Der Kristallpalast von London und sein Architekt Joseph Paxton - Der Glaspalast zu München

Das Schmieden und die Schmiedekunst - Historisches zur Metallbearbeitung. Beiträge zur Technikgeschichte (2)


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2009

48 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis.

Einleitung

Der Kristallpalast von London und sein Architekt Joseph Paxton
Der Kristallpalast von London
Literatur zum Teil der Kristallpalast von London
Joseph Paxton – der Architekt des Crystal Palace zu London
Literatur zum Teil Joseph Paxton – der Architekt des Crystal Palace
Weiterführende Literatur zum Teil der Architekt Joseph Paxton

Der Glaspalast zu München
Literatur zum Teil der Glaspalast zu München

Das Schmieden und die Schmiedekunst
Schmieden – Zeit- und Stilepochen von den Anfängen bis zur Gegenwart
Chronologie zu den Zeit- und Stilepochen des Schmiedens
I. Entwicklung des Schmiedens von den Anfängen bis ins Mittelalter
II. Entwicklung des Schmiedens vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Die Schmiedekunst
Allgemeines zur Schmiedekunst
Weiteres zur Geschichte der Schmiedekunst
Ausgewählte Enzyklopädie- und Lexikoneintragungen zum Schmieden
Bilder zur Schmiedekunst
Literatur zum Teil Schmieden und Schmiedekunst
Liste der ergänzenden Literatur zum Kapitel die Schmiedekunst

Historisches zur Metallbearbeitung
Literatur zu Historische zur Metallbearbeitung

Vita des Autors

Abstract

Einleitung

Im zweiten Band der Beiträge zur Technikgeschichte werden der Kristallpalast zu London, sein Architekt Joseph Paxton sowie der Glaspalast zu München behandelt, des Weiteren wird der Entwicklung des Schmiedens, der Schmiedekunst sowie dem Historischen der Metallbearbeitung große Aufmerksamkeit geschenkt.

In den Mittelpunkt gerückt wird dabei, daß die Metallformung eine Kunst ist, welche mittels Kraft Metalle und ihre Legierungen der jeweils gestellten Aufgabe entsprechend in den Dienst des Menschen stellt und die Menschheit auf ihrem Entwicklungswege vom Anbeginn bis in die Gegenwart begleitete.

Darüber hinaus ist zu erfahren, daß das Schmieden viel älter ist als jede überlieferte Geschichte. Erwähnte Zeitzeugnisse weisen darauf hin, die Metallformung läßt sich bis weit in die Zehntausende vorgeschichtlicher Zeit zurückverfolgen.

Im Übrigen geht aus dem gepuzzelten Stammbaum der Metallformung hervor, daß sie im Altertum noch keine Einzelgebiete besaß und Metallurgen gleichzeitig auch Schmiede waren. Erkennbar gemacht dazu, als Kraftquelle stand dem Schmied insbesondere in alten Zeiten vor allem nur die menschliche Muskelkraft zur Verfügung.

Besonders die ersten Kapitel dieses Werkes vermitteln, erst mit der industriellen Revolution trat die große Wende in den Metallbearbeitungstechniken wie auch der Materialausnutzung ein. Zum Ausdruck gebracht wird dabei außerdem, Maschinenkraft ersetzte mehr und mehr das Tun in der Metallformung vom Filigranen bis hin zu Monumentalen.

Für diesen Band der Beiträge der Technikgeschichte wurden vordergründig titanische Bauten aus Eisen-Glas-Konstruktionen in den Fokus genommen, nämlich die gewaltigen Ausstellungshallen, wie der Crystal Palace zu London und Glaspalast zu München aus den Jahren 1851 bzw. 1854.

Aus den ausgewählten Beispielen zur Geschichte der Metallformung aller Zeiten geht obendrein hervor, Wesentliches schuf der Mensch stets aus den Metallen und ihren Legierungen und leistete damit große Taten für die kulturelle Entwicklung der Völker.

Das Buch versucht, über zehn Jahrtausende hinweg für die Fortentwicklung der Metallbearbeitung besonders kennzeichnende Gebiete der frei formenden Metall- insbesondere der Eisengestaltung wie auch seinen standardisierten Materialeinsatzes herauszustellen.

Mit dem ausgewählten Schrifttum in den zusammengestellten Literaturverzeichnissen wird die Absicht verfolgt, dem Leser ein Quellenangebot für das tiefere Eindringen in die Entwicklungsgeschichte der Metallformung zu geben.

Der Kristallpalast von London und sein Architekt Joseph Paxton.

Der Kristallpalast von London.

Ähnlich wie der Eiffelturm, der 1889 eingeweiht wurde, gehörte auch der Kristallpalast von London, zur „The Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations“ errichtet, zu den Bauwerken, die die Epoche der gigantischen Stahlkonstruktionen im Bauwesen einleitete. [1]

Der Kristallpalast, mit einer Grundfläche von rund 71.800 Quadratmetern, wurde anlässlich der ersten Weltausstellung im Jahr 1851 in der englischen Hauptstadt errichtet. Die Idee für die erste Weltausstellung wurde ein Jahr nach der europäischen Revolution von 1848 am Rande der Französischen Nationalausstellung in Paris geboren.

Die Royal Commission der Royal Society of Arts eröffnete am 13. März 1850 einen internationalen Wettbewerb für das Ausstellungsgebäude im Hydepark von London. An der Ausschreibung für das Projekt des Hauptgebäudes der Weltausstellung beteiligten sich 241 Projektanten. Die Mehrzahl dieser Entwürfe entsprach nicht den Hauptforderungen – billig und neu – deshalb wurde auch keiner der eingesandten Entwürfe gebaut.

Angenommen und verwirklicht wurde ein Projekt des Gartenbauarchitekten Joseph Paxton (1801-1865). Gebaut und eingerichtet wurde die „Gläserne Arche“ vom 30. Juli 1850 bis Ende April 1851; die Bauzeit betrug also nur ganze acht Monate, wobei für die Montage des Gebäudes nur 17 Wochen benötigt wurden.

Eröffnet wurde die 1. Weltausstellung, mit einer Ausstellungsfläche von 8,7 Hektar, mit der Einweihung des „Kristallpalastes“ mit einer Staatszeremonie durch die englische Königin Viktoria am 1. Mai 1851. Im Ausstellungsgelände des Hydeparks wurden insgesamt 10,7 Hektar, davon 7,2 Hektar für den Kristallpalast, für diese Exposition dafür mit hohem Aufwand hergerichtet.

England stellte mit seinen Kolonien 7.200 der insgesamt 17.062 Aussteller aus 28 Ländern. Die „übrige Welt“ wurde vertreten durch 1.760 Aussteller aus Frankreich, 1.720 aus den Staaten des späteren Deutschen Reiches. 748 aus Österreich, 566 aus den USA, 522 aus Belgien, 385 aus Russland, 273 aus der Schweiz und 3.898 Aussteller vertraten die anderen Länder der Welt.

Das Ausstellungsgebäude hatte eine totale Länge von 563 Metern; die Breite betrug 124 Meter. Die Gesamthöhen lagen bei 7,32 Meter, 13,41 Meter, 14,64 Meter und 19,51 Meter. Der höchste Punkt des „Crystal Palace“ – das Querschiff des Kristallpalastes – lag bei 40,84 Meter über dem Grund. Die gesamte Grundfläche betrug etwa 70.000 Quadratmeter plus 20.000 Quadratmeter Galerieflächen. Ein Rastersystem von 24 englischen Fuß (7,32 Meter) lag dem gesamten Gebäude zugrunde.

Der Bau erforderte zur Verglasung 325 Kilometer Rahmenhölzer sowie rund 84.000 Quadratmeter Glas. Bei der Firma Chance Brothers & Co. in Smethwick bei Birmingham arbeiteten 1.200 Glasbläser für die Herstellung der Verglasung des Kristallpalastes. Für das Gebäude waren auch 2.940 hölzerne Rinnenbalken mit einer Gesamtlänge von fast 50 Kilometer und 307 Kilometer herzustellen.

Überliefert ist u. a. auch, daß für die über 5.370 Säulen und Träger etwas mehr als 3.500 Tonnen Gusseisen sowie für Dachkonstruktionsteile und weitere Raster- bzw. Verbindungselemente um die 550 Tonnen Schmiedeeisen verarbeitet wurden.

Im Einzelnen bestand das Gebäudeskelett aus mehr als 3.230 großen Säulen, rund 2.300 gußeiserne Träger und 358 schmiedeeiserne Binder. Bei der Dachgestaltung hatte Paxton das von ihm entwickelte System „ridge-and-furrow-principle“ angewandt. „Dieses Dachfirst- und Hohlkehle-System“ sicherte mit 293.655 Glastafeln von 1.240 Millimeter Höhe, 250 Millimeter Breite und 1,58 Millimeter Dicke eine Quadratmetermasse von nur 5,35 Kilogramm.

Die Zahl der Arbeitskräfte allein auf der Baustelle betrug nach voller Aufnahme des Baugeschehens bis zu 2.100. Mehr als 500 Arbeiter mussten zum Geländeausgleich 1.500 verschiedene Fundamente gießen.

Für die Tragkonstruktion wurden standardisierte oktagonale gußeiserne verschraubbare Säulen eingesetzt. Das Skelett wurde gerüstlos, hauptsächlich mit menschlicher Muskelkraft, unter Benutzung Leitern, Bohlen und Flaschenzügen ausgesteift. Das verbaute Material wurde direkt auf der Baustelle geprüft. Zum Beispiel wurden alle 2.000 je 500 Kilogramm schweren Gussbinder direkt aus dem Waggon gehoben, zunächst auf einer Waage gewogen, dann in eine hydraulische Presse gesetzt und einer 9,15 oder 22 Tonnen Bruchprobe (-prüfung) ausgesetzt, wobei die gesamte Prüfung eines Binders nur vier Minuten dauerte.

Von bis zu 500 Malern wurden die Säulen und Binder in Blau, Gelb, Rot und Weiß gestrichen. Die Baukosten beliefen sich auf 1,5 Millionen Pfund Sterling. Nicht nur dieser Bau brachten der ersten Weltausstellung einen Erfolg, sondern auch die gezeigten Ergebnisse der industriellen Revolution.

Am 11. Oktober 1851 endete die erste Weltausstellung mit der Aushändigung der ausgezeichneten Exponate, die von einer 314-köpfigen Jury, deren Mitglieder jeweils zur Hälfe aus England und dem Ausland kamen, ausgewählt worden waren. Für die Preisdekorationen wurde aus einer vorgenommen Klassifikation von vier Sektionen und dreißig Klassen die Auswahl getroffen. Insgesamt wurden 5.130 Preise in drei Kategorien vergeben, wobei in der ersten Kategorie diese zu 46 Prozent an Großbritannien und zu 33 Prozent an Frankreich gingen.

Das Gebäude hatte am ersten Platz leider keinen Bestand. Durch Parlamentsbeschluss vom 29. April 1852 musste der „Crystal Palace“ im Hydepark abgerissen werden. Der Zweitaufbau erfolgte in Sydenham, aber mit deutlichen Veränderungen. Nachdem das nördliche Querschiff des Kristallpalastes am 30. Dezember 1866 durch eine Feuersbrunst zerstört worden war, hatte der Bau nur noch eine Gesamtlänge von 324 Meter. Das erhaltene Mittelschiff war 22 Meter breit und 32 Meter hoch, das mittlere

Querschiff 188 Meter lang, 36,5 Meter breit und 51,2 Meter hoch. Der „Crystal Palace“ brannte am 30. November 1936 vollständig ab und wurde nicht wieder aufgebaut.

Diese beim Kristallpalast gewählte Kombination von Metall und Glas eröffnete eine neue Epoche im Bauwesen. Sie wurde das Vorbild vieler Markhallen, Kaufhäuser, Bahnhöfe und Kuppelbauten. Als Beispiele sind zu nennen das 1876 erbaute älteste

Pariser Kaufhaus „Bon Marché“, die 420 Meter lange, 114 Meter breite und 45 Meter hohe Maschinengalerie der 14. Weltausstellung in Paris im Jahr 1889 sowie der von Uraler Meistern geschaffene, aus 2 000 Einzelteilen bestehende Pavillon aus Gusseisen für die 18. Weltausstellung 1900 in Paris [1] bis [7].

[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis 2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München 2007.

[2] Friemert, Ch.: Die gläserne Arche – Kristallpalast London, Dresden 1984.

[3] Mesenin, N. A.: Erzählungen über Eisen, Leipzig 1982.

[4] Wille, H. H.: Sternstunden der Technik, Leipzig 1986.

[5] Wille, H. H.: Stählerne Welt, Leipzig, Jena, Berlin 1971.

[6] Friebe, W.: Vom Kristallpalast zum Sonnenturm, Leipzig 1983.

[7] Piersig, W.: Bauwerke aus Eisen und Stahl – der Kristallpalast von London, metallverarbeitung 44 (1990) H. 5, S. 146/147.

Literatur zum Teil der Kristallpalast von London.

[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis

2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München: GRIN-Verlag 2007.

[2] Friemert, Ch.: Die gläserne Arche – Kristallpalast London 1851 und 1854,

Dresden: VEB Verlag der Kunst, 1984.

[3] Mesenin, N. A.: Erzählungen über Eisen, Leipzig: VEB Deutscher Verlag für

Grundstoffindustrie, 1982.

[4] Wille, H. H.: Sternstunden der Technik, Leipzig, Jena, Berlin: Urania-Verlag 1986.

[5] Wille, H. H.: Stählerne Welt, Leipzig, Jena, Berlin: Urania-Verlag 1971.

[6] Friebe, W.: Vom Kristallpalast zum Sonnenturm. Leipzig: EDITION 1983.

[7] Piersig, W.: Bauwerke aus Eisen und Stahl – der Kristallpalast von London,

metallverarbeitung 44 (1990) H. 5, S. 146/147.

Joseph Paxton – der Architekt des Crystal Palace zu London .

Der Architekt des Londoner Kristallpalastes Joseph Paxton entstammt einer einfachen Familie. Er wurde am 3. August 1803 in Milton Bryan, Bedfordshire, geboren. Er war der siebte Sohn eines Bauern. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach nur einem kurzen Besuch einer Grammar School der Schule arbeitete er auf dem Bauernhof seines Bruders. Aufgrund der schlechten Behandlung bei ihm flüchtete er, 1818 wurde er als Hilfskraft im Battlesden Park angestellt, und begann eine Lehre zum Gärtner.[1],[2]

Da Paxton noch nicht das dazu erforderliche Alter besaß, gab er sich als älter aus. Im Laufe seines späteren Lebens gab er sein wahres Alter zu. Daraus resultiert, daß verschiedene Quellen heute noch fälschlicherweise 1801 als sein Geburtsjahr angeben.

Seine Gärtnerlehre führte ihn an die Gärten der Horticultural Society of Chiswick. 1824 war er Vorarbeiter des Arboretums (Baumgarten mit verschiedenen Gehölzen) von Chiswick.

Paxton war strebsam und arbeitete sich deshalb schnell hoch, seine Arbeit fand Anklang und so wurde er dadurch bereits mit 23 Jahren durch William Spencer Cavendish, dem sechsten Herzog von Devonshire, 1826 zum Chefgärtner von Chatsworth berufen. Seine wichtigste Aufgabe bestand in der Umgestaltung des dortigen Parks. Dafür ließ Paxton sich seltene Samen und Pflanzen aus Asien und Amerika herbeibringen.

Was den Architekten des Crystal Palace auszeichnete war, daß er ein Autodidakt war. So brachte er sich als echter viktorianischer Selfmademan den Gärtnerberuf bei und gründete mehrere Zeitschriften, beispielsweise Außerdem gehen auf ihn folgende Schriften zurück: Horticultural Register (1831), Magazin of Botany and Register of Flowering Plants (1834), Practical Treatrise on the Cultivation of Dahlia (1838), Packed Botanical Dictionary, comprising the Names of all Plants known in Britain (1840), Gardeners' Chronicle (1841) und Paxton`s Flower Garden (1850-1853 - mit John Lindley). Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Paxton“.

Mit seinen Leistungen beeindruckte er den Herzog von Devonshire so sehr, daß er nicht nur sein Ratgeber und Aktienhändler wie auch 1832 sein Gutsverwalter wurde, sondern zwischen ihnen sich bald auch ein freundschaftliches Verhältnis herausbildete. So unternahmen der Duke of Devonshire und Paxton im Jahre 1838 gemeinsam die traditionelle Grand Tour, die Bildungsreise der britischen Oberklasse durch Italien und Griechenland. Und es dauerte nicht lange, da stieg er auch zum Direktor der Midland-Eisenbahn-Companie auf.

Inhalt der Paxtonschen Garten-, Park- und Landschaftsplanungen waren auch Entwürfe von Wintergärten und Orangerien. Beispielsweise stammt von ihm das 1836-1841

gebaute The Great Conservatory im Park von Chatsworth House, für das er ein patentiertes System zur Eindeckung des Glasdaches entwickelte, und welches Vorbild war für das 1841-1849 errichtete Palm House in Kew Gardens.

In Chatsworth schuf Paxton auch einen Arboretum und begann mit dem Bauen. Er baute große Brunnen, wovon als besonders erwähnenswert scheint der 1844 errichtete Emperor Fountain, mit 85 Metern einer der höchsten Brunnen Europas, und im Jahre 1850 entstand ebenfalls in Chatsworth durch Joseph Paxton ein tropisches Seerosenhaus mit beheizbarem Becken, das Victoria-Regia-Gewächshaus. Der Höhepunkt seiner Eisen-Glas-Holzkonstruktionen war das 1851 errichtete Ausstellungsgebäude Crystal Palace. Beeindruckend sind obendrein die errichteten Bauten, wie das Schloss Mentmore Towers und das Schloss Ferrières en Brie.

Für die Umsetzung seiner Ideen bei der architektonischen Planung standen Paxton ausreichend erfahrene Architekten zur Seite. Auf solche Weise ist es auch nur erklärlich, daß alle seine vielen Vorstellungen zur Neugestaltung zum erfolgreichen Abschluss kamen. Dies trifft insbesondere für die Verwirklichung seiner Gedankenskizze für den Kristallpalast zu, wo er innerhalb von nur wenigen Tagen, seine Idee, dank seines Expertenteams, als baureifen Entwurf präsentiert bekam.

Der Gedankenblitz von Paxton, sein Entwurf waren so gut, daß er wahr wurde und großen Erfolg hatte. Seine Notation und das von ihm geschaffene Gebäude für die Great Exhibition wurde sehr gut angenommen und brachte ihn überdies mit viel Prominenz in Verbindung, was seine Stellung weiter aufwertete. Neben dem Honorar von 5 000 Pfund Sterling, wurde er auch geadelt.

Der von ihm im Juli 1850 Royal Commission vorgelegt und der Öffentlichkeit bekannt gemachte Plan für das Londoner Ausstellungsgebäude zeichnete sich insbesondere durch zwölf hauptsächliche Vorzüge sowohl gegenüber allen eingereichten, von der Bewertungskommission verworfenen Entwürfen wie auch gegen das von der Jury selbst erarbeitete, vom Parlament, von der einflussreichen Gesellschaft und auch von der Allgemeinheit nicht akzeptierte Projekt (einer monströsen lang gestreckten, dreischiffigen Halle, die von einer gewaltigen Kuppel aus Backstein, Stahl und Eisenplatten bekrönt werden sollte) aus, nämlich dank:

- seiner Leichtigkeit,
- seiner geringen Kosten,
- seiner klaren durchgehenden Gebäudegliederung aller Gebäudeschiffe,
- seinem weitgehenden Verzicht auf übermäßige dekorative Elemente
- seiner schlüssigen montierbaren wie auch demontierbaren Lösung,
- seiner weitestgehenden typisierten, gerasterten Bauelemente für die

Gebäudehülle,

- seinem System ridge-and-furrow-principle (Dachfirst- und Hohlkehre-Prinzip),
- seinem gerasterten Baugrundriss für 1500 quadratische Ausstellungsflächen,
- seiner fast vollständigen Integration der Vor-Ort-Materialprüfungen,
- seinen schonenden Umgang mit dem alten Baumbestand im Hydepark,
- seiner Nutzung der inländischen industriellen Möglichkeiten,
- seiner Sicherung des technischen Fortschritts im Mutterland der industriellen

Revolution.

Damit war der Weg frei für das erste Expo-Gebäude für die erste Weltausstellung der Länder der Erde, zu ihrer Vereinigung unter einem gemeinsamen Dach. Also, die Weichen für die größte Versammlung der Nationen des Erdballs mit rund 14 000 interessierten Ausstellern aus um die einhundert Staaten, Kolonien sowie nichtselbstständigen Fürsten- und Herzogtümern. Allein aus Großbritannien und seinen Kolonien gab es um die 6.900 potentiellen Ausstellungsbewerber.

Vom Paxtonschen Plan überzeugt, aber auch durch den großen Publikumserfolg über das Konzept des englischen Landschaft- und Gewächshausarchitekten getragen, gab eine vierundzwanzigköpfige, aus führenden Wissenschaftlern, Ingenieuren, Beamten und Industriellen gebildeten Royal Commission, mit Prinz Albert an der Spitze, die Zustimmung für die Ausführung des Weltmessegebäudes für London. In Folge votierte darauf aufbauend auch die Mehrzahl der Parlamentarier des Unterhauses für diesen Ausstellungsplan von Joseph Paxton.

Bereits im Monat August des Jahres 1850 wurden die ersten Betonfundamente gegossen; schon Ende September d. g. J. konnten die ersten Säulen errichtet werden, und im Januar des Jahres 1851 stand das Gebäude für die Londoner Exposition, welches vom Punch Crystal Palace getauft wurde. Direkt danach folgend wurden die aufwendigen Einbauten und Dekorationen für die mehr als eine Million Ausstellungsstücke eingebracht und ab dem Monat März des Expo-Jahres mehr und mehr vervollständigt. Bezeichnend ist, daß es Paxton mit der Firma Fox & Henderson Co. gelang, in nur 104 Tagen sein entworfenes überdimensionale Gewächshaus Wirklichkeit werden zu lassen.

Bekannterweise musste ja der Crystal Palace umgesetzt werden; auch für diese Neuerrichtung des Kristallpalastes in Sydenham erhielt er den Zuschlag. Des Weiteren erhielt Paxton den ehrenvollen Auftrag, die Ausstattung des britischen Expeditionscorps für die Krim vorzunehmen. Mit der Wahl im Jahre 1854 zum Parlamentsabgeordneten für das Unterhaus von Coventry wurde ihm eine weitere Ehrung zuteil. Außerdem bekam er 1858 ein Patent auf die Konstruktion transportabler Gewächshäuser. Ferner wurde ihm zu Ehren die Gattung Paxtonia Lindl. der Pflanzenfamilie der Orchideengewächse (Orchidaceae) benannt.

Mit seiner Bewerkstelligung des Crystal Palace erntete er auch internationale Anerkennung. So plante er in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts neben Landhäusern auch Herrschaftssitze für die Insel auch die für die Rothschilds auf dem Kontinent in Frankreich.

Paxton war verheiratet mit Sarah Brown und hatte mit ihr acht Kinder. Vermögend und hoch geehrt starb Sir Joseph Paxton am 8. Juni 1865 in Sydenham [1], [2] und die weiterführende Literatur [3] bis [5] auf Seite 10.

[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis 2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München: GRIN-Verlag 2007.

[2] Piersig, W.: Bauwerke aus Eisen und Stahl – der Kristallpalast von London, metallverarbeitung 44 (1990) H. 5, S. 146/147.

Literatur zum Teil Joseph Paxton – der Architekt des Crystal Palace.

[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis

2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München: GRIN-Verlag 2007.

[2] Piersig, W.: Bauwerke aus Eisen und Stahl – der Kristallpalast von London, metallverarbeitung 44 (1990) H. 5, S. 146/147.

Weiterführende Literatur zum Teil der Architekt Joseph Paxton.

[3] Anthony, J.: Joseph Paxton: An Illustrated Life of Sir Joseph Paxton, 1803-1865, Shire Publications, Aylesbury: 1973.

[4] Chadwick, G. F.: The Works of Sir Joseph Paxton. 1803-1865, Architectural Press, London: 1961.

[5] McKean, J.: Crystal Palace, Joseph Paxton and Charles Fox, Phaidon Press,

London 1994.

[...]


[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis 2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München: GRIN-Verlag 2007.

[1] Piersig, W.: Ein Exkurs durch die bedeutendsten Weltausstellungen von 1851 bis 2005 für Fachleute, Interessierte und Laien, München: GRIN-Verlag 2007.

[2] Piersig, W.: Bauwerke aus Eisen und Stahl – der Kristallpalast von London, metallverarbeitung 44 (1990) H. 5, S. 146/147.

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Der Kristallpalast von London und sein Architekt Joseph Paxton - Der Glaspalast zu München
Untertitel
Das Schmieden und die Schmiedekunst - Historisches zur Metallbearbeitung. Beiträge zur Technikgeschichte (2)
Autor
Jahr
2009
Seiten
48
Katalognummer
V141687
ISBN (eBook)
9783640503025
ISBN (Buch)
9783640503339
Dateigröße
3462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kristallpalast London, Joseph Paxton, Glaspalast München, Schmieden, Schmiedekunst, Metallformung
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing., Dr.-Ing. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2009, Der Kristallpalast von London und sein Architekt Joseph Paxton - Der Glaspalast zu München, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141687

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