Patchworkfamilien


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: zwei


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Typen von Patchworkfamilien
2.1. Stiefmutterfamilien
2.2. Stiefvaterfamilien
2.3. Zusammengesetzte Stieffamilien
2.4. Stieffamilien mit gemeinsamen Kind bzw. gemeinsamen Kindern

3. Probleme in Patchworkfamilien
3.1. Belastungen für das Paar in der Stieffamilie
3.2. Belastungen für Kinder in der Stieffamilie

4. Rollen, Positionen und Aufgaben in der Patchworkfamilie

5. Therapie mit Patchworkfamilien
5.1. Ziele für Beratung oder Therapie mit Patchworkfamilien
5.2. Die familientherapeutische Orientierung
5.3. Die Phasen der Therapie
5.4. Die therapeutische Arbeit mit Stiefkindern

6. Der Therapeut in der Arbeit mit Patchworkfamilien

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Viele Familien heutzutage bestehen nicht mehr aus Vater, Mutter und einem oder mehreren Kindern. Im Jahr 2002 wurden in Österreich 46 % aller Ehepaare geschieden. 19.000 Kinder waren davon betroffen.[1] Somit steigt die Zahl an allein erziehende Müttern, aber auch Vätern immer weiter an. Ebenso vermehren sich die so genannten Stieffamilien, die auch Patchworkfamilien genannt werden.

In der Gesellschaft wurde dies jedoch lange Zeit nicht wahrgenommen. Es gab kaum Studien, Beratungsstellen oder Therapeuten, die sich speziell mit den Problemen der Patchworkfamilien auseinandersetzten. Gott sei Dank hat sich dies in den letzten 25 Jahren sehr verändert. Das Ehepaar Emily und John Visher begannen als eine der ersten über Stieffamilien zu schreiben, und aufzuzeigen welche Probleme eine solche mit sich bringt. Von ihnen wurde auch die Bezeichnung „stephfamiliy“ in der amerikanischen Fachliteratur erstmals eingeführt.

Das es für ein Kind, dass zuerst in einer ganz „normalen“ Familie aufwuchs, zum Problem wird wenn sich plötzlich die Eltern scheiden lassen ist ganz klar. Was bedeutet es aber für dieses Kind wenn die Mama auf einmal jemand neues kennen lernt, dieser bei ihnen einzieht und womöglich noch ein eigenes Kind mitbringt, oder die beiden ein gemeinsames Kind bekommen? Nun treten viele Schwierigkeiten für das Kind, aber auch die anderen Mitglieder der Familie auf. Es gibt plötzlich nicht mehr nur den einen, den richtigen Vater, sondern auch einen Stiefvater, Halbgeschwister, mehrer Großeltern usw. Jedes Kind reagiert anders auf diese neue Familienkonstellation, manche kommen vielleicht nicht mit den neuen Mitgliedern aus, andere haben keine Probleme ihren Platz in der neuen Familie zu finden.

In meiner Arbeit möchte ich darstellen mit welchen Problemen eine Patchworkfamilie zu kämpfen hat, und wie eine Therapie mit einer solchen aussehen kann. Zunächst möchte ich jedoch auf die verschiedensten Typen von Stieffamilien eingehen, denn es gibt hierbei viele Möglichkeiten der Zusammensetzung.

2. Typen von Patchworkfamilien

Klarerweise gibt es sehr viele verschiedene Typen von Patchworkfamilien. Manche Autoren unterscheiden hierbei bis zu 24 verschiedene Typen. Ich möchte mich an die Differenzierung von Krähenbül, H. Jellouschek, M. Kohaus-Jellouschek und Weber (1991) in vier verschiedene Typen der Stieffamilie halten:

- Die Stiefmutterfamilie
- Die Stiefvaterfamilie
- Die zusammengesetzte Familie
- Die Stieffamilie mit gemeinsamem Kind beziehungsweise gemeinsamen Kindern

2.1 Stiefmutterfamilien

„Von einer Stiefmutterfamilie sprechen wir, wenn eine Frau zu einem Mann mit seinen leiblichen Kindern komm.“[2] Das Kind bzw. die Kinder leben also bei seinem Vater und der Stiefmutter, jedoch ist es normalerweise auch noch mit der leiblichen Mutter in Kontakt, womit es sozusagen zwischen den Stühlen steht. Für die Mutter kann diese Situation recht problematisch sein, da sie sich in vielen Fällen von der Stiefmutter bedroht fühlt, vor allem wenn diese versucht den scheinbar freien Platz der Mutter einzunehmen. Der Vater spielt in dieser Konstellation eine große, jedoch auch schwierige Rolle. Er muss sich mit der leiblichen Mutter über die Erziehung ihres gemeinsamen Kindes einig sein, was sich vor allem dann als schwierig gestalten kann, wenn die beiden im Streit auseinander gegangen sind. Er hat außerdem eine besondere Beziehung zu seinem Kind, das diese nun durch die neue Frau/Freundin des Vaters bedroht sieht.

2.2 Stiefvaterfamilien

Eine Stiefvaterfamilie entsteht, wenn ein Mann zu einer leiblichen Frau mit ihren Kindern hinzustößt. Diese Konstellation ist am weitesten verbreitet, da nach Scheidungen meist die Mutter das Sorgerecht für die Kinder erhält.

Laut Krähenbühl et al. (1991) treffen für eine Stiefvaterfamilie die gleichen Merkmale wie für eine Stiefmutterfamilie zu. Ein großer Unterschied liegt jedoch in der Tatsache, dass Stiefkinder Stiefväter leichter akzeptieren als Stiefmütter.

Dies hat mehrere Gründe. Zum einen ist recht oft von der bösen Stiefmutter die Rede, jedoch nicht vom bösen Stiefvater, dadurch ist seine Rolle weniger vorbelastet. Zum anderen ernten Männer von Seiten der Gesellschaft große Anerkennung, wenn sie sich einer Frau mit Kindern annehmen, bei Frauen wird dies hingegen als recht selbstverständlich angesehen.

2.3 Zusammengesetzte Stieffamilien

Eine zusammengesetzte Stieffamilie entsteht, wenn eine Mutter mit ihren Kindern, und ein Vater mit seinen Kindern zusammenkommen.

Während in Stiefvater- oder Stiefmutterfamilien nur einer der beiden Erwachsen mit der Elternrolle vertraut ist, besteht hier ein wesentlicher Vorteil, da beide bereits Erfahrung mit Kindern in die Beziehung miteinbringen. Jedoch müssen beide nun eine neue Rolle, nämlich die des Stiefelternteils erlernen. Da hier nun zwei verschiedene Familien, mit ihren Gewohnheiten und Regeln aufeinander treffen, gestaltet sich ein zusammenleben zunächst als recht schwierig. Wichtig ist hierbei, dass sich die beide neuen Partner über die Erziehung, Tagesablauf usw. einig sind, also wird von beiden eine hohe Grenze an Toleranz und Kooperation gefordert.

2.4 Stieffamilien mit gemeinsamen Kind beziehungsweise gemeinsamen Kindern

Dieser Familientyp besteht aus den beiden neuen Partnern ihren Kindern/Stiefkindern und einem, beziehungsweise mehreren gemeinsamen Kindern. Auch dieser Typ ist laut der Studie von Krähenbühl et al. (1991) recht häufig vertreten. Außerdem unterscheiden sie noch zwischen drei Untergruppen:

- Stiefmutterfamilie mit gemeinsamen Kind
- Stiefvaterfamilie mit gemeinsamen Kind (am meisten vertreten)
- Zusammengesetzte Stieffamilien mit gemeinsamen Kind

Im Gegensatz zu einem Paar, dass zum ersten Mal ein Kind bekommt, haben Stieffamilien bereits Kinder, und ist so ist die Ankunft eines Babys für beide bzw. für einen von ihnen nichts neues. Jedoch ruft ein gemeinsames Kind nicht nur Freuden, sondern auch Ängste wach. Viele wollen nun die vorangegangen Fehler nicht mehr begehen, und diesmal eine dauerhaftere Familie schaffen. Es besteht auch die Furcht, die anderen Kinder zu vernachlässigen, diese dann neidisch und aggressiv gegenüber dem neuen Zuwachs werden. In vielen Fällen kommt dies auch wirklich vor, jedoch nicht so schlimm, wie die Eltern befürchteten.

Dem neuen Kind fällt nun eine Schlüsselrolle zu. Als gemeinsames Kind, verbindet es die beiden Familienteile auf eine neue Weise, was auch Probleme mit sich bringen kann, wie bereits oben erwähnt.

3. Probleme in Patchworkfamilien

Natürlich gibt es in jeder Familie Probleme. Bei manchen sind die Probleme größer, und können nicht alleine gelöst werden, bei anderen handelt es sich nur um alltäglich Streitigkeiten zwischen den Geschwistern oder den Eltern usw. Auch in einer Patchworkfamilie kommen solche Probleme vor, jedoch müssen diese sich auch noch mit einer Vielzahl anderer Schwierigkeiten herumschlagen, die es in einer „normalen“ Familie nicht gibt.

Die Autoren E. Visher und J. Visher (1995) betonen, dass es für die neue Familie wichtig ist ein Gefühl der Zusammengehörigkeit oder Ganzheit zu entwickeln. Jedoch ist es schwierig dies zu erreichen, da zum Beispiel schon mindestens ein Mietglied eine schwere Trennung durchgemacht hat, die Erwachsenen nicht sehr viel Zeit hatten sich aufeinander einzuspielen, bevor sie an Kinder denken usw.

Hinzu kommt, dass die Gesellschaft oft anders auf Probleme in Stieffamilien reagiert, als wenn diese Probleme in einer traditionellen Familie auftreten.

Die Patchworkfamilie hat also von Anfang an mit vielen Problemen zu kämpfen, sie hat andere Beziehungsformen und Lebensweisen als eine normale Familie und dies soll ihnen auch zustehen. Denn nur so kann die neue Familie richtig Handeln und eine neue Gemeinschaft aufbauen.

3.1 Belastungen für das Paar in der Stieffamilie

In einer Stieffamilie eine neue Partnerschaft einzugehen, kann mitunter sehr schwierig sein. Wenn ein „normales“ Paar zusammenkommt, bleibt viel Zeit sich aufeinander einzustellen, man hat Träume und Wünsche, die man zusammen verwirklicht und entscheidet sich im Idealfall auch gemeinsam ein Kind zu bekommen.

In der Stieffamilie hingegen, hat zumindest ein Partner schon eine Trennung hinter sich, und auch Kinder sind bereits vorhanden. Da bleibt oft nicht viel Zeit für ein Sich Kennen lernen und sich aufeinander einstellen. Eine gute und feste Paarbeziehung ist aber für ein intaktes Familienleben äußerst wichtig. Da jedoch Probleme und Belastungen in einer Stieffamilie oft größer und häufiger sind als in einer Kernfamilie, ist es auch schwieriger eine Partnerschaft zu erhalten.

[...]


[1] Quelle: Der Standard vom 11.07.2002

[2] Krähenbühl, H. Jeooouschek, M. Kohaus Jellouschek und Weber. Stieffamilien. Struktur – Entwicklung - Therapie. 1991. Seite 30

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Patchworkfamilien
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Proseminar Erziehungsberatung
Note
zwei
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V14209
ISBN (eBook)
9783638196758
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text.
Schlagworte
Patchworkfamilien, Proseminar, Erziehungsberatung
Arbeit zitieren
Elke Mohr (Autor:in), 2003, Patchworkfamilien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14209

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