Interkulturelle Kommunikation - Plädoyer für einen Paradigmenwechsel


Hausarbeit, 1999

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Kultur und Identität
1. Identität
2. Das Eigene und das Fremde
3.Kultur

III. Begegnung der Kulturen
1. Interkulturelle Kommunikation
2. Exkurs
3. Interkulturelle Kompetenz - ein Vorschlag

IV. Schlußbemerkung

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Am Ende des 20. Jahrhunderts stehen die Gesellschaften dieser Erde an der Schwelle zu einem Zeitalter, in dem sich ehemals vorherrschende Einschränkungen und Begrenzungen, deren Ursachen in der Unmöglichkeit einer Loslösung von raumzeitlichen Gebundenheiten zu suchen waren, praktisch in einem Auflösungsprozess befinden. Dieses Phänomen vollzieht sich abhänging vom Stand der Industrialisierung und Technologisierung einer Gesellschaft, inter- und intranational, in unterschiedlich starker Ausprägung.

Ermöglicht wird dies vor allem durch die in den letzten 100 Jahren exponential vorangeschrittene Weiterentwicklung auf zwei Gebieten, dem der Mobilität und dem der Kommunikation. Die in diesen Bereichen angebotenen Dienste und Produkte werden nicht nur vielfältiger, sondern sie werden und sind für einen zunehmenden Teil der Bevölkerung auch erschwinglich, auch wenn dies vorerst hauptsächlich auf die Industrienationen innerhalb der Triade Nordamerika, Europa und Japan zutrifft.

Der Massentourismus, die Globalisierungsbestrebungen der Wirtschaft, weltumspannende Transferaktivitäten des Kapitals und nicht zuletzt weltpolitische Verflechtungen bilden einen Katalysator für die Möglichkeit und die Notwendigkeit, dem Anderen und Fremden zu begegnen und sich mit ihm auseinanderzusetzten. Dieser Moment der Begegnung impliziert auf individueller und kollektiver Ebene einen Aushandlungsprozeß des Eigenen und des Fremden und steht im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Vorstellung von Kultur.

Zunächst wird es wichtig sein, näher auf den Begriff Kultur einzugehen, und es wird sich zeigen, daß eine Definition dieser Begrifflichkeit zwar unabdingbar ist, aber immer auch unzureichend bleibt. Auf dieser Basis soll die Situation der Kulturbegegnung näher beleuchtet werden und hier richtet sich dann das Hauptaugenmerk auf das ebenso konstitutive wie konstituierende Element der Sprache im Allgemeinen sowie der interkulturellen Kommunikation im Speziellen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, was hinter dem immer lauter werdenden Postulat nach der Aneignung interkultureller Kompetenz steht, wie stark diese im Alltagsverständniß von Vorurteilen und einem holistischen Kulturbild - nach wie vor ? - geprägt ist.

Abschließend wird überlegt, welches Instrumentarium und welche Möglichkeiten sich anbieten dazu beizutragen, den komplexen Gegenstand interkultureller Interaktion zu erfassen, zu verstehen und konstruktiv an deren Gelingen mitzuwirken.

II. Kultur und Identität

„Wenn real existierende Kollektive für sich in Anspruch nehmen, eine spezifische kollektive Identität als Kultur leben und sich gegenüber anderen derart konstituierten Kollektiven in Abgrenzung bis hin zur Ausgrenzung behaupten zu wollen, sollte dies auch von der Wissenschaft ernst genommen und als empirische Voraussetzung akzeptiert werden. Wir wissen, Menschen haben sich schon immer auf diese Weise zusammengefunden, sie tun es auch heute und werden es in Zukunft vermutlich weiterhin tun. Das Eigene und das Fremde, ebenso die Grenzziehung, Behauptung und Durchsetzung der Differenz zu Anderen sind empirische Tatsachen.“ (Drechsel, P. 1998, S. 5)

Diese Ausführung Drechsels - so streitbar sie in ihrer Aussage auch sein mag - verdeutlicht, welche verschiedenen Konnotationen der Begriff Kultur mit sich führt und um ein weiterführendes Verstehen zu ermöglichen muß an dieser Stelle auf zwei wichtige Aspekte näher eingegangen werden: Es sind dies Identität sowie der Dualismus das Eigene und das Fremde. Diese beiden ineinander übergreifenden Gesichtspunkte können hier leider nicht in der angemessenen Ausführlichkeit diskutiert werden, was bleibt, ist lediglich eine skizzenhafte Darstellungen ausgewählter Ergebnisse des bestehenden Diskurses. Zudem muß darauf hingewiesen werden, daß sich Kultur, Identität und das Eigene/Fremde nicht trennscharf zueinander verhalten, so daß sie eigentlich gleichzeitig behandelt werden müßten. Die dennoch entstandene Reihenfolge ist der Übersichtlichkeit geschuldet und verursacht Wiederholungen.

1. Identität

Schon in dem oben aufgeführten Zitat deutet sich an, daß in der Dikussion um das ‘Was’ von Identität eine Unterscheidung zwischen personaler und kollektiver Identität zu treffen ist. Einerseits unterscheiden sich diese Arten der Identität voneinander, andererseits liegt beiden eine wichtige Gemeinsamkeit zugrunde.

Personale Identität bezeichnet das Bewußtsein des Individuums von sich selbst, das Bild das es von sich hat - oder besser von sich macht. Dies meint vorallem, die Zuschreibungen bezüglich des eigenen Charakters, seiner eigenen Geschichte, also seiner Biographie, durch sich selbst und durch andere. Eine wichtige Rolle spielt hierbei, daß sich daraus aus der Sicht des Individuums ein, entlang der Zeitachse, kohärentes Bild und damit der Anschein von Kontinuität ergibt.

Kollektive Identität bezeichnet eine Wahrnehmung der Menschen untereinander, etwas Gleichartigkeit vermittelndes, das eine Vorstellung von mit Anderen gemeinsam Geteiltem ermöglicht, und ebenso wie dies für die personale Identität zutrifft, ist auch die kollektive Identität vom Anspruch nach Kontinuität und Kohärenz betroffen.

Wie unzureichend und problematisch eine solche Festlegung dieser aufeinander rückbezüglichen Begrifflichkeiten ist, wird von Peter Wagner (1998) umfassend dargestellt. An dieser Stelle soll jedoch nur ein, wie ich meine, wesentlicher Bestandteil beider Begriffe expilizit Erwähnung finden. Es ist dies der konstruktivistische Charakter der Identität und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten hinsichtlich ihrer Beschreibbarkeit.

„Natura abhorret vacuum“ stellte Spinoza einmal fest, und - obwohl man diese Feststellung durchaus in Frage stellen kann - nicht anders geht es offenbar dem Menschen, der in seiner Umwelt wie in seinem eigenen Dasein eine ihm erschließbare Ordnung zu entdecken sucht. In Abwesenheit der Möglichkeit, zu der objektiven, vom Betrachter unabhängigen Wahrheit durchzudringen, tendiert der Mensch dazu, sich eine Ordnung zu konstruieren, eine Ordnung, die nicht auf Gewißheiten sondern auf Verläßlichkeit aufbaut (vgl. Glasersfeld, E. 1985). Er schafft sich damit einen Zustand scheinbaren Wissens um sich selbst und seine Umwelt, eine Wirklichkeit, die eben ‘nur’ eine erfundene und deren Erscheinungsform eine von vielen Faktoren abhängige und nicht zuletzt dadurch wandelbare ist (vgl. Watzlawick, P. 1992). Dies führt zu einer entscheidenden Erkenntnis über die Eigenart der Identität, sowohl von Einzelpersonen als auch von Kollektiven (deshalb wird im Folgenden keine Unterscheidung mehr zwischen beiden getroffen):

Identität ist kein Wert als solcher, es handelt sich dabei nicht um ein einmal Feststellbares und/oder im wissenschaftlichen Sinne Verifizierbares. Identität ist immer auch ein Konstrukt, sie steht im und fällt mit dem Kontext in dem sich ihre Träger wiederfinden. Und trotzdem, sie besitzt unübersehbar wirklichkeitsprägenden, ja wirklichkeitskonstituierenden Charakter, und allein deshalb ist der Versuch einer Verortung von Identität unabdingbar.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Kommunikation - Plädoyer für einen Paradigmenwechsel
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Soziologie)
Note
1,5
Autor
Jahr
1999
Seiten
17
Katalognummer
V14228
ISBN (eBook)
9783638196918
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle, Kommunikation, Plädoyer, Paradigmenwechsel
Arbeit zitieren
Thilo Heyder (Autor:in), 1999, Interkulturelle Kommunikation - Plädoyer für einen Paradigmenwechsel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14228

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