Die Aufstaue des Nils bei Assuan und seine Wirkungen


Seminararbeit, 2000

13 Seiten, Note: sehr gut

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Ausgangssituation
1.1. Der Nil
1.2. Landwirtschaft und Bevölkerung in Ägypten

2.1. Der Staudamm von 1902 2
2.2. Sadd El Ali – der Hochdamm von Assuan (AHD)
2.2.1. Ziele des Hochdammbaus
2.2.2. Technische Daten Folgen des Hochdammbaus

3.1. Vorbemerkung
3.2. Ökonomische Auswirkungen
3.2.1. Folgen für die Landwirtschaft
3.2.2. Folgen für die Industrie
3.3. Ökologische Auswirkungen
3.3.1. Pedologische Effekte
3.3.2. Hydrologische Effekte
3.3.3. Geomorphologische Effekte
3.4. Soziokulturelle und medizinische Auswirkungen

4. Versuch einer abschließenden Beurteilung

Literatur

1. Ausgangssituation

1.1. Der Nil

Der Nil ist mit einer Länge von 6671 km der längste Fluß der Welt (vgl. Rady 1979:273). Er entspringt aus zwei hydrologischen Hauptsystemen. Der Weiße Nil fließt mit ganzjährig gleichmäßiger Wasserführung vom Victoriasee Richtung Norden und vereint sich bei Khartum im Sudan mit dem Blauen Nil, der im Hochland von Äthiopien entspringt.

Im Nordsudan und in Ägypten ist der Nil ein Fremdlingsfluß. 2700 km fließt er durch vollarides Klima ohne weitere Wasserzufuhr zu erfahren. Dabei sorgt das monsunale Klima im Hochland von Äthiopien für eine hohe Saisonalität der Wasserführung. 63% der jährlichen Wassermenge konzentrieren sich auf die drei Monate August bis Oktober.

1.2. Landwirtschaft und Bevölkerung in Ägypten

Das Klima Ägyptens ist vollarid, so daß Landwirtschaft nur auf der Basis von Bewässerungswirtschaft möglich ist. Diese hat in Ägypten eine lange Tradition. Von einer traditionellen Form der Beckenbewässerung gingen die Fellachen nach dem Bau des ersten Staudamms von Assuan 1902 vielfach zur Dauerbewässerung über. Schon in den 60er Jahren wurden 83,2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LNF) ganzjährig bewässert (vgl. Ibrahim 1996:56). Heute stellt sich die Situation wie folgt dar: „No country in the world, however, is more dependent on irrigated agriculture than Egypt, where all cropland (100 per cent) is irrigated“ (Hultin 1995:32). Dabei stammen 95% des Wassers, das in Ägypten verbraucht wird aus dem Nil (vgl. Wolff 1986:3).

99% der Bevölkerung Ägyptens leben im Niltal (vgl. KfW 1984:2). Oder wie Hultin es ausgedrückt: „With 98% of the country being desert, the growing population is concentrated in 2% of the land.“ (ebd. 1995:31). Das hier angesprochene Bevölkerungswachstum stellt ein besonders Problem in Ägypten dar. Von 1960 bis 1985 verdoppelte sich die Bevölkerung Ägyptens von 26 Mio. auf über 50 Mio. Einwohner. 1999 betrug die Bevölkerung Ägyptens 67,3 Mio. bei einer Wachstumsrate von 1,82% (vgl. www.odci.gov/cia/publications/factbook/eg.htm).

Vor diesem Hintergrund war der Bau des Assuan-Hochdammes eine Maßnahme, die die Tragfähigkeit des Niltals erhöhen und die Nahrung für die Bevölkerung durch Erhöhung der Erträge und die Möglichkeit einer zweiten Ernte im Jahr sichern sollte.

2. Die Auftaue bei Assuan

2.1. Der Staudamm von 1902

1897 begann der Bau des ersten Staudamms bei Assuan nach einem Entwurf von Sir William Willcocks, der der damaligen britischen Regierung angehörte. Dem Bau lag eine Berücksichtigung der jährlichen Flutwelle und seiner Sedimentfracht zugrunde. Die 21,5m hohe Staumauer war mit etwa 180 kleinen Schleusen versehen, die auf einer Länge von 2000m verteilt zu den Hochflutzeiten geöffnet wurden und den Schlamm durchfließen ließen. So konnte der Schlamm weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden und einer Verlandung des Stausees wurde wirksam vorgebeugt. Da in dem Staubecken jedoch nur 1 Mrd. m3 Wasser gestaut werden konnten, die wachsende Bevölkerung jedoch stetig mehr Bewässerungsfläche verlangte, veranlaßte die ägyptische Regierung schon nach 10 Jahren die Erhöhung des Dammes auf 26,5m und 1928/33 erneut auf 35,5 m, wodurch ein Stauvolumen von 5,6 Mrd. m3 erreicht werden konnte (vgl. Hartung 1978:5).

Dieser erste Staudamm bei Assuan veränderte den Abflußvorgang im Grunde kaum, brachte für die Landwirtschaft jedoch erhebliche Fortschritte: Durch die jährliche Übergangsspeicherung von März bis Juli war die Bewässerung der Felder schon vor der Flutwelle möglich, so daß eine zusätzliche Ernte eingefahren werden konnte. Auf über 160 000 ha LNF konnte die Beckenbewässerung durch Dauerbewässerung abgelöst und somit die Agrarproduktion erhöht werden. Hartung (ebd. 1978:7) kommt somit zu dem Schluß, daß hier „positive Entwicklung ohne schädliche Nebeneffekte ... geleistet wurde“.

2.2. Sadd El Ali – der Hochdamm von Assuan

Aufgrund des steigenden Bevölkerungsdrucks und mehrerer Trockenperioden, die zu verminderten Ernten führten, wurde der Ruf nach einer Überjahresspeicherung immer lauter. Nach der Machtübernahme durch Präsident Nasser begann 1960 der Bau des Hochstaudammes, der 1971 fertiggestellt wurde.

Das Niltal wurde oberhalb von Assuan, ca. 7 km südlich des alten Assuan-Staudammes, durch einen 110m hohen und 3600m langen Damm abgeriegelt und so der Nasser-See inmitten der Wüste aufgestaut. Seine Größe beträgt 5500 km2, was etwa dem 10fachen der Größe des Bodensees entspricht. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf 164 Mrd. m3.

2.2.1. Ziele des Hochdammbaus

Der Bau des Sadd El Ali hatte mehrere Gründe. Sowohl die landwirtschaftliche Produktion als auch der Aufbau einer wirtschaftsstarken Industrie sollten durch den Staudamm gefördert werden. Konkret werden in der Literatur folgende Hauptziele genannt (zusammengestellt nach Weiss 1979:10, Haikal 1980:324f. und Wüst 1983:764f.):

1. Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion durch :

- Neulanderschließung und somit Ausdehnung der LNF um 535 000 ha, d.h. um 25% der damaligen Kulturfläche Ägyptens durch Bewässerung
- Umstellung von traditioneller Beckenbewässerung auf ca. 3 100 000 ha schon kultiviertem Land auf Dauerbewässerung und dadurch Verdopplung der Erntefläche

2. Schaffung einer Grundlage für den Fortschritt bei der Industrialisierung des Landes durch:

- Energiegewinnung am Hochdamm von 8 bis 10 Mrd. kWh jährlich
- Verbesserung der Leistung am alten Staudamm durch ganzjährige Inbetriebnahme

3. Kontrolle der Abflußschwankungen durch Überjahresspeicherung, also sowohl die Gewährleistung der Wasserversorgung in Zeiten von Trockenperioden als auch Schutz des Nillandes vor überstarkem Hochwasser

4. Verbesserung der Schiffbarkeit das ganze Jahr hindurch

5. Ausdehnung des Reisanbaus für den Export

Durch Realisierung der genannten Ziele sollte eine Steigerung des Nationaleinkommens von 587 Mio. DM erzielt werden, denn die Regierung Nasser hatte sich zum Ziel gesetzt, das Nationaleinkommen Ägyptens innerhalb von 10 Jahre zu verdoppeln. In diesem Sinne spielen auch politische Dimensionen und ein persönliches Interesse Nassers eine nicht unbedeutende Rolle bei der Entscheidung zum Dammbau. So formuliert Haikal: „Der Hochdamm von Assuan...verkörpert den Willen und die Entschlossenheit des ägyptischen Volkes, sein Leben umzugestalten, den sozialen Fortschritt zu vertiefen und der kolonialen Rückständigkeit ein Ende zu setzten.“ (ebd. 1980:324). Oft ist auch die Rede von „Nassers Pyramide“ (vgl. Sauer 1996:34) oder einem Denkmal sowjetisch-ägyptischer Freundschaft. Auch Ibrahim betont, daß „seit den ersten Anfängen der Planung des Staudammes neben wirtschaftlichen Überlegungen auch politische – insbesondere innenpolitische – Motive eine entscheidende Rolle spielten“ (ebd. 1996:58).

Der Hochdamm von Assuan wurde zuerst von westlichen Ingenieuren der Firma Hochtief in Essen geplant. Aufgrund politischer Unstimmigkeiten versagten die USA und die Weltbank jedoch die Finanzierung des Bauvorhabens, woraufhin Ägypten den Staudamm letzten Endes mit technischer und finanzieller Unterstützung der Sowjetunion baute. Die heutige Diskussion ist in dieser Hinsicht noch immer nicht wertfrei zu betrachten.

[...]

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Details

Titel
Die Aufstaue des Nils bei Assuan und seine Wirkungen
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Institut für Geografie)
Veranstaltung
Wasserwirtschaftliche Großprojekte
Note
sehr gut
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V14309
ISBN (eBook)
9783638197496
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand.
Schlagworte
Aufstaue, Nils, Assuan, Wirkungen, Wasserwirtschaftliche, Großprojekte
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Anonym, 2000, Die Aufstaue des Nils bei Assuan und seine Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14309

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