Liebe und Leidenschaften in Schillers "Kabale und Liebe"


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung
0.1 Arbeitsgang
0.2 Zur Zitierweise

1 Sturm und Drang- Epoche der Gefühlsemanzipation
1.1 Liebes- und Leidenschaftsthematik im Sturm und Drang
1.2 Friedrich Schiller und das Vorbild Shakespeare

2 Liebe und Leidenschaften in Schillers Kabale und Liebe
2.1 Hauptfiguren
2.1.1 Die Vaterliebe des Musikus Miller
2.1.2 Luise und die Liebe
2.1.3 Liebe und Leidenschaft Ferdinands
2.1.4 Präsident von Walter im Ungang mit der Liebe
2.2 Nebenfiguren
2.2.1 Millerins Interpretation von Liebe
2.2.2 Die Liebe Wurms
2.2.3 Liebe und Leidenschaften von Lady Milford

3 Abschließendes Fazit

4 Bibliographie
4.1 Quellentext
4.2 Sekundärliteratur

0 Einleitung

Mein Interesse an Friedrich Schillers „Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel“ wurde

erstmals in meiner Schulzeit geweckt. In der zehnten Klassenstufe behandelten wir das Drama innerhalb eines Überblicks der Literaturepochen. Am Stück Kabale und Liebe selbst bewegt mich der Liebeskonflikt der Luise, der auf tragische Weise durch Kabalen aus den eigenen Familien enden muss. Gerade als junges Mädchen berühren derartige Themen um gescheiterte Liebesgefühle und Emanzipation sowohl der Emotionen als auch der Selbstverwirklichung.

Aus diesem Grund entschied ich mich, im Zuge der Erstellung einer wissenschaftlichen Hausarbeit im Proseminar „Sturm und Drang“, das bürgerliche Trauerspiel Kabale und Liebe hinsichtlich der Fragestellung, auf welche Art und Weise die einzelnen Figuren das Gefühl der Liebe sowie den mit ihr verbundenen Leidenschaften interpretieren und zum Ausdruck bringen. Hierbei möchte ich im Besonderen auf für die Epoche des Sturm und Drang typische Emanzipation der Gefühle eingehen und untersuchen, inwieweit diese zum Verlauf der Tragödie beiträgt.

0.1 Arbeitsgang

Zunächst gebe ich einen kurzen Überblick über die epochencharakterisierende Thematik der Gefühle und Emotionen im Sturm und Drang. Hierbei möchte ich den Kern meiner Arbeit: die Liebes- und Leidenschaftsthematik der Stürmer und Dränger darstellen. Weiterhin stelle ich den jungen Autor Friedrich Schiller und dessen Wirken zurzeit des Sturm und Dranges unter dem Einfluss von William Shakespeare vor.

Im zweiten Gliederungspunkt werde ich eine Analyse der Figuren von Kabale und Liebe hinsichtlich ihrer Interpretationen und Expressivität von Liebe und Leidenschaft durchführen.

Dabei wähle ich die Unterteilung in Haupt- und Nebenpersonen, da eine Reihenfolge nach dem chronologischen Erscheinen im Stück für mich unsinnig und für den Leser verwirrend erscheinen könnte.

Im Fazit fasse ich noch einmal die Ergebnisse meiner Betrachtungen von Schillers bürgerlichen Trauerspiel Kabale und Liebe zusammen.

0.2 Zur Zitierweise

Ich verwende als Quellentext Kabale und Liebe[1] in der Ausgabe des Hamburger Lesehefte Verlag. Deshalb ist der Vergleich der Seitenangaben mit der Reclamausgabe eventuell schwierig. Ich gebe Akt und Szene sowie Seitenzahl vollständig im laufenden Text an.

1 Sturm und Drang- Epoche der Gefühlsemanzipation

Die Periode des Sturm und Drang ist wohl eine der kürzesten Epochen der Literaturgeschichte. Sie ordnet sich im 18. Jahrhundert, in den Jahren 1768 bis 1781 ein.

Jene Literatur kann als Literatur der Veränderung und der Kritik beschrieben werden, da sich ihre Autoren bewusst von der Literatur der Zeit um 1760, der Zeit der Aufklärung abgrenzen, aber auch gewillt sind, diese weiterzuentwickeln. Somit ist der Sturm und Drang „der erste Versuch, ein Misslingen der Aufklärung zu denken, den Vollkommenheitsanspruch der Aufklärung“[2] aufzudecken und aufgeklärtes Denken erstmals zu hinterfragen. Doch welches Ziel verfolgen die sogenannten „Stürmer und Dränger“? Eine vollständige Verwerfung oder Neuzeichnung der Ideale und Regeln wollen die Stürmer und Dränger jedoch nicht bewirken, sondern sich in einigen Fällen auf das Fundament der Empfindsamkeit und Aufklärung stützen. Intention der Autoren ist es, Neues zu wagen, da formale und inhaltliche Muster und Denkbilder der aufgeklärten Literatur, Philosophie sowie Ästhetik als Schranken ihrer Kreativität, ihrer Schöpferkraft angesehen werden. Gefühle, Empfindungen, neue Ideen sollen frei anerkannt und durch selbständiges Handeln hervorgebracht werden. Die Epoche des Sturm und Drang intendiert eine Eigenständigkeit des Individuums im Ungang mit dessen Gefühlen. Die Vertreter des Sturm und Drang fordern durch deren Literatur die Selbstbestimmung des Menschen. Deshalb wird die Periode des Sturm und Drang in der Literaturgeschichte auch als „Geniezeit“[3] benannt.

1.1 Liebes- und Leidenschaftsthematik im Sturm und Drang

Mit der Forderung nach Individualität und Schöpferkraft des Individuums geht die Emanzipation der Emotionen als Zeichen der Menschlichkeit einher. El- Dandoush spricht bei der Entdeckung des Menschen als leidenschaftliches Wesen von einer grundsätzlichen Erkenntnis des Sturm und Drang.

Die Literatur des Sturm und Drang zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie

„politisch sensibilisiert neue Themen sucht (Kindsmord, Genieästhetik, Shakespeareianismus, Volkslieder) oder alte Themen neu zur Anschauung bringt (Liebe, Sexualität, Standesunterschiede, poetologische und ästhetische Fragen)“.[4]

Von besonderer Bedeutung ist für die Literatur des Sturm und Drang jedoch neben der Leidenschaft und ungebändigter Sexualität die Liebe. Die Liebe wird in der Geniezeit zum Ideal erhoben- Liebe und Leidenschaft als Zeichen der fühlenden Seele des Individuums.

Aufgrund großer kultureller und sozialer Umbrüche zur Zeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt das Interesse der Autoren des Sturm und Drang im Besonderen der freien und ungehinderten Expressivität der eigenen Liebesgefühle. Deshalb ist die Liebe in den Fesseln der Stände eine beliebte Thematik der Sturm und Drang Autoren, da sie das Publikum im Innersten berührt und betrifft.

Eines der wichtigsten in der Literatur betriebenen geistesgeschichtliche Ereignisse ist die Sakralisierung des Profanen, insbesondere des Eros. Das Gefühl der Liebe, das Profane wird zum Religiösen, dem Sakralen erhoben. Liebe und Leidenschaften werden im Sturm und Drang etabliert, geradezu als existenziell angesehen. Das Liebesgefühl ist in der „Philosophie des Enthusiasmus nichts Geringeres als säkularisierte Religion“[5]. Die Liebe stellt einen Trieb dar, welcher in seiner enthusiastischen Auslebung Ausdruck in einer Sprache mit religiösen Vokabular[6] findet. Auch in der deutschsprachigen Literatur wird das Eros als sakral beschrieben. Der deutsche Sturm und Drang findet in Willliam Shakespeare in der Sakralisierung der Liebe ein Vorbild. Man spricht sogar vom Shakespaereianismus des Sturm und Drang, worin sich Vertreter des Sturm und Drang Werke des englischen Autoren studieren und dessen Intentionen und Stil fortführen sowie weiterentwickeln versuchen.

1.2 Friedrich Schiller und das Vorbild Shakespeare

Der junge Friedrich Schiller ist zur Zeit der Anfänge des deutschen Sturm und Drang im Jahr 1770 kurz vor dem Eintritt in die Militärakademie Karlsschule, um auf Wunsch seines Vaters Jura zu studieren. Bereits im Jugendalter beschäftigt er sich jedoch mit Lektüre zahlreicher Dichter und Philosophen und verfasst eigene Dichtungen. Schillers Sympathie mit dem Geist des Sturm und Drang gründet auf dessen Studieren der Werke des englischen Autors Shakespeare. Der englische Autor gilt als umstritten, da ihn viele für zu schrecklich hielten. Doch Schiller versteht „Shakespeare in der Wechselwirkung von Ernst und Scherz, Trauer und Heiterkeit“[7]. Den jungen Schiller fasziniert jene Art der Übertreibung von Charakteren, um beim Publikum Emotionen zu wecken. So studiert er insbesondere Shakespeares Dramen Othello und Romeo und Julia als Exempel der Sakralisierung der Liebe sowie der Liebe im Konflikt der Stände.

Schiller ist vom Erfolg des Trauerspiels, der häuslichen Tragödie überzeugt, da er den Stoff aus Shakespeares Romeo und Julia übernehmen will, nur gering abzuändern beabsichtigt. In einem Briefwechsel schreibt er: „weil ich etwas daraus zu meinem Stück zu schlagen gedenke“ (23.12.1783 an Rheinwald). Auch die Thematik der Liebes- und Eifersuchtsdramen stimmen in Kabale und Liebe und Romeo und Julia überein.

Nach Fertigstellung seines ersten Schauspiels Die Räuber von 1781 beginnt er 1782 mit der Arbeit an seiner Luise Millerin, die später in Kabale und Liebe umbenannt wird und vereint in ihm die Liebe im Konflikt der Ständeproblematik sowie die Sakralisierung des Eros.

[...]


[1] Schiller, F. von: Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel. Husum/ Nordsee : Hamburger Lesehefte Verlag. 61. Heft., o.J..

[2] Luserke, M.: Sturm und Drang. Autoren- Texte- Themen. Stuttgart 1997, S. 13.

[3] Karthaus, U.: Sturm und Drang. Epoche- Werke- Wirkung. München 2000, S. 15.

[4] Luserke 1997, S. 10.

[5] Guthke, K. S.: Kabale und Liebe. Evangelium der Liebe?. In: Guthke, K. S.(Hrsg.): Schillers Dramen. Idealismus und Skepsis. Tübingen 22005, S. 97.

[6] Aufgrund der Fülle der Thematik der Sprache der sakralisierten Liebe kann ich hier nur in Ansätzen auf diese eingehen, da es den Rahmen der Seminararbeit sprengen würde.

[7] Henning, H.(Hrsg.).: Schillers „Kabale und Liebe“ in der zeitgenössischen Rezeption. Leipzig 1976, S. 304f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Liebe und Leidenschaften in Schillers "Kabale und Liebe"
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Institut für deutsche Philologie)
Veranstaltung
Proseminar "Sturm und Drang"
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V143098
ISBN (eBook)
9783640517114
ISBN (Buch)
9783640516957
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Liebe und Leidenschaften in Schillers 2Kabale und Liebe"
Arbeit zitieren
Katharina Marr (Autor:in), 2006, Liebe und Leidenschaften in Schillers "Kabale und Liebe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143098

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