Sport und Schwangerschaft


Diplomarbeit, 2009

80 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Frau als Sportlerin - ein historischer Überblick
2.1 Die Frau in der Antike
2.2 DieBedeutungderBewegungimMittelalter
2.3 Das 17.-19. Jahrhundert
2.4 Das 20. Jahrhundert-eineUmbruchphase fürdenFrauensport
2.4.1 Die Akzeptanz des Frauensports wächst - die wichtigsten Ereignisse
2.4.2 DerFrauensportzurZeitdesNationalsozialismus
2.4.3 DerFrauensportnachdem2.Weltkrieg
2.5 Historischer Bedeutungswandel des Laufens
2.6 Resümee

3 Die Schwangerschaft
3.1 Begriffsbestimmungschwangerschaft
3.2 DiedreiTriminiderSchwangerschaft
3.2.1 Das 1. Trimenon: Stadium der Anpassung
3.2.2 Das 2. Trimenon: Stadium der Gewöhnung und des Wohlbefindens
3.2.3 Das 3. Trimenon:StadiumderBelastung
3.3 Physiologische Veränderungen in der Schwangerschaft
3.3.1 Veränderungen im Herzkreislaufsystem
3.3.2 Veränderungen bei der Atmung
3.3.3 Veränderungen im Hormonsystem
3.3.4 Kohlenhydratstoffwechsel undderGestationsdiabetes
3.3.5 Wasserhaushalt und die Körpertemperatur
3.3.5.1 Neigung zu Ödemen
3.3.6 Auswirkungen aufden Bewegungs- und Halteapparat
3.3.6.1 Das Gleichgewicht
3.4 Psychische Aspekte
3.5 Resümee

4 Ausdauersport - sich laufend bewegen
4.1 Eine enge Beziehung - Bewegung und Wohlbefinden
4.2 Ausdauersport
4.2.1 Erscheinungsformen derAusdauer
4.2.2 Besonderheiten des Ausdauersports
4.3 Positive Aspekte des Laufens
4.3.1 Unterschiede zwischen Laufen und Joggen
4.4 Resümee

5 Einfluss von Ausdauersport in der Schwangerschaft
5.1 Kardiovaskuläres System
5.2 Atmung
5.3 Muskuloskeletales System
5.4 Stoffwechsel und Hormonsystem
5.5 Bedeutung für die Körpertemperatur
5.6 Psychische Auswirkungen
5.7 Fetale Herzfrequenz
5.7.1 Bedeutung der Bewegung für die intrauterine Entwicklung
5.7.2 Theoretische Risiken für den Fötus
5.8 Resümee

6 Empfehlungen zum Sport während der Schwangerschaft
6.1 Entwicklungen der Richtlinien bis heute
6.2 Relative und absolute Kontraindikationen, Risiken und Warnsignale
6.3 Sportempfehlungen
6.4 Laufen in der Schwangerschaft
6.5 Resümee

7 Fazit und Ausblick

8 Literaturangaben
Abkürzungen
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Einleitung

„Das Mami-Buch", „Das große Schwangerschaftsbuch", „300 Fragen zur Schwangerschaft", „Beim ersten Kind gibt's tausend Fragen" - dies sind nur einige von zahllosen Schwangerschaftsratgebern, die den Buchhandlungen beachtliche Umsätze bescheren. Kein Wunder: Erwartet eine Frau ein erstes Kind, ist die Unsicherheit groß und guter Rat teuer. Doch wer aus Wissensdurst gleich mehrere der Werke ersteht, merkt schnell: Die Bücher widersprechen sich in nicht wenigen Punkten.

Ein immer wichtiger werdendes Thema ist der Sport in der Schwangerschaft - gibt man beide Begriffe in die Suchmaschine Google ein, erhält man mehr als 1,5 Millionen Treffer. Frau darf und soll sich bis kurz vor der Geburt bewegen - darüber besteht Einigkeit. In der Regel werden sanfte Sportarten wie Yoga oder Gymnastik empfohlen - doch was ist, wenn Schwangere lieber Ausdauersportarten betreiben wollen? Was müssen sie beachten? Wo liegen die Gefahren? Wie wirkt sich die sportliche Aktivität auf den Fötus aus? Drohen Früh- oder Fehlgeburten?

Aus meiner Erfahrung als Kinderkrankenschwester, die viele Jahre Schwangere, Früh- und Neugeborene betreut hat, weiß ich, wie groß die Unsicherheit in diesem Bereich bei werdenden Müttern ist. Während dieser Zeit ist mir häufig die fehlende Verbindung zwischen Medizin und Bewegung aufgefallen. Von vielen Ärzten wird lediglich empfohlen, auf das eigene Körpergefühl zu achten. Doch dieser eigentlich so einleuchtende Ratschlag hilft vielen Schwangeren nicht weiter -ändert sich die Körperwahrnehmung durch eine Schwangerschaft doch vollständig. Alles ist neu, vieles verstörend und verunsichernd - wer traut sich in dieser Situation noch zu, alleine zu beurteilen, ob die Anstrengung beim Ausdauersport eher gut tut, oder ob der Körper doch eher Ruhe verlangt? Keine Frau in anderen Umständen will ihrem Ungeborenen schaden - aus diesem Grund entscheiden sich nicht wenige Schwangere dafür, auf Sport zu verzichten, um auf Nummer sicher zu gehen (vgl. Engels 2009, S. 7 und Kleinert/Sulprizio 2008).

Als begeisterte Ausdauersportlerin ist neben anderen Bewegungserfahrungen, die ich gemacht habe, regelmäßiges Laufen fester Bestandteil meines Lebens - immer wieder stelle ich fest, wie sehr mir die Bewegung dabei hilft, ausgeglichener und stressresistenter zu werden und mich in meinem Körper wohl zu fühlen. All dies sind Faktoren, die auch für Schwangere eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere dann, wenn versierte Ausdauersportlerinnen in der Schwangerschaft plötzlich auf ihr gewohntes Training verzichten, droht ihnen Unwohlsein und erhöhte innere Unruhe.

In dieser Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, welche Wirkung Sport, insbesondere Ausdauersport auf die Schwangerschaft hat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Frauen, die bereits vor der Empfängnis regelmäßig sportlich aktiv waren.

In der Literatur stößt man hierzu weniger auf wissenschaftlich fundierte Richtlinien als vielmehr auf Empfehlungen, die auf politischen, kulturellen oder persönlichen Erfahrungen beruhen. Laut aktuellen Untersuchungen der deutschen Sporthochschulen fühlen sich dementsprechend auch die meisten Gynäkologen in dieser Frage unsicher - vielfach raten sie sogar gleich ganz von sportlichen Aktivitäten in der Schwangerschaft ab (vgl. www.sportalis.de).

Ich werde zunächst die historische Entwicklung des Frauensports darstellen und dabei der Frage nachgehen, wie sich das Frauenbild im Laufe der Zeit gewandelt hat. In welchen Epochen wurden Sportlerinnen abgelehnt, toleriert oder sogar gefördert und wie wirkt sich dieses Bild auf die Akzeptanz von Sport in der Schwangerschaft aus? Inwieweit sind diese historischen Wurzeln ausschlaggebend für das sportliche Verhalten der Frauen heutzutage, auch hinsichtlich der Schwangerschaft?

Anschließend befasse ich mich mit den physiologischen Veränderungen des Frauenkörpers in der Schwangerschaft. In keinem anderen Lebensabschnitt ist der Organismus temporär so tief greifenden Veränderungen ausgesetzt wie in der Schwangerschaft.

Im Folgenden soll es dann um den Ausdauersport gehen - den Schwerpunkt möchte ich hier beim Laufen setzen. Was bewirkt das regelmäßige Training im Körper? Welchen Effekt hat es für die Schwangerschaft? Drohen Risiken? Welche Empfehlungen können gegeben werden?

Abschließend werde ich die wichtigsten Ergebnisse Zusammentragen um zu sehen, wie das zu der jetzigen, letztlich unbefriedigenden Situation für sporttreibende Schwangere und ihre Beratende kommt und einen Ausblick darüber geben: Welche Art von Studien werden in welchem Umfang benötigt, damit Schwangere und deren Beratende künftig mehr Klarheit, Verhaltens- und Beratungssicherheit in Bezug auf den Ausdauersport während der Schwangerschaft bekommen?

Die Frau als Sportlerin - ein historischer Überblick

Das Frauenbild - und damit einhergehend die Akzeptanz von Sportlerinnen - hat sich im Laufe der Geschichte erheblich gewandelt. Eine große Rolle spielte hierbei insbesondere das Zeitalter der Aufklärung - hierauf werde ich an späterer Stelle noch detaillierter eingehen. Heutzutage ist es geradezu unvorstellbar, wie lang und mühsam der Weg für die Frauen war, fester Bestandteil der Sportwelt zu werden.

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein dominierten Thesen wie Schongang ist die Devise die Debatte über den Frauensport insgesamt und somit auch über Training in der Schwangerschaft. Dieses gesellschaftliche Rollenverständnis wurde zusätzlich von ärztlichen Empfehlungen untermauert (vgl. Pfister 1986, S. 64). Immer wieder warnten Mediziner Frauen vor der Gefahr der Vermännlichung durch den Sport und damit einhergehend vor der Beeinträchtigung ihrer Gebärfähigkeit. Selbst im letzten Jahrhundert rieten viele Ärzte Frauen dringend von zahlreichen Sportarten ab, beispielsweise der Gynäkologe Hugo Sellheim[1] (1926): „Durch zuviel Sport nach männlichem Muster wird der Frauenkörper direkt vermännlicht (...). Die weiblichen Unterleibsorgane verwelken und das künstlich gezüchtete Mannweib ist fertig" (zitiert nach Pfister/Langenfeld 1982, S. 980).

Aus heutiger Sicht lässt sich sagen, dass diese Ratschläge in der Regel ideologisch motiviert waren und in der Regel nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhten.

Das sportliche Verhalten war also eng an das Rollenverständnis von Männern und Frauen geknüpft. Erst durch die erheblichen politischen, medizinischen und gesellschaftlichen Reformen des vergangenen Jahrhunderts begann sich auch das Gesundheits- und Körperbewusstsein zu verändern. Damit wuchs auch das Interesse am Frauensport -und erstmals begannen verschiedene Wissenschaftler und Ärzte auch dem Training während der Schwangerschaft positive Aspekte abzugewinnen.

Die nachfolgende historische Betrachtung des weiblichen Sportengagements soll die wesentlichen Stationen auf diesem Weg aufzeigen.

2.1 Die FrauinderAntike

Bereits in der Antike waren die Aufgaben zwischen den Geschlechtern eindeutig verteilt. Als eine der Hauptpflichten des Mannes galt die Landesverteidigung - für diese kriegerischen Auseinandersetzungen war ein starker und gut trainierter Körper unerlässlich. Aus diesem Grund nahmen Männer regelmäßig an militärisch orientierten Übungsprogrammen teil. Die Frau hingegen war in erster Linie Mutter - sie war also für die Erziehung der Kinder sowie die Haushaltsführung zuständig und musste sich den Ansichten des Mannes fügen (vgl. Steinheisser 2004, S. 106). Sportliche Aktivitäten spielten für sie deshalb in der Regel keine Rolle.

Hervorzuheben ist die Rolle der Spartanerinnen - für sie waren Gesundheit und Körperstärke außergewöhnlich wichtig. Sie wussten bereits damals, dass gesunde und kräftige Körper kräftigen Kindern das Leben schenken konnten (vgl. Steinheisser 2004, S. 55 und Wesssinghage 2001, S. 127). Der Athener Gesetzgeber Lykourgos (um 700 v. Chr.) vertrat die Meinung, dass schwangere Frauen leichten Sport treiben sollten, damit sie die Schmerzen der Geburt leichter ertragen und die mütterlichen Pflichten besser erfüllen könnten (vgl. Bluemecke 1928, S. 8).

300 Jahre später plädierte Platon für regelmäßige Bewegung der schwangeren Frauen um dem Embryo eine angemessene Gymnastik zukommen zu lassen (vgl. Wessinghage 2001, S. 127).

Die Frau war in ihrer Mutterrolle gleichzusetzen zu der Rolle des Mannes, also dem Krieger (vgl. Pomeroy, 1985, S.52). Auch wenn Sport partriarchal - hierarchisch war, lässt sich feststellen, dass Frauen im Vergleich zur extremen Rechtslosigkeit zumindest durch ihre Mutterrolle und der Rolle im Haushalt eine Aufwertung des Körpers bekamen.

2.2 Die Bedeutung der Bewegung im Mittelalter

Im Mittelalter diente die Bewegungskultur beinahe ausschließlich dem Wehrzweck. Aus diesem Grund betätigten sich hauptsächlich Männer sportlich, denn Schnelligkeit war eine erstrebenswerte Grundfertigkeit und Voraussetzung für den Erfolg im Krieg und auf der Jagd (vgl. Wessinghage 2001, S. 10).

Je nachdem aus welchem bürgerlichen Status der Mensch kam, gab es Unterschiede in der Bewegungskultur (Cachay 2000, S. 37). Die unteren Volksschichten hatten meist nur bei kirchlichen Anlässen oder Schützenfesten die Möglichkeit ihren Leibesübungen nachzugehen, z.B. 1349 den Fastnachtslauf in Nürnberg. Ab 1448 gab es sogenannte Tuchrennen in Augsburg und weitere Wettläufe, an denen auch Frauen teilnahmen (vgl. Wessinghage 2001, S. 11). Die Bewegung hatte hier jedoch mehr spielerischen Charakter (vgl. Diem 1964). Die oberen Schichten konnten sich dem Pferdesport, Fechten und Florett widmen.

Der Frau werden vorwiegend Aufgaben als Mutter und Herrin des Hauses zugewiesen.

Mit der Erfindung der Feuerwaffe und dem Aufkommen des Söldnerheeres im 14. Jahrhundert verlor allgemein die körperliche Ertüchtigung an Bedeutung. Diese Entwicklung setzte sich durch den Intellektualismus im 16. Jahrhundert weiter fort. (vgl. Steinheisser 2004, S. 110 und Wessinghage 2001, S. 11).

In der Literatur lassen sich keine besonderen Hinweise zur Bewegung der schwangeren Frauen im Mittelalter finden. Da in dieser Epoche der Einfluss der Kirche auf die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmend war, rückte die Bildung als Erziehungsfaktor in den Vordergrund, so dass körperliche Tätigkeiten an Einfluss verloren (vgl. Bluemecke 1928, S. 16).

2.3 Das 17. -19. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert wurden sportlichen Aktivitäten wieder ein höherer Stellenwert zugemessen. Doch erneut waren diese fast ausschließlich Sache des Mannes. Die Rollen waren noch immer klar verteilt: Dem Mann wurden Eigenschaften wie Stärke und Vernunft zugeschrieben, Frauen hingegen sollten anmutig sowie schön sein und ihre Mutterrolle ausfüllen (vgl. Pfister 1989, S. 38 und Hartmann-Tews 1990, S. 150). Wie schon im 16. Jahrhundert galten Frauen als passiv und emotional[2], da sie als die Schöpferin des häuslichen Glücks galt (vgl. Pfister 1989, S. 54).

Es gab nur wenige, die dies anders sahen: So sprach sich beispielsweise John Locke (1632-1704), ein bedeutender Theoretiker der Aufklärung, für körperliche Ertüchtigung von Frauen aus, denn der gesundheitliche Aspekt stand für ihn im Mittelpunkt. Er argumentierte damit, dass sie die Anforderungen von Geburt und Mutterschaft so leichter erfüllen könnten (vgl. Hoffmann 1965, S. 7). Da eine geschlechtsspezifische Rollenverteilung vorherrschte, müssen diese Ansichten gesellschaftlich und nicht medizinisch betrachtet werden.

Diese Haltung vertrat auch der revolutionäre Pädagoge Jean- Jaques Rousseau (1712-1778). Zwar plädierte er für körperliche Betätigungen von Frauen und Mädchen, doch die Leibesübungen sollten den Vorstellungen vom Wesen der Frau entsprechen und vor allem ihrer Gebärfähigkeit dienen (vgl. www.sportsfrauen.de). Wettkämpfe oder bestimmte Sportarten - wie beispielsweise das Laufen - galten für Frauen als widernatürlich, unästhetisch und sogar gesundheitsschädigend. So warnten Ärzte im Zusammenhang mit dem Lauftraining unter anderem vor zu starken Erschütterungen, die die weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsuntüchtig machen würden (vgl. Pfister 1986, S. 56).

Eine ähnliche Ansicht vertrat der Initiator der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852)[3], der Leibesübungen vor allem aus militärischen Aspekten für wichtig hielt (vgl. Pfister 1989, S.41). Da die Übungen der Turnkunst in einem patriotisch- nationalen Zusammenhang standen, findet man im jahnschen Turnen kaum Raum für Mädchen oder Frauen. Zwar gab es immer wieder Versuche, auch Frauen und Mädchen an seinen Übungsprogrammen teilnehmen zu lassen, aber die Angst vor dem Zuviel und die Wahrung der Schicklichkeit war vorherrschend. Letztendlich blieben sie überwiegend auf Männer beschränkt. (vgl. Hoffmann 1965, S. 16 und Eisenberg 2000).

Auch die Kleiderordnung für Frauen in der damaligen Zeit zeigt, dass sportliche Betätigung für sie in der Regel nicht vorgesehen war. Sport wurde damals in der Alltagskleidung betrieben (vgl. Gottschall 1998, S. 17) - und Frauen waren durch die geltende Mode in ihrer Beweglichkeit in erheblichem Maße eingeschränkt. So mussten die Beine der Frau vollkommen bedeckt sein (vgl. Hoffmann 1965, S. 50). Um dem geltenden Schönheitsideal zu entsprechen, trugen Frauen zudem ein Korsett. Wespentaille, Po und Busen galten als Inbegriff der Weiblichkeit (vgl. Pfister 1986, S. 55, 126). Die Alltagskleidung von Frauen wog laut Gottschall (1998, S. 19) etwa sieben Kilo. Aufgrund dieser Umstände neigten die Frauen zu Kurzatmigkeit, Ohnmachtsanfällen und Fehlstellungen des Bewegungsapparates (vgl. Müller-Windisch 1995, S. 62 ff.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Korsett des 18. Jahrhunderts Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Korsett

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau weiterhin strikt. Um finanziell abgesichert zu sein, mussten Frauen heiraten, Arbeit außerhalb des Haushalts galt für sie als verwerflich[4]. Dementsprechend spielte Frauensport auch weiterhin keine Rolle. Der Bereich Sport fehlte gänzlich in der Ideologie der Frau (vgl. Klein 1989, S. 11 und Steinheisser 2004, S. 112).

Erst ab 1848 setzte im Rahmen der beginnenden Emanzipationsbewegung ein langsames Umdenken ein, aber im Bereich Sport war davon kaum etwas zu merken. Dennoch waren dies die ersten Anstöße für die Entwicklung des Frauensports - Die deutsche Turnbewegung, die jeher als Männersache galt, akzeptierte zunehmends Frauenabteilungen in den Vereinen, die erste 1889 in Berlin (vgl. Hoffmann 1965, S. 49). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gewann die Frauensportbewegung neben dem Turnen immer mehr Anhängerinnen - hierbei kommt zunächst dem Radsport eine besondere Bedeutung zu[5] (vgl. ebenda). Von breiter gesellschaftlicher Toleranz lässt sich jedoch noch nicht sprechen. Sporttreibende galten weiter als unweiblich und wurden von der Öffentlichkeit misstrauisch beäugt oder gar verteufelt (vgl. Frasca 1989, S. 169).

2.4 Das 20. Jahrhundert - eine Umbruchphase für den Frauensport

Die industrielle Revolution und die im 20. Jahrhundert folgende gesamtwirtschaftliche Hochkonjunktur sorgte für weit reichende soziale, politische, ökonomische und ideologische Veränderungen (vgl. Pfister 1989, S. 49). Immer mehr Frauen drängten in die Erwerbstätigkeit und gaben sich mit ihrer Mutterrolle nicht länger zufrieden (vgl. Hoffmann 1965, S. 57). Die Emanzipationsbewegung[6] war auf dem Vormarsch - insbesondere während der Weimarer Republik begann sich das Frauenbild immer stärker zu wandeln (vgl. Pfister/Langenfeld 1982, S. 977 und Pfister 1986, S. 62). Das jahrelang geltend Konzept der weiblichen Unterlegenheit musste mehr und mehr in Frage gestellt werden (vgl. Hartmann- Tewes 1995, S. 151). Die medizinischen - gesundheitlichen Ansichten über die Anatomie und Physiologie des weiblichen Körpers mussten neu durchdacht werden. Der Bewegungsmangel und die Kleiderordnung führten zunehmend bei den Frauen zu Krankheiten, so dass mehr eine Auseinandersetzung zum Thema Frau und Sport aufkam. Die Offenheit und das politische Klima der zwanziger Jahre begünstigten die Entwicklung des Frauensports. Dies zeigt sich auch an der veränderten Mode: Immer mehr Frauen trugen nun Hosen und schnitten sich die Haare kurz (vgl. Pfister 1986, S. 62 und Pfister/Langenfeld 1982, S. 977). Laut Müller-Windisch (1985) nahm dabei der Sport stärkeren Einfluss auf die Mode als die Mode aufdie Sportbekleidung (vgl. S. 65).

Da man sich immer mehr mit den Gesichtspunkten der weiblichen Bewegung auseinander setzte (vgl. Pfister 1989, S. 57), könnte die Folgerung sein, dass Sport ein Ausdruck der Emanzipation war. Der Sport sollte nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbewusstsein stärken, so die Hoffnungen.

Die im folgenden Kapitel aufgezeigten Ereignisse zeigen die immer größer werdende Akzeptanz des Frauensports im späten 19. und im 20. Jahrhundert.

2.4.1Die Akzeptanz des Frauensports wächst - die wichtigsten Ereignisse

1896: An den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen durften Frauen nicht teilnehmen, getreu dem Willen des Initiators Pierre Baron de Coubertin (vgl. Pfister 1986, S. 67). Dagegen protestierte die 35 - jährige Stamatia Rovithi auf Aufsehen erregende Weise: Sie nahm heimlich und zunächst unerkannt am Marathonlauf teil, der Einlauf in das Stadion wurde ihr jedoch verwehrt. So lief sie die letzte Runde um das Stadion herum. Beifall konnte sie dafür nicht erwarten - stattdessen verspottete das Publikum sie als Melpomene[7] (vgl. Havekost/Stahl 2008).

1900: Frauen dürfen erstmals offiziell an den Olympischen Spielen der Neuzeit teilnehmen, wenn auch nur in den Sportarten Golf und Tennis (vgl. Pfister 1986, S. 44). Diese Sportarten galten als Privileg der Mittel- und Oberschicht. Das Bild von Sittlichkeit und Schick wurde bewahrt - so blieben beispielsweise die Beine vollständig bedeckt (vgl. Pfister 1986, S. 52ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Tennis im Jahr 1900, Quelle: Havekost, F./Stahl, V. (2008): In: HamburgerAbendblatt: "Frauen und Sport? Das ist gegen die Gesetze der Natur"

1908: Bogenschießen und Eiskunstlauf werden olympische Disziplinen für Frauen (vgl. www.olympic.org).

1912: Bei den Olympischen Spielen in Stockholm dürfen Frauen nun auch an Schwimmwettbewerben teilnehmen (vgl. Pfister/Langenfeld 1982 S. 980).

1921: Gründung des Internationalen Frauensportverbandes „Fédération Sportive Feminine Internationale - FSFI -um sich für die olympischen Frauenspiele von 1922­1934 für Frauenleichtatletik einzusetzen (vgl. Diem 1980, S. 87).

1922: Die ersten Olympischen Frauenspiele finden in Paris statt.

Die Aufbruchphase der 20er bedingt einen Aufschwung der weiblichen Sportbewegung, so dass man mittlerweile vom Frauensport reden kann (vgl. Steinheisser 2004, S. 52).

1928: Bei den Olympischen Spielen in Amsterdam messen sich Frauen erstmals in Leichtathletik-Disziplinen. Ausgetragen wurden Laufwettbewerbe (zwischen 60 und 800 Meter, Hürden- und Staffelsprints), Hoch- und Weitsprung und Speerwerfen (vgl. Pfister 1986, S. 66 und www.olympic.org).

1932: Es folgen die Sportarten Weitsprung und Kugelstoßen. Der 800 - Meter - Lauf wird allerdings wieder aus dem Programm genommen, weil die Strecke für Frauen angeblich zu anstrengend sei (vgl. Pfister/Langenfeld 1982, S. 982).

Trotz der wachsenden Akzeptanz des Frauensports blieben die Vorbehalte in weiten Teilen der Gesellschaft bestehen. So vertrat beispielsweise der französische Baron Pierre de Coubertin, der Gründer des Internationalen Olympischen Komitees IOC, die Meinung, die Frauen sollten nicht versuchen es den Männern gleichzutun.

Sport treibende Frauen bezeichnete man als Mannweiber - sie stünden im völligen Gegensatz zu den Gesetzen der Natur. Er prägte damit für die folgenden Jahrzehnte das sportliche Verhalten von Männer und Frauen (vgl. Frasca 1989, S. 162 ff.).

Ungeachtet der Fortschritte wurden Ausdauerdisziplinen und Leichtathletik in den zwanziger Jahren dennoch nicht zu typischen Frauensportarten. Wenn Mädchen und Frauen Sport trieben, entschieden sie sich in der Mehrzahl für weiblichere Ertüchtigungsmethoden wie Tanz oder Gymnastik (vgl. Diem 1980, S. 102 und Pfister 1986, S.68) - also Sportarten, die weniger leistungsorientiert und dafür stärker unpolitisch, neutral rhythmisch und musisch geprägt waren und dem traditionellen Rollenverständnis unterlagen (vgl. Pfister/Langenfeld 1982, S. 978 und Diem 1980, S. 108). Einerseits sollte die Frau ein gleichberechtigter Bürger sein, welches die Emanzipationstendenzen auch anhand des neuen Frauentyps deutlich machten (vgl. Hartmann-Tewes 1990, S.151), andererseits blieb die Tradition der weiblichen Ideologie bestehen.

Auch von medizinischer Seite gab es in den zwanziger Jahren noch zahlreiche Vorbehalte gegen den Frauensport (vgl. Hoffmann 1965, S. 79 ff. und Pfister 1986, S. 64). Immer wieder vertraten Ärzte und Wissenschaftler die Auffassung, dass durch Leibesübungen die Beckenbodenmuskulatur verkrampfe und Frauen ihr Herz und ihre Geschlechtsorgane schwächen würden. Da regelmäßiges Training zudem das weibliche Becken insgesamt verenge, seien schwere Geburten zu erwarten. Einer der Wortführer war hierbei der bereits genannte Gynäkologe Sellheim (vgl. Jacob 2000, S. 93 und Diem 1980, S.117). Wissenschaftliche Gegenbeweise gab es damals noch nicht - aus diesem Grund nahm die Mehrzahl der Sportlerinnen die Angriffe widerstandslos hin. Erst nach 1928[8] wurden erste Studien veröffentlicht, die diesen Ansichten widersprachen (vgl. Diem 1980, S. 59).

2.4.2 Der Frauensport zur Zeit des Nationalsozialismus

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurden die Fortschritte der zwanziger Jahre zunichte gemacht. Frauen sollten vorrangig eine Aufgabe erfüllen: Kinder gebären und diese aufziehen (vgl. Hartmann-Tews 1990 , S. 151). Wenn dennoch von einer Aufwertung des Körpers und des Sports in dieser Epoche berichtet wird, so war diese unzweifelhaft mit einer Instrumentalisierung und Funktionalisierung verbunden. Die Gymnastikbewegung gewann an Bedeutung - auf diesem Weg sollte sichergestellt werden, dass die Frauen bestmöglich auf Geburten und ihre Mutterrolle vorbereitet waren, denn nur starke und gesunde Frauen können starke und gesunde Kinder gebären - dies galt als Maxime der Zeit (vgl. Hoffmann 1965, S. 73).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gesunde Mütter - gesunde Kinder, vgl. Pfister 1986, S. 69

Wettkampfsport für Frauen war hingegen verpönt. So hieß es beispielsweise nach Fritz Vögel (1943):

„(...) Sobald jedoch die Körperübungen ausgeführt werden, um in Wettkämpfen einen Sieg zu erringen, verliert sich das Schöne, das Ästhetische an der Bewegung (...) Der Kampf gebührt dem Manne, der Natur des Weibes ist er wesensfremd. Er soll uns nicht unsere deutschen Mädchen verbilden und harte, männliche Körper aus ihnen machen. Darum weg mit den Damenleichtathletikmeisterschaften, weg mitderfurchtbaren Einführung von Rekordregistrierung bei Damenleistungen" (zitiert nach Hoffmann 1965, S. 51). Immer wieder zählten die Einwände männlicher Entscheidungsfragen auf das angebliche Wohl der Frauen.

2.4.3 Der Frauensport nach dem 2. Weltkrieg

In Bezug auf die Emanzipation der Frau müssen die fünfziger Jahre als Zeit der Krise gelten. Die Zahl der Geburten ging zurück, zugleich herrschte hohe Arbeitslosigkeit - die Devise lautete nach den Jahren der vermehrten Erwerbstätigkeit während des Krieges deshalb schon bald wieder Frauen zurück an den Herd (vgl. Pfister 1986, S. 70). Dieses stereotype Rollenverständnis setzte sich innerhalb kurzer Zeit erneut durch und blieb bis Ende der sechziger Jahre unverändert. Dies zeigt sich auch an der Entwicklung des Frauensports - die Schwerpunkte lagen auf Gymnastik, Tanz und Turnen.

Auch viele Mediziner äußerten erneut Bedenken in Bezug auf den Frauensport. Frauen seien aufgrund ihrer geringeren Leistungsfähigkeit - unter anderem im motorischen Bereich - nicht geeignet, Ausdauer- oder Leistungssport zu betreiben, lautete ein gängiges Urteil bis in die 70er Jahre (vgl. Pfister/Langenfeld 1982, S. 999). Dabei berief man sich eher auf die historischen Argumente, als auf die medizinische Wissenschaft. Man war davon überzeugt, das weibliche Geschlecht vor den „Gefahren" des Sportreibens schützen zu müssen - Die längste Frauenlaufstrecke bei den olympischen Spielen 1968 in Mexiko war 800 Meter lang (vgl. Wessinghage 2001, S.127). Die Diskriminierung von Leistungssportlerinnen wird unter anderem während dieser Spiele deutlich: So untersuchten Gynäkologen die antretenden Athletinnen, um sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um Frauen handelte. Dieser umstrittene Test wurde erst im Jahr 1999 offiziell abgeschafft (vgl. www.sportsfrauen.de).

Wirklich Bewegung in die verkrusteten Strukturen brachte erst die 68er- Generation, war die Gleichberechtigung von Mann und Frau doch eines der wichtigsten Ziele, das sich die Aktivisten auf die Fahnen geschrieben hatten (vgl. Pfister 1986, S. 71). In den siebziger Jahren begannen dann immer mehr Frauen, Ausdauersport zu treiben. Eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung spielte auch der Arzt van Aaken (vgl. van Aaken 1985 und Aschwer/Penker 2007, S. 14), der die Ausdauerfähigkeit von Frauen untersuchte. Er kam zu dem Ergebnis, dass die größere Funktionskapazität in der Verwertung von freien Fettsäuren Frauen für den Langstreckenlauf geradezu prädestinierte (vgl. Diem 1980, S. 123). Bei den

Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki war erstmals das weibliche Geschlecht offiziell im Laufbereich Marathon vertreten. Ein Jahr später bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles fand schließlich der erste offizielle Frauenmarathonlauf statt (vgl. Aschwer/Penker 2007, S. 13)

Diese Ereignisse gelten mit als Auftakt allgemein für den Frauenlauf, auch auf internationaler Ebene. Die Frauen bewiesen, dass sie nicht aus Mangel an Fähigkeiten jahrhundertelang aus dem Sport ausgeschlossen wurden, sondern aufgrund gesellschaftlicher, politischer und kultureller Vorurteile. Eine rasante Entwicklung, die sich diesen Ereignissen anschloss, führte dazu, dass Frauen , ob im Freizeit- oder Leistungssport, aus dem alltäglichen Sportgeschehen nicht mehr wegzudenken sind.

2.5 Historischer Bedeutungswandel des Laufens

Das Laufen gehört bis in die heutige Zeit zum Dasein des Menschen. Heute läuft der Mensch nicht mehr um zu flüchten und zu überleben, sondern er läuft um fit für das Leben in unserer Gesellschaft zu sein. Die Motive haben sich heutzutage verschoben zu Leistung, Gesundheit, Wohlbefinden und Spaß (vgl. Dahms 2001, S. 9). Nach Schulke (1988) ist das Laufen eine gute und einfache Möglichkeit, sich den gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten anzupassen, denn es ist eine gesellschaftlich anerkannte Bewegung und findet im Alltag statt (vgl. S. 25).

In der prähistorischen Zeit hatte die Laufbewegung zwei Hauptgründe: Nahrung jagen zum Überleben und die Flucht vor Gefahr. Laufen diente als Mittel der Zielerreichung (vgl. Wessinghage 2001, S. 10). Im Zuge der Sesshaftigkeit wurde das jagende und flüchtende Laufen zweitrangig.

Das Laufen bekam über Laufwettbewerbe im klassischen Griechenland und den militärisch orientierten Laufübungen der Römer, mit dem Aufkommen der Arbeitsteilung im Mittelalter eine neue Bedeutung - mittels eines laufenden Boten zur Übermittlung von Nachrichten. Diese Beschäftigung entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Beruf des Vorläufers einer Kutsche um den Weg für den Adel zu erkunden (vgl. Dahms 2001, S. 12).

Die Ursprünge der heutigen Volksläufe beruhten sich auf das 18./19. Jahrhundert.

Läufer, die ihre Arbeit verloren, stellten auf Jahrmärkten mit Wettläufen eine Attraktion dar (vgl. ebenda, S. 13). Das Dienstleistungslaufen wurde von Wettläufen abgelöst, bei denen die sportliche Leistung in den Vordergrund rückte. Die wohltuende Qualität entwickelte sich und die Menschen bewegten sich aus der Lust an der Bewegung. Sie waren somit Wegbereiter des Amateursports in der Neuzeit (vgl. ebenda, S. 12).

2.6 Resümee

Die Rolle der Frau in der Gesellschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert - auf Phasen der völligen Abhängigkeit vom Mann folgten Zeiten der beginnenden Selbstständigkeit. Diese Entwicklung war jedoch alles andere als stringent - immer wieder mussten die Frauen auch Rückschritte hinnehmen. Im ersten Teil dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Stellung der Frau und ihrem sportlichen Engagement besteht. Allgemeiner gesagt: Das sportliche Verhalten von Männern und Frauen ist an das gesellschaftliche Rollenverständnis gebunden. Hieraus lässt sich erkennen, dass sportliche Tätigkeiten immer mit einer historischen Komponente Zusammenhängen und sich Bewegungen demnach sozio - kulturell entwickeln. Der Sport kann als Spiegel der Gesellschaft gelten mit ihrer Ideologie und Vorstellung.

Die Entwicklungen, die sich im Frauensport ergeben haben, können die Bewegungsmöglichkeiten der schwangeren Frau verändern.

Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen Sport treiben - und bis hierhin war es ein weiter Weg. Denkt man aber noch einmal präziser über die aktuelle gesellschaftliche Stellung von Sportlerinnen nach, wird deutlich, dass in einigen Bereichen noch immer Vorbehalte existieren. So sind beispielsweise Frauen, die „typische Männersportarten" betreiben, häufig Diskriminierungen ausgesetzt. So wählte die Frankfurter Allgemeine Zeitung für einen Artikel über das Frauenringen noch im Jahr 2004 die Überschrift: „Für den olympischen Traum wird notfalls die Weiblichkeit geopfert" (vgl. Schneider 2004).

Bis heute immer wieder auf Vorbehalte treffen zudem Schwangere, die bestimmte Arten von Ausdauersport betreiben. Wer mit sichtbarem Bauch laufen geht, muss sich auf wenig verständnisvolle Kommentare seiner Umwelt gefasst machen.

In Kapitel zwei konnte gezeigt werden, dass ein weiterer wichtiger Grund für die wachsende Akzeptanz des Frauensports auch die sich wandelnde medizinische Forschung war. Viele Vorbehalte wurden in der Vergangenheit durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse entkräftet.

Auch heute könnten die Vorurteile gegenüber Lauftraining betreibenden Schwangeren vermindert werden, wenn umfassend wissenschaftlich belegt würde, dass diese Sportart das Ungeborene nicht gefährdet und der Mutter möglicherweise sogar hilft. Auf diesen Aspekt soll im weiteren Verlauf der Arbeit näher eingegangen werden.

Kapitel drei befasst sich folglich mit den physiologischen Veränderungen der Frau während einer Schwangerschaft. Auf den positiven Einfluss des Ausdauersports auf Mutter und Ungeborenes wird im weiteren Verlauf der Arbeit näher eingegangen werden.

[...]


[1] Sellheim, Hugo, deutscher Gynäkologe (1871 - 1936); er förderte die verschiedensten Sondergebiete der Gynäkologie (vgl. www.lexikonmeyers.de).

[2] In der bildlichen Präsentation von Frauen und Männer zeigt Frauen in Ganzkörper, bei Männer das Gesicht, was symbolisch Herz und Verstand der Frau und Expressivität und Rationalität des Mannes widerspiegelt (vgl. Hartmann-Tews 1990, S. 153)

[3] Die Turnbewegung entstand u. a. mit der Zielsetzung, die Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung und für die Rettung Preußens vor dem Untergang vorzubereiten. Den ersten Turnplatz schuf er 1811 auf der Berliner Hasenheide. ( vgl. Eisenberg 2000, S. 131).

[4] 1851 waren nur sieben Prozent aller Frauen der Mittelschicht erwerbstätig. Gesetzlich waren verheiratete Frauen ihren Ehemännern fast völlig unterworfen, insbesondere hatten sie kein Recht auf Eigentum. (vgl.www.wikipedia.org).

[5] Einige Frauen verkleideten sich als Männer um ungestört Radfahren zu können.

[6] Das Motiv der Emanzipation: es verändert Personen und die Welt, in der sie sich aufhält, d. h. in der Mensch- Umwelt-Beziehung (auflösen von befangen sein); es findet eine Auseinandersetzung mit mir selbst und der Umwelt statt.

[7] Muse des Trauerganges

[8] Dies stand möglicherweise auch damit in Zusammenhang, dass 1908 Frauen in Deutschland erstmals zum Medizinstudium zugelassen worden waren (vgl. Jacob 2000, S. 93).

Ende der Leseprobe aus 80 Seiten

Details

Titel
Sport und Schwangerschaft
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
80
Katalognummer
V142543
ISBN (eBook)
9783640528981
ISBN (Buch)
9783640529193
Dateigröße
1137 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Schwangerschaft
Arbeit zitieren
Kristin Drewes (Autor:in), 2009, Sport und Schwangerschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142543

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