Begriff und Bedeutung des Sensemaking im Kontext von Wandelprozessen


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: B


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung / Problemdefinition

2 Begriffserklärung von Organisation, Sinn und Wandel
2.1 Sinn und Sinnstiftung
2.2 Kommunikation und Sprache
2.3 Zusammenhang von Organisation, Sinn und Wandel

3 Die Sensemaking Theorie von Weick
3.1 Die Charakteristika des Sensemakingmodells
3.2 Organisationales Sensemaking in Wandelsituationen

4 Der Kollaps des Sensemaking im Mann Gulch Desaster
4.1 Praktisches Beispiel des Mann Gulch Desasters
4.2 Analyse des Mann Gulch Desasters auf Basis der Sensemaking Theorie von Weick

5 Abschließende Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Tabellen-/ Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Weicks Organisationsprozessmodell

1 Einleitung / Problemdefinition

Die moderne Organisationsforschung setzt sich in den letzten Jahren verstärkt mit Veränderungen in und von Organisationen auseinander.[1]

Von organisationalem Wandel wird gesprochen, wenn eine maßgebliche Veränderung der Wirklichkeitsordnung zustande kommt und die Form der Organisation in Bewegung gerät.[2]

Wandelprozesse in Organisationen können bestehende Routinen entwerten und Unsicherheit sowie Irritationen bei den Individuen hervorrufen. Genau in einer sochen Situation muss es die Organisation schaffen, die Umwelt wahrzunehmen, auf sie zu reagieren und wieder eine Ordnung herzustellen. Ziel dieser Arbeit ist es, den Sensemaking Ansatz von Weick als einen Prozess der kognitiven Konstruktion von Wirklichkeit im Zusammenhang von organisationalem Wandel darzustellen. Sensemaking beschreibt dabei den Prozess, nach dem Individuen und Organisationen mit komplexen Umweltsituationen umgehen, indem sie gemeinsam Sinnzusammenhänge schaffen. Im Rahmen der Erläuterung des Prozesses werden zunächst im zweiten Kapitel begriffliche Grundlagen erklärt. Daran anschließend werden im dritten Kapitel wichtige Charakteristika der Sensemaking Theorie von Weick dargestellt, sowie weiterhin die Bedeutung des Sensemaking in organisationalen Wandelsituationen erläutert. Im viertel Kapitel wird das Mann Gulch Desaster als praktisches Beispiel für den Kollaps des Sensemaking in einer kleinen Organisation dargestellt. Zudem erfolgt eine Analyse des Desasters. Das fünfte Kapitel enthält eine abschließende Zusammenfassung.

2 Begriffserklärung von Organisation, Sinn und Wandel

2.1 Sinn und Sinnstiftung

Um eine Grundlage für das Verständnis von Weicks Sensemaking Theorie zu schaffen, werden in diesem Kapitel begriffliche Grundlagen erläutert.

Traditionell wird Sinn häufig metaphorisch als Bild gesehen, welches von außen an die Beobachteten herangetragen wird. Innerhalb des kognitiv orientierten Sensemaking Konzepts von Weick ist der Begriff des Sinns aber buchstäblich als Sinnstiftung, als Essenz des Denkens und Handelns zu verstehen[3]. Sinn ist also nach Weick die Grundkategorie des menschlichen Seins und stellt somit die Ursache und Wirkung allen menschlichen Handelns dar.[4]

Dabei besteht die kleinste denkbare Grundstruktur der Sinnstiftung nach Weick aus zwei Begriffen und einer Verknüpfung. Menschen innerhalb einer Organisation beziehen beispielsweise eine momentane Situation auf eine bereits in der Vergangenheit erlebte Situation. Menschliches Handeln und Denken im Sinne von Weick erfordert somit, permanent Bezüge in gegenwärtigen Situationen zu schaffen, um Sinn herzustellen.[5] Der Inhalt des hergestellten Sinns kann dabei von Ideologien, Paradigmen, Handlungstheorien, Traditionen oder Geschichten beeinflusst werden, da das Individuum durch diese ihm bekannten Bezugsrahmen der neuen Situation eine Bedeutung zuteilen kann.[6]

2.2 Kommunikation und Sprache

Nach Weick hat Kommunikation eine große Bedeutung in der organisationalen Umwelt, denn durch Sprache kann ein gemeinsames, stabiles Grundgerüst aufgebaut werden, welches die Individuen zusammen-hält und zudem Informationen vermittelt.[7]

Um Sinn sozial vermitteln zu können, dient Sprache zudem als Bindeglied zwischen interindividuellen Kognitionen und sozialen Handlungen.[8] In Organisationen sind Konversationen somit wichtig, um kollektiven Handlungen Bedeutungen zuzuweisen, d.h. um Sinn zu stiften.[9] Besonders in komplexen Organisationen, die für Wandel und auch daraus resultierende Katastrophen anfällig sind, ist sowohl verbale als auch noverbale Kommunikation ausschlaggebend, um Koordination und Ordnung herzustellen.[10] Zudem ist Sprache ein wichtiges Medium der Gestaltungsfähigkeit des Menschen, da die Konstruktion von Sätzen immer eine Strukturierung und Definition von gedachten Sachverhalten voraussetzt, und die Bedeutung des Gedachten somit verständlich an die Interaktionspartner vermittelt wird.[11]

2.3 Zusammenhang von Organisation, Sinn und Wandel

Im Folgenden werden nun die Komponenten Organisation, Sinn und Wandel in einen gemeinsamen Kontext gebracht.

Eine Organisation kann als ein Netzwerk definiert werden, das aus intersubjektiv geteilten Bedeutungen besteht, die durch eine gemeinsame Sprache und durch fortwährende soziale Interaktionen aufrechterhalten werden.[12] Organisationen sind nicht starr, sondern müssen auf Veränderungen reagieren, die aufgrund von sich ändernden internen und externen Umweltfaktoren auf die Organisation einwirken.[13] Der daraus resultierende organisationale Wandel kann zu Unsicherheiten und Irritationen bei den betroffenen Individuen führen. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen muss nun innerhalb der Organisation wieder Sinn hergestellt werden, um mit der Wandelsituation umgehen zu können. Diesen Prozess bezeichnet Weick als Sensemaking.

Der Zusammenhang von organisatonalem Wandel und den somit in der Organisation herzustellenden Sinnbezügen kann gut durch das folgende Organisationsprozessmodell von Weick dargestellt werden.

Im Rahmen seines Modells zeigt Weick auf, wie Organisationen in der Lage sind, aktiv und gestaltend sich selbst und ihre Umwelt mit Sinn zu versehen.[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Weicks Organisationsprozessmodell[15]

Ausgangspunkt des Modells ist ein ökologischer Wandel, der die Aufmerksamkeit der Individuen in der Organisation auf sich zieht und eine Plattform bietet, von der aus die Individuen agieren und auf ihre wahrgenommene Umwelt gestaltend einwirken.[16] Der Teilprozess der Gestaltung bedeutet somit, dass Individuen das neue Ereignis identifizieren und einklammern.[17] Hierdurch soll eine Enacted Environment dargestellt werden, d.h. eine um Mehrdeutigkeit reduzierte Abbildung der Umwelt, die für die handelnden Individuen plausibel und nachvollziehbar ist.[18] Im Rahmen der Selektion wird dem Ereignis eine Bedeutung zugewiesen, z.B. aufgrund von Vergangenheitserfahrungen, und es wird ein Sinnbezug hergestellt, der plausibel erscheint.[19] Im letzten Prozessschritt der Retention werden die hergestellen Bedeutungsmuster nun gespeichert, um sie für zukünftige Gestaltungen und Selektionen verfuegbar zu halten.[20] Somit beeinflusst die Retention auch die vorhergegangenen Prozessschritte, indem frühere erfolgreiche Erklärungsansätze als Muster für die Einordnung von Ereignissen herangezogen werden.[21]

[...]


[1] Vgl Scherm, E/Pietsch, G: Organisation, 2007, S.231

[2] Vgl Rüegg-Stürm, J: Organisation und Organisationaler Wandel, 2001, S. 263

[3] Vgl Weick, K: Sensemaking in Organizations, 1995, S. 16

[4] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 159

[5] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 166-167

[6] Vgl Weick, K: Sensemaking in Organizations, 1995, S. 132

[7] Vgl Weick, K: Sources of order in underorganized systems: Themes in recent organizational theory, in Organizational theory and inquiry, 1985, S. 128

[8] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 168

[9] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 168

[10] Vgl Weick, K: The collaps of sensemaking in organizations: The Mann Gulch disaster, in American Science Quarterly, Dec 1993, S. 644

[11] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 182

[12] Vgl Walsh, J.P./Ungson, G.R.: Organizational Memory, in Academy of Managment Reviews, Volume 16, S. 60

[13] Vgl Scherm, E/Pietsch, G: Organisation, 2007, S.229

[14] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 172

[15] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 172

[16] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 172

[17] Vgl Weick, K: Sensemaking in Organizations, 1995, S. 35

[18] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 174

[19] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 173

[20] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 173

[21] Vgl Weik, E./Lang, R.: Moderne Organisationstheorien 1, 2005, S. 173

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Begriff und Bedeutung des Sensemaking im Kontext von Wandelprozessen
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
B
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V141764
ISBN (eBook)
9783640513994
ISBN (Buch)
9783640512492
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriff, Bedeutung, Sensemaking, Kontext, Wandelprozessen
Arbeit zitieren
Verena Naunheim (Autor:in), 2009, Begriff und Bedeutung des Sensemaking im Kontext von Wandelprozessen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141764

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