Kindliche Lebenswelt und Natur

Formen des entdeckenden Lernens


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Natur
2.1 Begriff
2.2 Kind und Natur
2.3 Naturentfremdung
2.4 Natürliche Freiräume schaffen

3. Entdeckendes Lernen
3.1 Ursprung des Entdeckenden Lernens
3.2 Fünf Formen des Entdeckenden Lernens
3.3 Das Konzept des entdeckenden Lernens
3.4 Methodische Aspekte
3.5 Entdeckendes Lernen im Sachunterricht

4. Forscherbögen
4.1 Diskussion um ihren Einsatz
4.2 Zur Konzeption und der Art und Weise ihres Einsatzes

5. Schmetterlinge

5.1 Einordnung

5.2 Körperbau

5.3 Entwicklung

5.4 Systematik der Schmetterlinge

5.5 Schmetterlinge im Unterricht

6. Teilrahmenplan SU

7. Fazit

1. Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Kindliche Lebenswelt und Natur“. Zuerst wird dabei der Aspekt Natur beleuchtet. Es wird geklärt, woher der Begriff stammt, anschließend wird das Verhältnis zwischen Kind und Natur und das Problem der Naturentfremdung behandelt. Als nächster Punkt wird das Konzept des entdeckenden Unterrichts als mögliches Mittel gegen die fortschreitende Naturentfremdung vorgestellt. Es werden dabei unter anderem fünf Formen des entdeckenden Lernens und methodische Aspekte vorgestellt. Anschließend wird der Einsatz von Forscherbögen als mögliche Methode im entdeckenden Unterricht thematisiert. Abschließend wird dann der Schmetterling betrachtet, dessen Aufzucht man zum Thema einer Unterrichtseinheit machen kann. Es werden zuerst allgemeine Informationen über Schmetterlinge dargeboten und anschließend erläutert, warum Schmetterlinge für die Beobachtung im Unterricht gut geeignet sind.

2. Natur

2.1 Begriff

Der Begriff Natur leitet sich von dem lateinischen Wort „natura“ ab, und bedeutet Geburt, Schöpfung.

Die uns umgebende, nicht vom Menschen geschaffene Welt und Schöpferkraft ist der unverfälschte Ursprungszustand.[1]

2.2 Kind und Natur

Heute besteht aufgrund fehlender Erfahrungen eine Distanz zwischen dem Kind und der Natur. Der Grund liegt darin, dass sich die Streifräume und Gestaltungsräume der Kinder verändert haben. Eine Möglichkeit der naturnahen Erziehung bildet der Sachunterricht. Die Auseinandersetzung mit Pflanzen, Tieren und Menschen vermittelt den Kindern Erfahrungen mit der Welt des Lebendigen.[2] Sachunterricht im Allgemeinen bedeutet das Ordnen eigener Vorstellungen und Erfahrungen und das Erweitern dieser Vorstellungen durch Beobachten, Beschreiben und Bilden neuer Erfahrungen in und mit der Natur.[3] Der Sachunterricht muss aber auch zu Achtung vor Natur und Umwelt erziehen.

2.3 Naturentfremdung

Zum Thema Naturentfremdung hat die Uni Marburg Ende der 90er Jahre eine große natursoziologische Studie unter dem Arbeitstitel „Lila Kuh“ durchgeführt. Dabei wurden mehr als 2 500 Sekundarschüler/innen, je zur Hälfte aus urbanem und ruralem Umfeld (Ruhrgebiet und Sauerland), befragt. Ziel der Untersuchung war es, einen empirischen Eindruck vom Maß der Naturentfremdung bei Jugendlichen zu bekommen.

Der Arbeitstitel nimmt Bezug auf das Ergebnis eines Malwettbewerbs in bayerischen Kindergärten Mitte der 90er Jahre. Dort hat ein Drittel der teilnehmenden Kinder eine auf dem Blatt vorgedruckte Kuh, nach Vorbild der Milka-Kuh, lila ausgemalt. Das warf die Frage auf, wie weit die Naturentfremdung bei den Kleinsten schon fortgeschritten sei und inwieweit sie schon vom Fernsehen beeinflusst seien.

Um dies zu überprüfen, wurde ein Fragebogen erstellt, der unter anderem auch Fragen zu Farben von Tieren enthielt. Keiner der Jugendlichen über zehn Jahren ordnete dabei der Kuh die Farbe Lila zu. Jedoch schrieb ein Zehntel von ihnen der Ente die Farbe Gelb zu. Das ist ein Indiz dafür, dass hier eine Beeinflussung durch die Medien stattgefunden hat, da die meisten bekannten Fernseh-Enten gelb dargestellt werden, obwohl man in der Realität nur selten gelbe Enten antrifft und wenn, handelt es sich dabei um Küken.

Dies wirft die Frage auf, ob die Medien vielleicht hier einen großen Einfluss haben. Nachforschungen haben dann bestätigt, dass der Anteil der Kinder, die der Meinung sind, Enten seien gelb, zunimmt, je jünger die Befragten sind. In der ersten Schulklasse kennt dann fast jedes Kind nur noch gelbe Enten. Es entsteht der Verdacht, dass die Kinder die Natur zunehmend zuerst im Fernsehen kennen lernen, bevor sie dann eigene Erfahrungen machen, die ihr so geformtes Naturbild korrigieren.

Es sind aber nicht nur die jüngsten Kinder die Probleme mit der Zuordnung von Naturfarben haben. Weitere Befragungen haben nämlich gezeigt, dass die Schüler aus den Stufen 4 bis 12 zu einem Viertel der Buchecker nicht die richtige Farbe zuordnen konnten, zu zwei Fünftel blühendem Raps und sogar zur Hälfte der Kartoffelblüte. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Befragungen, bei denen nur ein Siebtel der Schulabsolventen fünf Zugvogel- oder Schmetterlingsarten nennen konnte und einem Fünftel sogar überhaupt nichts einfiel.

Aber sogar Erwachsene weisen erhebliche Schwächen auf diesem Gebiet auf. In einer Allensbach-Umfrage waren zwar immerhin 60% in der Lage einen Ahorn an den Blättern zu erkennen, aber lediglich 20% gelang dies bei einer Linde.

Man kann also sagen, dass die langsame Entfremdung von der Natur ein allgemeiner Prozess ist. Er betrifft allerdings nicht nur das Wissen über die Natur, sondern auch Erfahrungen im Umgang mit ihr. Zwei Drittel der Teilnehmer einer Jugendstudie, sowohl Jungen als auch Mädchen, fühlen sich unwohl bei der Vorstellung einen Käfer über ihre Hand krabbeln zu lassen. Auch ist nur die Hälfte der Jugendlichen in der Lage von einem eindrucksvollen Naturerlebnis zu berichten.

Die aufgedeckten Lücken in Wissen und Erfahrung mit der Natur gehen einher mit einer gewissen Naturromantik. Junge Menschen sehen Natur als etwas Schönes, Niedliches, Hilfloses, Drangsaliertes, dem geholfen werden muss. Wer sich um die Natur kümmert, wird als gut angesehen, wer ihr schadet ist böse. Es wird sogar schon kritisch gesehen, wenn man im Wald abseits der Wege geht oder wild zeltet. Diese Verniedlichung der Natur hat aber auch schlechte Auswirkungen. Es entsteht eine moralische Selbstaussperrung aus der Natur, weil man ihr nicht schaden will. So wächst die ohnehin schon starke Naturentfremdung immer weiter.

Erwachsenen fällt es schwer dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Oftmals haben diese ein Naturbild, dass sich nicht sehr von dem der Kinder unterscheidet. Hinweis darauf ist das Naturbild, das in den Medien tradiert und von Pädagogen verstärkt wird.

Man kann sagen, dass schon lange bei vielen Menschen kein realistisches Bild von der Natur mehr existiert und ihnen deshalb auch die Fähigkeit fehlt, sich naturgerecht zu verhalten.[4]

2.4 Natürliche Freiräume schaffen

Wie kann man dieser Fehlentwicklung entgegenwirken? Ein Beispiel, wie Kindern die Natur näher gebracht werden kann, ist das Modell der Waldkindergärten. Die Kinder verbringen den Tag unter lockerer Aufsicht im Wald. Es ist zu beobachten, dass sich die Kinder dabei wohl fühlen und eine höhere Kreativität, Selbstsicherheit und Solidarität entwickeln. Sie können sich lange Zeit mit einfachen Dingen beschäftigen und erwerben dabei körperliche, seelische und soziale Fähigkeiten, die bei "normalen" Kindergartenkindern kaum zu finden sind.

Der derzeitige Alltag der meisten Kindern und Jugendlichen ist im Gegensatz dazu, geprägt von künstlichen Umgebungen. Sie halten sich fast ausschließlich in geschlossenen Räumen auf, die wie Inseln durch Fahrleistungen der Eltern überbrückt werden. Hinzu kommt die zunehmende Fixierung auf elektronische Medien, durch die sich die Umwelt der Kinder mehr und mehr ins Zweidimensionale verflacht. Eine Freiburger Studie zum kindlichen Tageslauf zeigt, dass nur noch rund 20 Minuten täglich im freien Spiel außerhalb der vier Wände verbracht werden. Das sind nur etwa 5% der am Tag verfügbaren Zeit. Ergebnis dieser Freizeitgestaltung sind zum einen hochentwickelte formale Fähigkeiten, zum anderen aber auch ein deutlicher Mangel an Bedeutungen und Inhalten im Leben der Kinder. Der Mangel an echten Erlebnissen und authentischen Erfahrungen, an eigenen Gestaltungs-möglichkeiten und persönlichen Herausforderungen schlägt sich in einem Wirklichkeitsverlust nieder, der nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Person betrifft.

Die Ursache ist das Fehlen von genügend Räumen zum spontanen, unbeaufsichtigten Spielen. Unsere Städte und ländlichen Wohnviertel bieten diese Möglichkeiten nicht mehr. Sie sind komplett durchgeplant, nichts ist dem Zufall überlassen, es steht kein gestaltbarer Raum mehr zur Verfügung. Aber gerade das eigene kreative Gestalten, das Herstellen von Dingen und sozialen Beziehungen, ist es, was für Kinder und Jugendliche extrem wichtig ist. In einer perfektionierten Welt der fertigen Dinge ist nichts mehr zu gestalten. Jungen Menschen bleibt also nur noch die Möglichkeit ihren Gestaltungsdrang zur Umgestaltung des Fertigen einzusetzen.

Als Gegenrezept wäre die Schaffung von naturnahen Freiräumen in den Wohnlagen denkbar. Man muss, um eine natürliche Entwicklung von Kindern zu gewährleisten, Soziotope schaffen, so, wie man für die ungestörte Entfaltung der Natur geschützte Biotope ausweist. In Gebieten, wo es unkontrollierte Freiräume gibt, die die Möglichkeit der Gestaltung lassen, liegt der Anteil der Zeit, die die Kinder im Freien verbringen, nachweislich mehrfach höher und die Fernseheinschaltquote mehrfach niedriger als in "ordentlichen" Wohngebieten, wo diese Möglichkeit nicht besteht.

Vorfabrizierte Kinderspielplätze werden in aller Regel den Anforderungen an adäquate kindliche Aktionsräume nicht gerecht. In Freiburg wurde ein Modellversuch gestartet, in dem diese „langweiligen“ Spielplätze drastisch zurückgebaut wurden. Nach dem Demontieren von Rutschen, Schaukeln und Wackeltieren wurden mit Hilfe eines Baggers Löcher gegraben und Hügel aufgeworfen. Zusätzlich wurden Steine, Balken und Bretter bereitgestellt, um den Kindern Material zur Verfügung zu stellen. Die nachwachsende wilde Natur trug auch ihren Teil dazu bei. Die Folge war, dass sich statt vereinzelter Kinder nun ganze Scharen auf dem Spielplatz einfanden, um sich hier ihre eigenen Welten zu bauen. Dasselbe Phänomen wird auch in anderen hochindustrialisierten Ländern beobachtet. Nicht die von Planern entworfenen Spielplätze, sondern die vergessenen Flächen werden von den Kindern bevorzugt aufgesucht.

[...]


[1] Cornell (1992), Trommer (1992). Thesenblatt Seminar „Kindliche Lebenswelt und Sachunterricht“. PD Dr. Laux.

[2] Bay/Brenner (1984). Thesenblatt Seminar „Kindliche Lebenswelt und Sachunterricht“. PD Dr. Laux.

[3] Maurer (1985). Thesenblatt Seminar „Kindliche Lebenswelt und Sachunterricht“. PD Dr. Laux.

[4] Brämer, Rainer: Recht auf Natur. http://www.staff.uni-marburg.de/~braemer/RechtaufNatur.htm .
(Abgerufen am 23.12.2006)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kindliche Lebenswelt und Natur
Untertitel
Formen des entdeckenden Lernens
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V142560
ISBN (eBook)
9783640536580
ISBN (Buch)
9783640536412
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kindliche, Lebenswelt, Natur, Formen, Lernens
Arbeit zitieren
Christine Sitter (Autor:in), 2007, Kindliche Lebenswelt und Natur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142560

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