, Herder und Nietzsche und eben auch Spengler glauben an die Existenz historischer und kosmischer Zyklen. Fischer bezeichnet Oswald Spengler als einen „cyclical grand-design historian”[7]. Das zyklische Denkmodell eines „cyclist” stellt Geschichte als sich immer wiederholendes Muster dar, Fischer (17) beschreibt interessanterweise ein viergliedriges „pattern of birth, growth, maturity, and old age”. Alles verändert sich zyklisch und ist somit zyklisch, auch Kulturen und Gesellschaften. Fischer argumentiert treffend: „The cyclists seem more profound than the linear grand-design historians because they base their theories on a simple truth of life: all things grow, mature, and wither away” (17).

Mit dieser zu biologischen Lebensläufen analogen Auffassung von Geschichte geht einher, dass am Ende etwas stirbt. Im Gegensatz zu den Linearisten, die kein absehbares Ende, nur endlosen Fortschritt annehmen, ordnet der Zyklist aktuelle Zustände den verschiedenen Phasen des Zyklus zu und geht grundsätzlich vom Tod, beziehungsweise vom Untergang, womit wir bereits bei Spenglers Buch sind, am Ende des Zyklus aus. Natürlich ist das nicht der Weltuntergang oder eine fatale Katastrophe, was der Zyklus-Begriff ja auch ausschliesst, aber eben ein Ende des einen Zyklus, auf den der Beginn eines neuen Zyklus folgt. Trotz des immer bevorstehenden Neubeginns sind die meisten Zyklisten „haunted with thoughts of imminent decline regarding their own class, society, or culture” (Fischer, 17), ihr Hauptmotiv ist oft „the idea of inevitable degeneration” (Fischer, 17). Auch Oswald Spengler beschäftigte sich hauptsächlich mit dem unmittelbar bevorstehenden Untergang, nicht mit dem danach erfolgenden Neubeginn. Somit hat auch er, wie die meisten Zyklisten, eine sehr pessimistische Einstellung gegenüber der Geschichte.

Nach Spengler funktioniert eine Gesellschaft, das Abendland beispielsweise, einem Körper ähnlich durch das Zusammenspiel vieler verschiedener Teile, die kompliziert aufeinander einwirken. Die Dekadenz des neunzehnten Jahrhunderts habe dazu geführt, dass bestimmte Instinkte, die vorher noch funktioniert hatten, sich veränderten und somit die gesamte Gesellschaft modifizierten[8]. Während im „old Europe [...] the pursuit of excellence, manliness, toil, nobless oblige, honor, and duty” die noblen Instinkte gewesen seien, die sozusagen zum Erwachsen Europas geführt haben, strebten die „rootless intellectual[s]” nun im neunzehnten Jahrhundert nach „lifeless abstractions such as peace, mankind, progress, the classless society, or happiness” (Fischer, 153). Diese grundlegend anders gearteten Instinkte oder Ziele der Gesellschaft sind es unter anderem die die Gesellschaft in den Ruin treiben.

Dieser kurze Abriss wird natürlich keineswegs dem komplexen Text Spenglers gerecht und kann nur einen kleinen Teil der Intension seiner Formulierungen zu erahnen versuchen. Für die Zwecke dieser Arbeit muss dieser grobe Überblick jedoch vorerst genügen.

3. „A heap of broken images” (Eliot, 58)

3.1 „He passed the stages of his age and youth” (Eliot, 67, Zeile 37) - Zyklische Muster in The Waste Land

3.1.1 IV. DEATH BY WATER

The Waste Land ist aufgeteilt in die fünf Strophen: I. THE BURIAL OF THE DEAD, II A GAME OF CHESS, III. THE FIRE SERMON, IV. DEATH BY WATER und V. WHAT THE THUNDER SAID. Es liegt also offensichtlich eine Fünfteilung vor. Die spezielle Stellung der 4. Strophe lässt aber aus mehreren Gründen auch eine Einteilung des Gedichts in vier Abschnitte zu. Die vierte Strophe[9] ist mit Abstand die kürzeste des Gedichts und ist noch stärker als die anderen von Vergänglichkeit geprägt: „Consider Phlebas, who was once handsome and tall like you” (Eliot, 67). In der ersten Strophe bereits wird der Tod Phlebas' vorausgesagt[10], jetzt ist wird er bestätigt und als längst vergangen dargestellt, er sei „a fortnight dead” (Eliot, 66), „he passed the stages of his age and youth” (Eliot, 67). Der einstmals schöne und große Phlebas wird durch das im Imperativ stehende „consider Phlebas” (Eliot, 67) ein Wegbereiter, natürlich im tief negativen Sinn, für die Rezipienten des Gedichts, für das gesamte Abendland.

[...]


[1] Ich benutze hier den von Foucault geprägten Diskursbegriff. „Diskurse der an die Arbeiten Foucaults anschließenden Theorien sind demnach dadurch bestimmt, daß sie sich auf je spezielle Wissensausschnitte (Spezialdiskurse) beziehen, deren Grenzen durch Regulierungen dessen, was sagbar ist, was gesagt werden muß und was nicht gesagt werden kann, gebildet sind, sowie durch ihre je spezifische Operativität” (Gerhard, 118). Die Spezialdiskurse sind also derjenige zu The Waste Land und derjenige zum Untergang/Decline. Die vorliegende Arbeit ist dem Diskurs The Waste Land und dem Untergang/Decline vergleichender (besser: Verbindungen herzustellen versuchender) Texte zuzuordnen.

[2] Untergang/Decline steht der Einfachheit halber ab jetzt für Der Untergang des Abendlandes / The Decline of the West, da auch in der englischen Sekundärliteratur gemeinhin mit Decline abgekürzt wird.

[3] Somit ist auch dieser Text dem Diskurs zuzuordnen, zu dem die vorliegende Arbeit gehört.

[4] Leider wird, um der Kompaktheit der Arbeit Willen, auch nicht auf die mannigfaltig und vielfach vorhandenen intertextuellen Verweise in The Waste Land eingegangen werden können, solange sie nicht unmittelbar in den Themenkomplex der Spenglerschen Geschichtsphilosophie einzuordnen sind.

[5] Streng genommen sind diese beiden Modelle nur Untermodelle. Die eigentliche Dichotomie der Geschichtswahrnehmung besteht aus denjenigen Auslegungen, die überhaupt ein Design, Modell oder Prinzip der Geschichte benutzen und denjenigen, die dies nicht tun. Wichtig für die vorliegende Untersuchung sind jedoch das zyklische und das lineare Modell.

[6] „Men never degenerate, and there will be no end to the growth and development of human wisdom” (Bernard Fontanelle, zitiert von Fischer, 15)

[7] Vgl. Fischer, 16f

[8] Vgl. Fischer (153)

[9] Vgl. Eliot (66f)

[10] „Here, said she, / Is your card, the drowned Phoenician Sailor, [...] Fear death by water” (Eliot 58f).

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Parallele Strukturen in 'The Waste Land' und dem spenglerschen Geschichtsbild
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V143726
ISBN (eBook)
9783640547388
ISBN (Buch)
9783640550944
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Oswald Spengler, T.S. Eliot, Der Untergang des Abendlandes
Arbeit zitieren
Frieder Krauß (Autor:in), 2007, Parallele Strukturen in 'The Waste Land' und dem spenglerschen Geschichtsbild, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143726

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