Analyse der Heizölnachfrage in Deutschland


Forschungsarbeit, 2010

51 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Ölmarkt
2.1 Allgemeine Darstellung der Besonderheiten des Rohölmarktes
2.2 Entwicklung und Unwägbarkeiten in den letzten Jahren

3. Heizölkonsum und Nachfrageentwicklung
3.1 Konsumentenstruktur
3.1.1 Industrie und Großhändler
3.1.2 Endverbraucher
3.2. Nachfrageentwicklung
3.2.1 Nachfrageentwicklung bundesweit
3.2.2.Heizölnachfrage. Regionaler Vergleich.

4. Einzelne Einflussfaktoren der Heizölnachfrage
4.1 Bevorratungsverhalten der Verbraucher
4.2 Der Einfluss des Wetters auf die Nachfrage
4.3 Einfluss des Faktors Zeit
4.4 Der Einfluss der Medien
4.5 Der Einfluss der Innovationsfaktors/ Substituten auf die Heizölnachfrage
4.6 Der Einfluss der Politik auf die Nachfrage
4.6.1 Der Einfluss der nationalen Politik auf die Nachfrage
4.6.2 Einfluss der internationalen Politik auf die Nachfrage
4.7 Einfluss der volkswirtschaftlichen Faktoren
4.7.1 Preis
4.7.2 Preiselastizität des Marktes
4.7.3 Anzahl der Unternehmen auf dem Markt
4.7.3 Einfluss der Aktien- und Devisenmärkte

5. Absatzprognosen. Praktischer Einsatz. Kritische Würdigung
5.1 Absatzprognosen in der Praxis
5.2. Prognosemethoden
5.2.1 Qualitative Prognosetechniken
5.2.2 Quantitative Prognosetechniken
5.2.2.1 Eindimensionale Verfahren
5.2.2.1.1 Exponentielle Glättung
5.2.2.1.1.1 Exponentielle Glättung erster Ordnung
5.2.2.1.1.2 Exponentielle Glättung zweiter Ordnung
5.2.2.1.2 Trendprognose
5.2.2.1.3 Gleitende Durchschnitte
5.2.2.2 Multidimensionale Verfahren
5.2.2.2.1 Ökonometrische Modelle
5.2.2.2.2 Regressionsanalyse
5.2.2.2.3 Methoden der Neuronalen Netze
5.2.2.2.4 Clusteranalyse
5.2.3 Prognosefehler

6. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 3.2.2.1.1: Bevorratungsstandentwicklung 2000-2008

Abbildung 4.1.1: Heizölbevorratung der privaten Haushalte

Abbildung 4.7.2.1: Preis-Absatz-Funktion und Umsatzsituation des Ölhandels

Abbildung 5.2.2.2.1: Das Ölmarktmodell des WEO

Abbildung 3.1: HEL-Konsum 2001 – 2008

Abbildung 4.5.1: Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch in Deutschland

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3.2.1: Inlandsabsatz von Mineralölprodukten (in 1000 Tonnen)

Tabelle 3.2.2.1: Heizölverbrauch in der Bundesrepublik 2004 - 2006

Tabelle 4.3.1: Inlandsbelieferungen der Heizöl Leicht

Tabelle 5.2.3.1: Mittlere und absolute Abweichung

Tabelle 6.1: Matrix Faktorensystematik-Methodologie

Tabelle 3.1: Inlandsablieferungen an Heizöl leicht

Tabelle 4.3.2: Feiertage an den Börsen 2009

Analyse der Heizölnachfrage in Deutschland

1. Einleitung

„Ich bin jetzt 40 Jahre Fabrikant, aber ich habe es noch nicht fertig gebracht, Prognosen für vier Monate zu machen. Andere, die nichts von der Industrie verstehen, machen Voraussagen für fünf Jahre.“

Fritz Berg (1901-79), ehem. BDI-Präsident

Die Lagerhaltung und das Beschaffungswesen jedes Unternehmens sind abhängig von der Nachfrage. Zu hohe Lagerkapazitäten verursachen Kosten und binden Kapital. Durch die Optimierung der Lagerhaltung ist es möglich, diese Kosten zu senken, es gilt die optimale Menge vorrätig zu halten, ohne eine Unterversorgung zu riskieren. Voraussetzung der optimalen Lagerhaltung ist, dass die benötigte Menge für einen bestimmten Zeitraum bekannt ist. Dabei ist dieser Zeitraum immer auch abhängig von der Verfügbarkeit und den Lieferzeiten der Rohstoffe.

Bezogen auf die gesamte Beschaffungsarbeit oder das einzelne Beschaffungsobjekt kann das Bemühen um Kostensenkung für die nächste Planperiode im Mittelpunkt des Handelns stehen. Dies kann durch folgende Punkte geschehen[1]:

- Einkaufspreise senken
- Einkaufskosten senken
- Kapitalbindung senken
- Lagerhaltungskosten senken

Wobei die zwei letzten Punkte für die vorliegende Arbeit von besondere Bedeutung sind. Gleichzeitig muss dabei aber bedacht werden, dass eine Kostensenkung zu einer Risikosteigerung führen kann.[2]

Ziel der Beschaffung muss es sein, einen den Beschaffungsprozessen zweckdienlichen Organisationscharakter zu definieren und zu etablieren.[3] Der strategische Einkauf muss den Einsatz moderner Technologien zur Bewältigung des Massengeschäftes nutzen, um Entlastung für strategische Fragestellungen zu schaffen.

Gerade im Bereich des Rohölmarktes ist daher von entscheidender Bedeutung, den Bedarf möglichst genau definieren zu können. Kann beispielsweise der Verbrauch der kommenden Monate mit annähernder Sicherheit vorhergesagt werden, ermöglicht dies eine optimale Beschaffungssituation. Es können gezielt die benötigten Mengen geordert werden, die zur Deckung der Nachfrage notwendig sind. Hierdurch wird weniger Kapital gebunden, indem die Lagerhaltung auf ein Minimum reduziert werden kann.

Gerade beim Rohölmarkt mit all seinen Unwägbarkeiten, den Preisschwankungen am Welt- und Devisenmarkt, den zahlreichen – auch politischen – Einflussfaktoren würde es jedoch zu kurz greifen, den kurzfristigen Verbrauch isoliert zu betrachten. Nachfolgend sollen nun zunächst die einzelnen Einflussfaktoren erörtert werden.

Es soll geprüft werden, ob es möglich ist, die Nachfrage nach Heizöl für Zeitintervalle von jeweils bis zu drei Monaten zu prognostizieren. Dabei stellt sich auch die Frage nach der Genauigkeit derartiger Analysen.

Hierzu wird zunächst festgestellt, welche Faktoren Einfluss auf die Heizölnachfrage haben und wie genau sich dieser Einfluss auf die Nachfrage auswirkt. In dem letzten Kapitel werden die unterschiedlichen Prognosetechniken dargestellt und einer kritischen Prüfung unterzogen.

Das Ziel der Arbeit besteht darin festzustellen, ob eine kurzfristige Prognose der Heizölnachfrage möglich ist und wie genau solche Prognosen sind.

2. Der Ölmarkt

2.1 Allgemeine Darstellung der Besonderheiten des Rohölmarktes

Erdöl ist der weltweit wichtigste Energieträger, der teilweise aus weit entfernten Fördergebieten zu den Raffinerien transportiert werden muss. Entsprechend wichtig ist auch die genaue Planung des Transports und der Lagerhaltung, um jederzeit die Versorgung der Abnehmer zu gewährleisten.

Da eine Lagerhaltung mit Kosten, aber auch mit der Bindung von Kapital verbunden ist, sind Unternehmen bestrebt, die Lagerhaltung auf ein Minimum zu reduzieren. Dies setzt allerdings voraus, dass der Bedarf bekannt ist. Hinzu kommt, dass es sich beim Mineralölmarkt um sog. Spotgeschäfte handelt, also Geschäfte, die kurzfristig getätigt werden.[4] Bei Spotgeschäften handelt es sich um die einfachste Form des Devisenhandels. Dabei geht es darum, zum günstigsten Wechselkurs bzw. Tageskurs zu kaufen. Da sich die Kurse rasch ändern können, können kurzfristige Geschäfte vorteilhafter sein, bergen jedoch auch die Gefahr der Tagespreisschwankungen.

Bis zum Beginn der 70er Jahre wurde der Ölhandel zum sog. „Posted Price“ abgewickelt, der von den großen Mineralölgesellschaften festgelegt wurde. Als die Ölförderländer einen größeren Anteil am Gewinn verlangten und die Mineralölgesellschaften daraufhin den „Posted Price“ weiter senkten, schlossen sich die fünf größten Ölförderstaaten Iran (damals Persien), Irak, Kuwait, Saudi Arabien und Venezuela die OPEC, die mittlerweile 11 Mitgliedstaaten hat.[5] Zu den Gründungsländern traten Algerien, Libyen, Nigeria, Indonesien, Katar und die Arabischen Emirate der OPEC bei. Ziel der OPEC ist eine gemeinsame Ölpolitik, um etwa einen Preisverfall beim Rohöl zu verhindern.[6] So boykottierten die OPEC 1973 im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost den Westen, es kam zur ersten „Ölpreiskrise“.[7] Zu einer erneuten Krise kam es nach dem Umsturz in Iran, der Machtergreifung Chomeinis 1979 und dem Beginn des Krieges zwischen Iran und Irak.[8]

Die ölimportierenden Staaten reagierten hierauf mit verstärkten Anstrengungen zur Energieeinsparung und der Entwicklung alternativer Energien, um den Ölbedarf und damit die Abhängigkeit zur OPEC zu senken. Gleichzeitig lohnte sich aufgrund des hohen Preisniveaus nun auch die Förderung auf Ölfeldern, die bislang als unrentabel galten wie etwa jene in der Nordsee und in Alaska.[9] Als „Gegengewicht“ zur OPEC gründeten die Staaten der OPEC die Internationale Energieagentur (IEA), um künftige Versorgungskrisen etwa durch ein System der internationalen Ölbevorratung (Pflicht-Bevorratung in Höhe von 90 Tagesverbräuchen) und der Schaffung von Notstandsplänen und Informationssystemen zu überbrücken. Angestrebt ist eine zeitnähere, transparentere und umfassendere Berichterstattung der weltweiten Angebots- und Nachtfrageentwicklungen.[10] 1978 wurde in diesem Zusammenhang in Deutschland der Erdölbevorratungsverband (EBV) gegründet, in dem alle Hersteller und Importeure Pflichtmitglieder sind. Die Kosten durch die Bevorratungspflicht werden durch einen Aufschlag auf die bevorratungspflichtigen Produkte vom Käufer bezahlt. So beinhaltet der Preis für einen Liter Kraftstoff etwa einen halben Cent Bevorratungsabgabe.[11]

Eine Neustrukturierung des Ölhandels erfolgte in den 80er und 90er Jahren aufgrund des Rückgangs der Rohölnachfrage.[12] Da der Rohölpreis aufgrund fehlender Nachfrage immer mehr sank, beschlossen die OPEC-Staaten die Einführung von Förderquoten zur Preisstabilisierung.

Der Ölhandel strukturierte sich neu, es kam zunächst zu Spotgeschäften, später folgten aufgrund der Ölpreisschwankungen und zur Begrenzung der Preisrisiken dann Termingeschäfte, Optionen und Terminkontrakthandel. Dies bewirkt jedoch auf der anderen Seite, dass der Ölpreis zunehmend von den Erwartungen der Zukunft beeinflusst wird. Werden beispielsweise Versorgungsengpässe in naher Zukunft befürchtet, etwa durch die stark wachsende Nachfrage im asiatischen Raum, so steigt der Ölpreis an den Börsen. Hedger, Anleger und Broker, aber zunehmend auch Spekulanten bestimmen das Preisniveau.

Es gibt jedoch auch noch den direkten Ölhandel zwischen Lieferanten und Abnehmer, der etwa 60 % des Welthandels ausmacht[13].

2.2.Entwicklung und Unwägbarkeiten in den letzten Jahren

Im Jahre 2008 erreichte der Rohölpreis den höchsten Stand seit den 70er Jahren und erreichte mit rund 146 US-$ je Barrel einen Rekordstand. Gleichzeitig schwächten jedoch die veränderten Wechselkurse und die Abwertung des US-Dollars sie Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft ab.[14] Der Grund für diesen Anstieg liegt in der großen strukturbedingten Verlagerung von Angebot und Nachfrage, doch auch Spekulationen haben ihren Anteil an der Preissteigerung. Hier machten sich die hohen Geldzuflüsse von Finanzinvestoren in den Öl-Terminmarkt und den außerbörslichen Over-the-counter-Märkten (OTC) bemerkbar. Hinzu kamen die spektakulären Prognosen der großen Finanzinstitute zum Ölpreis.[15]

Auch wenn die Rohölnachfrage in den OECD-Ländern aufgrund effizienterer Energienutzung und vermehrtem Einsatz regenerativer Energien rückläufig ist, steigt der Bedarf in den Schwellenländern stetig an. Es wird befürchtet, dass die zukünftige hohe Nachfrage nicht mit dem stagnierenden oder gar rückläufigen Angebot an Rohöl Schritt halten kann. Es wird prognostiziert, dass der weltweite Energiebedarf bei Beibehaltung der gegenwärtigen Energiepolitik im Jahr 2030 um 50 % höher liegen wird als im Jahr 2007.[16]

Ob ausreichende Förderkapazitäten zur Verfügung stehen, hängt von zahlreichen Zwängen und Unwägbarkeiten ab. Bestehende Ölfelder weisen eine rückläufige Förderkapazität auf, neue Ölfelder nehmen an Zahl und Größe ab. Hinzu kommt, dass die konstant niedrigen Preise der Vergangenheit und die Ungewissheit bezüglich der zukünftigen Nachfrage dazu führten, dass nicht in entsprechende Technologien investiert wurde und auch die Erschließung neuer Ölfelder vernachlässigt wurde. Um die zu erwartende Ölnachfrage bis 2030 decken zu können, sind Investitionen in Billionenhöhe erforderlich.[17]

3. Heizölkonsum und Nachfrageentwicklung

3.1 Konsumentenstruktur

Beim Heizöl ist zu unterscheiden zwischen leichtem Heizöl und schwerem Heizöl. Leichtes Heizöl siedet bereits zwischen 200°C und 360°C, es kann ohne Vorheizen in Heizungen und industriellen Feuerungsanlagen verbrannt werden. In den Industrieländern beträgt der Heizölkonsum 6% der Ölabsorbation.[18] Beim leichten Heizöl entfallen 60 % des Verbrauchs auf private Haushalte, 30 % auf gewerbliche Abnehmer und 8 % auf die Industrie. 2 % werden zur Strom-, Fernwärme und Gaserzeugung genutzt.[19]

Beim schweren Heizöl entfallen rund 83 % des Verbrauchs auf die Industrie, 9 % auf die Stromerzeugung in öffentlichen Elektrizitätswerken und 7 % auf die Fernwärmeerzeugung. Etwa 1 % entfallen auf den Bereich der gewerblichen Kleinverbraucher wie etwa Gärtnereien. Schweres Heizöl muss vor dem Transport und der Verbrennung vorgewärmt werden.[20]

Die 0,8 % des gesamten Energieverbrauchs 2007 in Deutschland wurden durch Heizöl Schwer und 7,9 % durch Heizöl Leicht gedeckt. Der Einsatz des Heizöls zur Stromerzeugung betrug 1,2%.[21]

3.1.1 Industrie und Großhändler

In Deutschland sind mehr als 3000 Heizölhändler vorhanden, die Lieferverträge mit folgenden Unternehmen haben: „ARAL/BP”, “Total”, “Esso”, “Mabanaft”, “D&S“, „Holborn“, „Conoco“, „Marol“, „“, „OMV“, “ Petroplus“etc.

Dabei sollte beachtet werden, dass in der Mineralölindustrie eine Reichweite der Vorräte gilt – ohne die staatlich geförderten strategischen oder Sicherheitsreserven, auf die nicht ohne weiteres zugegriffen werden kann. Diese beträgt 55-60 Verbrauchstage und wird als normal bezeichnet.[22]

3.1.2 Endverbraucher

Bei den Konsumenten ist die Möglichkeit zur Lagerhaltung recht unterschiedlich. Leichtes Heizöl wird in Deutschland bei den Privatkunden - mit Ein und Zweifamilienhäuser - in der Regel nur einmal im Jahr gekauft. Die marktwirksame Nachfrage, die von Großhändler ausgemacht wird und der tatsächliche Verbrauch weisen große Differenzen auf. Das Tankvolumen der Privatkunden wird auf über 30 Mio. Tonnen geschätzt, ihr Jahresverbrauch auf über 20 Mio. Tonnen. Hier gibt es kaum einen Zeitpunkt, zu dem nicht im großen Umfang, der die Liefermöglichkeiten des Mineralölhandels unter Umständen weit überfordert, gekauft werden kann.[23] Der Markt für leichtes Heizöl ist damit für Panikkäufer oder auch für eine temporäre Kaufzurückhaltung wegen eines zu hohen Preises weitaus anfälliger als andere Mineralölmärkte.[24] Wenigstens für die Hälfte des gesamten Marktvolumens von bspw. 30 Mio. Jahrestonnen besteht kein Zusammenhang zwischen Kauf und Verbrauch. Gewerbliche Verbraucher und Hausverwaltungen pflegen häufig über das Jahr verteilt kontinuierlich zu kaufen.[25]

3.2. Nachfrageentwicklung

3.2.1 Nachfrageentwicklung bundesweit

Der Wirtschaftstheorie folgend, ist anzunehmen, dass steigende Preise zu einer sinkenden Nachfrage führen. Das gilt nach bisheriger Erfahrung auch für die Ölmärkte, aber nur langfristig. Kurzfristig wurde beobachtet, vor allem 1973 und 1979, dass steigende Preise und vor allem deren Erwartung zu einem sehr hektischen Kaufverhalten aus allen Marktebenen führt, so dass die Preissteigerungen weiter beschleunigt wurden. Wie hektisch Käufer auf den Ölmarkt reagieren können, hängt von den verfügbaren leeren Kapazitäten ab.

Zu diesen Kapazitäten zählen in der Mineralölindustrie nicht nur die eigenen Tanks, sondern auch Tanks, die aufgelegt oder in langsamer Fahrt- als schwimmende Lager eingesetzt werden können. Grundsätzlich muss in der Mineralölindustrie davon ausgegangen werden, dass der tatsächliche Verbrauch und die marktrelevante Nachfrage wegen eines möglichen Bestandsauf- oder -abbaus kurzfristig in vielen Marktbereichen ziemlich weit auseinanderfallen können. Dazu kommt die Spekulation an den Börsen[26]: „Spekulative Nachfrage“, diese nicht tatsächliche kann in Einzelfällen aber auch die tatsächliche Situation erheblich verzerren.

Im ersten Halbjahr 2008 lag die Nachfrage nach Mineralölprodukten mit 50,4 Millionen Tonnen um etwa vier Prozent höher als im ersten Halbjahr 2007. Zuwächse wurden vor allem bei leichtem Heizöl, bei Dieselkraftstoff und Kerosin verzeichnet. Die Nachfrage nach Heizöl stieg um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Grund hierfür lag darin, dass der Absatz des Vorjahreszeitraums sehr niedrig war und um 41 Prozent hinter dem des ersten Halbjahres 2006 zurückblieb.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3.2.1: Inlandsabsatz von Mineralölprodukten (in 1000 Tonnen)[27]

Aufgrund der Mineralölsteuererhöhung zum 1.1.2007 versorgten sich die Verbraucher noch im Jahr 2006 mit Heizöl. Der milde Winter führte ebenfalls dazu, dass weniger Heizöl benötigt wurde. Daher ist ersichtlich, dass der Einfluss der Politik auf die Nachfrage signifikant ist.

Wie aus Tabelle 3.2.1 ersichtlich ist, ging der Absatz von schwerem Heizöl um 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, während leichtes Heizöl einen Zuwachs von 21,8 Prozent verzeichnete.[28] Der Grund für den Rückgang von schwerem Heizöl lag darin, dass ein Teil des schweren Heizöls wegen der hohen Ölpreise durch Koks substituiert wurde. Hinzu kam ein Rückgang der Lieferungen an die chemische Industrie durch den Stillstand der Raffinerie in Spergau aufgrund einer 69 Tage dauernden Generalinspektion.[29]

3.2.2 Heizölnachfrage. Regionaler Vergleich

Unterschiedliche Entwicklungen gibt es auch in den einzelnen Bundesländern. Während beispielsweise Brandenburg eine Nachfragesteigerung nach Mineralölprodukten in Höhe von rund 7 Prozent verzeichnete, ging die Nachfrage in Bremen um fast 6 Prozent zurück. Während insgesamt die Nachfrage nach leichtem Heizöl bundesweit um rund 4 Prozent stieg, sank die Nachfrage in Schleswig-Holstein um etwa 1 Prozent, während sie in Hamburg um fast 7 Prozent stieg.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

*) wegen der veränderten Erhebungsmethode nicht mit Vorjahren vergleichbar

Tabelle 3.2.2.1: Heizölverbrauch in der Bundesrepublik 2004 - 2006[30]

Tabelle 2 verdeutlicht, dass es zwischen den einzelnen Bundesländern Unterschiede bezüglich der Entwicklung der Nachfrage nach Heizöl gibt. Während die Nachfrage nach leichtem Heizöl im Jahr 2005 gegenüber 2004 in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein leicht anstieg, blieb sie im Saarland und in Sachsen gleich, in allen anderen Bundesländern sank die Nachfrage.

Im Jahr 2006 stieg die Nachfrage im Bundesdurchschnitt um 4,2 Prozent, dabei reichte das Spektrum von 2,3 Prozent in Nordrhein-Westfalen bis 7,3 Prozent in Baden-Württemberg.

Betrachtet man nun die Zahlen aus 2006 und hier unter besonderer Beachtung der Bundesländer, die dem allgemeinen Trend 2005 widersprechen, so fällt auf, dass es im Jahr 2006 mit Ausnahme von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen andere Bundesländer sind, die zu abweichenden Ergebnissen kommen. So liegt das Saarland 2006 mit einer Steigerungsrate von 4,4 Prozent im Durchschnitt, Nordrhein-Westfalen hat mit 2,3 Prozent die geringste Zuwachsrate, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 2,7 Prozent und Niedersachsen mit 3,2 Prozent. Die höchste Zuwachsrate verzeichnete Baden-Württemberg mit 7,3 Prozent. Es kann also nicht allgemein gesagt werden, dass bestimmte Bundesländer regelmäßig vom allgemeinen Trend abweichen.

In den alten Bundesländern stieg die Nachfrage 2006 gegenüber 2005 um 4 Prozent, in den neuen Bundesländern war es im gleichen Zeitraum eine Zunahme von 5,1 Prozent.

Auch in der Nachfrage des Jahres 2005 gegenüber 2004 gibt es markante Unterschiede. Während die Nachfrage in den alten Bundesländern um 0,5 Prozent stieg, sank sie in den neuen Bundesländern um 1,5 Prozent.

Um die Ursachen für solchen Differenzen zu finden, wäre es sinnvoll die Bevorratungsbestände regional miteinander zu vergleichen. Dabei sind einige Bevorratungsmusterverhalten zu erkennen. Es ist ersichtlich, dass im Norden die Bestände fast immer niedriger sind, als in den anderen Bundesländern. Im Osten dagegen sind die Bestände immer höher.

Diese Unterschiede können mit der Anzahl und der Verteilung der Raffinerien in den Bundesländern oder mit dem erworbenen Marktanteil von substituierenden Produkten begründet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.2.2.1.1: Bevorratungsstandentwicklung 2000-2008[31]

[...]


[1] Vgl. Koppelmann (2003), S. 112.

[2] Vgl. Koppelmann (2003), S. 112.

[3] Vgl. Arnold (1997), S. 6 ff.

[4] Vgl. Schlüter (2000), S. 199

[5] Vgl. Benamara u. a (1987), S.83

[6] Vgl. Simmons(2007), S. 105

[7] Vgl. Simmons(2007), S. 114

[8] Vgl. Simmons(2007), S. 117

[9] Vgl. Simmons (2007), S. 357

[10] Vgl. Mass (1993), S. 107

[11] Vgl. Internet: MWV, Preisbildung am Rohölmarkt. Abrufbar unter: http://www.mwv.de/cms/upload/pdf/faq/preisbildung.pdf., 11.10.2009, 13:42

[12] Vgl. Benamara (1987) u. a., S.83

[13] Vgl. Zündorf (2008), S. 257

[14] Vgl. Internet: BMWI, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Öl-, Gas- und Kohlepreisentwicklung. Monatsbericht Oktober 2008. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/Magazine/schlaglichter,did=272322.html?view=renderPrint. 17.10.2009; 11:20

[15] Vgl. Internet: BMWI, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Öl-, Gas- und Kohlepreisentwicklung. Monatsbericht Oktober 2008. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/Magazine/schlaglichter,did=272322.html?view=renderPrint. 17.10.2009; 11:20

[16] Vgl. Internet: BMWI, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Öl-, Gas- und Kohlepreisentwicklung. Monatsbericht Oktober 2008. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/Magazine/schlaglichter,did=272322.html?view=renderPrint. 17.10.2009; 11:20.

[17] Vgl. Internet: BMWI, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Öl-, Gas- und Kohlepreisentwicklung. Monatsbericht Oktober 2008. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/Magazine/schlaglichter,did=272322.html?view=renderPrint. 17.10.2009; 11:20.

[18] Vgl. Zündorf (2008), S.98

[19] Vgl. Rosenkranz (2000), S. 199

[20] Vgl. Internet: MWV aktuell 3/08, Thema des Monats: Heizölnachfrage lässt Inlandsabsatz steigen, S. 2; Ausbildung junger Leute, S. 3: Der große TÜV: Erste Generalinspektion der Raffinerie. Abrufbar unter: http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. 10.10.2009, 13:20

[21] Vgl. Panos (2008), S. 121

[22] Vgl. Sturm (2003), S. 60

[23] Vgl. Sturm (2003), S. 60

[24] Vgl. Sturm (2003), S. 60

[25] Vgl. Sturm (2003), S. 60

[26] Vgl. Ochynski (2004), S.120

[27] Vgl. Internet: MWV aktuell 3/08, Thema des Monats: Heizölnachfrage lässt Inlandsabsatz steigen, S. 2; Ausbildung junger Leute, S. 3: Der große TÜV: Erste Generalinspektion der Raffinerie. Abrufbar unter: http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. 10.10.2009, 13:20

[28] Vgl. Internet: MWV aktuell 3/08, Thema des Monats: Heizölnachfrage lässt Inlandsabsatz steigen, S. 2; Ausbildung junger Leute, S. 3: Der große TÜV: Erste Generalinspektion der Raffinerie. Abrufbar unter: http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. 10.10.2009, 13:20

[29] Vgl. Internet: MWV aktuell 3/08, Thema des Monats: Heizölnachfrage lässt Inlandsabsatz steigen, S. 2; Ausbildung junger Leute, S. 3: Der große TÜV: Erste Generalinspektion der Raffinerie. Abrufbar unter: http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. 10.10.2009, 13:20

[30] V Vgl. Internet: MWV aktuell 3/08, Thema des Monats: Heizölnachfrage lässt Inlandsabsatz steigen, S. 2; Ausbildung junger Leute, S. 3: Der große TÜV: Erste Generalinspektion der Raffinerie. Abrufbar unter: http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. 10.10.2009, 13:20

[31] Eigene Aufbereitung anhand der MWV-Daten, abrufbar unter http://www.total.de/de/content/NT00023292.pdf. Stand: 10.10.2009; 19:35

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Analyse der Heizölnachfrage in Deutschland
Hochschule
Fachhochschule Lübeck
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
51
Katalognummer
V143189
ISBN (eBook)
9783640526598
ISBN (Buch)
9783640526826
Dateigröße
1198 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Heizölnachfrage, Deutschland
Arbeit zitieren
Alina Opanasenko (Autor:in), 2010, Analyse der Heizölnachfrage in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143189

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