Darstellung Cesare Borgias Leben in der Hochrenaissance und die Frage nach dessen Niedergang


Hausarbeit, 2009

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Cesare Borgia als Protagonist der Hochrenaissance

2. Aufstieg der Familie Borgia
2.1. Alonso Borgia – Kalixt III
2.2. Rodrigo Borgia – Alexander VI
2.3. Die Kinder Alexander VI
2.4. Cesare Borgias Zeit im Klerus

3. Machtstreben Alexander VI

4. Italien als Spielball der Großmächte
4.1. Krisenherd Neapel
4.2. Invasion Karl VIII
4.2.1. Einzug in Rom
4.2.2. Cesares Flucht und Lehrzeit
4.2.3. Liga von Venedig
4.3. Tod Juan Borgias

5. Bündnis mit Ludwig XII
5.1. Cesares Aufstieg
5.2. Die Eroberung der Romagna

6. Tod Alexander VI

7. Gefangenschaft und Tod in Spanien

8. Ursachen des Niedergangs

9. Literaturverzeichnis

1. Cesare Borgia als Protagonist der Hochrenaissance

Vorliegende Hauptseminararbeit befasst sich mit der Person des Cesare Borgia im zeithistorischen Kontext außerhalb der Darstellung in Machiavellis Principe. Besonders Leben und Wirken im Zusammenhang mit den zeitgeschichtlich bedeutenden Ereignissen der italienischen Hochrenaissance werden dargestellt. Um das Leben von Cesare einer umfassenden Betrachtung zu unterziehen, ist ebenfalls die kurze Illustration des Aufstiegs der Familie Borgia, sowie der politischen Verhältnisse in Italien erforderlich.

Cesare Borgias Vater, Papst Alexander VI., polarisiert als Renaissancepapst und gibt Cesare die Möglichkeit zuerst als Geistlicher und dann als weltlicher Fürst aufzusteigen. Retrospektiv ist der Wissenschaft bekannt, dass Alexander nicht schlechter oder besser war als die anderen Päpste dieser Zeit voller Wirren und Erneuerung. Der Eindruck, dass Alexander VI. ein besonders abfälliges Leben geführt hat, stammt aus der Zeit der Rückbesinnung der Kirche auf ihre sakralen Werte. Gleichwohl gab es zu Alexanders Zeit wichtige Persönlichkeiten, die den Lebenswandel der Borgias geißelten. So schrieb der König von Neapel in einem Brief an seine Frau 1492, „[…] dass soeben ein Mann auf den Stuhl Petri gesetzt worden sei, welcher die ganze Christenheit dem Teufel in den Rachen liefern werde.“[1] Es wird vorliegend im Einzelnen am Beispiel der Familienpolitik Alexander VI. untersucht inwieweit diese Vorwürfe durch egoistische Machtagitation der Borgias durchaus Berechtigung finden – aber dennoch auch als Usus Einzug in die damalige Zeit der Päpste halten.

An vielen Stellen der vorliegenden Arbeit wird deutlich, warum Machiavelli in Cesare Borgia viele der dem imaginären Fürsten zugeschriebenen Eigenschaften erkennen wird. Zu diesen gehören auch Gewalttaten, die Cesare zu einem der am meisten gefürchteten Männer Italiens machten. In einer Enzyklopädie aus dem 19. Jahrhundert wird Cesare besonders negativ dargestellt: „Der Sohn übertraf den Vater an Bosheit und Schandtaten.“[2] Objektiv betrachtet liegt Cesare vermutlich in einer Linie mit vielen seiner bekannten Zeitgenossen der Familien Sforza, Medici oder Orsini.

Darüber hinaus wird sich abschließend mit der Frage befasst, ob der Erfolg von Cesare Borgia absolut an die Gegenwart seines Vaters geknüpft war, oder ob Anhaltspunkte dafür sprechen, dass er ein erfolgreiches Leben mit eigenem Prinzipat, auch ohne die Unterstützung seines Vater hätte führen können, obwohl ihn der Tod abrupt und unvorbereitet traf – ganz dem ihm selbst gegebenen Wahlspruch „aut caesar aut nihil“.

2. Aufstieg der Familie Borgia

Die Familie Borja findet im Jahre 1244 erstmals urkundlich Erwähnung und gehörte dem spanischen Grenzrittertum an. Ansässig war die Familie im Gebiet der Stadt Játiva im Königreich Valencia. Eine Zugehörigkeit zum höheren Adel und eine überregionale Bedeutung lag jedoch nicht vor; vielmehr gehörten die Borja zu niederem Adel von „[…] relativer Bedeutungslosigkeit […]“[3]. Der Aufstieg der Familie beginnt mit Alonso Borja[4].

2.1. Alonso Borgia – Kalixt III.

Alonso wird 1378 geboren. In gleichem Jahr beginnt das große abendländische Schisma der Kirche, das bis 1417 anhalten wird und in dessen Zusammenhang Alonso zu einem angesehenen und bekannten Theologen aufstieg. Grundlegend für die Karriere von Alonso wird das durch die Eltern aufgrund einer Prophezeiung ermöglichte Theologiestudium in Lérida[5]. Dem jungen Borja war vom katalanischen Dominikanermönch Vincenz Ferrer die Erhebung zum Papst vorhergesagt worden[6] - so wird es zumindest Alonso später verbreiten. Der Wahrheitsgehalt ist wohl nicht abschließend überprüfbar, denn in der Literatur ist auch die Rede davon, dass die Prophezeiung nur eine „[…]Erdichtung des schlauen Alphonsus […]“[7] ist. In jedem Fall dürfte der später durch Alonso während seines Pontifikats selbst kanonisierte Vincenz Ferrer wohl diesem Achtung und Ansporn entgegengebracht und so die klerikale Laufbahn gefördert haben. Diese führt ihn 1429 zunächst als Experten des säkularen Rechts auf eine schwierige Mission. Der Nachfolger des letzten avignonesischen Gegenpapstes, Klemens VIII., residierte auch 12 Jahre nach Ende des Schisma durch das Konzil von Konstanz in Peñíscola und war dem Papst in Rom ein Dorn im Auge. Alonso sollte Klemens zum Rücktritt überreden – was ihm auch gelang. Es war mutmaßlich eher die Einsicht von Klemens VIII. als die Überredungskunst, die ihn zum Rücktritt bewegte, dennoch machte sich Alonso später als Papst diesen Umstand für eine Legendenbildung gangbar[8]. 1444 wurde Alonso die Kardinalswürde verliehen, was ihn nach Rom führte. Papst Nikolaus V. stirbt 1455 und es beginnt der Machtkampf um das Pontifikat, in dessen Verlauf sich kein eindeutiger Kandidat herausbildet. So wählt das Konklave Alonso mit der Voraussetzung zum Papst, dass „[…] ein Greis von 77 Jahren dies nicht lange bleiben werde.“[9] Aus Alonso Borja wird Papst Kalixt(us) III.

2.2. Rodrigo Borgia – Alexander VI.

Wie viele andere bediente sich Kalixt des Nepotismus und holte seine beiden Neffen, einer von ihnen war Rodrigo Borja, in seinen Einflussbereich nach Rom[10]. Kalixt blieb nicht viel Zeit, um seinen Familienmitgliedern entsprechende Macht und Ämter zu verschaffen, denn er starbt bereits, wie von vielen erhofft, nach drei Jahren im Papstamt 1458. Rodrigo wird erst Erzbischof von Valencia und anschließend Kardinal mit einem sehr stattlichen Einkommen von 28.000 Dukaten[11]. Zwischenzeitlich hatte Rodrigo die spanische Schreibweise des Familiennamens in die italienische Schreibweise „Borgia“ ändern lassen[12]. Rodrigo strebte seit seiner Erhebung zum Kardinal nach dem höchsten Kirchenamt und sparte zu diesem Zweck weder an Geld noch Versprechungen um die Mehrheit der Kardinäle auf seine Seite zu bringen. Am 11. August 1492 stimmten 22 der 27 Kardinäle für seine Wahl auf den Stuhl Petri. Rodrigo Borgia wird Alexander VI. Denjenigen, die gegen ihn stimmten, war bewusst gewesen, dass „[…] nunmehr ohne Zweifel eine Regierung des Lasters und der Ruchlosigkeit beginnen werde, wie vordem in Rom keine gesehen worden sei.“[13] Die Zahl der Nachkommen Alexander VI. ist unterschiedlich beziffert. Hervorzustellen sind in jedem Fall die vier Kinder, die er mit Vannozza de Cattanei gezeugt hat. Die verheiratete Vannozza war die langjährige Mätresse von Alexander VI. und gehörte dem römischen Stadtadel an. Aus dieser „Verbindung“ entstammen die Kinder Cesare, geboren 1475, Juan, geboren 1476, Lucrezia, geboren 1480 und Jofré, geboren 1481. Es war allgemein bekannt, dass es sich bei den genannten Kindern um die Nachkommen von Alexander VI. handelt – Vannozza ist auf ihrem Grabstein sogar als Mutter der Kinder des Papstes genannt[14].

2.3. Die Kinder Alexander VI.

Die bereits erwähnten vier Nachkommen Alexander VI. sind die Bekanntesten, obwohl dieser mit Sicherheit neun bis zehn Kinder[15] gezeugt hat. Der erstgeborne Sohn ist Pedro-Luis Borgia, geboren 1462, der am Hofe Ferdinands erzogen und Herzog von Gandia wurde[16], jedoch bereits 1488 stirbt und somit nur bedingte Bedeutung für Cesares Leben entfaltet. Eine Rolle im Aufstieg zum Herzog der Romagna spielt aber sein Bruder Juan. Auf die Ereignisse und Auswirkungen um Juans Tod 1497 wird unter Punkt 4.3. näher eingegangen. Eine besondere Wirkung und Bedeutung für Cesare entfaltete Lucrezia. Von Liebe, sogar inzestuösen Verhältnissen, wird in der Literatur berichtet[17]. Auf die Beziehung zwischen Cesare und Lucrezia kann hier nicht näher eingegangen werden; erläutert wird nachfolgend in Punkt 5.2. der Tod ihres Ehemannes. Jedoch ist eine Grundkonstante im Verhältnis zu seinen Geschwistern erkennbar. Cesare scheut keine Mittel, um die eigene Macht zu steigern - kostet dies auch das Leben seines Schwagers, oder sogar seines Bruders. Cesare muss zwischen eigener Besessenheit und Liebe zu seinen Geschwistern hin und her gerissen gewesen sein. In jedem Fall ist es nicht schwer nachzuvollziehen, wieso er Machiavelli als Vorbild dient, denn seine Tatkraft und sein Ehrgeiz waren allgegenwärtig.

2.4. Cesare Borgias Zeit im Klerus

Von seinem Vater war Cesare die Laufbahn in der Kirche bestimmt worden. Geschuldet ist dies wohl zweierlei Umstand. Zum einen wurde sein Halbbruder Pedro Luis per Verleihung durch Ferdinand von Spanien Herzog von Gandia[18], ebenso schlug sein Bruder Juan die weltliche Laufbahn ein. Zum anderen stand Cesare in der Gunst bei seinem Vater deutlich hinter seinen Geschwistern. Juan war der Lieblingssohn Alexander VI[19]. Der geistliche Stand wird Cesares Jugend prägen, über die wenig berichtet ist. Gesichert überliefert ist, dass er 1482 mit dem hochrangigen päpstlichen Ehrentitel eines apostolischen Protonotars ausgestattet wurde und gegen 1488 zum Studium des Kirchenrechts nach Perugia geschickt wurde[20]. Fortgesetzt hat er sein Studium ab 1490 in Pisa, wo er die Bekanntschaft von Giovanni Medici macht, der 1513 Papst Leo X. wird. 1493 wird Cesare zum Kardinal von Valencia ernannt; in seiner Amtseigenschaft sah er die Stadt nie. Cesare nahm die durch seinen Vater oktroyierte Laufbahn eher ablehnend war und verspürte eher eine „[…] eigenartige Mischung aus Misstrauen, Verachtung und Zuneigung […]“[21] gegenüber seinem Vater. Auch wenn die Zeit im Klerus für Cesare nur eine ungeliebte Zwischenstation war, brachten das akademische Wissen und die Sprachkenntnisse, die sich Cesare in seiner Studienzeit aneignete, einen Gewinn, der gleicher Weise bei seinen Gegnern und Verbündeten respektiert wurde.

[...]


[1] Griesinger, Georg: Mysterien des Vatikans, S. 404

[2] Ersch, Johann Samuel: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, S. 28

[3] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 155

[4] in zahlreichen Quellen auch als Alphonso oder Alfonso genannt.

[5] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 156

[6] Döllinger von, Johann: Lehrbuch der Kirchengeschichte, S. 348

[7] Heller, Ludwig: Vincentus Ferrer nach seinem Leben und Wirken dargestellt, S. 27

[8] Reinhardt, Volker: Alexander VI., S. 21

[9] Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, S. 69

[10] Ullmann, Walter: Kurze Geschichte des Papsttums im Mittelalter, S. 302

[11] Griesinger, Georg: Mysterien des Vatikans, S. 402

[12] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 164

[13] Griesinger, Georg: Mysterien des Vatikans, S. 404

[14] Reinhardt, Volker: Alexander VI., S. 54

[15] Vogt-Lüerssen, Maike: Lucrezia Borgia - das Leben einer Papsttochter, S. 14

[16] Schüller-Piroli, Susanne: Die Borgia-Päpste Kalixt III. und Alexander VI., S. 118

[17] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 106

[18] Reumont von, Alfred: Geschichte der Stadt Rom, S. 204

[19] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 29

[20] Brambach, Joachim: Die Borgia, S. 94

[21] Neumahr, Uwe: Cesare Borgia, S. 29

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Darstellung Cesare Borgias Leben in der Hochrenaissance und die Frage nach dessen Niedergang
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V143701
ISBN (eBook)
9783640547340
ISBN (Buch)
9783640550906
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Darstellung, Cesare, Borgias, Leben, Hochrenaissance, Frage, Niedergang
Arbeit zitieren
David Parma (Autor:in), 2009, Darstellung Cesare Borgias Leben in der Hochrenaissance und die Frage nach dessen Niedergang , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143701

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Darstellung Cesare Borgias Leben in der Hochrenaissance und die Frage nach dessen Niedergang



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden