Prozesse und Stadien des Zweitspracherwerbs: Erwerbssequenzen, Lernersprachen, Erwerbskrisen


Hausarbeit, 2009

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zur Terminologie - Deutsch als Zweitsprache

3 Allgemeine Merkmale von Lernersprachen

4 Entwicklungssequenzen
4.1 Sechs Komponenten des Spracherwerbsprozesses nach Wolfgang Klein
4.2 Bedeutungsdifferenzierungen
4.3 Zur Aneignung syntaktischer Strukturen
4.4 Zur Aneignung der Negation

5 Erwerbskrisen

6 Schluss

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Zahlen zeigen auf, dass eine Auseinandersetzung mit dem Themengebiet Deutsch als Zweitsprache etwa für angehende Lehrerinnen und Lehrer etwa unerlässlich ist: In Deutschland alleine leben mehr als neun Millionen Bürger, die die deutsche Sprache als Zweitsprache nutzen, von denen 1,4 Millionen an den hiesigen Schulen unterrichtet werden.[1]

Was die Bezeichnung Deutsch als Zweitsprache wie der Begriff fachwissenschaftlich definiert ist, werde ich in einem ersten Kapitel zeigen.

Der Hauptteil richtet sich auf die Fragen: „Wie geht der Aneignungsprozess einer Zweitsprache vor sich?“, und „Gibt es bestimmte Merkmale des Erwerbprozesses?“, und „Welche Probleme treten dabei auf?“ Seit den 1970er Jahren, in denen besonders in Deutschland der Zweitspracherwerb als Phänomen gut zu beobachten war, ist die Forschung genau diesen Fragen nachgegangen. Besonders für Lehrer, die in der heutigen Zeit darauf vorbereitet sein sollten, zweisprachig aufwachsende Kinder in ihrem Unterricht aufzunehmen, zeigen sich die Ergebnisse der Forschung als wichtige Wissenserweiterung oder Voraussetzung.

Besonders wichtig hierfür ist auch das Wissen um Erwerbskrisen im Sprachlernvorgang, welche im letzten Abschnitt behandelt werden.

2 Zur Terminologie - Deutsch als Zweitsprache

Im Hinblick auf die Aneignung von Sprachen lässt sich zwischen den Hauptkriterien Lerneralter und Lernkontext unterscheiden. Eine Sprache kann gleichzeitig mit einer anderen gelernt werden, nachzeitig, früher oder später. Der gleichzeitige Erwerb zweier Sprachen wird als primärer Zweitspracherwerb bezeichnet, während ein Ewerb, welcher nach der Aneignung einer Primarsprache erfolgt sekundärer Zweitspracherwerb oder auch sekundärer Bilingualismus genannt wird.[2]

Und eine Sprache kann zu der Schule (gesteuert), selbstgesteuert oder ungesteuert erworben werden.[3] Wir beschäftigen uns hierbei mit der Sprache, die ungesteuert, also außerhalb des Schulunterrichts erworben wird. Diese Hausarbeit befasst sich mit der deutschen Sprache als Zweitsprache, was von den Begriffen Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Fremdsprache abzugrenzen ist. Deutsch als Zweitsprache meint hier den außerschulischen und eventuell durch den Unterricht unterstützten Spracherwerb von Arbeitsmigranten, Flüchtlingen, Aus- und Umsiedlern.[4] Als Beispiel kann man sich eine russische Familie vorstellen, die nach Deutschland einwandert. Die Kinder der Familie lernen die Sprache Deutsch, indem sie mit anderen deutschsprachigen Kindern zusammen spielen und sprachliche Kommunikation mit ihnen aufbauen. Für das Funktionieren der Gesellschaft ist der Zweitsprachenerwerb meist Voraussetzung (in der Arbeitswelt, zur Verständigung). Das ist auch der Grund dafür, dass in der Regel eine hohe Stundenzahl Zweitsprachunterricht in den Grundschulen angeboten wird, wobei dies leider nicht überall und oft nicht regelmäßig der Fall ist.

Allgemein lässt sich sagen, dass der Erwerb der Erstsprache strukturell mit dem Verlauf des Zweitspracherwerbs zu vergleichen ist, solange sich es bei dem Lerner um ein Kind handelt. Der Erwerb der Zweitsprache durch einen älteren Lerner wird sich davon unterscheiden. Das hängt besonders damit zusammen, dass sich mit fortschreitendem Alter Lern- und Kommunikationsstrategien, sowie Grundlegendes in Interessen, Motiven, Lebensbedingungen und in der Anpassungsbereitschaft ändert.[5]

3 Allgemeine Merkmale von Lernersprachen

Betrachtet man die Entwicklung der Zweitsprache eines Lerners, so zeigt sich im Allgemeinen eine kontinuierliche Verbesserung seiner Fähigkeiten. Zu Beginn ist der Lerner noch sehr unsicher und versteht vieles nicht. Viele Elemente, wie Funktionswörter, Vorsilben und Endungen werden falsch oder gar nicht verwendet.[6] Wörter und Informationen werden anscheinend willkürlich zusammengesetzt. Der Lerner baut sich ein eigenes Sprachrepertoire auf, das mit der Zeit durch Erweiterungen und Umstrukturierungen optimiert wird. Nach und nach wendet er bestimmte Vokabeln öfter an.

Neuen Wörtern wird zunächst nur eine bestimmte Funktion zugeordnet. Das Wort da wird zum Beispiel nur als lokale Kennzeichnung, und erst später zur Beschreibung einer temporären Situation gebraucht.

Des Weiteren treten Übergeneralisierungen, wie etwa de für der oder singte für sang, auf. Solche werden normalerweise nach einer Weile aufgegeben. Verfestigungen dieser Übergangsformen können allerdings auch auftreten. Sie werden durch fehlende Rückmeldung oder auch Affekte (Mitteilungsdrang, Verständigungsschwierigkeiten, Zeitdruck) verstärkt und entwickeln sich zu Fossilierungen, die schwer wieder abgebaut werden können.

Das Erlernen der Zweitsprache verläuft in einer wellenförmigen Entwicklungslinie, die im folgenden Abschnitt erläutert wird.

4 Entwicklungssequenzen

Ein Vergleich des Erwerbs von der Erst- und der Zweitsprache hat gezeigt, dass es Entwicklungssequenzen gibt, die ganz ähnlich ablaufen. Die Zeit, die benötigt wird, eine Sequenz zu durchlaufen, hängt dabei sehr vom Lerner ab. Dies liegt daran, dass meist sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen vorzufinden sind. Dabei spielen neben der Erstsprache, Sprachlernerfahrungen und Kontaktsituationen sowie die Zuordnung zu bestimmten Lernertypen und Lerngewohnheiten eine Rolle.[7] Es sind also große Unterschiede im Prozess des Zweitspracherwerbs zu erkennen.

Im Hinblick auf die vollständige Ausbildung der sprachlichen Kompetenz kann man sagen, dass die Chancen, dass ein Erstsprachler die Sprache vollständig beherrscht, viel größer sind, als bei demjenigen, der diese als zweite Sprache gelernt hat. Die Irritation durch Nebengeräusche und fehlendes Sprachgefühl, welches evtl. zu stark an der Muttersprache orientiert ist, sind Variablen, die den Erwerb der Sprachkompetenz verhindern können. Viele verschiedene Einflüsse können auf den Entwicklungsprozess störend wirken. Während der Muttersprachler auf seine Intuition hören kann, lehnt der Fremdsprachler seinen Gebrauch der Sprache etwa an Regeln und Vergleiche an und entwickelt meist nur eine Teilkompetenz.[8]

Das Lernersprachsystem kann relativ systematische in Teile gegliedert werden.

Auf der erste Stufe kann die Variabilität von Lernersprachen in systematisch und nicht-systematisch unterteilt werden. Systematisch kann die Sprache individuell oder kontextbedingt erworben werden. Die Kontextsituationen selbst können als sprachliche oder situative angesehen werden.[9]

Aufgrund der großen Unterschiede, die zwischen den Muttersprachlern und den Lernern einer fremden Sprache bestehen, scheint es fraglich, ob es sinnvoll ist, die Entwicklungssequenzen des Erstsprachlers auf den Zweitspracherwerb zu übertragen.

Die Benutzung von Vereinfachungen, Übergeneralisierungen und das Aufgreifen unmarkierter Elemente werden allerdings sowohl beim Erstsprachler als auch bei Fremdsprachlern beobachtet.

4.1 Sechs Komponenten des Spracherwerbsprozesses nach Wolfgang Klein

Im Folgenden gehe ich auf sechs Komponenten ein, mit welchen sich Wolfgang Klein[10] beschäftigt hat, um übersichtlich und vereinfacht darzustellen, welche Faktoren auf jenen einwirken. Es ist dabei vorab festzuhalten, dass die Faktoren in jedem Individuum unterschiedlich ausgeprägt sind.

[...]


[1] Vgl.: Barkowski, Hans: Deutsch als Zweitsprache. In: Bausch, Karl-Richard/ Christ, Herbert/ Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen 2003, S. 525.

[2] Vgl.: Apeltauer, Ernst: Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Kassel 1997, S. 16.

[3] Vgl.: Ebd., S. 15.

[4] Vgl.: Barkowski, Hans: Deutsch als Zweitsprache. In: Bausch, Karl-Richard/ Christ, Herbert/ Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen 2003, S. 525.

[5] Vgl.: Apeltauer, Ernst: Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Kassel 1997, S. 13.

[6] Vgl.: Apeltauer, Ernst: Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Kassel 1997, S. 115.

[7] Vgl.: Ebd., S. 117.

[8] Vgl.: Apeltauer, Ernst: Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Kassel 1997, S. 117.

[9] Vgl.: Ebd., S. 118.

[10] Vgl.: Klein, Wolfgang: Zweitspracherwerb. Eine Einführung. Frankfurt am Main 1992, S. 43-63.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Prozesse und Stadien des Zweitspracherwerbs: Erwerbssequenzen, Lernersprachen, Erwerbskrisen
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Deutsch als Zweitsprache – Schule und Zweitpsracherwerb
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V142434
ISBN (eBook)
9783640516162
ISBN (Buch)
9783640516063
Dateigröße
407 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prozesse, Stadien, Zweitspracherwerbs, Erwerbssequenzen, Lernersprachen, Erwerbskrisen
Arbeit zitieren
Julia Mrosek (Autor:in), 2009, Prozesse und Stadien des Zweitspracherwerbs: Erwerbssequenzen, Lernersprachen, Erwerbskrisen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142434

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